Caradras - Schattenkönige | |
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Review von Tailgunner vom 17.10.2021 (4787 mal gelesen) | |
Das Rothorn, ein Berg im Nebelgebirge in Mittelerde, besser bekannt unter seinem Sindarin-Namen Caradhras: Hier scheiterte die Gemeinschaft des Ringes bei der Überquerung des Passes und wurde in die grausamen Tiefen von Moria gezwungen. Der Rest ist bekannt. Den majestätischen Namen dieses erhabenen Berges macht sich nun auch eine Black Metal Formation aus deutschen Landen zu eigen und versucht ähnlich frostig, karg und lebensfeindlich wie dieser hohe Grat, ihre musikalische Vision unter das Voll zu speien. Mit 'Im Nebel' legen CARADRAS dann jedoch eher hüftsteif los, und man ahnt bereits nichts Gutes. Vielleicht wird es mit 'Siegel, gebrochen' besser? Ja tatsächlich. Hier haben wir dann gleich eines der besseren Stücke von "Schattenkönige", und ich frage mich unmittelbar: Verdammt, woran erinnert mich das die ganze Zeit"? Genau, an eine Sparversion der hochgeschätzten HELRUNAR. Die Vorzeige-Formation hat hier stilistisch schwer Pate gestanden, was auch bei den gesprochenen Passagen mehr als deutlich wird. Im Promotext ist dann auch zu lesen, dass Skald Draugir hier einige Vocals beigesteuert hat. Aber dieser Umstand retten CARADRAS auch nicht davor, mit dem Mal der Beliebigkeit gebrandmarkt zu werden. Die guten Ansätze kann man schon heraushören, allerdings scheitern die Mannen an der Umsetzung. Das Songwriting ist viel zu statisch, ja eher schon hölzern, als dass sich hier eine wie auch immer geartete Atmosphäre einstellt. . Der Sound der Gitarre ist darüber hinaus richtig nervig, und man kommt ganz allgemein handwerklich und inhaltlich nicht über gutes Demo-Niveau hinaus. Immerhin kann man die in deutscher Sprache vorgetragenen Lyrics nicht als peinlich bezeichnen, denn dieser Grad ist bei Gesang in unserer Muttersprache allzeit ein ausgesprochen schmaler. Dennoch hört man dem Album an, dass es unausgereift ist. Es wäre unbedingt dienlich gewesen, das Eisen noch ein oder zwei Jahre zu schmieden, denn so haben wir es hier leider nicht mit der edlen Elbenklinge Narsil zu tun, sondern eher mit einem ungeschlachteten Uruk-Hai Hackebeil. Das ist bedauerlich, denn im Kern sind die guten Ansätze durchaus erkennbar. Aber weshalb muss denn zum Beispiel 'Drums In The Deep' mehr als neun Minuten gehen? Ich bin ja bekanntermaßen eine überzeugter Longtrack Fan, aber hier sehen wir, wie es nicht gemacht werden sollte, denn es gibt keinen Spannungsbogen und es erscheint überhaupt nicht mit Bedacht durchkomponiert. Also gut, fassen wir das mal zusammen und betrachten das Ganze perspektivisch: Es gibt im Black Metal Underground haufenweise Schrott, dazu zähle ich "Schattenkönige" ausdrücklich nicht, denn die grundsätzliche Ausrichtung gefällt mir. Allerdings kreide ich die Unausgegorenheit an. Etwas mehr Zuwendung hätte der Scheibe auf alle Fälle mal gut getan. Sind CARADRAS somit gescheitert, wie die Ringgemeinschaft am Rothornpass? Nein, das sehe ich nicht, aber sie müssen sich durch die Minen von Moria und über die Brücke von Khazad-dûm wagen, wollen sie weiterhin bestehen. So dann: Wohl an! Gesamtwertung: 5.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Im Nebel 02. Siegel, gebrochen 03. Schattenkönige 04. Kettenhund 05. Prometheus 06. Drums In The Deep 07. In Den Grüften 08. Von Den Sternen | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 55:01 Minuten VÖ: 15.10.2021 |
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