Night - High Tides - Distand Skies

Review von Blaze Breeg vom 09.10.2020 (11448 mal gelesen)
Night - High Tides - Distand Skies Es gibt wohl nicht viele Truppen, die als klassische Heavy Metal-Formationen beginnen und im Laufe weniger Jahre zu Hardrockern von internationalem Spitzenniveau mutieren. NIGHT aus Linköping, gegründet im Jahr 2011, ist dieses Kunststück zwischen ihrem zweiten Langeisen "Soldiers Of Time" (2015) und dessen völlig zurecht hochgelobtem Nachfolger "Raft Of The World" (2017) geglückt. Der vor einem halben Jahr veröffentlichte Quickie "Feeling It Everywhere/Kings Of The Night" konnte mich nicht gänzlich überzeugen, wohl aber die Wartezeit ein wenig überbrücken.

"High Tides - Distant Skies" eröffnet gleich mit einem Paukenschlag: 'Shadow Gold' ist nämlich ein perfekter Hardrock-Song, der von traumhaften Twin-Gitarrenmelodien und einprägsamen Gesangslinien veredelt wird. Ja, die vier Jungs haben mit Sicherheit schon einmal THIN LIZZY gehört ... Die Vocals von Oskar "Burning Fire" Andersson, der zudem einen der beiden Sechssaiter zupft, dürften erneut polarisieren - allerdings ist seine nicht sonderlich kraftvolle, manchmal leicht schiefe Stimme inzwischen ohne Frage ein echtes Erkennungsmerkmal der Schweden. Ich werfe mich angesichts dieser Perfomance auch anno 2020 nicht in den Staub, aber Punktabzüge gibt es gewiss nicht. Ein bemerkenswerter Track ist - zumindest in meinen Ohren - 'Crimson Past', weil die perfekt eingestreuten, melancholischen DIRE STRAITS-Gitarren das Herz aller Hörer erwärmen, die schon einmal Göttergaben wie 'Sultans Of Swing' abgefeiert haben. "High Tides - Distant Skies" bewegt sich erfreulicherweise auch abgesehen von diesen beiden Nummern, die mir besonders gut gefallen, auf einem konstant hohen Niveau. Die Band kommt in den weitgehend recht kurzen Kompositionen auf den Punkt, nimmt sich jedoch auch Zeit für ein paar instrumentale Spielereien wie im oben erwähnten Opener oder in 'Falling In The Black'. Das ebenso simple wie effiziente 'Give Me To The Night' dürfte dank Singalong-Potenzial ein Live-Favorit werden, der fantastische Closer 'Under The Moonlight Sky' ist mein Anspieltipp. Wenn man das Haar in der Suppe sucht, kann man konstatieren, dass der Überraschungseffekt des Vorgängers fehlt. Nur: Wen interessiert das? NIGHT präsentieren uns auf Album Nummer vier nicht nur einen warmen, organischen Sound, sondern vor allem hochwertiges Songwriting, das von zahllosen Hooks geprägt ist und der grandios-lässigen Gitarrenarbeit von Sammy "Highway Filip" Pettersson sowie "Burning Fire" reichlich Luft zum Atmen lässt. Eine Platte zum Genießen, die uns zu einer verträumten Zeitreise in die 1970er Jahre einlädt.

Im Ganzen gesehen ist festzuhalten, dass NIGHT nach der eingangs beschriebenen Metamorphose Mitte der zurückliegenden Dekade ihren Stil gefunden haben. Innovativ ist hier nichts, Leidenschaft allerdings alles. "High Tides - Distant Skies" sollte daher auf dem Einkaufszettel aller Classic Rock-/Hardrock-Liebhaber stehen, die auch jungen, traditionsbewussten Bands eine ehrliche Chance geben möchten. Und dass Schweden diesen Stil einfach drauf haben, bewiesen in den letzten Jahren bereits ROBERT PEHRSSON'S HUMBUCKER, BLACK TRIP/VOJD und JOSEPH THOLL.

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Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Shadow Gold
02. Burning Sky
03. Crimson Past
04. Falling In The Black
05. Running Away
06. Here On My Own
07. Lost In A Dream
08. Give Me To The Night
09. Under The Moonlight Sky
Band Website: www.facebook.com/nightbandofficial
Medium: CD
Spieldauer: 36:57 Minuten
VÖ: 11.09.2020

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