Mortal Thrall - A Path To Fire | |
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Review von Zephir vom 17.06.2022 (5819 mal gelesen) | |
"A Path To Fire" heißt das Debüt eines erst kürzlich zum Leben erweckten Post Black Metal-Duos aus Nashville, Tennessee. Todd Harris (Vocals, Gitarre, Bass, weiterhin zuständig für das Songwriting und die Lyrics) und Christopher Scott Davis (Synthies und Keyboards) gründeten MORTAL THRALL anno 2020, also mitten in der Lockdown-Phase. Was wir hier zu hören bekommen, ist eine sehr moderne und teils recht großzügige Interpretation des Prädikats Post Black Metal, die ihre Inspirationen gleichermaßen von Kollegen wie LITURGY, KATATONIA und ALCEST zieht, weiterhin durchaus auch nach US-amerikanischen Post Rock-Kollegen wie SHINER und HUM schielt. Das bedeutet bei MORTAL THRALL aber keineswegs Imitation. Gleich zu Beginn frappiert das Intro 'Flames (Interpolation)' als offensichtlich spanisches Akustikgitarrensolo - dies erklärt sich aus dem Konzept des Albums, denn ungeachtet des modernen Sounds geht es thematisch um ein ganz und gar unmodernes Sujet. Es sind die späten Tage der spanischen Inquisition, und eines ihrer letzten Opfer, Maria de los Dolores Lopez, wird von der Kirche der Ketzerei angeklagt und ermordet. Nach ausgiebiger noisiger Verzerrung der spanischen Gitarren, die nichts Gutes erahnen lässt, trifft einen die Softness des Folgetracks 'A Path To Fire' dann überraschend. Zwar bewegen sich die harschen Vocals und die zwischenzeitlichen Blastbeats durchaus im Post Black Metal, aber im Großen und Ganzen kommen starke Post Rock-Anleihen durch, wofür vielleicht auch die ganz ungewohnt in Dur gehaltene Stimmung sorgt. Was dieser Albumauftakt verspricht, kann 'Take The Cold' halten: Der Track wird mit seinen leichten Synthie-Einschlägen diejenigen begeistern, die gerne auch mal Musik von VIOLET COLD oder GERM hören. Anschließend färbt sich die Grundstimmung deutlich unbarmherziger und rauer, was mit dem ungestümen 'The Calling' recht unvermittelt beginnt. Gleichwohl wird der moderne Spirit immer wieder durch die zwischenzeitlich eingestreuten verträumten Interludes neu belebt. Zu erwähnen ist ein solches vor allem in 'Passion Made A Weapon', einem Song, der mich hier und da an HERETOIRs letztes Album „The Circle" (2017) denken lässt. Eine ähnliche Atmosphäre verbreitet 'Twelve Long Years', wohingegen 'One Soul, One Life' noch einmal so richtig losknüppelt und im Vergleich zum Rest des Albums, der trotz der düsteren Thematik erstaunlich durgeladen daherkommt, ganz schön pessimistisch wird. Wie soll es angesichts der Thematik auch anders sein? Die Lyrics sind dankenswerterweise nachzulesen und beschönigen nichts; so war die Menschenwelt dereinst und so wird sie leider auch weiterhin noch eine Weile sein. Dass 'Flames Filled The Sky' das Album beendet und Mastermind Harris der Historie kein alternatives Happy End angedeihen lässt, liegt auch in persönlicher Motivation begründet: Er versucht die Parallelen zur heutigen Gesellschaft herauszuarbeiten, zu einer Gesellschaft, die, so wage ich zu behaupten, in seinem Heimatstaat Tennessee für homosexuelle Black Metaller sicher noch sehr viel weniger Offenheit zu bieten hat, als es vermutlich in Mitteleuropa der Fall wäre. Das Urteil, das ich hier aussprechen möchte, lautet folgendermaßen: "A Path To Fire" ist ein in jeglicher Hinsicht gleichsam gekonntes wie auch gewagtes Debüt, das Elemente geschickt zusammenfügt, die ein guter Teil der Szene in dieser Konstellation vielleicht noch nicht allzu häufig zu hören bekommen hat. Insofern entwickeln MORTAL THRALL trotz zahlreicher (positiver!) Reminiszenzen an die oben genannten Bands oder vielleicht auch gerade auf ihrer Grundlage eine Eigenständigkeit, die diesen Start sehr vielversprechend macht. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Flames (Interpolation) 02. A Path To Fire 03. Take The Cold 04. The Calling 05. Passion Made A Weapon 06. Twelve Long Years 07. One Soul, One Life 08. Flames Filled The Sky | Band Website: Medium: CD + digital Spieldauer: 42:22 Minuten VÖ: 20.05.2022 |
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