Surgical Meth Machine - Surgical Meth Machine

Review von Opa Steve vom 05.05.2016 (4413 mal gelesen)
Surgical Meth Machine - Surgical Meth Machine Al Jourgensen ist ein waschechter Weirdo. Mit seiner berühmten Hauptband MINISTRY hat er Geschichte im Bereich des Industrial Metals geschrieben und einen ganz eigenen kalten und aggressiven Sound etabliert. Mit Jello Biafra arbeitete er an LARD und huldigte den simplen Punk-Smashern. Und in vielen weiteren Nebenprojekten hat er sich von Country bis richtig obskur schon ausgetobt. SURGICAL METH MACHINE ist das neue Solo-Werk, welches Jourgensen allein geschrieben und eingespielt hat. Und hier - ohne Rücksicht auf irgendwelche Bandkollegen - zeigt sich Jourgensen von seiner durchgeknalltesten Seite. Das Material ähnelt MINISTRY, ist dabei aber völlig over the top. In sämtlichen stilistischen Zutaten hat er nicht dosiert gearbeitet, sondern einfach unkontrolliert draufgeschüttet. So ist der ohnehin brutale Sound aus derben Gitarren, Drum-Attacken und massig verzerrtem Sample-Schmutz nochmal gewaltig durch den Fleischwolf gedreht worden und noch ein gutes Stück wilder. Überall gibt es wilde Loops, von Schlagzeug bis zu den Vocals wird eine Menge verzerrt und die Drumcomputer ballern völlig irre - wie amoklaufende Experimente von Cyberdyne-Systems, die sich anschicken, die Weltherrschaft zu übernehmen. Stellenweise ist so ein Lärm übereinandergeschichtet, dass die Songs einem Rauschen gleichkommen. Da ist man schon froh, wenn man zwischendurch einfach mal ein paar klassische Metal-Leads vernimmt, die sich in Form von Soli in 'I Want More' oder 'Rich People Problems' aus dem Lärm herausarbeiten.

Nicht alles ist akustischer Krieg, was auf diesem Album passiert, aber gerade am Anfang bekommt man nur ziemlich apokalyptisch auf die Fresse, bis das Inferno mit 'I Want More' seinen Höhepunkt erreicht. Danach gönnt sich der gute Al die künstlerische Freiheit, sich an anderen verrückten Dingen zu probieren. Die Loop-Spielereien arten immer öfter aus. 'Smash And Grab' ist schon ein ziemlich sinnloser Titel und 'Unlistenable' danach macht seinem Namen alle Ehre. Eigentlich sind es nur merkwürdige Geräusche, zu denen eine Band nach der anderen gedisst wird. Auszug gefällig? "What you think about MEGADETH?" - "They fuck!". "Did you hear the new LAMB OF GOD?" - (schenkelklopfendes Gelächter). "Here's a Band everyone loves to hate. What about NICKELBACK?" - (endlose Fluchkaskade). "MINISTRY?" - "I hate fucking industrial, bitch!". Es ist wohl sein ganz spezieller Humor, den man nicht unbedingt nachvollziehen kann, wenn man keinen Zugang zu Al's Gedankenwelt (oder weniger Chemie im Blut) hat. Mit 'Gates Of Steel' gibt es auch noch schönen Gute-Laune-Punk und der Rausschmeißer 'I'm Invisible' gerät tatsächlich zu chilliger und hintergedankenfreier Loungemusik.

Für Sammler des Obskuren ist fast jedes Jourgensen-Werk ein dankbares Thema. Hier muss man sich auf alles gefasst machen und vor allem blasen einen die härtesten Titel einfach nur weg. 'I Want More' ist schon eine beeindruckende Marke verbrannter Erde. Man könnte dem Album tatsächlich eine gar nicht so üble Bewertung aufdrücken, wenn es nicht auch diese unberechenbaren Querschläger hätte, die man nur schwer unter musikalischen Gesichtspunkten einsortieren kann. Daher verbleibe ich ohne Wertung und kann potenziellen Käufern nur empfehlen: erwartet alles und nichts, vor allem macht euch auf etwas gefasst!

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. I'm Sensitive
02. Tragic Alert
03. I Want More
04. Rich People Problems
05. I Don't Wanna
06. Smash And Grab
07. Unlistenable
08. Gates Of Steel
09. Spudnik
10. Just Go Home
11. Just Keep Going
12. I'm Invisible
Band Website: www.alfuckingjourgensen.com
Medium: CD
Spieldauer: 40:00 Minuten
VÖ: 15.04.2016

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