Leichenwetter - Legende

Review von Kex vom 11.11.2010 (5559 mal gelesen)
Leichenwetter - Legende Das System "deutsche Dichter vetonen" kennen wir bereits, unter anderem von GOETHES ERBEN, die sich insbesondere eben Goethe verschrieben haben. LEICHENWETTER präsentieren sich, seitdem 2005 ihr Debüt "Urworte" erschien, weitaus weniger eingeschränkt im Material, und vertonen auch auf "Legende" alles von Georg Trakl über Clemens Brentano bis Heinrich Heine.

Hörten sich LEICHENWETTER bis zum 2007 erschienen Album "Klage" eher nach einer Mischung aus rockgefärbten RAMMSTEINgitarren mit eher folkigen Klängen und sphärischen Einflüssen an, zeigt sich bei "Legende" wohl nicht nur wegen der personellen Umbesetzung 2009 eine deutliche Entwicklung weg vom Rock hin zum eher opulenten Keyboardeinsatz. Dabei ist die Ausrichtung an RAMMSTEIN nach wie vor deutlich hörbar, wenn sich dies im Gesang lediglich beim Opener 'Anrede' niederschlägt. Insgesamt hat sich der Gesang zum Positiven verändert, was sich vor allem in der Umsetzung des 'Erlkönig' niederschlägt. Dem Sprecher Karsten Wolfewicz steht Sänger Numen in nichts nach, setzt auch er die düstere Atmosphäre des Gedichtes mit entsprechend klarem, dunkleren Gesang wie auch teilweise fast opernartigen Einlagen um.

Die eher opulente Untermahlung einiger Stücke mit viel Orchester vom Band und reichlich vorhandenem Keyboard mag zwar nicht jeder Manns Geschmack sein, andererseits passt gerade diese Musik meiner Meinung nach zu einem Großteil der ausgewählten Werke, wobei nicht der Eindruck entstehen soll, dass der Hörer ähnlich wie bei RHAPSODY komplett von Instrumenteneinsatz erschlagen werden würde. Nett ist auch das 'Out of the Dark' Cover anzuhören, welches sicher vor allem Fans des Ambient/Gothic Rock Genres gefallen dürfte, wenn auch der Gesang in seiner IN EXTREMO-Färbung des Textes irgendwie hinter dem starken Refrain zurücksteht. Das wäre sicher sauberer gegangen. Mit der Umsetzung von 'Oh schweig' von Clemens Brentano wird an eher rockige Zeiten angeknüpft, was aber auch eher eine Ausnahme darstellt. Zuletzt sei noch angemerkt, dass 'Die Beschwörung' durchaus darauf hinweist, dass sexueller Missbrauch seitens der Kirche schon zu Zeiten Heinrich Heines wohl ein größeres Thema war. Ob man im dreiminütigen Abspann unbedingt Nachrichtenzusammenfassungen zu den Vorfällen der Odenwaldschule wie andere ähnliche Vorfälle komprimiert einfließen lassen muss, weiß ich nicht. Mir persönlich war diese Vertonung dann doch zu reißerisch, vor allem aber wäre mehr Musik und weniger an Nachrichten sicher mehr gewesen.

Fazit: Mit "Legende" haben LEICHENWETTER ein weiteres Mal Werke deutscher Dichter quer durch die Jahrhunderte vertont und bewiesen, dass melodiös-sphärische Umsetzung zu Gitarren der neuen deutschen Härte ebenso passen, wie teils schwülstiger Keyboardeinsatz zu rauem Gesang. Dennoch ist "Legende" sicher kein Album für jedermann. Für diejenigen, die Dichtkunst lieben, wie auch Fans von Ambient-Wave Gothic-neue deutsche Hörte-Crossoverprojekten ist dieser Silberling sicherlich ein Muss. Der Rest hört besser selbst rein, es lohnt sich durchaus.

Anspieltips: 'Erlkönig', 'Betörung'

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Anrede
02. Romanze zur Nacht
03. Erlkönig
04. Verklärung
05. Chor der Toten
06. Die Beschwörung
07. Abendlied
08. Out of the dark
09. O schweig
10. Betörung
11. Schwanenlied
12. Herbstseele
Band Website: www.leichenwetter.de/
Medium: CD
Spieldauer: 55:00 Minuten
VÖ: 15.10.2010

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