Opeth - The Last Will And Testament | |
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Review von Eddieson vom 28.11.2024 (3742 mal gelesen) | |
Für ihr 14. Studioalbum haben sich OPETH etwas ganz Besonderes ausgedacht: ein Konzeptalbum. Die Geschichte des Albums spielt zur Zeit des ersten Weltkrieges. Ein wohlhabender und konservativer Patriach ist verstorben und sein letzter Wille und Testament, das in seiner Villa verlesen wird, bringt dunkle und schockierende Familiengeheimnisse zutage. Unter den versammelten Gästen befindet sich auch ein junges an Polio erkranktes Mädchen, das von der Familie neben ihren Zwillingskindern großgezogen wurde. Ihre Anwesenheit lässt viele Verdächtigungen aufkommen. Die Musik zu der Geschichte hat Akerfeldt im Alleingang geschrieben, und die die Szenerie absolut fantastisch widerspiegelt. Die Dramaturgie der Geschichte, die mit Hilfe von Klara Rönnqvist Fors entstanden ist, und die dunkle Stimmung der Szenerie sind spürbar in den Songs umgesetzt worden. Die Texte sind zum Teil aus der Sicht des Verstorbenen geschrieben worden, was dem lyrischen Konzept nochmal eine besondere Note verleiht, befassen sich aber auch mit den Reaktionen der Zwillingskinder. Musikalisch gibt es hier einen Mix aus altbekannten Zutaten, soll heißen, dass OPETH hier wieder in proggigen Gefilden wildern, die die Songs zum Teil erst sehr sperrig wirken lassen und nicht sofort zugänglioch sind, auf der anderen Seite aber wieder mit mehr Härte gespielt werden, dass man sich sehr an "Watershed" erinnert fühlt. '§1' als Opener ist ein abwechslungsreicher Einstieg, der auch mit ordentlich Aggressivität in das Album einsteigt. Und siehe da Mikael Akerfeldt setzt wieder seine Growls ein, die immer noch markant und voluminös ausfallen. Und schon damit straft er alle Zweifler, die dachten, er könne es nicht mehr, Lügen. Im weiteren Verlauf zeigt sich der Song sehr atmosphärisch, sei es durch die Erzählstimme von niemand Geringerem als JETHRO TULL-Frontmann Ian Anderson oder Akerfeldt-Tochter Mirjam, die ebenfalls einen Erzählpart übernimmt, und durch die traurigen Streicherarrangements am Ende. '§2' geht dann direkt über und beginnt wieder mit Aggressivität, Härte und Growls. Wird dann aber ruhiger und kann dann vor allem mit Joey Tempest (EUROPE) als Begleitsänger überzeugen. Auch Anderson hat als Erzähler wieder einen Einsatz und macht dies wunderbar stimmig. Schon hier gibt es unheimlich viel zu entdecken, was dem Hörer beim Erstdurchgang wohl verborgen bleibt. '§3' zeigt dann, dass OPETH immer noch eine Metalband sind. Unter Mithilfe des Londoner Session Orchestras gibt es hier zwar komplexe Riffs und Melodien, die man erstmal wieder verarbeiten muss, aber auch Doublebass und ein starkes Solo. Auch '§4' hält wieder einige Überraschungen parat. Zum einen ist der Basslauf hier eine wahre Freude, Ian Anderson ist hier nicht nur Erzählstimme, sondern unterstützt auch an seinem Hauptinstrument, der Querflöte, und der Harfen-Break ist mit seiner Melodie einfach nur fantastisch. Bis hierhin ist das Album schon absolut fesselnd, spannend und voller kleinen Details gespickt, die man auch erst nach mehrmaligem Hören entdeckt. Eingeleitet von Streichern geht es mit '§5' weiter. Ein anfangs sehr vertrackter Song, der im Verlauf wieder sehr hart wird, auch ob der aggressiven Growls und dann mit orientalischen Melodien überrascht. Und was Schlagzeuger Waltteri Väyrynen nicht nur in diesem Song, sondern auf dem gesamten Album fabriziert, ist schier unglaublich. Das muss hier mal besonders betont werden. Aber auch Akerfeldt zeigt sich auf Albumlänge stimmlich noch variabler, als er es eh schon auf den Vorgängeralben getan hat. Man spürt die Leidenschaft der Band, die sie in die Wichtigkeit dieses Albums steckt. '§6' beginnt für OPETH-Verhältnisse erstmal schlicht und wird dann im weiteren Verlauf etwas komplexer, die Orchestrierung lässt den Song noch eine Stufe erhabener wirken, bevor er dann mit ruhigen Gitarren und Keyboard ausläuft. '§7' ist dann der letzte Paragraph des letzten Willens. Anderson ist hier wieder sowohl stimmlich als auch mit seiner Querflöte zu hören. Insgesamt ein eher ruhiger Song, der aber durch seine düsteren Riffs und düsteren Grundstimmung überzeugen kann. 'A Story Never Told' ist der letzte Song und der einzige, der einen richtigen Songtitel besitzt. Zwar schlägt der Song so ein bisschen aus der Art des Albums, ist aber nichtsdestotrotz ein typischer OPETH-Schmachtfetzen, der zum Träumen einlädt und diesen Brocken eines Albums mit sanften Klängen zum Ende bringt. OPETH haben sich mittlerweile eine Ausnahmestellung erspielt und mit "The Last Will And Testament" unterstreichen sie diese noch einmal ganz dick. Hat man sich erstmal dieses Album erschlossen, bekommt man damit ein rundum stimmiges Werk, und da beziehe ich das großartige Artwork unbedingt mit ein, welches absolut nicht einfach ist, aber mit so viel Leidenschaft, Detailverliebtheit, Arbeit und Spielfreude entstanden ist, dass man sich dem absolut nicht entziehen kann. Es ist ein Album geworden, wo man sich hinsetzen will, die LP zur Hand nimmt und auf den Teller legt, dazu das Textblatt nimmt und in die Geschichte eintauchen möchte, sich in diese Zeit und Szenerie versetzen will, um das alles zu begreifen, was da auf dem ALbum passiert, nur um dann am Ende von "The Last Will And Testament" sofort wieder von vorne beginnen zu wollen. Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. §1 02. §2 03. §3 04. §4 05. §5 06. §6 07. §7 08. A Story Never Told | Band Website: www.opeth.com Medium: CD, LP Spieldauer: 50:59 Minuten VÖ: 22.11.2024 |
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