Demon Bitch - Master Of The Games | |
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Review von baarikärpänen vom 28.11.2024 (3424 mal gelesen) | |
Hell yeah! Es sind diese besonderen Momente, die man als Rezensent so besonders zu schätzen weiß. Da hat man das ganze Jahr über ein Album nach dem anderen vorliegen und findet das, was man darauf geboten bekommt in 95% der Fälle gut bis sehr gut. Wenn man seit Jahrzehnten mittlerweile im (vornehmlich traditionell zu bezeichnenden) Metal steckt und sich darin super wohl fühlt, dann kann man auf den besprochenen Scheiben immer wieder Querverweise zu anderen Bands raushören, was das Endergebnis in den meisten Fällen gar nicht schmälert. Man hat es halt so oder so ähnlich schon mal gehört. Das im Hinterkopf, geht man dann auch daran, sich die Mucke der nächsten zu rezensierenden Truppe auf die Lauscher zu geben. Tja, und dann kommt das, was yours truly zunächst aufhorchen und dann vor Freude vor dem Rechner rumspringen lässt (wir kriegen das Material im Normalfall ja als Download). Der Grund dafür war "Master Of The Games" der US-Boys von DEMON BITCH. Was für ein abgefahrenes, eigenständiges, forderndes und im besten Sinne des Wortes traditionell-metallisches Album einer Band, die gleichwohl wird damit leben müssen, dass es da draußen Menschen geben wird, die vom Material überfahren und überfordert sein werden. Der Rest darf sich hingegen auf eine Frischzellenkur für das Altbewährte freuen. DEMON BITCH exisiteren bereits seit 2011 und sind sowas wie der Ableger der 2010 gegründeten WHITE MAGICIAN, denn vier Fünftel der Band, abgesehen von Bassist B. Beastmaster, spielen ebenda. Hört man sich beide Bands an, dann versteht man auch, warum beide fast zeitgleich parallel zueinander existieren. Wo WHITE MAGICIAN ihren eingängigen Heavy Metal mit einer deutlichen Prise Hard Rock versehen, agieren DEMON BITCH auf einem gänzlich anderen Level. Das zeigt schon ein Blick auf die Seiten der metallischen Archive, wo zu DEMON BITCH gleich 24 andere Truppen als "Referenz" angeführt werden. Die Liste reicht von JUDAS PRIEST über MERCYFUL FATE bis hin zu SAVAGE GRACE und gar BROCAS HELM. Sämtliche Namen, die da aufgeführt werden, stimmen irgendwie und dann am Ende eben doch nicht. Ganz zu schweigen davon, dass in dieser Liste ein Name fehlt, der unbedingt noch dazugehört hätte, nämlich LIEGE LORD zu Zeiten des Debüts "Freedom's Rise". Genau das macht DEMON BITCH für mich zu einer der derzeit spannendsten Bands in ihrem Sektor. DEMON BITCH in eine der vielen Schubladen im Bereich des traditionellen Metals zu stecken, fällt deswegen enorm schwer. Wenn es eine sein muss, dann vielleicht die des US-Power Metals. Wobei auch die für den Fünfer aus der Motor City Detroit zu eng ist. Glücklicherweise gibt es ja immer mehr Bands, die sich diese Art des Power Metals auf ihre Fahnen schreiben, eine Abkehr von dem verwässerten und mit Keyboards und Tralala-Melodien zugekleisterten "Bauer Metals", den uns eine - und merkwürdigerweise sehr erfolgreiche - gewisse schwedische Truppe seit Jahren zumutet. Na ja, über Geschmack lässt sich ja sowieso trefflich streiten. Wie dem auch sei, DEMON BITCH haben in den 13 Jahren ihres Bestehens neben einem Demo gerade mal eine EP und 2016 mit "Hellfriends" ein komplettes und in Untergrundkreisen gefeiertes Album veröffentlicht. Die acht Jahre bis zum jetzigen "Master Of The Games" haben die Jungs auf jeden Fall bestens genutzt. Wobei uns die Scherzkekse mit dem Intro 'Beyond The Pillars' erst mal gewaltig aufs Glatteis führen. Schalmeiähnliche Klänge, das Knistern des Lagerfeuers, lassen eher an eine weitere vom Mittalalter geprägte Band denken. Die Gedanken werden aber bereits mit dem Beginn von 'The Quickening' zerstreut, wobei spätestens beim ersten Solopart deutlich wird, dass das Intro schon seine Berechtigung hat, denn es klingt doch sehr klassisch. Die beiden Gitarristen Lord Mars und Solon Saton schütteln sich aber bereits hier einige bemerkenswerte Riffs aus dem Ärmel. Ebenfalls klar wird, dass "Master Of The Games" kein Album für den schnellen Hunger zwischendurch ist. Hier, wie auch in den restlichen sieben folgenden Songs, passiert so viel in jedem einzelnen Stück, die Geschwindigkeit wird geschickt variiert, Speed Metal-Passagen wechseln sich mit getragenen und epischen Parts. Und Sänger Logon Saton, tja, an dem werden sich sicher die Geister scheiden. Mit seinen durchaus gewöhnungsbedürftigen hohen Vocals (manchmal muss ich gar an Geddy Lee denken), gepaart mit noch höheren Schreien, verpasst er DEMON BITCH aber einen gewissen Wiedererkennungswert. Der Mann lebt wirklich jede einzelne Zeile seiner Lyrics. Neben den tollen musikalischen Ideen im Songwriting ist er für mich aber genau der Grund, warum ich "Master Of The Games" einfach nur abfeiern kann und LIEGE LORD in der Aufzählung auf Metal Archives vermisst habe, denn deren "Freedom's Rise" lebte auch von der ungewöhnlichen Stimme. Es ist völlig unnötig, hier einzelne Songs rauszupicken, denn das komplette Album zeichnet sich dadurch aus, dass die hohe Qualität zu keiner Sekunde, mit keinem Part, unterschritten wird. Nur eines ist es nicht, nämlich easy listening. Neben den Gitarristen und Logon Saton sorgen auch Drummer Master Commander und Bassist B. Beastmaster mit ihrem wirklich abgefahrenen Spiel dafür. Für DEMON BITCH könnte man viele Beschreibungen finden, die sicher auch in gewisser Weise zutreffen. Aber nimmt man zum Beispiel einen Song wie 'Tower Of Dreams' wird deutlich, dass DEMON BITCH schwer zu packen sind. Neoklassik trifft auf Kauz, trifft auf Theatralik, trifft auf Speed Metal, trifft auf Power Metal und klingt doch nicht wirr oder überfrachtet. Der Fünfer hat wirklich eine Scheibe abgeliefert, die eigenständiger nicht sein könnte. Es wundert mich nicht, dass DEMON BITCH bei ihrem ersten Abstecher nach Europa auf dem Chaos Descends-Festival einiges an Eindruck hinterlassen haben. MEGADETH hat man irgendwann mal mit dem Attribut "thinking man's metal" versehen. Und für mich gehören DEMON BITCH irgendwie auch in diese Kategorie. Sicher, hört man "Master Of The Games" einfach nur nebenbei, läuft man Gefahr, das Album als chaotisch und nahezu unhörbar zu bezeichnen. Damit würde man DEMON BITCH aber Unrecht tun. "Master Of The Games" ist fordernd, keine Frage. Aber genau das ist es, was diese Scheibe so außergewöhnlich macht und für mich schon jetzt der Grund, dass die Jungs aus Detroit ganz vorne in meiner Liste der besten Neuerscheinungen des Jahres 2024 landen werden. High Roller, die für den Vertrieb für Deutschland und weite Teile Europas zuständig sind, haben mal wieder Geschmack bewiesen. Sicher wird es Menschen geben, die hier mit Ach und Krach eine mittlere Bewertung schon übertrieben finden, aber von meiner Warte gibt es hier ganz klar die Höchstnote. Gesamtwertung: 10.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Beyond The Pillars 02. The Quickening 03. Master Of The Games 04. Not Of The Cruciform 05. Protector And The Horse 06. Into The Archway 07. Sentinel At The Spire 08. Tower Of Dreams 09. Soldiers Of Obscurity | Band Website: www.facebook.com/demonbitch/ Medium: CD, LP, Digital Spieldauer: 45:54 Minuten VÖ: 29.11.2024 |
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