The Neal Morse Band - Momentum | |
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Review von Warlord vom 21.09.2012 (6087 mal gelesen) | |
![]() Den ersten Song habe ich dabei noch gar nicht erwähnt, es ist der Titeltrack und der ist keinen Deut schlechter. Eine poppige "BEATLES-Melodie" entfaltet sich zu einem grandiosen "Prog"-Feuerwerk der Extraklasse, bei dem MR. BIG-Ass und "Guitar-Hero" Paul Gilbert die Soli beisteuert. Danach ist natürlich erst mal Durchschnaufen angesagt, sprich: eine Ballade. Zu akustischer Gitarre trägt Neal den Text von 'Smoke And Mirrors' vor. Der Refrain ist vielleicht ein bisschen zu beliebig geraten, was soll's, der Spuk ist nach gut viereinhalb Minuten auch schon wieder vorüber. 'Weathering Sky' und 'Freak' sind von ähnlicher Länge, aber zumindest ersterer ist deutlich spannender: ein lockerer Rocker mit komplexer Gitarrenlinie und coolem Refrain. Statt der wieder etwas zu platten Bridge hätte man zwar noch etwas Raum für eine kleine Frickel-Einlage gehabt, aber der Song geht mit seinem schönen Chorgesang trotzdem in Ordnung. 'Freak' verspricht vom Titel Extravagantes. Zumindest die Geigenbegleitung (Einmann-Orchester Chris Carmichael) ist es dann auch, der Song selbst entpuppt sich leider als einfallslose und nervende BEATLES-Hommage, quietschbunter Dur-Poprock der sehr einschläfernden Art. Dafür entschädigt aber der mo(nu)ment(um)ale Abschlusstrack 'World Without End'. Stimmungsvoll von Orgel und Synthesizern eingeleitet ist diese Suite in sechs Teilen angeordnet. Auf die hart rockende und mit furiosen Soli ausgestattete fünfeinhalbminütige 'Introduction' folgt mit 'Never Pass Away' eine ruhigere aber trotzdem treibende Strophe. Das groovt ordentlich, Morse singt in seiner tieferen Stimmlage und der Refrain kommt (nicht nur deshalb) um Klassen besser als auf dem Vorgänger. Ein kurzes Geigensolo vermittelt ein wohliges KANSAS-Gefühl. 'Losing Your Soul' (ab 9:50) ist dann der balladeske Teil, den ich nach der rasanten Einleitung erwartet hätte. Nach zwei Minuten entwickelt sich daraus aber ein Heavy-Rocker (ähnlich 'Weathering Sky'), bei dem Morse mit verfremdeter Stimme arbeitet. Das luftige 'The Mystery' glänzt mit hübschen Synthesizer-Melodien und geht dann auch folgerichtig in eine längere und mit energischen Keyboard-Gitarren-Unisonoläufen ausgestattete Instrumental-Passage über, die nach ihrem Höhepunkt einem ruhigen Piano Platz machen (ca 20:30). So beginnt der fünfte Teil 'Some Kind Of Yesterday', aber es bleibt natürlich nicht lange still. Die pfeilschnellen Gitarrensoli steuert hier übrigens Adson Sodre bei, brasilianisches Talent und Gitarrist in der aktuellen Tourband von Morse. Die Reprise von 'Never Pass Away' ist im Tempo abgewandelt, langsam, eindringlich, pathetisch, wie man es von großen SPOCK'S BEARD-Epen kennt (ich denke da an 'The Healing Colours Of Sound' auf "Day For Night", obwohl dessen hymnische Qualitäten natürlich nicht erreicht werden). Eine jubilierende Keyboard/Gitarren-Melodie schließt dieses neue Epos aus der Feder des Meisters angemessen ab. Fazit: "Momentum" ist für mich eine weitere sehr gelungene Veröffentlichung des Komponisten Neal Morse, dessen Solo-Output nach seinem Ausstieg bei SPOCK'S BEARD kurioserweise den seiner alten Band übertroffen hat (sagenhafte 24 Veröffentlichungen in 13 Jahren, die fantastischen TRANSATLANTIC-Alben gar nicht mitgerechnet!). Manch' "Prog"-Purist nennt den Charismatiker deswegen abschätzig "Vielschreiber", meiner Ansicht nach steckt dahinter oft nur elitäres Denken und die (Milchmädchen-)Gleichung "mehr Erfolg=weniger künstlerischer Gehalt". Natürlich bleiben die großen Überraschungen aus, bei einigen Passagen glaubt man, zumindest Varianten schon gehört zu haben. Das ist aber bei MOZART, BACH und BEETHOVEN nicht anders und für einen sich fortentwickelnden Künstler auch notwendig. Morse fügt seine Trademark-Versatzstücke hier aber so locker und ungezwungen zusammen, dass einen manchmal schon das alte Erstaunen überfällt. Der Mann ist einfach Musiker mit Leib und Seele, spielt Keyboards, Rhythmusgitarren, singt und ist stets auf der Suche nach der ultimativen Melodie. Der Titeltrack, 'Thoughts Part 5' und erstaunlicherweise auch der (very)Longtrack sind tolle Stücke, die nie langweilig werden. Mike Portnoys Schlagzeugspiel fand ich schon bei TRANSATLANTIC besser als bei seiner ehemaligen Hauptband DREAM THEATER und hier hat er wirklich einen tollen, songdienlichen Job abgeliefert, ohne natürlich auf kleine Kabinettstückchen zu verzichten. Der Klang der von Neal Morse in Nashville produzierten und (wie gewohnt) von Rich Mouser gemischten Aufnahmen ist tadellos und hat (wenn notwendig) auch ordentlich "Punch" ( "Day For Night" könnte ich hier noch einmal erwähnen oder auch "V"). Von den drei kürzeren Titeln kommt 'Weathering Sky' noch gut weg, die beiden anderen sind recht verzichtbar. Das ist aber auch schon alles, was man hier nörgelnd erwähnen könnte und 9 halbgare (von 61) Minuten können den Brei natürlich nicht verderben. Fans der alten SPOCK'S BEARD und Freunde schöner Melodien und gut aufgebauter Epen MÜSSEN zugreifen, andere sollten sich durch das Etikett "Progrock" nicht abschrecken lassen und einmal in den Kosmos eines Meisters eintauchen. Es lohnt sich! P.S. Das Album erscheint als Standard CD sowie als "DVD-Media-Book". Dieses enthält (logischerweise) eine (1:10:23 lange) DVD mit folgendem Inhalt: 1. The Making Of Momentum (53:52) 2. Special Feature - 'Weathering Sky' Video (3:57) 3. Special Feature - 'Momentum' Video (4:40) 4. Special Feature - 'Thoughts Part 5' Video (7:54) Gesamtwertung: 8.5 Punkte ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | |
Trackliste | Album-Info |
01. Momentum 6:26 02. Thoughts Part 5 7:51 03. Smoke and Mirrors 4:37 04. Weathering Sky 4:15 05. Freak 4:30 06. World Without End 33:38 I. Introduction II. Never Pass Away III.Losing Your Soul IV. The Mystery V.Some Kind Of Yesterday VI. Never Pass Away (Reprise) | Band Website: www.nealmorse.com Medium: CD Spieldauer: 61:22 Minuten VÖ: 10.09.2012 |
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