Epica - The Solace System

Review von Metal Guru vom 04.10.2017 (10037 mal gelesen)
Epica - The Solace System EPICA sind eine von auffallend vielen 'Female-Fronted' Gothic-/Heavy-/Symphonic-Metalbands, die sich stetig zunehmender Beliebtheit zu erfreuen scheinen. Mir gefallen Kapellen wie EDENBRIDGE, KRYPTERIA, LEAVES´ EYES, NIGHTWISH, THEATER OF TRAGEDY oder wie sie alle heißen natürlich auch wegen der Metalmädels, vorzugsweise an der Sangesfront. Allein schon die Tatsache, dass sich weiblicher Gesang (also höhere Frequenzen) im schwermetallischen (also in der Regel tieffrequenteren) Bereich besser durchsetzen/einfacher mixen, tut meinen Ohren gut. Abgesehen davon glotze ich mir als Teil eines potentiellen Publikums auch lieber gelackte und gelederte Mädels als ebensolche Kerle an ...

Die sechs Musiker Isaac Delahaye (Guitars), Coen Janssen (Keyboards), Mark Jansen (Guitars, Growls), Rob van der Loo (Bass) und Ariën van Weesenbeek (Drums) können alle 'richtig' spielen und Simone Simons (Vocals) kann nachgewiesenermaßen tatsächlich singen. Allein der Kontrast zwischen ihrem hohen/klaren/tonalen Gesang und Marks atonalen/tiefen/zerrigen Growls ist ein echter 'Hinhörer’. Dazu dann echter Chor und echtes Orchester - das macht schon was her! Leider fallen Marks Vokalbeiträge im Vergleich zu anderen hauptberuflichen Schreihälsen meiner Ansicht nach etwas ab, aber er muss neben all dem Gegrunze ja auch noch klampfen!

Die sechs Stücke auf "The Solace System" klingen allesamt auf den Punkt, breitbandig, hymnisch, kompakt, opulent, vollmundig - mit Ausnahme von 'Immortal Melancholy', einer mehr oder weniger akustischen Quotenballade, die diesmal von Marks gezupfter Gitarre (nicht Coens Klavier) und Simones mit Abstand dynamischstem/emotionalstem/variabelstem Gesang (auf dieser Scheibe) getragen wird. Sorry an alle Metalheads, aber mir persönlich gefällt dieses EPICA-untypische Stück bisher am besten.

Die Produktion will mir selbst nach dreimaliger Hörung noch immer nicht so recht gefallen. Liegt's an der Instrumentierung, dem Mastering/dem Mix oder einfach nur an den mir freundlicherweise zur Verfügung gestellten MP3s (no WAVs) - keine Ahnung. Der Sound der Scheibe scheint ok, aber nicht druckvoll, alle Instrumente irgendwie 'platt gebügelt' zu sein. Na ja, und der Bass sieht auf den Promofotos zwar super aus, aber hören kann man ihn leider kaum oder gar nicht. Das liegt hauptsächlich an den Bassdrums, die (typisch metallisch) die tiefsten Frequenzen erzeugen und so alles neben sich erschlagen. Die Gitarren links und rechts klingen trotz Zerrung seltsam steril (wie aus der Tube, sprich Line6 o.ä.) und auch das eine oder andere kurze Solo mittet mehr als das es schneidet. Simones Gesang fällt hoch bis sehr hoch, leider aber nicht voluminös aus - mancherorts scheint er mir gar wie ein nachträglich hinzugefügter Fremdkörper, was er ja auch ist (hinzugefügt, nicht Fremdkörper). Das wiederum deutet auf einen nicht ganz gelungenen Mix hin.

Der Beipackzettel (aka die Bandinfo) schmeißt mit Superlativen nur so um sich. So handle es sich bei "The Solace System" um das ambitionierteste, bombastischste, epochalste, mutigste, pyramidonalste, tiefgängigste, vielschichtigste Werk der Band überhaupt - ich sage nur: Geschmackssache! Unabhängig davon blieben bei der Produktion des letzten Longplayers "The Holographic Principle" offensichtlich einige Songs liegen, die einzig und allein aufgrund der limitierten Spieldauer einer Einzel-CD nicht verwertet werden konnten. Nicht verwertet heißt für EPICA aber nicht verworfen und so veröffentlicht die Band nun diese 6-Track EP (Extended Play), quasi als Trostpflaster beim Warten auf das nächste (noch größere) Werk. Warum sich die Jungs und das Mädel für eine solche ca. halbstündige 'nachgeschobene' Scheibe, ihrerzeit aber gegen ein Doppelalbum entschieden haben, bleibt ewiges epikanisches Geheimnis ...

"The Solace System" von EPICA mag sicher was für alle Freunde des straighten Symphonic Metals sein und wer keine schlagenden Argumente gegen Frauen im Metal vorzubringen hat (solche Typen soll’s ja immer noch geben), der oder die muss hier wohl oder übel ran. Mir persönlich sind EPICA auf Dauer zu eintönig, melodisch zu grundtonverhaftet und rhythmisch zu langweilig - bin eben kein Headbanger. Trotz der Kritikpunkte vergebe ich sieben tröstende Tropfen, allein schon wegen 'Immortal Melancholy'.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. The Solace System
02. Fight Your Demons
03. Architect Of Light
04. Wheel Of Destiny
05. Immortal Melancholy
06. Decoded Poetry
Band Website: www.epica.nl/
Medium: CD
Spieldauer: 29:55 Minuten
VÖ: 01.09.2017

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten