Lucifer - Lucifer IV

Review von Damage Case vom 29.10.2021 (7485 mal gelesen)
Lucifer - Lucifer IV Lauscht man der Musik der deutsch-schwedischen Band LUCIFER, dann legt man stets das Ohr tief an den Puls der frühen/mittleren 70er. COVEN, BLACK SABBATH, KISS, JEFFERSON AIRPLANE, Flower Power, okkulte Rituale, Schlaghosen und Vinyl kommen unweigerlich in den Sinn. Und doch spielen Johanna, Nicke & Co. weder klassischen Classic noch Stoner Rock, sondern eher eine riffbetonte Doom-Rock-Variante.

Nur ein Jahr nach dem bockstarken Vorgänger "Lucifer III" schiebt die Band - unter Coronabedingungen wohlbemerkt - ein gleichwertiges Nachfolgewerk nach. Elf Songs, fünfundvierzig Minuten - so lange dauert 2021 eine auflockernde akustische Reise in die Vergangenheit. Selbst das Tony-Iommi-Gedächtnisriff zu Beginn von 'Cold As A Tombstone' mag man den Songwritern dabei nicht übelnehmen, einfach, weil es passt. Im Endeffekt lässt sich die Formel von LUCIFER folgendermaßen auf den Punkt bringen: Die Instrumentalisten rund um den seit dem zweiten Album mitspielenden Drummer Nicke Andersson legen einen flockig-bedrohlichen Rocksoundteppich aus, über den die souveräne und immer leicht gefährlich-berauschend klingende Sängerin schreitet. Selbst die tollen, aber zu kurzen Gitarrensoli im großartigen 'Mausoleum' wirken beinahe als Lückenfüller, damit Johanna mal kurz an der Zigarette ziehen kann. Dennoch klingt an LUCIFER alles ungezwungen, natürlich und genauso gewollt. Der Sound ist weich und vinylfreundlich, ohne in irgendeiner Weise billig oder antiquiert zu rauschen. Die Grooves sitzen und der Flow des Albums ist fast schon beängstigend kurzweilig. Deswegen eingangs die Vergleiche zu COVEN: Die Band, von deren Spitze (oben, nicht vorne) eine anbetungswürdige Fronterin thront, klingt dunkel und böse, ohne auch nur irgendwie aufgesetzt zu wirken und hierfür Corpsepaint oder Blastbeats aus dem Keller holen zu müssen.

Fazit: Im direkten Vergleich zum stilistisch identischen Achtkommafünf-Punkte-Vorgänger liegt das unheimliche Coverartwork der vom Kreuz blickenden Johanna der Neuen leicht vorne. Dafür fehlt heuer ein magischer Überhit der Sorte 'Leather Demon'. Einigen wir uns auf Unentschieden. Der kommerzielle Durchbruch liegt förmlich in der Luft, denn hinter GHOST, AVATARIUM und den BLUES PILLS müssen sich LUCIFER spätestens 2021 auf jeden Fall nicht mehr verstecken.

Drei Anspieltipps: 'Archangel Of Death' - was ein Songtitel. Und genauso watscht der Opener den Hörer gleich mal wach, bis Frau Platow ihren Sirenengesang, der Eisberge zum Schmelzen bringt und komplette Chöre verblassen lässt, die Ansage macht: Sturm zieht auf. 'Bring Me His Head', noch so ein Songtitel eines Klasserockers, den nur sehr wenige Rockmusiker bringen können, ohne komplett lächerlich zu wirken. DANZIG zum Beispiel seit 1996 nicht mehr. Der Rausschmeißer 'Phobos' hat ein geiles Riffing, mehr muss man nicht wissen und geht uns Hörer auch gar nix an.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Archangel Of Death
02. Wild Hearses
03. Crucifix (I Burn For You)
04. Bring Me His Head
05. Mausoleum
06. The Funeral Pyre
07. Cold As A Tombstone
08. Louise
09. Nightmare
10. Orion
11. Phobos
Band Website: www.facebook.com/luciferofficial
Medium: CD, LP
Spieldauer: 45:41 Minuten
VÖ: 29.10.2021

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten