Iron Maiden - Senjutsu | |
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Review von Eddieson vom 01.09.2021 (10050 mal gelesen) | |
Ein neues Album von IRON MAIDEN zu besprechen ist in der Tat keine einfache Aufgabe. Vor allem als Fanboy ist es dazu besonders schwer, die Objektivität zu behalten. Dazu kommt, dass es einem die Engländer mit "Sentjutsu" besonders schwer machen, denn mit knapp 82 Minuten Spielzeit braucht man schon etwas Ausdauer in dieser schnelllebigen Zeit. Das stellt den Hörer und Fan der Band vor das nächste Problem. Kann die Band den Spannungsbogen halten, auch wenn man "Senjutsu" in ein paar Wochen, Monaten oder Jahren wieder auflegt? Klar, in der ersten Euphorie eines neuen MAIDEN-Albums läuft es immer wieder, denn man will alles entdecken, aufsaugen, wahrnehmen, fühlen, hören und nichts verpassen. Der test of time wird zeigen, ob dies in einiger Zeit auch noch so sein wird. Mit einem kräftigen Schlag auf die Toms wird "Senjutsu" gleich mit dem Titeltrack eröffnet und da folgt auch schon die erste Überraschung. Der Track ist kein knackig-kurzer Song wie 'If Eternity Should Fail' (wenn man das Intro mal abzieht), 'The Wicker Man' oder 'Different World', sondern ein getragener Acht-Minuten-Track, der vor allem durch das geniale Schlagzeug des Herrn McBrain lebt. Auch Dickinson klingt hier extrem stark. Vor allem, wenn der Gesang gedoppelt ist. Klar, Dickinson kann sein Alter nicht verbergen, soll er auch gar nicht, das hört man auf Albumlänge. Doch er singt hier locker, kommt gut in die Höhen, klingt weder gepresst noch angestrengt. Nur um das mal eben vorweg zu nehmen. 'Stratego' wurde ja schon als Single veröffentlicht und fungiert tatsächlich als einer der zackigsten Songs auf dem Album. Auch 'The Writing On The Wall' (mit seinem wirklich großartigen Animated-Video) sollte mittlerweile jedem Fan bekannt sein. Das kernige Country/Western-Intro und der folgende Hard-Rock-Vibe sind MAIDEN-untypisch, machen das Hören aber eben dadurch wesentlich interessanter. Die Gesangseffekte zu Beginn 'Lost In A Lost World' stören mich ein wenig, da ich erstens nicht auf zu starke Effekte stehe, zweitens es ein Bruce Dickinson nicht nötig hat, und songdienlich sind sie auch nicht. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Der Song braucht knapp zwei Minuten, bis er richtig Fahrt aufnimmt. Dann versprüht er aber einen schönen "Brave New World"-Charme. MAIDEN-typische Tempowechsel sorgen für Abwechslung, gut platzierte und nicht zu prägnante Synthies dienen für eine dichte Atmosphäre, und das Solo-Duell in der Mitte macht unheimlich Spaß. Mit knapp über vier Minuten ist 'Days Of Future Past' der kürzeste und eingängigste Song von "Senjutsu". Eine knackig-rockige Nummer, die vor allem durch die melodischen Leads überzeugen kann. Zwar wird auch hier der Refrain x-mal wiederholt, aber das kennt man ja mittlerweile und stört nicht weiter. 'The Time Machine' ist vom Songaufbau ein typischer MAIDEN-Longtrack. Ruhiger Beginn, dann ein rasanter Mittelteil, bei dem man schon die Melodie aus tausenden Kehlen grölen hört, und ein ruhiges Ende. Das fast schon balladeske 'Darkest Hour' ist ein äußerst kraftvoller Song. Eine Art von Song, den MAIDEN lange nicht mehr geschrieben haben und der deswegen um so mehr Spaß macht und vor allem live eine dicke Gänsehaut erzeugen könnte. Mit den letzten drei Stücken knackt man jeweils die 10- bis 12-Minuten-Marke. 'Death Of The Celts' setzt ebenfalls wieder auf Synthies und versprüht schon gleich zu Beginn wieder einen "Brave New World"-Charme. Im Mittelteil hält Dickinson sich sehr zurück, sodass die Instrumente sich voll austoben können. Der längste Song 'The Parchment' ist auch eher von der getragenen Sorte und trägt eine düstere Atmosphäre mit sich, was vor allem auch durch die erneut eingesetzten Synthies kommt. Sicher nicht der beste MAIDEN-Longtrack. Doch am Ende hat man mit 'Hell On Earth' noch mal ein echtes Highlight platziert. Zwar ist auch dieser Song recht typisch, doch hat man in den rasanten Mittelteil noch mal einen kurzen ruhigen Part eingebaut. Und ist es mal wieder Dickinson, der in diesem Song auf ganzer Linie überzeugen kann und zeigt, warum er zu den besten Sängern im Metal zählt. Ein fantastische Albumfinale. Puh, im Großen und Ganzen muss ich aber sagen, dass mich MAIDEN mit diesem Album erst etwas ratlos zurück gelassen haben. Ich kann es gar nicht mal richtig packen, warum. Vielleicht ist es die düstere Atmosphäre des Albums, die einhergeht mit dem "Brave New World"-Charme, vielleicht ist es auch das Gefühl, dass hier und da zu sehr der Deckel auf den Songs liegt und man ihnen ruhig noch etwas mehr freien Lauf lassen könnte. Es mag auch an der Produktion liegen, die dem Album etwas die Kraft nimmt. Ich kann es nicht richtig greifen, woran es liegt. Es fehlen auch die prägnanten Gänsehaut-Momente, die mir beim Vorgänger "Book Of Souls" sofort unter die Haut gingen. In Summe dessen ist es mir unmöglich, hier die volle Punktzahl zu ziehen. "Senjutsu" ist ohne Zweifel ein starkes Album aber eben doch anders, als man es von MAIDEN erwartet (vielleicht ist es auch einfach das, was ich noch nicht so richtig greifen kann). Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Senjutsu 02. Stratego 03. The Writing On The Wall 04. Lost In A Lost World 05. Days Of Future Past 06. The Time Machine 07. Darkest Hour 08. Death Of The Celts 09. The Parchment 10. Hell On Earth | Band Website: www.ironmaiden.com/ Medium: CD, LP Spieldauer: 81:58 Minuten VÖ: 03.09.2021 |
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