Lunar Shadow - The Smokeless Fires | |
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Review von Zephir vom 14.06.2019 (8989 mal gelesen) | |
Die episch-melodische Formation LUNAR SHADOW ist noch relativ jung: 2015 releaste die deutsche Band ihre erste EP "Triumphator" im Alleingang, 2017 kam das Vollalbum "Far From Light" über das italienische Label Cruz del Sur auf den Markt. Kurz nach der Veröffentlichung wechselte das Quintett den Sänger; Mastermind, Gitarrist und Songschreiberling Max "Savage" Birbaum kämpfte seinerseits mit einer persönlichen Krise, die ihren Eingang in das zweite Album fand: Mit dem neuen Vokalisten Robert Röttig an der Front veröffentlichen LUNAR SHADOW nun "The Smokeless Fires", ein tief melancholisches Album voller Kraft und Power und voller nachdenklicher, schmerzvoller Momente. Im Line-up finden sich neben Birbaum und Röttig weiterhin Kay Hamacher an der Rhythmusgitarre, Sven Hamacher am Bass und Jörn Zehner hinter den Drums. Irgendjemand muss aber auch das Klavier eingespielt haben, das gleich in den allerersten Takten des Openers 'Catch Fire' mit einer nokturnal-elegischen Komposition betört. Da hat ein Songschreiber nicht einfach Talent, da kann ein Songschreiber richtig was und zeigt es auch: Als die Scheibe gemäß ihres Titels Feuer fängt, die E-Gitarre die verloren dahingeworfene Tonfolge lose übernimmt und der Song klassisch schwermetallisch losdrischt, haben LUNAR SHADOW eigentlich schon gewonnen. Das Songwriting ist in aller klassischer Trueness reichlich komplex und abwechslungsreich. Auch der zweite Track, 'Conajohara No More', wartet von Grillenzirpen und Waldvogel-Gesang mit Akustikgitarre über heavy Headbang-Sound und ausladende Gitarrensoli bis hin zu verträumt-balladesken Strophen mit allem auf, was man in einem epischen Metal-Track erwartet. (Apropos episch: Conajohara stammt aus dem Conan-Universum von Robert E. Howard.) Für meinen Geschmack sind hier nur die Vocals zu stark nachbearbeitet. Röttigs Stimme klingt mitunter recht jung, braucht aber meiner Meinung nach keinen künstlichen Pimp: Er hat Gefühl, ein großes Tonspektrum (ausgezeichnet für das traditionelle, melodische Genre) und in den tieferen Lagen gutes Volumen, was anderen hellen Männerstimmen oftmals fehlt. 'Roses' ist eine astreine Rock-Ballade, die in ihrer Form direkt aus den 80ern importiert sein könnte. Ganz großes auditives Kino mit Herzschmerz und Ohrwurm-Charakter, das die Band vorab auf ihrem YouTube-Kanal online gestellt hat. Zwar mag ich keine Fade-outs am Ende der Songs, aber bei diesem passt es einfach zum Stil - absolut runde, überzeugende Sache. Und damit noch nicht genug: In 'Pretend' begrüßt uns abermals das göttliche Klavier, paart sich mit Gitarre nunmehr zu einer echt lyrischen Ballade - ein Rahmen, in dem der Frontmann seine helle Stimme zur leicht rauen, romantischen Perfektion aussingen kann (Hut ab vor den Höhen, die er mit Gänsehaut-Ergebnis mühelos kriegt!). Hier passt auch der weiträumige Reverb-Effekt. Prädikat: genial komponiert, von den Musikern und dem Sänger eindrucksvoll umgesetzt. 'Laurelindórenan'- der Titel ist dem Tolkien-Universum entnommen - fährt dann wiederum in der klassischen Schiene, ebenso 'Red Nails (For The Pillar Of Death)'. Dabei hauen LUNAR SHADOW melodisch ausladende Power-Passagen ebenso gekonnt raus wie introvertierte Instrumental-Bridges. Vor allem letztgenannter Song ist so ein fettes Brett, dass sich "The Smokeless Fires" einwandfrei für das mittlerweile wohl als NWOTHM bezeichnete Segment qualifiziert. Bleibt noch Rausschmeißer 'Hawk Of The Hills', der lyrisch anfängt und alsdann in tightes Blast-Geknüppel übergeht. Der stetige Wechsel zwischen melancholischer Erzählung und drohendem Drum-Donnerwetter macht diesen Track aus, wobei sich zum Ende des Albums beide Parameter kongenial miteinander verbinden. (Auch dieser Track lässt sich vorab auf YouTube anhören, und zwar hier.) Muss noch etwas gesagt werden zu "The Smokeless Fires"? Vielleicht noch, dass das Coverart von Adam Burke (auch für die Isländer SÓLSTAFIR im Einsatz) zu dem traurig-powervollen, elegisch-leidenschaftlichen Werk ausgezeichnet passt. Und dass die Jungs unbedingt so weitermachen müssen. Dem traditionellen Heavy Metal der Vergangenheit prophezeien Bands wie LUNAR SHADOW eine goldene Zukunft. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Catch Fire 02. Conajohara No More 03. Roses 04. Pretend 05. Laurelindórenan 06. Red Nails (For The Pillar Of Death) 07. Hawk Of The Hills | Band Website: Medium: CD, LP Spieldauer: 44:29 Minuten VÖ: 14.06.2019 |
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