Interview mit Maxi von We Butter The Bread With Butter

Ein Interview von DevilsBourbon vom 11.11.2013 (9866 mal gelesen)
Während ihrer Headliner - Tour in Deutschland traf B4M WBTBWB zu einem Interview in Hamburg. Ein sichtlich gut gelaunter, symphatischer und frisch geduschter Maximilian Pauly Saux, seines Zeichens Bassist der Band, plauderte über Circus Halligalli, Zukunftspläne und ein Konzert auf einer Raumstation. Lest ausserdem noch, was es mit dem harten Tourleben auf sich hat und wie die Band mit Kritik umgeht.

Hi, Maxi. Wann seid ihr heute hier in Hamburg angekommen ?

Maxi: Gegen 11.00 Uhr heute morgen.

Habt ihr denn auch schon ein bisschen von der Stadt sehen können?

Maxi: Gar nichts. Also, ich kenne Hamburg ganz gut, weil meine Schwester hier wohnt. Sie studiert hier auch an der Uni. Das ist für mich mit Berlin die geilste Stadt hier in Deutschland. Wir haben eigentlich nur aufgebaut und versucht die technischen Probleme, die wir hatten, in den Griff zu bekommen. imgright

Zieht ihr nach dem Gig noch los?

Maxi: Nee, aber Gott sei Dank sind wir morgen auch noch hier, weil wir einen freien Tag haben. Den verbringen wir dann komplett hier in Hamburg. Na, mal gucken. Ich glaube, heute wollten wir hier im Bus pokern und morgen geht's dann in die Stadt.

Ihr wart ja vor Kurzem in den USA. Hattet ihr dort ein bisschen Zeit für Sightseeing über?

Maxi: Ja, immer so viel, wie es halt geht. Zwischen den Shows selbst hat man eigentlich gar keine Zeit. Wir haben drüben dann aber einen amerikanischen Tourmanager, der uns so'n bisschen rumführt. So haben wir dann zum Beispiel schnell die Golden Gate Bridge und die Freiheitsstatue gesehen. Aber wirklich Zeit hat man nie. Eigentlich arbeiten wir wirklich komplett durch.

Aber ihr wisst schon immer noch, in welcher City ihr gerade seid?

Maxi: (lacht) Ja, das wissen wir.

Wie waren eure Eindrücke von den Fans in den Staaten ?

Maxi: Super! Wir waren wirklich total überrascht, dass immer so viele Leute da waren, die wirklich auf uns gewartet haben und sogar die deutschen Texte mitsingen konnten. Es war wirklich unglaublich. Man hat zwar immer über das Internet mitbekommen, dass man dort ein paar Fans hat, aber dass es tatsächlich Realität wurde, weil man sich nicht immer auf Internetforen usw. verlassen kann, haben wir nicht gedacht. Aber es waren schon echt gut besuchte Konzerte. Vor allem Kaliforniern, Arizona und Texas. Das waren echt tolle Shows.

Wisssen die Fans drüben, denn was sie da singen?

Maxi: (grübelt) Ja, ich weiß nicht. Ich glaube, die eingefleischten Fans übersetzen sich das teilweise auch. Ob sie da immer ganz schlau draus werden, das weiß ich nicht. (lacht)

Einer von Euch hat zuerst kein Visum bekommen? Warst Du das etwa?

Maxi: Ja, das war ich.

Woran lag es?

Maxi: Mein Reisepass wurde geklaut. Auf dem Postweg von der Botschaft zu mir nach Hause. Und das amerikanische Konsulat ist sehr speziell. Telefonisch gab es keine Auskunft. Auch nicht als ich sagte, es sei ein Notfall. Es geht um mein Arbeitsvisum. Nichts passierte. Ich habe dann bei der Polizei eine Anzeige quasi gestartet. Damit wurde das Verfahren ein bisschen beschleunigt. Dadurch konnte ich dann noch zwei Wochen in die USA. Gott sei Dank. Sonst hätte ich komplett absagen müssen. Das wäre furchtbar gewesen.

Ich hätte nun fast vermutet, dass es mit Deinen argentinischen Wurzeln zusammenhängt?

Maxi: Ja, das dachte ich auch zuerst. Aber es war wirklich alles eine Woche bevor wir starten sollten bestätigt. Sollte per Expressbrief rausgehen und ich dachte, dann müsste das ja eigentlich jetzt sofort ankommen. Aber ich habe dann noch zwei Wochen zu Hause einfach nur gezittert und gedacht: Das kann ja wohl nicht wahr sein.

Und wer ist für Dich eingesprungen bzw. wie habt ihr das geregelt?

Maxi: Gar nicht. Bass kann man auch als Playback laufen lassen.

Ihr wart dort als Headliner?

Maxi: Ja, das war unserer Headline-Show. Insgesamt wären es, glaube ich, 20 Shows gewesen, und die Band selbst musste auch schon ein paar Shows absagen, weil deren Visa einfach zu spät kamen. Es betraf die komplette Ostküste. Es war sehr sehr traurig, aber im Februar 2014 holen wir das nach. Also nochmal eine Headline-Tour. Wir gehen dann nochmal rüber.

Spielt ihr generell lieber in kleinen Hallen oder auf Festivals?

Maxi: Das kommt ganz darauf an. Sagen wir mal, in zu großen Hallen, die halb leer sind, macht es keinen Sinn, auch wenn' s mal cool ist und ich liebe Festivals einfach. Weil man da mal die Chance hat, sich vor einem Publikum zu präsentieren, daß einen so gar nicht kennt und erwartet. Und da die Reaktion aufzugreifen und zu sehen, was passiert ist immer sehr spannend. Aber so kleinere Clubs, die dann so eine Energie mitbringen, weil soviel in Bewegung ist, ist natürlich auch toll. Es ist immer vom Konzert abhängig. Das kann man so pauschal gar nicht sagen.

Ich hab mir mal die vorläufige Setlist für diese Tour aus dem Internet organisiert. Ist es immer noch so, daß ihr den Titeltrack Eures neuen Albums 'Krieg Aus Gold' nicht spielt?

Maxi: Nee, spielen wir nicht.

Warum nicht? Es ist doch schließlich die Goldkinder-Tour, passend zum Album "Goldkinder"?

Maxi: Ja, schon. Aber nee. Den spielen wir nicht. Das Problem ist, als das Album rausgekommen ist, sind wir direkt auf Tour gegangen. Und wir haben eine geplante Lichtshow, die läuft quasi gesteuert mit. Wir haben keinen Mann dafür, der extra alles betätigt. Und das Programmieren für jeden Song ist immer sehr viel Aufwand. Aber trotzdem. Es sind sieben Songs aus dem neuen Album dabei, oder sechs.

Aber 'Mayday, Mayday' spielt ihr auch nicht und davon gibt es sogar T-Shirts beim Merch.

Maxi: Ja, das frage ich mich auch. Es ist ein cooler Rock-Song. Ich weiß es eigentlich selbst nicht. Wir haben wirklich seit dem zweiten bis zum dritten Album - also selbst mit dem Release des dritten Albums - nur getourt. Und im Prinzip hat sich auch die Show fast gar nicht verändert, außer dass wir ein paar neue Songs mit reingenommen haben. Also um wirklich einmal alles komplett neu zu machen, dafür fehlt uns momentan die Zeit. Ich denke mal, dass 2014 die perfekte Setlist entsteht und da wird Mayday auch dabei sein. Ich mag den Song unheimlich gern.

Auf Facebook seid ihr ja auch vertreten. Lest ihr die Kommentare zu Euren Posts?

Maxi: Ja, auf jeden Fall.

Wie geht ihr mit den teilweise beleidigenden Kommentaren um? Trifft euch das?

Maxi: Ach was, nee. Das trifft uns überhaupt nicht. Es klingt zwar jetzt ein bisschen hart, aber wir schreiben die Musik nicht für die Fans. Wir werden niemals auf das hören, was man uns sagt. Wenn wir Musik machen, sitzen wir alle zusammen in einem Raum und machen das was uns in dem Moment gerade am meisten gefällt und ich glaube, jeder der uns jetzt kennt, weiß, dass mit jedem neuen Album wieder eine Überraschung kommen wird. Wir haben einfach keine Lust uns zu wiederholen. Und dass die Leute uns jetzt so' n bisschen hassen, weil wir nicht schnell und nicht brutal genug und nicht mehr so albern sind, ja das ist dann eben so. Die verliert man eben. Aber die wollen wir auch gar nicht. Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Dann hab ich Euch für ein paar Sekunden mit Vollplayback bei Circus Halligalli gesehen. Mein Eindruck war, dass ihr zumindest im Studio sehr gut angekommen seid. Nur für den Zuschauer vorm Gerät, die extra für Euch eingeschaltet haben, war es nicht ganz so berauschend.

Maxi: Nee, da kann man halt nichts machen. Ist halt Fernsehen und nicht live. Und es wird auch nur zusammengeschnitten. Zum Beispiel METALLICA und KINGS OF LEON, die waren an dem Abend gar nicht da. Die waren eine Woche vorher dort und wurden dann einfach reingeschnitten. Es ist auch ein ganz anderes Publikum, das geklatscht hat. Die Fernsehwelt ist einfach eine große Lüge. Wir kamen aus der Tür raus und ich glaube Joko hatte irgendwas falsch gemacht, dann mussten wir wieder weg und nochmal rauskommen. Aber das sieht man natürlich alles nicht. Und damit alles reibungslos funktioniert, ist es natürlich Playback. Aber na gut, war unser erster Fernsehauftritt...vor der Werbung. (lacht)

Apropos METALLICA. Die haben angekündigt ein Konzert in der Antarktis geben zu wollen und zwar in der argentinischen Polarstation. Gibt es Orte oder Länder an/in denen ihr gerne spielen würdet?

Maxi: Ich würde auf jeden Fall auf einer Raumstation spielen wollen. Das wär einfach cool.

Ja, aber da können nicht so viele Fans dazu kommen...

Maxi: Nee, das nicht, aber eine Liveübertragung von dort, gut abgemischt, wäre möglich. Natürlich generell in irgendwelchen krassen Landschaften oder Festivals. Oder dann gibt es auch noch die 70000 Tons Of Metal. Das ist bestimmt unglaublich. Ja, ansonsten ist unser Ziel möglichst viele Länder zu sehen und es sind noch richtig viele offen. Und hoffentlich Japan und Australien. Auch Südamerika. Von dort bekommen wir immer viele liebe Nachrichten. Und gerade für mich bedeutet es sehr viel, wenn wir auf spanisch schreiben. Columbien und Argentinien wär schon toll. Mexico ist auch super. Wenn es geht würden wir überall spielen. Wirklich überall.

Wo seht Ihr Euch in fünf Jahren? Habt ihr Euch schon mal überlegt, wie es werden könnte? Seid ihr größer, bekannter ?

Maxi: Ja, das wäre wünschenswert. Mit dem neuen Album muss man das teilweise wieder neu aufrollen, was wir sind und wer wir sind und uns wieder so'n bisschen selbst finden. Wir haben ja sehr jung angefangen Musik zu machen. Und in fünf Jahren gibt es wahrscheinlich schon das fünfte Album. Vielleicht auch erst das vierte. Je nachdem wieviel Zeit wir uns lassen. Ich bin sehr gespannt. Ich denke mal, dass noch viele Sachen kommen werden, weil wir noch viel ausprobieren wollen. Wir wollen vor allem in dieser Konstellation austesten, was man noch alles mit Musik machen kann. Es macht einfach so viel Spaß mit den Jungs.

Könnt ihr noch auf die Strasse gehen, ohne von zig Leuten angesprochen zu werden?

Maxi: Ja, klar. Auf jeden Fall. Das passiert echt selten, dass jemand auf dich zukommt und sagt: Hey, Dich kenn ich doch. Aber wenn, eher in grösseren Städten.

Könnt ihr denn schon von Eurer Musik leben oder müsst ihr noch nebenbei was dazu verdienen?

Maxi: Um nebenbei zu arbeiten, oder vielleicht zu studieren, fehlt uns die Zeit. Aber um wirklich davon zu leben? Vielleicht würde es irgendwo reichen. Aber auch nicht wirklich, weil wir wirklich alles was wir haben, jeden einzelnen Cent, in unsere Band stecken. In diesen Bus, in die Lichttechnik und in neue Instrumente. Auf Tour ist der Verschleiß einfach brutal. Ich glaube heute sind gerade wieder 1000 ¤ weg gegangen und das muss man erstmal wieder reinholen. Und tja, dann bleibt halt nie was übrig. Vor allem nicht für Musiker. Die sind immer das letzte Glied. Aber es macht einfach Spaß und irgendwie kriegen wir nicht genug. Deswegen, solange es irgendwie geht und wir Essen und 'ne Dusche haben machen wir weiter.

Überwiegend sollen sich Bands ja mehr aus den Merchandise- als Plattenverkäufen finanzieren?

Maxi: (nickt zustimmend) Ja, Plattenverkäufe sind echt wenig. Es kaufen ja fast fast keine Menschen mehr CD's. Für uns war der Charteinstieg ja ganz gut. Auf Platz 27 sind wir gekommen mit dem neuen Album. Und damit bekommst Du schon eine ganz gute Aufmerksamkeit einfach auch mal auf neuen Festivals zu spielen. Es läuft so: Du hast ein gutes Album, damit kommen die guten Festivalslots. Wir präsentieren uns dort, danach kommen die Leute zu den Shows, und so hängt das alles zusammen. Und wir haben zusätzlich noch das Glück, daß wir diesen internationalen Markt haben und viel Touren können, auch wenn es sehr anstrengend ist. Nach zwei Wochen denkt man sich immer mal wieder : Oh Gott, warum tue ich mir das an. Und dann motiviert man sich wieder und macht weiter und dann kommt eine Show, die alles rausreißt. Und dann kommen wieder fünf schlechte, danach wieder zehn Stück, die sind super. Es ist ein ständiges Auf und Ab.

Welche Musik hörst du in deiner Freizeit? Ich gehe mal nicht davon aus, dass es nur Metal ist?

Maxi: Nee, also die Bands die ich jetzt ab und zu mal auf Tour gehört habe sind THE NEW REGIME, der Schlagzeuger von denen hat mal bei PARAMORE ausgeholfen und singt auch supergut und spielt toll Gitarre. Der hat ein neues Album rausgebracht. Also die hör ich auf jeden Fall. Das neue AVENGED SEVENFOLD Album finde ich super. Aber ansonsten auch andere Musikrichtungen, so z.B. JAMES BLAKE. Das ist ein englischer Jazz/Elektro Sänger. Der macht auch total tolle Musik und ist glaube ich auch erst 21 Jahre alt. Ansonsten hören wir MUSE, RAMMSTEIN, SILVERCHAIR, RADIOHEAD, also doch schon eher die rockigen Sachen. Aber nur harte Musik macht einen auch fertig. Wenn man dann in den Bus einsteigt und es geht gleich weiter, ist es zuviel.

Was haltet ihr von anderen Core-Bands? Vergleicht ihr euch mit denen?

Maxi: Nein. Mir ist es eigentlich total egal, was für Musik andere machen. Ich muss es ja nicht hören. Ich finde es nur schade, wenn die sich alle wiederholen. Wenn du da eine Band hast und Du weißt, es gibt 10 andere, die genauso klingen. Dann ist es reine Zeitverschwendung, sich darauf einzulassen. Weil es ist eigentlich schade, Du hast die Möglichkeit alles zu machen und musst nicht wiederholen, was es zum Beispiel in den USA vor fünf Jahren schon gab. Aber das ist nicht unser Bier. (lacht) Es gibt so viele verschiedene Stimmen und Arten irgendwas zu verpacken. Vor allem auch, dass 'ne Band zeigt, dass sie sich was anderes traut. Ich find's immer cool, wenn eine Band einen neuen Schritt macht, und man denkt : Oha, das klingt nicht mehr wie meine Lieblingsband. Aber dann lässt man sich darauf ein und setzt sich damit auseinander und dann gefällt es einem vielleicht doch. Das finde ich wirklich cool.

Ja, prima. Von meiner Seite war es das dann auch. Vielen Dank, daß du dir die Zeit für Bleeding4Metal genommen hast.

Maxi: Auch vielen Dank und ich finde es sehr cool, dass wir soviel Unterstützung, gerade auch von den Fans, bekommen. Vor allem in Deutschland. Die England-Tour war auch super. Dass wirklich die Leute auf unsere Shows kommen. Das ist für uns immer unglaublich. Wir sind alle direkt nach dem Abi so reingerutscht und dass es Leute gibt, die unsere Musik hören. Wahnsinn. Und ich hoffe, der Gig nachher wird gut.

Dann bleibt mir nur noch viel Spaß für heute Abend zu wünschen und weiterhin viel Erfolg!

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