Asarhaddon - Êra

Review von Froosti vom 07.11.2024 (1810 mal gelesen)
Asarhaddon - Êra Erst vor zwei Wochen war ich mal wieder in meinem liebsten Plattenladen und habe dort ein wenig gestöbert. Neben einigen anderen Releases fiel mir eine schlichte Vinyl ins Auge. Ein einzelner Vogelschädel auf einem matschigen Boden, und dazu ein vollständig unleserlicher Bandname zieren das Cover. Der Besitzer des Ladens meinte, das Zeug könnte mir durchaus gefallen. Eine kurze Zeit später war ich mit der EP "Besenken" von ASARHADDON auf dem Weg nach Hause. Ein Song und ein Instrumental später war ich von der Band vollständig gefangen. Dementsprechend froh war ich, als das zweite Album der Band, "ÊRA", in meiner Liste auftauchte. Die Gestaltung des Covers zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Diskografie. Bei diesem Album begrüßen uns vier Vogelschädel auf einem Waldboden, wobei jeder für einen König aus verschiedenen Zeitaltern steht. Passend dazu liefert die Band uns vier überlange Titel. Können ASARHADDON meine hohen Erwartungen von der EP erfüllen oder gar übertreffen?

Der erste Song 'Der Silberne Mond' macht schnell klar, was für einen Black Metal die Band spielt. Über ein ruhiges Intro baut sich der Song langsam auf und ein heiserer Schrei eröffnet das Black Metal-Gewitter. Die eine Gitarre hackt sich im traditionellen 90er-Jahre-Stil durch den Song. Die zweite Gitarre zieht uns mit melodischen Leads immer tiefer in den Song hinein. Es dauert nur ein paar Minuten und ich bin komplett in der Musik versunken. Im Midtempo angesiedelt, lädt der Song aber auch zum Headbangen ein. Damit schafft die Band etwas, was nur sehr wenige andere Gruppen hinbekommen. Der Titel wird auf der Bühne genauso gut funktionieren wie zu Hause auf der Couch. Das liegt vor allem auch an der Leistung von Sängerin Nova. Ihr heiseres Gekeife strotzt nur so vor Verzweiflung, Melancholie und Traurigkeit, ohne dabei jemals unverständlich zu erscheinen. Man kann den Lyrics folgen, auch wenn man die Texte nicht vor sich liegen hat. Der raue, aber differenzierte Mix aus der Klangschmiede Studio E unterstützt dabei treffend. Nach knappen zwölf Minuten besten atmosphärischen Black Metals endet der Song abrupt, was mich etwas stutzen lässt.

Auch der zweite Titel 'Im Tiefen Wald' beginnt mit einem ruhigen Intro auf der Gitarre und baut sich langsam auf. War der erste Titel noch ein ziemliches Geblaste, gehen ASARHADDON hier deutlich vom Gas und bauen die intensive, melancholische Atmosphäre weiter aus. Die Gitarren weichen vom typischen Gehacke ab und grooven sich stellenweise durch den Song. Dies gibt Sängerin Nova mehr Raum, den sie auch zu nutzen weiß. Ich kann euch nur empfehlen, den Texten eure Aufmerksamkeit zu schenken: Es lohnt sich! Ein ruhiger Part in der Mitte lässt mich kurz ausatmen, bevor der Song am Ende seinen Höhepunkt erreicht, aber auch wieder recht abrupt endet. Warum die Band das macht, ist mir ein Rätsel.

Dass die Band viel Abwechslung bietet, erkennt ihr vielleicht schon daran, dass ich jeden Titel einzeln bespreche. Mit 'Ein Letzter Frühling' steht auch mein absoluter Favorit der Platte an. Mit einer leicht rockigen Schlagseite bieten sie uns den emotionalsten Song an. Sängerin Nova kriegt viel Raum und für einen kurzen Moment wird die Musik runtergefahren und alles auf ihre Vocals gelegt. "Alle, die ich liebte, sind nicht mehr bei mir. Am Ende meiner Zeit bleibt nur die Liebe zu dir!" schreit sie uns ins Ohr und verpasst mir damit eine ordentliche Gänsehaut. Damit schaffen ASARHADDON eine Hymne auf die Natur und die Vergänglichkeit aller Dinge.

Mit 'Die Roten Vögel' steht auch schon der letzte, aber auch längste Track von "ÊRA" an, und auch hier bietet die Band uns eine weitere Facette ihres Sounds an. Die melodischen Leads werden auf ein Maximum ausgedehnt und der Song entwickelt sich durch seinen epischen und langen Aufbau zu einem echten Brocken. Mit einem erneuten ruhigen Part in der Mitte treffen sie die Atmosphäre wieder auf den Punkt genau, bevor der Song sich ein letztes Mal aufbäumt und immer leiser werdend ausklingt.

Was bleibt mir noch großartig zu sagen? Mit "ÊRA" haben ASARHADDON eine Black Metal-Platte abgeliefert, welche meinem Geschmack zu 99 % entspricht. Intensiver kann eine Atmosphäre kaum präsentiert werden. Sängerin Nova liefert eine Glanzleistung ab. Die Produktion unterstreicht den Sound der Band treffend. Jeder Song bietet ein Stück Abwechslung und schafft es, mich emotional mitzureißen. Von den Texten über die Musik bis hin zur Aufmachung der Platte, folgt alles einem durchdachten und spannenden roten Faden. Lediglich das abrupte Enden der beiden ersten Songs stört mich und ich frage mich, warum die Band das so umgesetzt hat. Empfehlen würde ich das Album jedem, der mit Black Metal etwas anfangen kann, egal ob alter Hase oder Neuling im Genre. Es lohnt sich!



Gesamtwertung: 9.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Der Silberne Mond
02. Im Tiefen Wald
03. Ein Letzter Frühling
04. Die Roten Vögel
Band Website: www.asarhaddon.bandcamp.com
Medium: CD, LP
Spieldauer: 56:39 Minuten
VÖ: 04.10.2024

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