Interview mit Jeremy Hiebert von Comeback Kid

Ein Interview von Dudemeister vom 25.04.2014 (14863 mal gelesen)
COMEBACK KID haben im vergangenen Monat ihre neue Platte "Die Knowing" veröffentlicht und gerade ihre Europatour beendet. Das Album ist vielseitig, quillt nur so über vor lauter Energie und außerdem gibt es eine ganze Menge darauf zu entdecken. Grund genug einmal bei Gitarrist Jeremy nachzuhaken, was hinter dem Namen und den Songs des Albums steckt und wie das Leben auf Tour so ist.

Hallo Jeremy, danke dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Ihr habt ja letzten Monat euer neues Album "Die Knowing" veröffentlicht. Erstmal ein großes Kompliment an dieser Stelle, denn ich finde das Album richtig gut. Mir ist beim Hören aufgefallen, dass vor allem in der ersten Hälfte des Albums ziemlich harte Songs mit starkem Thrash-Einfluss vertreten sind. Auf der anderen Seite haben die Songs in der zweiten Hälfte des Albums irgendwie eine Art Pop-Punk Einfluss. Wie ist es zu diesem Mix gekommen und was waren eure Einflüsse während des Schreibens?

Jeremy Hiebert: Irgendwie ist das einfach so passiert. Wir alle haben die verschiedensten Einflüsse, die wir in die Band einbringen. Vor allem haben uns Metal- und Punk-Bands beeinflusst. Wir haben es aber nicht darauf angelegt möglichst viele Thrash-artige, oder Pop/Punk-artige Songs auf dem Album unterzubringen. Wir haben jeden Song für sich betrachtet geschrieben und sind stolz auf das Gesamtpaket.

"Die Knowing" ist das erste Album, das ihr mit euerm neuen Gitarristen Stu Ross geschrieben und aufgenommen habt. Hat das den Songwritingprozess verändert, oder war es mehr so, als sei er immer ein Mitglied von COMEBACK KID gewesen?

Jeremy Hiebert: Den Songwritingprozess hat es nicht wirklich geändert. Andrew (Gesang), Kyle (Schlagzeug) und Ich (Gitarre) schreiben hauptsächlich die Songs. Natürlich bringt jeder seine Einflüsse mit ein und Stu hat vor allem zum Sound beigetragen. Da wir zuvor auch schon mit ihm auf Tour waren, sind wir ein gut eingespieltes Team, auch was das Songwriting angeht.

Hat sich denn im Vergleich zu euren letzten Veröffentlichungen irgendwas an der Produktion des Albums geändert?

Jeremy Hiebert: Nicht wirklich viel. Wir hatten zwar einen anderen Produzenten und jeder Produzent arbeitet nunmal anders, darauf kann man sich nie 100-prozentig vorbereiten, dennoch hat sich nicht wirklich was geändert. Wir haben diesmal sehr viel Zeit in die Produktion des Albums gesteckt, vor allem was die Vorproduktion angeht.

Was ist denn eigentlich die Idee hinter dem Namen des Albums? Steckt da ein tieferes Konzept hinter?

Jeremy Hiebert: Naja, wir müssen alle irgendwann sterben, aber es ist doch wichtig in dem Wissen zu sterben, dass man das Beste aus seinem Leben gemacht hat, nicht aufgegeben hat und seinen Träumen gefolgt ist. Irgendwann mit dem Wissen zu sterben, dass man ein gutes Leben geführt hat, ist das wonach jeder Mensch streben sollte. Das soll der Name "Die Knowing" (Stirb wissend) ausdrücken.

Auf euerm Album gibt's auch ein Feature mit euerm ehemaligen Sänger Scott Wade zu hören. Wie ist es dazu gekommen und wessen Idee war es?

Jeremy Hiebert: Gute Frage wessen Idee das war, ehrlich gesagt weiß ich das nicht mehr so genau. Scott hat uns auf unserer Jubiläumstour (10 Jahre Comeback Kid, 2013) begleitet und das Mikro übernommen. Irgendwann und irgendwo auf dieser Tour muss die Idee entstanden sein. Wir dachten, es wäre cool und könnte Spaß machen, einen neuen Song mit ihm aufzunehmen. Natürlich spielte in diese Entscheidung auch ein wenig Nostalgie mit rein.

Da du eure Jubiläumstour schon ansprichst, lass uns doch ein wenig über Touren im allgemeinen reden. Wie geht ihr und wie gehen eure Familien denn eigentlich damit um, wenn ihr so lange auf Tour seid? Ich könnte mir vorstellen, dass es teilweise ziemlich hart sein kann diese weite Distanz zwischen euch und euren Familien zu haben.

Jeremy Hiebert: Ja klar kann das schwierig sein. Die meisten von uns haben eine Freundin, Kinder hat allerdings noch keiner. Es gehört zu unserem Beruf, auf Tour zu gehen und das machen wir auch wirklich gern, vor allem wenn wir ein neues Album im Gepäck haben. Klar hat man mal Heimweh und vermisst seine Liebsten, wir waren ja jetzt auch seit zwei Monaten nicht zu Hause, trotzdem kommen alle Beteiligten ziemlich gut damit klar.

Was gibt euch persönlich denn die Kraft und die Energie als Band weiterzumachen und überhaupt Hardcore Songs zu schreiben? Was ist für dich das Besondere am Genre Hardcore?

Jeremy Hiebert: Hardcore hat sich in den letzen Jahren gewaltig verändert, was die Musik betrifft, aber man kann und konnte immer man selbst sein und musste sich nie verstellen. Am Kern des Ganzen hat sich also nichts geändert. Mir hat das vor allem als ich noch jünger war sehr viel Kraft gegeben und mich dazu angetrieben immer weiterzumachen.

Wenn du sagst Hardcore hat sich gewaltig verändert, kannst du dann auch einen aktuellen Trend erkennen, was Hardcore als Musik und auch als Szene betrifft?

Jeremy Hiebert: Gibt's nicht immer irgendwelche Trends? Gerade was die Szene betrifft ist das ja auch oft ein modisches Phänomen. In dem einen Jahr ist es angesagt, Mützen zu tragen, im nächsten Jahr ist eine ganz bestimmte Frisur angesagt und im nächsten Jahr ist wieder was ganz anderes im Trend. Eigentlich sollte es darum aber nicht gehen. Was die Musik angeht, so gibt es im Moment ziemlich viele Bands die mit Hip-Hop- und Metal-Einflüssen arbeiten, aber im Kern bleibt Hardcore eben Hardcore.

Welche Band hat dich persönlich denn zum Hardcore gebracht? Oder war es mehr glücklicher Zufall, dass du heute diese Art von Musik hörst und selber spielst?

Jeremy Hiebert: Irgendwie beides. Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen, habe mich aber immer für härtere Musik interessiert. Ich habe damals viel christlichen Metal gehört und bin irgendwann auf PROPAGHANDI gestoßen. Diese Band ist bis heute eine meiner Lieblingsbands und nach wie vor eine große Inspiration.

Gibt es sonst eine Band, einen Film, ein Videospiel, oder sonst irgendwas, das so inspirierend ist, dass du der Meinung bist jeder sollte mal einen Blick riskieren?

Jeremy Hiebert: Ich gucke nicht besonders viele Filme oder Serien. Ich schaue gerne Dokumentationen. Ich bin einer von diesen veganen Typen und finde die Dokumentation "Earthlings" wirklich sehr aufschlussreich und inspirierend. Was Bands angeht, kann ich mich nur wiederholen und euch allen PROPAGHANDI empfehlen.

An dieser Stelle möchte ich mich für das Interview bedanken und dir viel Spaß nachher auf der Bühne wünschen. Das letzte Wort gehört jetzt dir, gibt es irgendwas dass du euren deutschen Fans gerne sagen möchtest?

Jeremy Hiebert: Vielen Dank für den jahrelangen Support. Wir kommen mittlerweile seit zehn Jahren nach Deutschland und wir wurden hier immer mit offenen Armen empfangen. Wir spielen hier wirklich gern und finden es großartig, dass wir immer und immer wieder die Möglichkeit bekommen, hier aufzutreten.

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