Interview mit Lars Nedland von Solefald

Ein Interview von Opa Steve vom 28.01.2011 (9789 mal gelesen)
Das starke und abwechselungsreiche Album "Norrøn Livskunst" bietet so viel Feinheiten zu entdecken, dass eine Fragestunde mit einem der beiden Masterminds unumgänglich war. Allerdings beharren SOLEFALD auch auf das eine oder andere Rätsel....

Hallo Lars! Vor einigen Wochen wurde "Norrøn Livskunst" veröffentlicht, und SOLEFALD existieren nun schon viele Jahre. Habt ihr momentan viele Promotion-Termine auf dem Plan, und wie sind die Reaktionen bisher?

Lars Nedland: Die Reaktionen haben unsere Erwartungen weit übertroffen, vor allem durch die sich überschlagenden Reviews. Ernsthaft, ich bin echt glücklich, dass die Leute unsere Musik zu verstehen scheinen, obwohl sie nun wirklich nicht gerade gewöhnlich ist.

Der Titel, "Norrøn Livskunst", muss erklärt werden - was bedeutet er für dich?

Lars Nedland: Dieses Mal wurden sowohl Titel als auch Texte in einer archaischen Form des Norwegischen geschrieben, die man als "Høgnorsk" bezeichnet, und thematisch handelt das Album von der kulturellen Entdeckungsgeschichte. Wir möchten die "Norse Art" des Lebens freilegen: Stolz darauf zu sein, wo man herkommt, und begeistert darüber zu sein, wo man hingeht. Die Idee, die Kontinente zu erkunden, und seinen Horizont zu erweitern.

Cornelius scheint dies wörtlich zu nehmen und lebt nun in Berlin. Ist "Norrøn Livskunst" vielleicht ein Synonym für Heimweh, oder lässt es sich in Deutschland ebenfalls gut leben?

Lars Nedland: Ich glaube nicht, dass Cornelius Heimweh hat, aber wir sind beide in Gedanken bei unserer kulturellen Geschichte. Berlin ist eine tolle Stadt, genauso wie Oslo, wo ich lebe.

Da die SOLEFALD Mitglieder so weit verstreut zwischen Berlin und Oslo leben, wie kann ich mir das Leben als Band vorstellen? Habt ihr euch für Proben getroffen, oder arbeitet ihr modern und digital, indem ihr euch Soundfiles schickt?

Lars Nedland: Wir haben ein etwas exzentrisches Vorgehen, wenn wir für SOLEFALD schreiben. Die meiste Musik stammt von Sessions, bei denen wir nur mit Keyboard und Gitarre bewaffnet waren. Wir machen die Basisstrukturen, und dann setzen wir die Arbeit in verschiedenen Schichten jeder für sich allein fort. Das macht den Sound von SOLEFALD aus. Es ist ein unkonventioneller Weg des Komponierens, und er führt zu etwas unkonventioneller Musik.

Euer neues Album ist perfekt darin, die Anhänger der "reinen Lehren" vor den Kopf zu stoßen. Ihr mischt Black/Pagan-Metal mit anderen Stilen - manchmal mit smoothen Lounge-Sounds, manchmal mit witzigen Dingen, und vor allem mit einer subtilen textlichen Ironie, für die euch die Black Metal Szene hassen könnte. Gab es jemals Reaktionen oder Diskussionen darüber?

Lars Nedland: In den letzten Jahren nicht, aber während der 90er bekamen wir regelmäßig Mails und Reaktionen wegen unserer freien Interpretation des Genres. Es ist ziemlich klar, dass nicht jeder die geistigen Kapazitäten besitzt, um mit unserem Stil spielerisch klarzukommen.

Ein anderer Musiker mit Black Metal Wurzeln und künstlerischer Freiheit ist IHSAHN. Fühlt ihr, dass die norwegische Szene mittlerweile bereit zur geistigen Öffnung ist, oder ist sie noch durch einen "wahren" satanischen Flügel beherrscht?

Lars Nedland: In diesen Zeiten gibt es eigentlich keinen "wahren" satanischen Flügel im norwegischen Black Metal. Die Leute experimentieren und sind hungrig auf neue, aufregende Musik.

Ihr mischt norwegische, englische und auch deutsche Texte. Könntest du bitte mal erklären was 'Tittentattenteksti' bedeuten soll?

Lars Nedland: (Lacht) Nein, ich glaube, dass es wirklich jedem einzelnen Hörer überlassen bleiben soll, das für sich selbst zu interpretieren.

Apropos, was habt ihr eurer Sängerin angetan, dass sie so rumbrüllen kann? Elektroschocks oder sowas...?

Lars Nedland: Nein, Agnete klingt so, ohne verprügelt oder sonstwie gequält zu werden. Sie ist einfach eine fantastische Sängerin mit einer abenteuerlichen Seite, und diese Seite kam während der Aufnahmesessions zu 'Tittentattenteksti' voll zum Erblühen!

'Stridsljod blackabilly' ist ein Song über eine fiktive Gestalt in Cornelius' Büchern und klingt recht finnisch. Ist dies euer "KORPIKLAANI Party Song"?

Lars Nedland: Es ist sicherlich ein Partysong, aber ansonsten gibt es nichts Finnisches darin. Er handelt von einer Blackabilly spielenden Seemöwe, die eine Serie satanischer Morde aufklärt.

Äääääähhh, ja.... - vielleicht ist ja 'Til Heimen' einfacher zu erklären, worin ich nur drei Wörter verstehe: Island, Deutschland, und Autobahn.....

Lars Nedland: Es handelt davon, nach Hause zu kommen, wohin dein Herz gehört, nachdem du die Welt gesehen hast.

Wird es möglich sein, SOLEFALD nächstes Jahr auf der Bühne zu erleben?

Lars Nedland: Nein, wahrscheinlich nicht. Es ist ein logistisches Problem. Ich lebe in Norwegen, Cornelius in Berlin. Wir müssten ziemliche Pläne bezüglich Reisen und Proben angehen, und uns fehlt einfach die Zeit dazu, das alles zusammenzubringen.

OK, dann möchte ich dir die letzten Worte an unsere Leser überlassen!

Lars Nedland: Danke für all euren Support!

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