Livebericht With Full Force Festival

Ein Livebericht von Lord Fubbes aus Leipzig (With Full Force Open Air) - 02.07.2004 (20200 mal gelesen)

With Full Force-Logo





Zum WFF 2004 fällt mir als erstes ein Wort ein: unstressig. Ganz im Gegensatz zu den letzten Jahren keine Schlangen vor der Einfahrt, keine Schlangen vor der Bändchenausgabe, eine lockere Security, saubere Dixis über's ganze Festival etc... Aber auch die Bands, die zum Tanz aufspielten, waren bunt gemischt und teilweise sehr geil. Einziges Manko: das Wetter. Nicht bloß, daß einem der Regen das Bier verwässert hat, auch der Sound vor der Hauptbühne war durch ständig wechselnden Wind ebenfalls wechselhaft. Aber gehen wir der Reihe nach vor...


Donnerstag, 1. Juli 2004


8:00 Uhr Der Wecker klingelt. Zwischen neun und halb zehn soll ich eine Freundin abholen. Da das Auto bereits fertig gepackt ist bis auf Bier und Fleisch, dreh ich mich nochmal rum.


8:15 Uhr Der innere Schweinehund (besonders stark nach der Party am vorangegangen Abend) ist erfolgreich in seine Schranken verwiesen worden, ein paar Liegestütz bringen das Blut in Schwung und machen Durst. Nachdem dieser für's erste gestillt ist, seh ich meine Dusche zum letzten Mal für fünf Tage.


10:45 Uhr Beide Mädels (Sonia und Mary) inkl. Gepäck eingesammelt, wir sind on the road to nowhere, nein, zum Full Force. Wenig später stehen wir im Stau, was sich äußerst schlecht macht, da wir uns eigentlich um elf an der Wetterau (die für uns aber noch ca. eine Stunde entfernt war) mit Denis treffen wollten, um gemeinsam hinzufahren. Derselbige ruft auch just an, beschwert sich, daß er schon zwei Stunden wartet und fährt dann auf meinen Vorschlaach schonmal vor.


ca. 16:00Uhr Ankunft am Full Force, wir fahren recht zügig ohne Schlange auf den Eingang zu, nachdem wir ein Parkticket gekauft haben und Sonia ruft Denis schonmal an, um sich zu erkundigen, wo sie uns denn einen Platz reserviert hätten, als ich ihn resp. sein Auto auch schon direkt vor uns press vorm Eingang entdecke. Zufälle gibt's.


Gefilzt wurde nur recht oberflächlich: eine kurze Frage nach Glas, die wir verneinten, ein kurzer Blick in den Kofferraum, Isomatte kurz angehoben, das war's. So kam's, daß wir trotz später losfahren sogar eine Minute vor Denis auf dem Zeltplatz waren, hehe.


Festivalschlendrian
Nach einigem Hin und Her haben wir endlich auch einen schönen Zeltplatz gefunden, diesmal viel näher zur Bühne als in den letzten beiden Jahren. Jetzt wird erstmal das erste Faß (5l Bit) angezapft, das gibt Kraft zum Zeltaufbauen. Denis ist saugenervt wegen Alex' etwas extrovertierter und sturzbetrunkener Freundin, die offenbar die ganze Fahrt über dummgebabbelt hat. Mich hingegen nerven fünf verschiedene Security-Leute, die in Fünf-Minuten-Abständen kommen, um mir mitzuteilen, daß ich mein Auto aufgrund irgendwelcher Auflagen vom Ordnungsamt (?) doch gefälligst in Reih und Glied (Jawohl!) zu parken hätte, nur um dann nach meinem Hinweis, daß ich noch einen Platz für unsere Nachzügler freihalte, ganz freundlich "Achso" zu sagen und zu verschwinden.


20:00 Uhr In der Zwischenzeit ist außer Zeltaufbauen und Biertrinken nicht viel geschehen, außer das Alex I und Kathrin sich etwas schwertun beim Aufpumpen der Luftmatratze, bis sie feststellen, daß selbige ein Loch zuviel hat. Deswegen gehen wir jetzt erstmal Bändchen holen. Auch das wieder ganz unstressig, keine Schlange, kein Anstehen, und ich darf mir mein Bändchen sogar selbst so einstellen, wie ich's gerne hätte.Denis' kaputte Heckscheibe
Nach kurzer Besichtigung der umliegenden Zeltplätze geht's zurück zu den Autos, wo der Abend angenehm entspannt beim Grillen ausklingen sollte. Tat er aber nicht, denn Sonia und ich kamen auf die Idee, doch nochmal etwas unmotiviert über den Zeltplatz zu stolpern, dabei treffen wir lustige "Randthüringer", die uns freundlicherweise nicht nur mit Bier und "Cola-Dunkel" (Cola mit so'ner Art selbstgebranntem Asbach) versorgen, sondern auch nette Unterhaltung bieten. Irgendwann allerdings fühlt sich Sonia doch zu sehr angegraben, also gehen (Sonia) resp. Stolpern (ich) wir zurück. Mittlerweile ist es zwei Uhr, Zeit zum pennen, dummerweise haut Alex I die Heckscheibe von Denis' Auto an dem drinstehenden Tucherfaß kaputt. Ärscherlisch, ärscherlisch, aber wir gehen trotzdem pennen.


Freitag, 2. Juli 2004


11:00 Uhr Nach geruhsamer Nacht darf ich erstmal meine Kontaktlinsen suchen, die ich abends zuvor noch ausgezogen hatte, dann aber offenbar unmotivert in den Kofferraum gefeuert habe. Nachdem die Suche kurz zum Kacken (Dixi sauber, mit Klopapier) unterbrochen wurde, sind sie bis um zwölf doch aufgetaucht. Deswegen erstmal Frühstüxbier.


13:30 Uhr Anläßlich des bekannten "Was guckst Du Dir an?" kommen wir auf die geniale Idee des Bandtausch: "Guck du dir mit mir Band A an, dann guck ich mir mit dir Band B an." Denis ist wieder zufrieden trotz kaputter Heckscheibe.


Nette Jim-Beam-Dame, meinereiner, Sonia
14:00 Uhr Auf dem Weg zur Bühne werden wir von einer netten Jim Beam-Dame (links) aufgehalten, die uns zum Karaokesingen animieren will. Mach ich doch glatt, also darf ich kurz darauf die Jim Beam-Karaokebühne mit "Smoke on the Water" einweihen. Gratis dazu gibt's eine Luftgitarre, kuhl.



Danach weiter zur Zeltbühne, dort spielen MAROON bereits als zweite Band und können mit ihrem Metalcore (Death meets Hardcore) durchaus überzeugen.



Bis 20:00 Uhr
Danach wieder zum Zelt, saufen, dabei SOILWORK verpasst und um's Haar fast noch HYPOCRISY! Trotz Regenaussicht geht's schnell vor zur Bühne, dabei fällt mir erst hinter dem Eingang auf, daß ich noch ein Bier in der Hand habe. Kuhl, mit Bier im Becher darf man also rein, mit Dosen allerdings nicht. Dies und die Tatsache, daß wir nur Faßbier haben und folglich immer aus Bechern saufen, ersparen mir nachfolgend eine Menge Geld.
Meinereiner bei der Karaoke


Hingen die ganze Zeit schon düstere Wolken am Himmel, so hat es doch nicht geregnet. Bis HYPOCRISY anfangen: pünktlich zum ersten Ton des Intros öffnen sich die Schleusen und es schütt wie Sau. Aber auch ohne diesen Spezialeffekt waren HIPOCRISY saugeil (wie immer), auch wenn der Sound aufgrund der bereits erwähnten Windverhältnisse doch recht bescheiden war. Die Mannen um PETER TÄGTGREN rannten höchst agil auf der Bühne herum und boten dabei den allseits bekannten Hypocrisy-Sound, der am ehesten in die Schublade Schwedendeath zu stecken ist. Gespielt wurde vorwiegend neueres Zeug, erinnern kann ich mich noch an 'The Arrival' vom gleichnamigen Album.


21:00 Uhr LIFE OF AGONY spielen, wie auch nicht anders erwartet, fast die komplette "River Runs Red", aber auch von den andern beiden Platten den ein oder andern Song, insbesondere von "Soul Searching Sun". Ansonsten bieten die wieder mit ihrem Fronter Keith Caputo vereinten Jungs einen tighten Groove und eine solide Show. Randnotiz: den Zimmermann, der letztes Jahr bei uns am Bus rumgefallen ist, wiedergetroffen.


22:00 Uhr HATEBREED covern 'Reign in Blood' von SLAYER und spielen ansonsten Hardcore, wie ihn zehn millionen andere Bands auch spielen.


23:30 Uhr SLIPKNOT wollt ich eh nicht sehen, da macht es sich ganz gut, daß unsere Nachzügler gerade jetzt eintreffen, zumal mit Alex II und Matze auch zwei Black Metaller dabei sind und die Knüppelnacht gleich beginnt.


0:00 Uhr Die diesjährige Knüppelnacht wird von DISBELIEF eröffnet, die mit ihrem doomigen Death Metal das Haus resp. Zelt ganz schön rocken. Bolt Thrower jedenfalls iss Kinnergeburtstach dagegen.


Danach kommen MALEVOLENT CREATION und fahren ebenfalls eine ganz ordentlich Death Metal-Walze auf, ziemlich brachialer Florida-Death Metal eben.


3:30 Uhr
Zeit für Bier, also geht's mal in der Umbaupause schnell zum Zelt, wo ich dann versack und NAGLFAR und MAYHEM verpasse. Naja, dafür schee Gespräch gehabt.


Samstag, 3. Juli 2004


Hauptbuehne
Vormittags Die ganze Zeit nur Regen, Regen und nochmal Regen! Aus Faulheit bleib ich im Zelt liegen, bis ich's nicht mehr aushalt, das ist dann um ca. 12 Uhr. Irgendwann später bauen wir noch Nathalies Pavillon auf, der aber nicht viel gegen den Regen hilft, weil an den Seiten offen.


14:00 Uhr Da gehen wir doch lieber KASSIERER, nein, AOK gucken. Naja, eben doch KASSIERER für ganz arme, oder wahlweise JBO-Abklatsch auf Punk. Nix dolles jedenfalls.


15:00 Uhr EKTOMORF spielen danach und klingen ebenfalls wie ein billiger Abklatsch, diesmal von SEPULTURA.


16:00 Uhr CHIMEIRA fand ich meinen Aufzeichnungen zufolge ganz kuhl, kann mich allerdings nicht mehr wirklich dran erinnern...


18:00 Uhr Als nächstes hätten jetzt die True Metaller GRAVE DIGGER auf meinem Programm gestanden, da Petrus aber grade mal wieder die Badewanne leerlaufen lässt, wird da nix draus, ich hab sie ja letztes Jahr (?) schon gesehen.


19:30 Uhr FEAR FACTORY hingegen muß schon sein, trotz immer noch andauerndem Regen. Joah, war auch ziemlich gut, trotz noch beschissenerem Sound als sonst. Wegen Regen geh ich aber doch nach der Hälfte wieder zurück zum Zelt.
Evil Wetter


23:00 Uhr Wegen "Kein Bock" fallen SIX FEET UNDER (find ich eh nicht so doll) und AGNOSTIC FRONT (auch nur Hachtcore) aus, erst zu DIMMU BORGIR geh ich wieder mit vor, obwohl ich die eigentlich auch nicht mag. Erwartungsgemäß geht mir der keyboardlastige Black Metal der Schweden ziemlich schnell auf den Senkel, trotzdem bleib ich bis über die Hälfte des Sets. Zeltbühne bietet heute auch nix dolles, also endet der Festivaltag damit. Was nicht heißt, daß nicht wieder gesoffen wird. Diesmal bei lustigen Schwaben, die gar nicht weit weg ihren Bus stehen haben.


Sonntag, 4. Juli 2004


Schöne Aussichten
11:00 Uhr Aufstehen, obwohl irgendwie doch ziemlich am Arsch, danach unspektakulär rumgesessen und wieder zur Karaokebühne, wo ich mit Nathalie singen wollte. Unsere Wahl fiel auf 'Enter Sandman', schön gesungen, jeder hat auch eine (neue) Luftgitarre bekommen, schön. Viel besser waren aber die vier oder fünf, die nach uns dran waren. Eine Rock'n'Roll-Show, die sich gewaschen hat! Der Lead-Luftgitarrist sah aus wie die Reinkarnation von Curt Cobain, zumindest in punkto Lässigkeit, nur die Kippe im Mundwinkel hat gefehlt. Einer der beiden Sänger sprang von der Bühne in den "Graben", erklomm die Absperrung und sprang dann von selbiger in die Menge resp. auf den Boden, da die Menge nicht allzudicht stand. Die mussten dann auch gleich noch Zugabe geben, die mindestens genausogeil war.


13:00 Uhr Weniger geil fand ich persönlich dagegen HANNS MARTIN SLAYER, eine mittelmäßige - wer hätte es gedacht - SLAYER-Coverband. Aber dafür hammer die ja auch halb verpasst an der Karaokebühne.


14:30 Uhr Danach ist mal wieder Schwedendeath angesagt, diesmal von HEAVEN SHALL BURN, dabei kommen die Jungs gar nicht aus Schweden, sondern vielmehr aus Thüringen. Als Fast-Lokalmatadore und Ursprünglich-mal-Hardcore-Band hatten's die fünf auch gar nicht schwer, das ziemlich hardcorelastige Publikum auf seine Seite zu ziehen. Musik und Show taten ein übriges, um auch mich zu überzeugen, daß die Jungs nicht nur auf Platte, sondern auch live saugut sind.


21:00 Uhr Aufgrund akuter Müdigkeit hab ich den ganzen Nachmittag verpennt und deswegen u.a. DARK TRANQUILITY verpasst, die ich eigentlich unbedingt sehen wollte. Dank Denis' dreimaligen und letztlich erfolgreichen Weckversuchen verpass ich wenigstens nicht MONSTER MAGNET, und diesmal geht's ganz nach vorne, wo der Sound noch beschissener ist, aber das macht nix, MONSTER MAGNET rocken auch so wie Sau. Klar, mit Knallern wie 'Bummer', 'Space Lord' oder 'Crop Circle' kann man auch nicht viel verkehrt machen. Bisher ganz klar die beste Band des Festivals.


22:30 Uhr Einen SEPULTURA-Verschnitt hatten wir ja schon (s. EKTOMORF), jetzt kommt noch einer: SOULFLY. Naja, mehr als ein bloßer Verschnitt von Max Krawallos alter Band sind sie nun auch nicht, Tatsache ist aber, daß mir die alten Klassiker wie 'Troops of Doom', 'Roots' oder 'Mass Hypnosis' viel besser gefielen als der "neumodische" eigene Kram. Insbesondere 'Troops of Doom' hat durch das SOULFLYtypische Hardcore/tribal-Drumming eine ganz neue Dimension hinzugewonnen, nicht schlecht!


23:30 Uhr Die Brasilianer/Mexikaner/Amerikaner um Max Cavalera sind fertig, im Zelt fangen ATROCITY an. Gerne hätte ich mir ja die Show angesehen, aber a) find ich die Musik sehr bescheiden und b) brauch ich jetzt erstmal Bier.


Evil Sonia
0:30 Uhr Ohne große Erwartungshaltung geht's dann später zu TIAMAT, wenn überhaupt, dann hätte ich nämlich irgendwelchen seichten Poprock mit gelegentlichen Gitarreneinlagen vermutet. Aber weit gefehlt! Seichter Poprock trifft vielleicht auf die letzten Alben der Schweden zu, aber live drücken die Songs doch irgendwie ganz anders. Sehr düster, sehr atmosphärisch, sehr treibend. Sehr gut! Vielleicht werd ich mir doch mal noch ein neueres TIAMAT-Album kaufen...


1:30 Uhr Auch bei LAKE OF TEARS hätte ich eigentlich etwas anderes erwartet, war mir die Band doch bisher nur von einem ziemlich peinlichen RockHard-Poster bekannt. Statt dem dem Namen nach erwarteten schmalzigen Gotenkram knallt einem melodischer Death Metal in die Fresse, von einem albernerweise mit Pilzhut versehenen Sängergitarristen angeführt. Auch sehr gut, vor allem der arme Trommler tat mir leid. Da die Keyboards nämlich vom Band kamen, musste der Ärmste nach Klick spielen, und daß das anstrengend ist, konnte man seinem hochkonzentrierten Gesichtsausdruck entnehmen. Durch das spielen nach Klick ging meiner Meinung nach auch einiges an Dynamik flöten, aber dennoch insgesamt ein sehr guter Auftritt.


Danach ist für mich Schluß mit Bands, THE VISION BLEAK kenn ich nämlich auch nicht und Bier wäre jetzt schonmal irgendwie ganz nett.

Die am nächsten Morgen bevorstehende Abfahrt sträflich ignorierend, mach ich damit (allerdings mit deutlich reduzierter Frequenz) auch noch weiter bis sechs Uhr morgens, dafür ist dann auch endlich das letzte Fass bis zum letzten Tropfen leer.


Montag, 5. Juli


09:00 Uhr Nach drei Stunden machen die andern so einen Krach beim Abbauen, daß an weiteren Schlaf nicht zu denken ist. Eine Stunde später ist alles halbwegs verstaut, dank Denis' Starthilfekabel können wir dann auch fahren, fünf Stunden später sind wir dann auch schon wieder zuhause.


Bilanz des Festivals: 70l Bier, 10l Radler, ca. 4kg Fleisch, (hat alles genau gereicht), eine zerbrochene Heckscheibe, ca. 15 Bands angeguckt und erfolgreich "Bierschiss" von der gelegentlich doch scheinenden Sonne auf den Bauch brutzeln lassen. Gelungenes Festival!


Beste Band war wohl, wie bereits erwähnt, MONSTER MAGNET, aber auch TIAMAT haben mich sehr überrascht, und auch DISBELIEF haben mich absolut überzeugt.


Ein Lob auch an die Organisatoren, irgendwie lief dieses Jahr alles noch etwas reibungsloser als in den letzten Jahren, dafür vielen Dank! Bis im nächsten Jahr, wenn's wieder heißt: Volle Kraft voraus!

Location Details
With Full Force Open Air in Leipzig (Deutschland)
Website:www.withfullforce.de
Adresse:Flugplatz Roitzschjora
Löbnitz bei Leipzig

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten