Dong Open Air 2008

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Take off: 18.07.2008 - Review (11944 mal gelesen)

Dong Open Air 2008

Trotz Sturmwarnung und Regen bei Abfahrt wagten es auch dieses Jahr wieder zwei tapfere Recken den Dongberg für das B4M (und vielleicht auch ein wenig aus Eigeninteresse) zu erklimmen. Nach einem einstündigen Aufstieg (ja, man hätte durchaus direkt die Treppe nehmen können) und anschließendem Zeltaufbau ging es dann Richtung Konzertzelt um die zweite Band des Tages zu hören.

PATH OF GOLCONDA hörte ich leider nur entfernt, da wir uns zu diesem Zeitpunkt noch beim Aufstieg befanden, es wurde mir jedoch zugetragen, dass die Band schnell, laut und sauber gewesen sein soll und dass für den Opener bereits richtig etwas los war. Was mich bei SCARLET FIRE erwartete, war jedoch erst einmal recht ungewöhnlich. Die moderne Rockband klang nämlich deutlich härter als erwartet. Dies ließ sich jedoch einfach erklären. SCARLET FIRE mussten kurzfristig absagen und als Ersatz spielten, um eine Gitarre dezimiert, ENEMY WITHIN, welche eigentlich als Security für das Festival eingeplant waren. Den Stil dieser Jungs zu beschreiben fiel mir durchaus schwer, die Nachfrage bei der Band selbst ergab dann das wunderbare neue Genre: Deathdoom-Thrashcore. Trotz vieler Hardcorelastiger Parts ließ sich die Band durchaus hören und machte Lust auf mehr.

Wirklich mehr geben konnten die folgenden ROOTS OF DEATH dann aber leider nicht. Als Thrashmetal angegeben schlugen die jungen Herren doch eher in die Hardcore Ecke mit allen Klischees, was bei mir zu einem andauernden Kampf zwischen Lachkrampf und Mitleid führte. Hörbar waren sie dennoch und vor allem die coole Performance des Bassers rettete eine Menge.

Das krasse Gegenprogramm gab es danach bei LYRIEL. Die extrem schüchtern wirkenden Folker aus deutschen Landen brachten sanften Folkrock ohne richtigen Biss und mit deutlich zu wenig Engagement. Amüsante Beobachtung dazu: Die Corsage der Cellisten war farblich mit ihrem Instrument abgestimmt. Auch die Blackmetaller von MODER wussten mich wenig zu überzeugen, was jedoch durchaus an einer generellen Abneigung liegen kann. Die Band bewies sich live jedoch zumindest als äußerst bissig.

Den ersten Höhepunkt des Abends setzten ohne Frage CIVILIZATION ONE. Die Band um Ex-FIREWIND Sänger ‚Chity’ bewies, dass Powermetal keinesfalls altbacken klingen muss. Bei anfänglich etwas undifferenziertem Sound bot die Band neben Jahren verschiedenster Bühnenerfahrung vor allem großartige Songs mit einem der besten aktuellen Powermetalsänger überhaupt. Das Publikum dankte vor allem durch deutlich stärkeres Hereinströmen. Alles richtig gemacht!

Um das Konzept des Gegensatzes zu halten startete mit GRIND INC. die erste größere Band des Abends. Nun, dazu lässt sich von mir einfach nicht viel sagen. Stupides Geknüppel bei langweiliger Show, den folgenden SUIDAKRA schenkte ich daraufhin auch keine Aufmerksamkeit.

Zum Freitagsheadliner DARK TRANQUILITY ging es dann aber natürlich wieder ins Zelt. Auch an diesem Abend gab es von der Bühne hervorragend vorgetragenen Elchtod. Vor allem Sänger Mikael überzeugte durch Publikumsnähe ("I thought this was an open air. But it’s really close, cool!") und verbrachte Teile des Sets am äußeren Zaun des Fotgrabens. Auch die Setlist der Schweden-Deather lies nicht wirklich etwas vermissen. Vom Opener 'Terminus' über 'Inside the particle storm' groovte man sich bis zu 'Final Resistance' durch ein großartiges Set. Es lässt sich somit eindeutig sagen, dass ein absolut angenehmer Festivaltag zu Ende ging. Abgesehen von CIVILIZATION ONE befand sich zwar keine herausragende Band (DARK TRANQUILITY ausgenommen) auf dem Billing, aber richtig schlechtes musste ebenfalls nicht ertragen werden.

Am Samstag war das Zelt dann das erste (und letzte) Mal richtig, aber richtig voll. Bis auf den Vorplatz standen, wie zwei Jahre zuvor, 2000 Metalheads um die GRAILKNIGHTS zu sehen. Und es lohnte sich erneut die, überhaupt nicht kitschigen, Superhelden auf ihrer Suche nach dem heiligen Gral zu begleiten. Extrem viel Kommunikation mit den Publikum, eine Songmischung aus Neuem und Altbewährten und natürlich die grandiose Bühnenshow mit Dr. Skull, Morph the Swarf, Urks, Zapf Beauty, der besten Stute der Welt und 5 Liter Freibier. Von einer Lachattacke zur Anderen geschüttelt gaben die Besucher des DOA ihrerseits zurück, was sie bekamen und knieten unaufgefordert vor der Bühne nieder, und das fast bis zum Ende des Zeltes, purer Wahnsinn. Die vier Gralkämpfer wurden danach auch weiterhin heiß umringt und dürften ihr Merchandise wohl ausverkauft haben.

Vor deutlich weniger Publikum spielten danach die Deathmetaller von COMMANDER auf. Hier gilt es eindeutig das Prädikat "definitiv hörenswert" zu vergeben. Variabel zwischen grenzenlosem Geballer und äußerst groovenden Parts war fleißigstes Mattenschütteln angesagt. Ebenfalls benennenswert ist, dass Nick einer der ganz, ganz weniger Shouter ist, deren cleane Vocals ebenfalls überzeugen.

Die Rockband des Samstags hieß (und tut es hoffentlich immer noch) ROCKETCHIEF: Und hiermit sind wir bei einer der Top 5 Bands des Festivals angekommen. Etwas unsicher starteten die Jungs in ein Set, bei welchem sie die wohl bösesten Songs ihres Sortiments ausgesucht haben. Das für eine gute Hardrock Band aber auf jedem Metalfestival Platz ist dürfte durch das sich immer weiter füllende Zelt klar geworden sein. Vor allem durch die vielen Sleaze-Einflüsse, die sympathisch konfuse Art von Sänger Freddy und den kultigen Bass von Pascal wussten die Münsteraner zu überzeugen. Von vorne bis hinten gelungener Gig.

Als hätte das Wetter darauf gewartet, begann das angekündigte Unwetter dann auch passend zu RAINTIME. Auch die Italiener haben sich dem anscheinend beliebtesten Genre des Festivals verschrieben: Progressive Melodic Deathmetal. Auch hier ging schnell und abwechslungsreich nach vorne, gute, aber auch nicht wirklich herausragende Band.

Im Gegensatz zu den sehenswerter RAINTIME bekommen DRONE von mir das weniger Schmeichelhafte Prädikat "überflüssig" zugeteilt. Ich finde diese Band nicht einmal schlecht, sondern lediglich irrelevant.

TORIAN hingegen machten wieder richtig Spaß. Sobald man sich an den orangehaarigen Lockenkopf des Sängers gewöhnt hatte, wurde man mit durchaus tauglichem Powermetal verwöhnt. TORIAN schafften es zwar nicht das Niveau der Genrepartner CIVILIZATION ONE zu halten, brachten aber ein etwas dezimiertes Publikum durchaus dazu ein wenig abzugehen. Nette Sache.

Deutlich weniger nett waren NOHELLIA. Aus bereits genannten Abneigungsgründen gegenüber dem blackmetallischen Spektrum tat ich mir die Band gar nicht erst an, durfte Backstage jedoch ein seltsames undefinierbares Gewumme vernehmen. Einigen deutlich aufmerksameren Beobachtern zu Folge zeichneten sich die Avantgarde Blackmetaller aber primär durch äußerst aktives Desinteresse und grauenhafte weibliche Vocals aus. Nun, somit war zumindest die Chance gegeben vor PERSEFONE fit zu werden, ich sage nur:

"OS VOY PRESANTAE UNA BANDA DE PUTA MADRE!" Das extremmetallische Sixtett aus Andorra hatte mich schon am Abend zuvor durch ein äußerst sympathisches Auftreten und ein paar Hörbeispielen auf dem iPod recht begeistert, live knallte die Band jedoch alles weg. Sehr schüchtern beginnend wurde die sehr progressive Band mit sich dauerhaft weiterfüllendem Zelt deutlich mutiger, und vor allem Sänger Marc kam immer mehr aus sich heraus. Die krassen Unterschiede zwischen nahezu schwarzmetallischen Geschrammel und cleanen Vocals über Keyboards gestaltete sich live zwar etwas kompliziert, dafür hatten die Jungs mit ihrem "Star Wars Medley" jedoch Gesänge, Tänzer und auch einige Lacher auf ihrer Seite. Definitiv einer der großen Donggigs und eine Band an die sich deutsche Veranstalter mal ranwagen sollten.

Um noch einmal auf meine Black Metal Abneigung zurückzukommen: Wenn sich das Wort symphonic in unmittelbarer Nähe befindet, so wird die Sache doch wieder interessanter. Also gebe man HOLLENTHON eine Chance und höre mal rein. Es klang auch nicht mal schlecht, was die Jungs dort abfeierten und auf Platte mögen sie sicher auch empfehlenswert sein, aber ein Sampleoverkill kann live einiges zerstören. Es folgt nun eine Auflistung: Chöre, Keyboardsamples, Keyboardleads, weibliche Leadvocals und anscheinend sogar gelegentliche Gitarrensoli. Nein, so was macht keinen Spaß. Ganz große Kritik an dieser Stelle an die Band, denn es geht auch anders.

SADIST bewiesen nämlich, dass man mit vier Mann durchaus fünf Instrumente bedienen kann. Faszinierend daran, SADIST Saitehexer Tommy schafft es durchaus auch noch nebenbei Keyboard zu spielen und das nicht hintereinander, sondern gleichzeitig. Einzig und allein auch hier extremst nervtötend war das Bühnengehampel von Fronter Trevor, welcher zwar eine doch recht amüsante Ich-halte-mein-Mikro-mit-dem-Mund-und-singe-dennoch-Aktion brachte, ansonsten aber eher wirkte als vergesse er permanent wohin er eigentlich wolle. Definitiv aber ein würdigen Co-Headliner Gig und eine gute Schlachteinstimmung.

Und das war wichtig, denn bei SABATON ging es wieder erwarten sehr viel um Krieg. Die Schweden spielten sich in ihrer Headlinerposition durch alle relevanten Songs und gaben sich beinahe zwei Stunden die Ehre. Von "Attero Dominatus" bis "Metal Machine/Metal Crüe" war alles vertreten und die Masse erfreute sich erneut einer humoristischen Darbietung. Sänger Joakim behauptete wieder Felsenfest 'Rise of evil' sei über seinen Penis und es blieb natürlich auch nicht bei nur noch einem Bier. Was das neue Material angeht, so zündet es live ebenfalls recht gut, auch wenn 'Cliffs Of Gallipoli' deutliche Parallelen zu SAVATAGE’s 'Gutter Ballet' und besagtem 'Evil will rise' aufweist. Kleiner Dämpfer der Show war ein betrunkener Volldepp, welcher meinte über Mikrofon der Band vorzuwerfen, sie würden alle deutschen Soldaten bzw. sogar das ganze Publikum (man streitet sich über seine genauen Worte) als Nazis beschimpfen. Joakim kletterte daraufhin äußerst enttäuscht wirkend wieder auf die Bühne, ritt sich aber mit einem schnellen und aggressiven "I never ever said something like this, we’re not here for politics or propaganda, we are here to tell stories and party. So do you want to party hard with us?" einigermaßen wieder In die Bahn.

Gesamt betrachtet war auch dieses Dong Open Air wieder absolut lohnenswert. Auch wenn das Billing namenstechnisch für mich nicht viel Bekanntes aufwies, so wurde ich doch wieder einigen guten Bands näher gebracht. Kühles Bier und warmes Essen zu guten Preisen waren ausreichend vorhanden, der Sound war auf die gesamte Zeit betrachtet wirklich gut und die Stimmung auf dem Campingplatz wie auch dem Gelände bis auf Minimalausnahmen sehr friedlich.
Ein großes Lob geht an dieser Stelle auch noch einmal an das Orgateam, welches sich wieder sehr freundlich und hilfsbereit zeigte. Die Füllung des Zeltes wies erneut einen stetigen Wechsel von voll zu leer auf und ich frage mich ernsthaft, wann ich einmal das System hinter diesem Phänomen erkennen werde.
Das angekündigte Unwetter fiel glücklicherweise recht glimpflich aus und sämtliche früher abgereisten Metalheads sind wahrlich nicht zu beneiden.
Was die Parkmöglichkeiten direkt am Berg anging, so waren diese bereits um 9.30 Uhr dicht, in annehmbarer Entfernung waren aber noch Parkmöglichkeiten zu finden und ein direktes Ausladen vor der Treppe war ebenfalls möglich. Außerdem sollte definitiv erwähnt werden: Das DOA ist nach wie vor so groß wie vor 4 Jahren und das ist absolut lobenswert, denn in dieser Größe bleibt das jährliche, metallische Treffen auf dem Gipfel des Berges übersichtlich und familiär.

Vielen Dank an dieser Stelle noch an meinen Fotografen Sebastian für die coolen Fotos, die DOA Fotografin Deborah und BURN YOUR EARS Redakteurin Sylvia für einige sehr nützliche Infos.

Billing
Dark Tranquility, Morgana Lefay, Primordial, Sabaton, Sadist

Civilization One
Commander
Drone
Grind Inc.
Lyriel
Masterstroke
Moder
Nohellia
Path of Golconda
Persefone
Raintime
Rocketchief
Scarlet Fire
Sheephead
Torian

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