Interview mit Christoph von Maat

Ein Interview von Eddieson vom 26.10.2024 (717 mal gelesen)
Sieben Jahre haben MAAT auf sich warten lassen, doch jetzt stehen sie mit ihrem neuen Album "From Origin To Decay" in den Startlöchern. Gitarrist Christoph aka Morguloth erklärt im Interview, was in den letzten Jahren passiert ist und spricht natürlich auch über das kommende Album.

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Hi Christoph! Wie geht es dir?

Christoph: Hi Jan! Vor allem freu ich mich auf das Release der neuen Scheibe und bin extrem neugierig, wie es bei den Leuten ankommt. Und wir stecken tief in allen dazu nötigen Vorbereitungen, wie Promotion, Merch und Gigs, insbesondere unserer Record Release Show in Berlin, bei der wir (fast) das ganze Album spielen werden.

Es scheint eine turbulente Zeit hinter MAAT zu liegen. Das letzte Album "Monuments Will Enslave" liegt sieben Jahre zurück und es gab einen kompletten Besetzungswechsel in der Band. Lass doch mal kurz die letzten Jahre Revue passieren.

Christoph: So turbulent, wie es vielleicht aussieht, war es aus meiner Sicht gar nicht. Ich selbst bin 2013 kurz nach der Aufnahme, aber vor Veröffentlichung der "As We Create…"-Scheibe zur Band gekommen. Kurz nach der Veröffentlichung von "Monuments..." stellten sich bei Scaradeus (Gitarre) und Thot (Vocals) Umstände im Privatleben ein, die sie dazu bewogen, das Thema Musikmachen vorläufig hinten anzustellen und daher die Band (und auch das Musikbusiness im Allgemeinen) zu verlassen. Da Scaradeus quasi Gründer und auch bis dahin eine der treibenden Kräfte hinter MAAT war, hat das natürlich auch bei uns die Frage nach dem Weiterbestehen der Band aufgeworfen. Da wir MAAT aber immer als Kollektiv empfunden haben, das über einzelnen Mitgliedern steht, und auch schon neue Songideen und Gigverpflichtungen für 2018 hatten, haben wir uns entschieden, die Band weiterzubetreiben. Zunächst haben wir live mit Sessionmusikern gearbeitet, wovon Rezvelk (Gitarre) schnell festes Mitglied wurde und ins Songwriting mit einstieg. Mit Tempest (Drums) widerfuhr uns das Ende 2020 nochmal ähnlich, er war zu dem Zeitpunkt der Dienstälteste (seit der EP 2010), und sein Spiel stilprägend für die Band. Glücklicherweise kam umgehend Sokar zu uns, der dessen Stil aufgriff und seine eigenen Ideen einbrachte. 2021 bekamen wir mit Baal auch endlich wieder einen festen Sänger, mit dem wir weiter ins Songwriting gehen konnten. Mit Horus (Bass) gingen wir erst 2022 getrennte Wege, und Thyros kam zu uns - es war also nie ein schlagartiger Austausch, sondern immer wieder mal ging einer und jemand anders rückte nach, daher blieb immer ein organisches Bandgefühl da. Aber diese Veränderungen erklären auch am ehesten die sieben Jahre, die es bis zur neuen Platte gedauert hat. Dazu kamen auch private Ereignisse bei einzelnen Mitgliedern, die kurzfristig die Aufnahmen verzögerten, denn eigentlich hätte die neue Scheibe schon 2023 erscheinen sollen.

MAAT haben sich ja von Beginn an der Mythologie und der Geschichte des alten Ägyptens verschrieben. Inwiefern ist das auch auf dem neuen Album beibehalten worden?

Christoph: Ich würde das gern ein wenig korrigieren. Am Anfang stand tatsächlich die Mythologie im Vordergrund, aber schon auf dem ersten Album haben wir angefangen, auch eigene Themen und Gedanken in diese Welt einzubetten, nicht zuletzt im Titelsong. Diese Entwicklung haben wir beibehalten, denn auch Konzept und Thema der Monuments-Scheibe hatten Mythologie und altägyptische Geschichte weniger als Inhalt, sondern eher als "Leinwand", auf die wir die Themen von Unterwerfung und Unsterblichkeit und deren (Nicht-)Sinnhaftigkeit projiziert haben. Das Prinzip haben wir weitestgehend beibehalten und weiter in die Richtung entwickelt. Die Mythologie und Geschichte liefert vor allem Bilder, die wir benutzen können, um unsere Themen zu verbildlichen, und auch musikalisch gibt das einen Rahmen, der alles zusammenhält, ist aber eben nicht mehr inhaltlicher Schwerpunkt. imgright

Trotz einer fast kompletten neuen Band ist der Sound dem vorherigen Album sehr ähnlich. Bist du für das Songwriting des neuen Albums verantwortlich oder wie sind die Songs entstanden?

Christoph: Bei MAAT entstehen Songs meist und weitestgehend gemeinsam, in der jeweiligen Besetzung. Genau das erklärt auch den Fluss des Stils, denke ich. Erste Ideen sind schon 2017 entstanden und wurden in den folgenden Besetzungen weiterentwickelt. Ein guter Teil der Songs stand in wesentlichen Zügen sogar schon, als Tempest ausstieg. In der jetzigen Besetzung sind eigentlich nur zwei Songs neu entstanden, alle anderen wurden nur noch verfeinert und vor allem textlich aufbereitet. Dazu kommt vermutlich auch, dass wir wieder im Soundlodge aufgenommen haben, was nicht unwesentlich für den Gesamtsound ist.

Wo siehst du die größten musikalischen Unterschiede zwischen "Monuments Will Enslave" und "From Origin To Decay"?

Christoph: Die sehe ich ziemlich direkt an den Stellen, an denen wir neue Mitglieder haben. Im Großen und Ganzen sind die Songs weniger "dicht" ausgefallen. Sie sind tendenziell länger, nehmen sich mehr Zeit für den Aufbau von Atmosphäre und geben einigen Elementen mehr Raum, wie Leads, Vocals, oder gar unverzerrten Gitarren. Außerdem arbeiten wir mehr mit zusätzlichen Elementen, wie Chören, Cleangesang, Spoken Words und orchestraler Untermalung. Diese musikalische Öffnung hat großen Spaß gemacht!

Das Album wurde wieder von Jörg Uken im Soundlodge Studio aufgenommen, der ja auch schon bei den ersten beiden Alben an den Reglern saß. Der Sound ist wieder mal top! Habt ihr im Vorfeld auch mal darüber nachgedacht, woanders aufzunehmen oder stand Soundlodge schon direkt für euch fest?

Christoph: Die Entscheidung für das Soundlodge fiel schon 2020, ursprünglich mit der Idee, eine EP aufzunehmen. Eine Alternative stand damals nicht im Raum. Bei der Entscheidung sind wir dann auch fürs Album geblieben, auch auf meinen persönlichen Wunsch hin, da ich die Erfahrung im Studio bei den Aufnahmen zu "Monuments ..." großartig fand und die Zusammenarbeit mit Jörg eine enorme Bereicherung für mich, die Band, und eben auch das Album darstellte, und so war es jetzt auch für "From Origin To Decay".

Das Coverartwork zu "From Origin To Decay" ist schön dunkel und atmosphärisch ausgefallen. Was kannst du mir zum Artwork erzählen?

Christoph: Vor allem, dass es von unserem ehemaligen Drummer kreiert wurde, der schon früher alles Grafische der Band übernommen hat, und auch inhaltlich mehr als jeder andere Grafiker im Thema steckt. Für diese über seinen Ausstieg hinausgehende Zusammenarbeit sind wir sehr dankbar! Das Artwork visualisiert im Grunde das Thema der Scheibe: Das Werden und Vergehen, die Erschaffung und Zerstörung, und wie die Welt aus diesen Gegensätzen im Grunde besteht, und dass diese Gegensätze sie erst existieren lassen und "festhalten". Auch musikalisch empfinden wir das neue Material als etwas dunkler (nicht unbedingt düster im negativistischen Sinne), und diese Stimmung findet sich auch im Artwork wieder. Und, wie auch in den Texten zum Teil Bilder der ägyptischen Mythologie genutzt werden, werden sie auch auf den beiden Monolithen zur Versinnbildlichung von Erschaffung (Chnum) und Zerstörung (Apophis) dargestellt.

Meine beiden Favoriten-Tracks sind 'Perennial Bliss' und der mächtige Abschlusstrack 'Synepeies'. Erzähl mir doch mal bitte etwas mehr zu den beiden Songs.

Christoph: 'Perennial' stellt sogar eine Art Titelsong dar, denn er steht aus unserer Sicht musikalisch und inhaltlich im Zentrum des Albums. Die Lyrics wurden hauptsächlich von Sokar (Drums) geschrieben und an der Stelle möchte ich ihn einfach zitieren: Es geht darum, was und wer wir sind, dass Erschaffen ein Teil unseres Seins ist und dass dies der wichtigste Inhalt unserer Existenz ist. Dass wir mit unseren Gedanken und Taten unsere Realität schaffen und dass dies ein unendlicher Kreislauf ist, an den wir gebunden sind. Es ist der erste Song, der komplett in der neuen Besetzung entstanden ist, und ich denke, er zeigt auch an einigen Stellen, wohin die Reise bei uns musikalisch geht. 'Synépeies' bildet auch inhaltlich den Abschluss des Albums, klarstellend, dass jede Erschaffung aus einem vorangehenden Zerfall hervorgeht. Es schließt sich also der Kreislauf aus Erschaffung und Zerstörung. Der Titel ist Griechisch Συνέπειες, das übersetzt 'Konsequenzen' bedeutet, ebenso sind die gesungenen Vocals Griechisch. Der Song ist inspiriert vom Einfall Alexanders des "Großen" in Ägypten und dass eben zum Beispiel die Erschaffung etwa eines großen Reiches auf Zerstörung durch ihn oder/und Zerfall voriger Strukturen beruht, aber auch selbst zu Zerfall verdammt ist. imgleft

Das alte Ägypten bietet ja unglaublich viel Material, aus dem man dutzende Songs schreiben kann. Habt ihr trotzdem mal darüber nachgedacht, dass das Thema auch irgendwann für euch ausgeschöpft sein könnte oder ihr euch irgendwann von dem Thema entfernt?

Christoph: Nun, vielleicht hat sich die Frage ja schon ein wenig beantwortet. Mittlerweile ist das alte Ägypten eher ein Bild, das wir benutzen, nicht der eigentliche Inhalt. Ich glaube, es wird uns auch künftig inspirieren, aber wir sind eher dabei, uns davon weg zu entwickeln.

Für den Rest des Jahres stehen ja noch einige Shows an, unter anderem in meiner alten Heimat Osnabrück. Habt ihr schon Pläne für nächstes Jahr oder die nahe Zukunft? Es soll ja wohl nicht wieder sieben Jahre dauern, bis das nächste Album erscheint, oder?

Christoph: Genau, wir haben auch für Anfang nächsten Jahres einige Shows in Planung, unter anderem in Leipzig, auf den Frostfeuernächten und in Wien, und wir arbeiten an einigen Festivalauftritten. Und definitiv soll es nicht wieder sieben Jahre bis zum nächsten Album dauern. Wir sind schon dabei, an neuem Material zu arbeiten, und konzentrieren uns darauf ab Februar verstärkt.

Christoph, ich danke dir für das Interview und deine Zeit. Ich wünsche euch viel Erfolg für das Album und die kommenden Shows. Die letzten Worte gehören dir.

Christoph: Danke, und danke ebenfalls für das interview. Wir freuen uns darauf, die neue Scheibe zu veröffentlichen und sie auf den kommenden Shows so vielen Leuten wie möglich präsentieren zu können und sind gespannt euer Feedback dazu. Wir sehen uns!

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