Megaton Sword - Blood Hails Steel - Steel Hails Fire

Review von Blaze Breeg vom 11.11.2020 (12481 mal gelesen)
Megaton Sword  - Blood Hails Steel - Steel Hails Fire Quit the whining,
Show me your white teeth,
And keep smiling!

(aus 'Wastrels')

Über die Antwort auf die Frage, wer im zurückliegenden Jahr die stärkste Debüt-EP herausgebracht hat, mag man heftig streiten. Fest steht meiner Ansicht nach jedoch: "Niralet" von MEGATON SWORD verwöhnte uns mit dem geschmackvollsten Artwork, das in puncto Epik neue Maßstäbe setzte. Selten passte ein Cover besser zum Charakter der dargebotenen Musik. Ich kann mich daran bis zum heutigen Tage gar nicht satt sehen. Adam Burke trifft bei mir einfach jedes Mal mitten ins Geschmackszentrum. Die fünf Songs der Schweizer brauchten bei mir hingegen etwas länger, um mich restlos zu begeistern. Inzwischen habe ich künftige Epic Metal-Klassiker wie den bizarr betitelten Opener 'Vulva Of The Nightfall' oder 'Born Beneath The Sword' in mein Herz geschlossen. Selbiges gilt für den Ansatz der Eidgenossen, in ihren Lyrics eine eigene schillernde, wenn auch keineswegs friedvolle Fantasy-Welt zu erschaffen, die das komplette Eskapismus-Potenzial des Genres ausschöpft. Wer sehnt sich in dieser düsteren Zeit nicht bisweilen nach einem fernen Ort, an dem Viren oder durchgeknallte Vegan-Köche samt militanter Reichsbürger-Armada keine Rolle spielen?

Erfreulicherweise laden uns MEGATON SWORD nun abermals in ihren ureigenen Kosmos namens Niralet ein. Wer unser Epic Metal-Special gelesen hat, weiß bereits, dass mich ihr Longplayer-Einstand "Blood Hails Steel - Steel Hails Fire" regelrecht umgehauen hat. Zwei Aspekte jenseits der Musik, auf die ich im folgenden Absatz ausführlich eingehe, waren daran von Anfang an nicht ganz unschuldig: Das Artwork, erneut von Meister Burke, ist nämlich erneut ein Augenschmaus, den man sich am liebsten opulent eingerahmt an prominenter Stelle ins Wohnzimmer hängen möchte: Lodernde Flammen, Wasser, zackige Berge - ich werfe mich in den Staub. Diesmal blasen die Schweizer obendrein auch noch mit dem kultigsten Albumtitel der letzten Dekaden zum Sturm auf die Spitzenplätze in den bald anzufertigen Jahrespolls - DAS muss man sich in dieser Form erst einmal trauen. Und ich sage es klipp und klar: Wer im Epic Metal ohne Rücksicht auf Verluste dermaßen dick aufträgt, hat meine Sympathien rasch erobert. MEGATON SWORD wissen zweifellos, was die in der Regel reichlich leidenschaftlichen Genre-Anhänger (*hust*) sehen und hören möchten. Dabei sind sie meiner Meinung nach zum Glück in jeder Hinsicht authentisch, sodass das Klischee keinem Kalkül entsprungen, sondern dem Herzblut von vier Fans geschuldet ist - namentlich Uzzy Unchained (Gesang), Chris The Axe (na was wohl, Gitarre), Simon The Sorcerer (Bass) und last but not least Dan Thundersteel (Schlagzeug). Über die Vorliebe für Joey DeMaio-würdige Klischees hatten wir schon gesprochen, oder?

Doch nun zum Kerngeschäft, den acht Songs auf "Blood Hails Steel - Steel Hails Fire". Eines vorweg: Noch nie habe ich ein Review über ein Album verfasst, das ich bis zur Niederschrift so häufig und so intensiv gehört und so oft mit Gleichgesinnten wie Divine Victim und Mr. Metalsson diskutiert habe. Daher glaube ich, dass sich auch in mehreren Jahren nichts Gravierendes an meinem Urteil Stand November 2020 ändern wird. Haben wir es hier mit dem nächsten großen Epic Metal-Wurf zu tun? Ja, auch wenn - ich wage einen Spoiler - schon bald eine noch strahlendere Großtat aus Kanada erscheint. Allerdings beschränke ich mich an dieser Stelle auf MEGATON SWORD. Gleich der Opener, das Titelstück 'Blood Hails Steel - Steel Hails Fire', legt die Messlatte schwindelerregend hoch. Wir haben es hier, bandtypisch, mit kerniger, rifflastiger Genre-Kost zu tun, die dank eines ziemlich kauzigen, leidenschaftlichen Gesangs ebenso undergroundig-true wie eigenständig tönt. Der ikonische Chorus lädt zum Dauer-Fistraising ein - auf der Bühne in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft ohne jeden Zweifel eine beeindruckende Machtdemonstration. Wenn Mr. DeMaio heute noch solche Nummern schreiben könnte, würden MANOWAR die großen Hallen, die sie weiterhin anmieten, auch bis auf den letzten Platz füllen ... Aber zurück zu MEGATON SWORD: Ein hervorstechendes Merkmal sind die einprägsamen, oftmals recht ausgefallenen Gesangslinien, die sich wie zum Beispiel im knackigen 'Wastrels' ("Let's gather some heads, alright?" - Alright, immer her damit!), im passend betitelten 'Songs Of Victory' oder im erhabenen 'Verene' schon nach wenigen Durchgängen ins Hirn fräsen. Die bleiben da, glaubt mir! Und, überhaupt, 'Verene': So rundweg beschissen wie 2020 ist, so wundervoll ist dieses Epic-Monster, das der Konkurrenz das Fürchten lehrt. An dieser Stelle muss ich mich jedoch selbst maßregeln: Es macht absolut keinen Sinn, einzelne Tracks herauszugreifen, weil die Schweizer ihren Hörern keinerlei Ausfälle zumuten, noch nicht einmal im Nano-Bereich. Auf "Blood Hails Steel - Steel Hails Fire" passt einfach alles: Jeder Song weckt den Krieger in dir, der das nächste Ross besteigen und in die Schlacht ziehen möchte. Die Scheibe lädt trotz vereinzelter melancholischer Gänsehaut-Soli wie in 'Crimson River' eben nicht GATEKEEPER- oder LEGENDRY-like zum Träumen, sondern zur Aktion ein. Die wuchtige Rhythmus-Fraktion treibt die Meute einfach gnadenlos vor sich her! Ich kann dabei nicht wirklich still sitzen, ich möchte mich bewegen - und sehne mich immens nach einer gepflegten Epic-Party in Reihe eins, die mir zwar die Stimme rauben, jedoch Kraft für die nächsten drei Monate geben wird. Kann man Schweiß, Biergeruch und Ellbogen im Rücken dermaßen vermissen?

Insgesamt betrachtet bleibt festzuhalten: MEGATON SWORD katapultieren sich mit "Blood Hails Steel - Steel Hails Fire" (endgültig) in die erste Epic Metal-Liga. In vielen Jahren, in denen weder ATLANTEAN KODEX noch SOLSTICE ein Album raushauen, hätten sie mit ihrem ersten Longplayer locker den Genre-Meistertitel errungen - anno 2020 reicht es in meiner Welt jedoch "nur" zu einem glorreichen zweiten Platz, vor fantastischen Outputs von Bands wie DEXTER WARD (hier würde ich den Hellenen mit ihrem italienischen Gott-Sänger inzwischen einen halben Punkt mehr geben), ETERNAL CHAMPION oder - um auch eine EP ins Spiel zu bringen - FER DE LANCE. Beugen müssen sich die Schweizer bloß "Aedris", dem Meisterwerk von POSSESSED STEEL, das ich in Kürze auf dieser Seite für euch in den Epic Metal-Himmel loben werde. Bevor ich das gewohnt wortreich tue, reist bitte nach Niralet, schmeißt MEGATON SWORD mit all eurer Knete zu und kauft Vinyl, CD sowie Tape. Am besten gleich doppelt und dreifach, auch für die beiden besten Kumpels - bald ist schließlich Weihnachten.

Cheers for the roar,
The chants of war,
The songs of victory

(aus 'Songs Of Victory')



Gesamtwertung: 9.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. Bloods Hails Steel - Steel Hails Fire
02. Verene
03. In The Black Of Night
04. General Bloodlust
05. Wastrels
06. Crimson River
07. Songs Of Victory
08. The Giver's Embrace
Band Website: www.facebook.com/megatonsword/
Medium: CD
Spieldauer: 41:26 Minuten
VÖ: 13.11.2020

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