Siege Of Power - This Is Tomorrow | |
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Review von Damage Case vom 25.02.2023 (3524 mal gelesen) | |
SIEGE OF POWER sind eine Supergroup. Dieser Begriff wird inflationär gebraucht, wenn sich eine Handvoll Musiker mehr oder weniger bekannter Bands für ein neues Projekt zusammentun. Doch im Fall von Frontmann Chris Reifert sowie den drei niederländischen Instrumentalisten Paul Baayens (Gitarre) Theo van Eekelen (Bass) und Bob Bagchus (Schlagzeug) handelt es sich durchgehend um absolute Death Metal Groß- bis Größtkaliber, sodass man sich sogar das Namedropping ihrer aktuellen/ehemaligen Truppen sparen kann - kennt eh jeder geneigte Fan des kultivierten Krachs. Das Debütalbum "Warning Blast" war 2018 ein roher, crustiger Jam-Brocken mit heftigem und unüberhörbarem Hardcore-Einschlag, eingespielt als Referenz an das vorherige Projekt FIRST CLASS ELITE von vier Freunden in fast derselben Besetzung, frei von jeglichen Erwartungen an irgendeinen kommerziellen Erfolg. 2023 erscheint nun der Nachfolger "This Is Tomorrow", und man hört bereits in der ersten Minute des durch sattes SLAYER-Riffing eingeleiteten Openers 'Force Fed Fear' die Unterschiede zum Vorgänger. Die vier Veteranen haben deutlich mehr Hirnschmalz und Zeit in das Auskomponieren der elf Todesgeschosse investiert. Okay, doch Namedropping an dieser Stelle: Wer bei SIEGE OF POWER an DEATH, AUTOPSY, ABSCESS, ASPHYX, THANATOS, HAIL OF BULLETS und SOULBURN denkt, liegt weder richtig noch falsch. Die Tempoverschleppungen erinnern nicht nur einmal an Chuck Schuldiner und die folgenden doomigen Parts könnte man sich auch von Martin van Drunens ehemaligen oder aktuellen Hauptbands dargeboten vorstellen ('As The World Crumbles', 'Deeper Wounds'). Der Punch von Bob Bagchus steht für Hollandtod wie Grachten für Amsterdam. Und wo Hauptsongwriter Paul Baayens in die Saiten haut, rifft es nach sägend thrashigem Todesstahl. Nicht zuletzt sorgen das Organ und die Texte von Chris Reifert, der bei SIEGE OF POWER tatsächlich keinerlei Stöcke schwingt, für eine morbide und abgeranzte Stimmung, sodass man beim Lauschen der Musik die Sümpfe Floridas förmlich riechen kann. Alles in allem ist "This Is Tomorrow" deutlich mehr Old School plus Thrash und Doom denn Hardcore. Fazit: Den Spaß hört man einer Todesbleikombo nie an. Aber man glaubt dem Quartett, dass sie SIEGE OF POWER aus Freude miteinander betreiben. Auf dem neuen Album hört man diese Ungezwungenheit und vor allem ein strukturierteres Songwriting deutlich stärker heraus als auf dem Vorgänger. Alleine wie der Rocker 'Ghosts Of Humanity' ab der Mitte in eine Hackbrettorgie abdriftet, ist astreiner Death Metal-Spaß pur. Für Fans der Stammbands der Beteiligten ist Reinhören in dieses Album keine verschenkte Zeit. Drei Anspieltipps: Der Groove des kurzen Brechers 'Scavengers' fährt bereits beim ersten Hördurchgang ordentlich in den Nacken. 'The Devil's Grasp' ist kurz, ruppig, schnell, klingt wie VENOM 1981 und hätte auch auf "Warning Blast" stehen können. Mit dem schleppenden Titelsong zum Abschluss führen SIEGE OF POWER den Hörer endgültig zum Schafott. Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Force Fed Fear 02. Sinister Christians 03. Scavengers 04. Zero Containment 05. Ghosts Of Humanity 06. As The World Crumbles 07. Oblivion 08. Deeper Wounds 09. The Devil's Grasp 10. No Salvation 11. This Is Tomorrow | Band Website: Medium: CD + digital Spieldauer: 40:45 Minuten VÖ: 17.02.2023 |
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