Lord Vigo - Danse De Noir | |
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Review von Blaze Breeg vom 05.04.2020 (6924 mal gelesen) | |
Wenn man mich fragt, welche weitgehend unbekannten Perlen sich im deutschen Underground verbergen, die man unbedingt für sich entdecken muss (!), bringe ich stets ohne zu zögern zwei Namen ins Spiel: OLD MOTHER HELL und LORD VIGO. Zwei Bands, die für sich genommen um Lichtjahre spannender sind als das komplette Portfolio der meisten kapitalkräftigen Plattenfirmen, die allzu oft auf Nummer sicher gehen. Übertreibe ich? In den Augen der meisten Mainstreamhörer vermutlich schon. Wer sich aber für hochgradig eigenständige, authentische Musik mit Herzblut begeistern kann, wird mir beipflichten. LORD VIGO aus Rheinland-Pfalz, benannt nach einem Charakter aus dem Kultfilm "Ghostbusters II" (1989), gibt es erst seit 2014. Trotzdem können die Herren, die weit mehr als den oft mit ihr assoziierten Epic Doom à la CANDLEMASS oder SOLITUDE AETURNUS im Angebot haben, bereits auf eine recht stolze Diskografie blicken: Eine (ziemlich lang geratene) EP, "Under Carpathian Sun" (2015), zwei Longplayer, "Blackborne Souls" (2017) und "Six Must Die" (2018), und nun das Drittwerk "Danse De Noir" - im Südwesten der Republik ist man ganz schön fleißig. Aber das allein wäre noch gar nicht so beeindruckend, da es in unserer Szene ja so manchen Akkordarbeiter gibt, der regelmäßig mehr oder auch oft weniger gelungene Outputs fabriziert. Das sieht bei LORD VIGO zum Glück vollkommen anders aus: Der Backkatalog ist makellos, die Band konnte sich sogar von Release zu Release kontinuierlich steigern - und der Ausgangspunkt "Under Carpathian Sun" mit seinem grandiosen 'The Arrival' war in qualitativer Hinsicht schon erstklassig. Solltet ihr noch keinen Ton des Lords gehört haben: Hört euch sofort - S.O.F.O.R.T. - den 13-minütigen Titelsong des letzten Studioalbums "Six Must Die" an. Für mich einer der fünf besten Longtracks, die in der zurückliegenden Dekade komponiert worden sind. Ich bekomme jedes Mal eine fette Gänsehaut! Und nicht nur ich: Erst vor ein paar Tagen habe ich einem geschmackssicheren Teenie dieses Monument empfohlen, Ergebnis: Die Band hat einen leidenschaftlichen Fan mehr! Tagwerk erfüllt ... Meine Erwartungen hinsichtlich des Nachfolgers waren infolgedessen sehr hoch. Aber hatte ich deshalb Angst, vom neuen Tonträger enttäuscht zu werden? Nein, dafür war die Güteklasse des bisherigen Schaffens einfach zu hoch. Trotzdem sorgten LORD VIGO, die schon einige äußerst sehenswerte Videos gedreht haben, prompt für eine Überraschung: Das Cover von "Danse De Noir" hebt sich auf der stilistischen Ebene deutlich von den bisherigen Artworks ab. "Six Must Die" hatte auch diesbezüglich Maßstäbe gesetzt - und zu 100% meinen Geschmack getroffen. Das ist hier nicht ganz der Fall, aber ein Hingucker ist der futuristische Schädel allemal - auch die Rückseite der Plattenhülle sowie das Lyric-Sheet machen etwas her und stimmen optisch auf die anstehende SciFi-Geschichte mit der Protagonistin Nihlai ein, die der Drittling in gut 44 Minuten erzählt. Kurzum: Das Ganze ist stimmig, die Verpackung passt folglich schon einmal! Aber was kann die Platte, inhaltlich ein Konzeptalbum, musikalisch? Nun, das oben angesprochene, außerordentlich hohe Niveau können LORD VIGO mühelos halten - das ist spätestens ab 'The Verge Of Time' mit seinem mitreißenden Chorus klar. "Danse De Noir" knüpft meines Erachtens nahtlos an "Six Must Die" an, kann aber - wie jede Veröffentlichung der Band - auch eigene Akzente setzen. LORD VIGO haben ihren Stil gefunden, wiederholen sich jedoch nicht. Dafür sorgen schon die einfallsreichen Gesangslinien, die ich seit jeher als eine ganz große Stärke, ja nahezu als ein Alleinstellungsmerkmal betrachte. Nur Vinz Clortho, der auch an den Drums eine gute Figur abgibt, klingt wie Vinz Clortho - er braucht daher gar keinen Helm (mehr), um aufzufallen ... Ansonsten überzeugt das Songwriting zum wiederholten Male auf der ganzen Linie: Episch-doomig geht es hier schon bisweilen zu, aber der Lord mag es auch deutlich flotter wie zum Beispiel in den zünftig rockenden 'And Then The Planets Will Align' und 'Between Despair And Ecstasy'. Im Ganzen gesehen ist die dargebotene Mischung, die auch ausgedehnte Ausflüge in NWOBHM- oder gar MANOWAR-Gefilde beinhaltet, extrem spannend: Man merkt obendrein, dass nicht zuletzt Volguus Zildrohar (Gitarre, Bass) ein großer Bewunderer der kanadischen Prog Rock-Götter RUSH (Ruhe in Frieden, Neil) ist. Ja, der Lord kennt die Geschichte der härteren Stromgitarrenmusik verdammt gut! Die Fähigkeit, daraus etwas Frisches und Aufregendes zu basteln, zeichnet ihn aus und hebt ihn von über 95% der Konkurrenz ab. Das Beste kommt diesmal im Übrigen zum Schluss - und muss gesondert Erwähnung finden: Mit 'Memento Mori' haben sich LORD VIGO nicht selbst übertroffen, da sie schon mehrere ausgezeichnete Longtracks geschrieben haben: Man denke nur an das bereits erwähnte 'Six Must Die' (2018), aber auch an 'Eternal Saviour' (2017). Nichtsdestotrotz dürfte die Nummer am Ende des Jahres zu meinen persönlichen Top Ten zählen. Hier finden wir alles, wirklich ALLES, was diese Band ausmacht: Eine facettenreiche, melancholische Grundstimmung, die zum Träumen einlädt. Zum Heulen schöne Gitarrenmelodien, die man nie wieder vergisst. Und ein Gesang, der mit jeder Note so viel Sehnsucht und - da haben wir es erneut - Herzblut transportiert, dass er wahrhaftig die Seele berührt. Das ist Kunst! "Danse De Noir" ist insgesamt betrachtet ein weiterer Beweis für die Kreativität des deutschen Metal-Undergrounds, der fernab von kommerziellen Zwängen gedeihen kann. Ich zitiere gerne (mal wieder) Jake Rogers von VISIGOTH: "Wer meint, dass Metal tot ist, weiß nicht, wohin er schauen muss!" Recht hat er. Selbstverständlich werden LORD VIGO auch in der Zukunft die Masse nicht erreichen und vor allem für einen harten Kern musizieren, der die Band zum Beispiel im MarX beim HELL OVER HAMMABURG gebührend abfeiert. Trotzdem sollte jeder, der sich für hochwertige, härtere Stromgitarrenmusik interessiert, den neuen Output antesten. Auch wenn er eigentlich gar nicht so Underground-affin ist. Es ist nämlich nie zu spät, dem mächtigen Lord zu huldigen! Ich zücke auf jeden Fall zum ersten Mal als Rezensent für dieses Mag die Höchstnote. Gesamtwertung: 10.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. The Voight Kampff Situation 02. Danse De Noir 03. Are You Human 04. The Verge Of Time 05. Fiery The Angels Fell 06. Shoulder Of Orion 07. And Then The Planet Will Align 08. Between Despair And Ecstasy 09. As Silence Grows Old 10. Memento Mori | Band Website: www.facebook.com/LordVigo666 Medium: CD Spieldauer: 44:18 Minuten VÖ: 10.04.2020 |
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