Palace (D) - The 7th Steel | |
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Review von EpicEric vom 16.10.2014 (4852 mal gelesen) | |
Die Achtziger sind vorbei, die alten Helden nicht mehr im Geschäft oder in Routine versunken und auf Bierdosen ist jetzt 25 Cent Pfand. Dass es einen ganzen Underground voller Bands gibt - insbesondere innerhalb deutscher Bundesgrenzen - denen das wumpe ist, muss niemandem mehr groß erklärt werden. Bands wie PARAGON und STORMWARRIOR lassen auch die alte Hamburger Schule wieder aufleben und erhalten den schnellen, hymnischen, doch erdigen und endheterosexuellen Heavy Metal am Leben. Bands wie auch PALACE. Die kommen zwar aus Speyer, aber Haare spalten wollen wir hier nicht. Seit 1990 unterwegs, legen die Pfälzer hier Album Nummer sieben vor, und dass das "The 7th Steel" heißt sagt nicht nur über deren Zählkünste einiges aus. Der Sound ist endheavy und das ist spitze so. An dem Gesang werden sich gewiss die Geister scheiden. Ziemlich raues, dreckiges Gekeife, aber nicht unpassend zur Musik. Was das ganze Album hindurch öfter mal zu Stirnrunzeln veranlasst, sind die trägen, schwer zu verfolgenden Riffs, die ich eher als kompositorischen Makel als als proggige Anleihe deute. 'Rot In Hell' und 'Iron Horde' fangen da schon gut an, auch wenn das die Songs als Gesamtkonzept nicht allzu stark runterzieht. Dass hier keine lyrischen Höchstleistungen vollbracht werden, entspricht ja irgendwo dem deutschen Standard und zumindest im Englischen ist der Sänger wesentlich firmer als sein Kollege Chris Boltendahl. Trotzdem kau' ich mir bei einigen Texten halb die Zunge ab - "Iron Horde / Fight against injustice". Aua. Was aber nicht heißt, dass das Songmaterial hier Wirkung verfehlt, das mit dem Handwerklichen haben die vier voll raus. 'Bloodshed Of Gods' gleicht viele grobe Schnitzer von vorher wieder aus und hat ziemlich geile Riffs und Harmonien, 'Blades Of Devilhunter' ist eine mit Grandeur geriffte Oberklasseuptemponummer, komplett mit geilem Chorus, zumindest kompositorische, weil der Text wie aus einem Almanach für Japano-Rollenspiel-Folklore klingt und damit sein Maß an Cheesiness hart auf die Spitze treibt. Mit Ohren auf Durchzug macht der aber hart Bock! 'Holy Black Rider' - textlich hat man hier echt ein Uwe Boll-Werk vor sich. Dieses Mal aber auch musikalisch verzichtbar, weil der Chorus dem Song sämtlichen vorher so sorgfältig aufgebauten Wind aus den Segeln nimmt. 'Desert Revolution' leidet unter demselben Problem. 'Metal Company' haut unterdessen musikalisch wieder richtig gut im Midtempo rein, was ich aber daran auszusetzen habe, könnt ihr euch mittlerweile sicher selber denken. Zuletzt erlebt der Hörer wieder bei 'Secret Signs', 'Teutonic Hearts' und 'Under New Flag' eine qualitative Berg- und Talfahrt. "The 7th Steel" trieft nur so vor Klischee und - ich muss es ehrlich sagen - furchtbaren Texten, aber hat auch wirklich viele Bonbons zu bieten. Die chorusorientierten, straighten Songs verfehlen ihre Wirkung nicht und der Fuß wippt ab einem gewissen Punkt von ganz allein mit. Wer gegen Schläge auf den Kopf mit stumpfen Gegenständen immun ist und seine Englischhausaufgaben nicht gemacht hat, darf sich dieses Bündel traditioneller, deutscher Handwerkskunst bedenkenlos ins Regal stellen! Gesamtwertung: 6.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Rot In Hell 02. Iron Horde 03. Bloodshed Of Gods 04. Blades Of Devilhunter 05. Holy Black Rider 06. Desert Revolution 07. Metal Company 08. Secret Signs 09. Teutonic Hearts 10. Under New Flag | Band Website: www.palace-music.de/ Medium: CD Spieldauer: 46 Minuten VÖ: 26.09.2014 |
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