J.B.O. - Nur Die Besten Werden Alt

Review von BlindWarlock vom 16.09.2014 (9128 mal gelesen)
J.B.O. - Nur Die Besten Werden Alt Es ist wirklich schwer, keinen Blödsinn über eine Band zu schreiben, deren Beruf (der) Blödsinn ist und die sich damit brüsten, den Blödsinn mit vollem Körpereinsatz zu verteidigen. Dennoch werde ich versuchen, ohne zu viel Stuss von mir zu geben, das neuste Werk der Krieger in Schwarz-Rosa-Gold zu rezensieren.

Dann mal los ...

"Nur Die Besten Werden Alt" ist das Album zum 25-jährigen Jubiläum des JAMES BLA... Verzeihung, des JAMES B[ZENSIERT!] ORCHESTERs; also so etwas wie ein besonderer Abschnitt im Leben der Band, und auch sicherlich ein besonderer Silberling in den Sammelregalen der Fans (falls man sich denn die Musik noch auf Metall kauft und nicht wie in den Stücken angedeutet nur noch als MP3 saugt). Mit vier Coversongs, sechs Zwischenspielen, neun Eigenkreationen und einem Hidden Track wartet das zehnte Studioalbum der Erlangener Jungs - äh - Männer ... der ... vier Erlangener auf.

Man bekommt grob gesagt das, was man erwartet, wenn man J.B.O kennt. 19 Lieder, deren Hauptbestandteile Blödsinn und Metal sind. Allerdings geht die Qualität vor allem bei den originellen Liedern doch weit auseinander. So bekommt man zum Beispiel mit 'Jung, Dumm Und Besoffen' eine erstklassige Metalhymne, die nicht nur zum Haareschaukeln einlädt sondern auch zum lautstarken Mitgrölen, wenn man gerade mal besoffen auf einer Party/einem Festival/alleine zu Hause ist. Viel Power in der Musik, ein relativ eingängiger Text, ohne viel Aussage und dennoch mit viel Tiefgang, der sich zum Mitsingen sehr gut eignet. Auch mit 'Vier Finger Für Ein Halleluja' bekommt man einen Track mit hohem Wiedererkennungswert, der sich als Grundlage für einen bodenständigen Ohrwurm mehr als gut eignet. Das krasse Gegenteil in der Sparte selbstgemachtes Liedgut bildet aus meiner Sicht hier allerdings 'Ein Zipfel Vom Glück'. Der Song ging mir schon beim ersten Durchhören auf den Keks und wurde nur so oft gehört bis ich mir sicher war, dass er übersprungen werden kann ohne etwas zu verpassen. Hier wird der bekannte und geliebte Blödsinn leider zu einem handfesten, kindischen Schwachsinn. Zwar spielen die alten Metalhasen wundervoll mit den Worten, jedoch ist die Zweideutigkeit so offensichtlich, dass man den eigentlichen Kontext schnell begreift und das Auswalzen des Themas "Zipfel" (haha ...) nach sehr kurzer Zeit eher nervt als unterhält. Außer man ist 'Jung, Dumm und Besoffen' aber, dass dieser Kreuzverweis gewollt ist wage ich zu bezweifeln.

Die Schere, deren Spitzen die Eigenkreationen bilden geht nach unten weiter und trifft in der Mitte etwa auf die Kategorie Parodie/Cover. Sie sind nicht mehr so extrem weit auseinander, aber dennoch gibt es deutlich bessere und deutlich schlechtere. Wo man auf der einen Seite noch ziemlich mit der Aussage 'Das Bier Ist Da Zum Trinken' (=> 'These Boots Are Made For Walking') daran erinnert wird, dass man nicht nur lange Haare nach einem Konzert mit dem Gerstensaft pflegen kann, fällt das Niveau jedoch deutlich ab, wenn man sich anhört, was die Jungs aus OPUS 'Life Is Life' (=> 'Death Is Death') gemacht haben (liegt vielleicht mit daran, dass das Original schon eher nicht so wirklich gut ist) und am Tiefpunkt ist die Laune des Hörens wohl bei 'Schule Aus' (=> 'School's Out'), was weniger eine Hommage ist als eher eine (frei) übersetzte Interpretation des Originals. An dieser Stelle möchte ich allerdings auf eine Ansage von Vito und Hannes vom SUMMER BREEZE 2014 verweisen, die 'Death Is Death' rechtfertigt: Frei aus dem Gedächtnis zitiert sollte das Lied eigentlich eine wohlbekannte Stilrichtung des schweren Metalls beschreiben, musste aber aus Gründen der Titellänge von 'Melodic Death Metal Is Melodic Death Metal' auf 'Death Is Death' gekürzt werden. Das macht das Lied zumindest ein klein wenig sympathischer. Allerdings machte uns das Lied schon beim Hören ziemlich kreativ und wir kamen auf Versionen wie 'Jeff Is Jeff'. Ihr wisst schon. Jeff. Der aus dieser Werbung, wo ... na ja, lassen wir das.

Gerettet wird die Scheibe durch die Zwischenspiele, die mir persönlich am meisten Spaß gemacht haben beim Hören. Zwar ist das kürzeste gerade einmal 14 Sekunden und das längste 28 Sekunden lang, aber mit einer Gesamtlänge von 1:47 machen die nicht direkt als Lieder zu bezeichnenden Tracks knappe 2 Minuten des Albums zu einem großen Hörgenuss. So bekommt man auf der einen Seite die Information, dass "Der Ralf [schon] vor 10 Jahren gewusst [hat] was ein Haschtag ist" ('#') und wird andererseits daran erinnert, dass man ja mal wieder einen 'McDeath' ("Ein Pfund Metall / Umhüllt von Stahl / Mit blutroter Soße!") essen könnte, und bekommt eine sehr kreative Zeitansage der deutschen Metalcom geliefert ('Zeitansage'. Hierbei eine Bitte an möglicherweise Zuständige: MACHT DAS! ES IST SUPER!).

Alles in allem ein Album, das, um einige Lieder gekürzt, nicht schlechter gewesen wäre, aber trotzdem noch etwas mehr als "hörbar" ist und doch auch durchaus Spaß macht. Die Band ist in den 25 Jahren ihrer Existenz zwar älter, nicht aber unbedingt reifer geworden und das hört man. Einerseits sind sie ihrem Stil sehr treu geblieben (persönliche Anmerkung: '#' hat eine nicht gerade subtile Message, aber die Verbindung aus Text und Titel machen es zu einem Lacher, der für mich auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig wird. Mehr davon!), andererseits wird flacher, infantiler Blödsinn irgendwann auch einfach alt. Andererseits werden ja nur die Besten alt und damit bleibt die Hoffnung auf mehr und Besseres natürlich erhalten.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Vier Finger Für Ein Halleluja
02. Death Is Death
03. Ansage
04. Sakradi, Mei Sack Is Hi
05. #
06. Das Bier Ist Da Zum Trinken
07. Schule Aus
08. Der Sechste Sinn
09. Was Würde Jesus Tun?
10. Mittelalter
11. Aberglaube
12. Die Waldfee
13. Und Dann Hörst Du J.B.O.
14. McDeath
15. Metal No. 666
16. Die Antwort
17. Zeitansage
18. Ein Zipfel Vom Glück
19. Jung, Dumm Und Besoffen
+Hidden Track: Satanismuskrise
Band Website: www.jbo.de
Medium: CD
Spieldauer: 50:58 Minuten
VÖ: 15.08.2014

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