Pink Floyd - Vinyl Re-Issues 2016 (1967-1969)

Review von des vom 26.05.2016 (8121 mal gelesen)
Pink Floyd - Vinyl Re-Issues 2016 (1967-1969) PINK FLOYD sind bekannt und sind eine Größe. Und sie haben zweifellos Legionen von Musikern und Bands geprägt, nicht nur im Rock-, sondern auch im Metal-Sektor. Ohne PINK FLOYD würden heutzutage Prog Rock und Prog Metal wohl anders klingen. Bekannt sind natürlich vor allem ihre Alben der mittleren Phase, allen voran das Album "The Wall" von 1979, das allerdings schon ein fast reines Roger Waters Album war. Doch hier konnte Dave Gilmour noch bei 'Comfortably Numb' ein Gitarrensolo einspielen, das nicht zu unrecht als eines der besten Soli aller Zeiten bezeichnet wird. Ein besonderer Meilenstein ist natürlich auch das frühere Album "The Dark Side of The Moon", das den Beginn der absoluten Hochphase der Band markierte. Etwas weniger Popularität in der breiten Musikgemeinde besitzen dagegen die früheren Werke PINK FLOYDS, die auch seit vielen Jahren als Vinyl schwer zu bekommen sind. Nun erscheinen Neuauflagen der ersten vier Alben in schwerem 180g Vinyl, die von James Guthrie, Joel Plante und Bernie Grundman von den alten Analogtapes in Stereo remastered wurden.


The Piper At The Gates Of Dawn

Weniger bekannt ist allerdings außerhalb des absoluten Fankreises, wie die Historie begann. PINK FLOYD wurden Mitte der 1960er Jahre von Roger Waters, Nick Mason und Rick Wright gegründet, bis Syd Barrett dazu stieß, der der Band auch den Namen (THE) PINK FLOYD vorschlug. Sänger und Gitarrist Syd Barret war klarer Kreativitätsmotor der Band, die zu ihrem Beginn Teil der aufkeimenden Psychedelic-Szene Londons war. Demzufolge ist das Debüt "The Piper At The Gates Of Dawn" aus dem Jahr 1967 auch schwer psychedelisch - während die Platte läuft, werden Assoziationen von bunten Lampions und grob gemusterten Tapeten wach, die hinter bewusstseinserweiternden Rauchschwaden verschwinden. Zwar deutet der Plattenopener 'Astronomy Dominé' bereits die epischen Strukturen späterer Songs an, ist damit aber in der Minderheit. Andere Songs wie 'Pow R. Toc H.' vermischen wilde Strukturen und Stile zu einem abgefahrenen Klangbild. An manchen Stellen klingen wieder Anlehnungen an die Beatles durch, doch meistens ist die Platte geprägt von überschäumender Kreativität und für damalige Zeiten innovative Klangspielereien. Gegenüber späteren Platten besetzt neben den Gitarren auch die Hammond-Orgel eine dominante Stelle. Eines der Kernstücke der Platte ist 'Interstellar Overdrive', das mit seinen über neun Minuten Spielzeit nicht nur der längste Song des Albums ist, sondern auch musikalisch einer experimentellsten, der nach geradezu konventionellem Beginn in einem Klangchaos mündet, bis er im Finale wieder zu sich findet. "The Piper At The Gates Of Dawn" ist ein Album, das seine Aufmerksamkeit einfordert und könnte Fans, die PINK FLOYD vor allem mit "Wish You Were Here" assoziieren, vor den Kopf stoßen. Es ist aber als einziges Album, das unter der Leitung von Syd Barrett und der Besetzung Barrett/Waters/Mason/Wright entstand, legendär. Das auf manchen früheren Versionen vorhandene 'See Emily Play' findet sich nicht auf dieser Pressung.


A Saucerful Of Secrets

imgrightEin Jahr später ging es mit Syd Barrett, der aufgrund seines Drogenkonsums immer mehr neben sich stand, steil bergab. Da Syd Barrett nicht mehr in der Lage war, seinen Part zu erfüllen, was vor allem bei Auftritten zu einem massiven Problem wurde, sah sich die Band gezwungen, einen zweiten Gitarristen zu engagieren, und zwar Dave Gilmour. Und so entstand das zweite Album der Band "A Saucerful Of Secrets" im Jahr 1968 in der Besetzung Barrett/Waters/Gilmour/Wright/Mason, wobei sich der Beitrag von Syd Barrett auf einen einzigen Song beschränkte, nämlich 'Jugband Blues'; eingespielt wurde das Album schlussendlich an seiner Statt fast vollends von Gilmour. Kurz darauf wurde Barrett dann auch endgültig aus der Band geworfen, noch vor dem Erscheinen von "A Saucerful Of Secrets". Im Gegenzug konnte aber Dave Gilmour dem Bandsound bereits seinen Stempel aufdrücken. "A Saucerful Of Secrets" ist etwas weniger psychedelisch als noch der Vorgänger und Gilmour spielt auf 'Remember A Day' bereits mit Bottleneck und seinem flirrenden Gitarrensound. Nichtsdestotrotz sprüht auch das zweite Album von Experimentiergeist, wenn es auch viel eingängiger klingt als noch der Vorgänger. Weiters fällt auf, dass die zuvor sehr präsente Hammond einem Piano weichen musste. Psychedelisch und auch träumerisch ist vor allem 'Set The Controls For The Heart Of The Sun', das mit seiner sparsamen Instrumentierung, den lässigen Drum-Rhythmen und dem eindringlichen Gesang überzeugt. Abgefahren ist es wiederum, wenn die Band bei 'Corporal Clegg' einen Marsch am Kamm bläst. Kernstück des Albums ist allerdings der instrumentale Titeltrack 'A Saucerful Of Secrets', der wie auch viele spätere Nummern eine überlange Spieldauer aufweist (etwa zwölf Minuten) und einen mehrteiligen Aufbau besitzt. Beginnt der Song noch mit einem apocalyptischen und düsteren Intro, wechselt er im zweiten Teil in einen perkussiven und nicht minder sperrigen Part, der sich auch als Soundtrack für einen David Lynch Film eignen würde, bevor er in einen langen, coolen Hammondteil wechselt, der von einem mit dezenten Chören untermalten Finale abgeschlossen wird - eine Nummer, die auch oft live und in unterschiedlichen Variationen dargeboten wurde. In Summe stellt die Platte eine klare (und auch sehr gelungene) Weiterentwicklung zum Vorgänger dar. Nebenbei bemerkt ist auch das Cover deutlich gelungener als das von "The Piper At The Gates Of Dawn".

imgcenter



More

imgleft1969 war Syd Barrett bei PINK FLOYD endgültig Geschichte, trotzdem hielt die psychedelische Phase der Band an. Und dennoch stellt "More", das in der Besetzung Gilmour/Waters/Mason/Wright entstanden ist, eine Neuerung dar: Es handelt sich um den ersten Soundtrack der Band, und zwar zum Film "More – mehr – immer mehr" mit Mimsy Farmer und Klaus Grünberg in den Hauptrollen. Der Film rund um eine Drogengeschichte und ein Liebespaar auf Ibiza ist längst vergessen und auch das Album "More" wird oft als schlechteres Werk von PINK FLOYD bezeichnet. Diese Bewertung kommt wohl auch daher, dass "More" für PINK FLOYD eher untypisch ist: Da es sich um einen Film-Soundtrack handelt, ist die Platte eher inhomogen und beinhaltet einige Instrumentalnummern, die wahrscheinlich besser im Zusammenspiel mit den bewegten Bildern auf der Leinwand funktionieren. Auch sind die Songs für PINK FLOYD-Verhältnisse untypisch kurz und weitaus weniger experimentell, fast schon konventionell. Dennoch sollte man "More" nicht unterbewerten, finden sich doch einige Perlen auf der Platte, wie zum Beispiel mit 'The Nile Song' erstmals ein richtig hardrockiger Song. Auch der ruhige 'Crying Song' überzeugt wie auch die nicht minder ruhige Akustikballade 'Green Is The Colour'. Vor allem die erste Seite der Platte ist durchwegs gelungen, doch auch die B-Seite hat ihre Höhepunkte. Das simpel als 'Main Theme' bezeichnete Instrumental ist ein typischer Film-Score und durchwegs aufregend. Eigentlich strahlt die gesamte Platte eine unbändige Energie aus (man höre 'Ibiza Bar'), was möglicherweise dem Umstand geschuldet ist, dass sie innerhalb von nur 8 Tagen eingespielt wurde. Richtig experimentell ist eigentlich nur das Instrumental 'Quicksilver', das mit seinen sieben Minuten Spieldauer auch gleichzeitig der längste, aber auch schwächste Song des Albums ist. Die B-Seite, die ohnehin von instrumentalen Nummern geprägt ist, wird schlussendlich von einem weiteren gesanglosen Teil 'Dramatic Theme' abgeschlossen. "More" ist anders, aber wirklich spannend und kann wohl auch als zugänglicher bezeichnet werden als die beiden vorherigen Alben.


Ummagumma

imgright"Ummagumma" wurde nur wenige Monate nach "More" veröffentlicht und stand ebenfalls 1969 in den Plattenläden und stellt den vorläufigen Höhepunkt und auch Abschluss der Psychedelic-Phase von PINK FLOYD dar. Ein weiteres Novum ist, dass "Ummagumma" als Doppelalbum veröffentlicht wurde. Dabei ist die erste Platte des "Ummagumma"-Dopplers auch die erste Live-Platte in der Karriere von PINK FLOYD, was insofern bemerkenswert ist, weil es auch für lange Zeit (bis 1988 "Delicate Sound Of Thunder") das einzige Livealbum der Band bleiben sollte. Das Livealbum von "Ummagumma" umfasst vier Songs und stellt ein beeindruckendes Zeitdokument dar. Es beginnt mit einer gegenüber der Studioversion auf doppelte Länge gestreckte Ausfnahme von 'Astronomy Domine', das um einen langen Orgel-Mittelteil angereichtert wurde. Gefolgt wird der Song von 'Careful with That Axe, Eugene', das als Studioaufnahme nur als Single-B-Seite existiert. Diese Instrumentalnummer steigert sich beständig und wird immer bedrohlicher, bis sie in einen markerschütternden Todesschrei mündet. Die zweite Seite beginnt mit dem ebenfalls deutlich verlängerten 'Set the Controls for the Heart of the Sun', das sehr stimmungsvoll dargeboten wird und durch die Verwendung einer Farfisa-Orgel mit orientalischen Tönen bezaubert. Schlusssong der Liveplatte, die mit nur vier SOngs auch an die 40 Minuten Spielzeit hat, ist 'A Saucerful of Secrets'. Toll, wie gut die Aufnahme trotz ihres Alters klingt.

Mit der zweiten Platte von "Ummagumma", der Studioplatte, wagen PINK FLOYD wieder eine neue Herangehensweise: jeder der vier Musiker durfte sich eine halbe LP-Seite frei gestalten. Es wird viel diskutiert über die "Ummagumma"-Studio-Platte, ob genial oder verzichtbar. Ich halte sie jedenfalls für beinahe unhörbar. Richard Wright hackt in seinem 'Sysyphus' auf seinen Tasteninstrumenten herum und spielt Zufallstöne, während Roger Waters' 'Several Species Of Small Furry Animals Gathered Together In A Cave And Grooving with a Pict' genau das ist, was der Titel sagt, eine Collage von Tierstimmen und anderen Sounds. Ok, die Akustiknummer 'Grantchester Meadows' kann man hören, begeistert aber wenig. David Gilmour wiederum liefert durchaus interessante Improvisationen ab, die auch einen Part beinhalten, den man als "Song" bezeichnen könnte. Bei 'The Grand Vizier's Garden Party' von Nick Mason wird das Geschnatter auf einer Party in Form eines überlangen Drum- und Percussion-Solos vertont. Tja, mit einigem Humor ist die Studioplatte vielleicht zu ertragen, aber der echte Kaufgrund für "Ummagumma" ist die wirklich außergewöhnliche Liveplatte. Zu erwähnen ist auch das interessante Cover mit dem orginellen Bild-im-Bild-im-Bild-Foto.

imgcenter


In Summe sind die Neuauflagen schön gestaltet: Die überwiegend sehr schönen Cover entsprechen den originalen Versionen und erstrahlen in Hochglanz. Die schwarzen Innenhüllen sehen elegant aus und sind zusätzlich gefüttert. Durch das Remastering klingen die Platten frisch von Staub befreit und glasklar und das 180 Gramm Vinyl fühlt sich von der Haptik her richtig hochwertig an. Wer mit PINK FLOYD bis dato aber weniger am Hut hatte, sollte sich an das Gesamtwerk der Band erstmals mit den zwar auch anspruchsvollen, aber doch leichter verdaulichen Werken wie "Wish You Were Here", "Animals" oder "Dark Side Of The Moon" herantasten. Für PINK FLOYD Sammler sind die neuen Vinyls jedoch absolut zu empfehlen: sie klingen gut, sehen gut aus und machen sich auch gut im Regal.

des


Fotocredits:
Vic Singh
Storm Thorgerson



- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
The Piper At The Gates Of Dawn

Seite 1:
01. Astronomy Domine 4:12
02. Lucifer Sam 3:07
03. Matilda Mother 3:08
04. Flaming 2:46
05. Pow R. Toc H. 4:26
06. Take Up Thy Stethoscope and Walk 3:05

Seite 2:
07. Interstellar Overdrive 9:41
08. The Gnome 2:13
09. Chapter 24 3:42
10. The Scarecrow 2:11
11. Bike 3:21


A Saucerful Of Secrets

Seite 1:
01. Let There Be More Light 5:38
02. Remember A Day 4:33
03. Set The Controls For The Heart Of The Sun 5:28
04. Corporal Clegg 4:13

Seite 2:
05. A Saucerful of Secrets 11:52
06. See-Saw 4:36
07. Jugband Blues 3:00


More

Seite 1:
01. Cirrus Minor 5:18
02. The Nile Song 3:26
03. Crying Song 3:33
04. The Khyber 2:12
05. Green Is The Colour 2:58
06. Cymbaline 4:50
07. Party Sequence 1:07

Seite 2:
08. Main Theme 5:28
09. Ibiza Bar 3:19
10. More Blues 2:12
11. Quicksilver 7:13
12. A Spanish Piece 1:05
13. Dramatic Theme 2:15


Ummagumma

Seite 1:
01. Astronomy Domine 8:28
02. Careful with That Axe, Eugene 8:47 min

Seite 2:
03. Set the Controls for the Heart of the Sun 9:22
04. A Saucerful of Secrets 12:49

Seite 3:
01. Richard Wright - Sysyphus [part 1-4] 13:17
02. Roger Waters -
a. Grantchester Meadows 7:28
b. Several Species Of Small Furry Animals Gathered Together In A Cave And Grooving with a Pict 4:57

Seite 4:
03. David Gilmour - The Narrow Way [part 1-3] 12:14
04. Nick Mason - The Grand Vizier's Garden Party 8:45
Part 1 (entrance)
Part 2 (entertainment)
Part 3 (exit)
Band Website: www.pinkfloyd.com
Medium: Vinyl
Spieldauer: je 40:00 Minuten
VÖ: 02.06.2016

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten