Interview mit Gorath Moonthorn von Alghazanth

Ein Interview von Eddieson vom 04.01.2014 (8221 mal gelesen)
ALGHAZANTH haben mit "The Three Faced Pilgrim" mal eben ein 10-Punkte-Album veröffentlicht. Grund genug mal nachzuhorchen, ob die Songs auch live bald zu hören sind, was im finnischen Untergrund so los, ob Politik und Black Metal zusammenpassen und noch ein wenig mehr. Schlagzeuger Gorath Moonthorn stand Rede und Antwort. Die Fotos stammen, genutzt mit freundlicher Genehmigung, von Kalle Björklid

Hi Gorath! Wie geht es dir?

Gorath Moonthorn: Hails! Danke, mir geht es relativ gut. Jetzt wo das Jahr in den letzten Zügen liegt, und das neue vor der Tür steht. Diese Zeit inspiriert mich irgendwie immer.

Als erstes will ich euch zu eurem neuen Album gratulieren. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass es für mich das Black Metal-Album des Jahres ist.

Gorath Moonthorn: Oh, also, ich muss sagen, da fühle ich mich aber geschmeichelt. Es freut mich sehr zu hören, dass du das Album magst.

Wie sind denn weitere Resonanzen auf das Album? imgright

Gorath Moonthorn: Also, die Reviews und die Kommentare von Leuten, die unser Album gekauft haben sind extrem positiv. Keines unserer vorherigen Releases hat so gute Resonanzen bekommen, wie dieses. Wir müssen also etwas richtig gemacht haben.

Was ist die Bedeutung hinter dem Album-Titel?

Gorath Moonthorn: Ich möchte, dass sich jeder selber Gedanken macht, was der Titel bedeuten könnte, deshalb möchte ich jetzt nicht die komplette Bedeutung des Titels erklären. Der Schlüssel, um den Album-Titel zu verstehen, ist der Fakt, dass es sich bei diesem "Pilgrim" um den Mond handelt, der seine ewige Wallfahrt am nächtlichen Himmel vollführt. In disem Zusammenhang reden wir aber nicht nur über das physische Mondgestirn am Himmel, sondern mehr über das, was er symbolisiert. Denke da auch an Lilith, Hecate und dergleichen, dann versteht man es.

Irgendwo habe ich gelesen, dass dieses euer stärkstes Album ist. Vor allem was die Lyrics angeht. Worum handeln also eure Texte auf "Three Faced Pilgrim"?

Gorath Moonthorn: Also, wenn ich so über den Kernpunkt dieser Lyrics nachdenke, handeln sie genau von denselben Themen wie z. B. die 2 vorherigen Alben. Also, von Okkultem, meinem persönlichen Glaube und meinen Erfahrungen, von Träumen und dem Zusammenspiel unserer Welt und dem dadrüber. Das, was die Lyrics stärker macht, ist vielleicht der Fakt, dass sie diesmal noch etwas emotionaler sind. Jedenfalls sehe ich das so. Einige mögen vielleicht sagen, dass die Songs auf "The Three Faced Pilgrim" Love-Songs sind, aber naturgemäß liegt das Objekt der Begierde weit über dieser Welt, in der wir leben und atmen.

Die meisten ALGHAZANTH-Alben haben eine fette Produktion, der Sound ist also ziemlich dick. Außerdem benutzt ihr Keyboards, was dem Ganzen einen symphonischen Touch gibt. Für einige von den "richtigen" und "trven" Black Metallern gehört so was verboten. Was denkst du da drüber?

Gorath Moonthorn: Solchen Leuten steht es natürlich frei sich selbst so weit einzuschränken, wie sie wollen, und sie sind natürlich berechtigt für ihre Meinung. Aber ich habe kein Interesse daran, zu hören wie "untrve" wir doch sind, weil wir Keyboards benutzen und keinen Keller- bzw. Garagensound haben. Das Wesentliche im Black Metal liegt, für mich persönlich, nicht an einem bestimmten Sound oder daran ob man ein zusätzliches Instrument benutzt. Es liegt für mich darin, wofür die Band ideologisch steht, unabhängig davon, ob sie praktiziert, was sie predigt.

2013 haben 'ne Menge finnischer Bands ein paar gute Alben veröffentlicht. Ich denke da an AMORPHIS mit "Circle" oder KALMAH mit "Seventh Swamphony" und natürlich ALGHAZANTH mit "The Three Faced Pilgrim". Bist du zufrieden mit der finnischen Metal-Szene oder gibt es da was, was du gerne ändern würdest?

Gorath Moonthorn: Ich verfolge eigentlich die finnische Metal-Szene nicht im Ganzen. Ich habe also keine Idee davon, was da grad so los ist. Ich höre eigentlich nur Black Metal, deshalb kann ich nichts über den aktuellen Stand der gesamten Metal-Szene sagen. Was aber Black Metal angeht, bin ich sehr zufrieden mit der Anzahl und der Qualität der meisten Bands. Natürlich gibt es auch viel Mist und unbedeutende Bands da draußen, aber es ist nicht mein Ding darüber zu viele Gedanken zu verschwenden.

Goat Tormentor hat die Band verlassen. Warum?

Gorath Moonthorn: Sein Einsatz und Engagement entsprachen nicht mehr dem geforderten Mindestmaß für die Band, also haben wir beschlossen, dass er gehen muss. Es wurde auch kein großes Drama drum gemacht. Wir haben uns im Guten getrennt. So einfach war das.

Im Zusammenhang mit dem Weggang von Goat Tormentor spielt nun Thasmorg den Bass und macht die Vocals. Mordant ist dafür neu an der Gitarre dazugekommen. War es einfacher einen guten Gitarristen zu finden oder warum hat Thasmorg an den Bass gewechselt?

Gorath Moonthorn: Wir wollten dem Bass eine wichtigere Rolle geben. Außerdem gibt es kaum gute Bass-Spieler hier in der Umgebung, die auch noch die richtige Einstellung haben. Thasmorg hat dann entschieden, dass er von der Gitarre an den Bass wechselt und sich mehr darauf konzentriert. Es ist ein Schande, dass der Bass oft als "notwendiges Übel" verschrien ist, welches eh nur einige Akkorde im Hintergrund spielt und kaum durchkommt. Wir haben in der Vergangenheit auch so gedacht, also wollten wir den Bass jetzt mehr und besser in unseren Sound integrieren. Wir denken, das war ein guter Zug, auch dass Mordant als "Frischfleisch" eingestiegen ist. Ich muss sagen, er ist wirklich gut.

ALGHAZANTH startete 1995. Kurz zuvor sind die ganzen bösen Geschichten um Euronymous und Varg Vikernes in Norwegen passiert. Habt ihr das damals verfolgt?

Gorath Moonthorn: Nicht direkt, nein. Sicherlich haben wir in verschiedenen 'Zines und Zeitungen darüber gelesen. Natürlich hatte das alles auch einen bestimmten Effekt in unseren jugendlichen Köpfen. Eine Zeit lang wurde Black Metal als gefährlich betrachtet, was passt da also besser als einige Jungs, die ihre junge und rebellische Zeit gegen ihre Umwelt ausleben? Black Metal war (und ist es immer noch) ein starkes Instrument im Prozess sich von geläufigen Zwangsnormen abzulösen. All das, was in Norwegen passiert ist, macht die Klinge noch schärfer, um bildlich zu sprechen. Zumindest eine Zeit lang.

Glaubst du, dass so was noch mal passieren kann?

Gorath Moonthorn: Klar, warum nicht? Einige Menschen sind nun mal radikal und gewaltsam von Natur aus. Und alles, was dazu nötig ist, damit so was noch mal passieren kann, ist ein geeigneter, subkultureller Rahmen, in dem solche Mentalitäten florieren können. imgleft

Viele Menschen verbinden Black Metal mit einer nationalsozialistischen Einstellung. Was denkst da dadrüber? Und denkst du, dass da Raum für Politik im Metal sein sollte oder sollte Metal lieber "politikfrei" sein?

Gorath Moonthorn: Ich bin sicher, das kommt oft vom hysterischen "Linken Flügel", die Bands als Nazis zu bezeichnen, nur weil diese Runen in ihrem Artwork nutzen oder "nationalromantische" Lyrics haben. Wir waren bisher davon nicht betroffen. All diese paranoiden Hexenjäger machen mich krank. Egal, aber, um deine Frage zu beantworten, ob Politik in den Metal gehört oder nicht: Ich bin in keiner Position, in der ich bestimme, was andere mit ihrer Musik machen sollten oder eben nicht sollten. Natürlich ist da ein gewisser Raum für Politik im gesamten Metal-Bereich. Aber ich persönlich beachte immer den Kernpunkt der Black Metal Ideologie und schreibe nicht über die irdischen Angelegenheiten, wie z. B. Politik. In meinen Augen kann Black Metal also nie politisch sein, denn es endet "schwarz" zu sein, wenn man über etwas anderes schreibt als das Dunkle und alles, was dazugehört.

Welches Album ist, deiner Meinung nach, unumgänglich wenn man Black Metal hören will?

Gorath Moonthorn: Welches Album auch immer ein Black Metaller als essenziell ansieht um ihn auf seinen eigenen dunklen Pfad zu führen.

Es gibt bestimmt 'ne Menge finnischer Bands im dortigen Underground, von denen die Leute hier in Deutschland noch nie was gehört haben. Nenne mir doch mal welche, die unbedingt angehört werden sollten.

Gorath Moonthorn: Da kann ich dir drei Namen nennen, die absolut großartig sind und von denen du wahrscheinlich noch nichts gehört hast: VIRVATULET, COSMIC CHURCH und RAHU.

So, 2013 nähert sich langsam dem Ende. Was war dein persönliches Highlight? Und nenne mir doch mal deine 3 Alben des Jahres 2013.

Gorath Moonthorn: Mein persönliches Highlight für dieses Jahr war, Überraschung, Überraschung, die Fertigstellung unseres Albums und das ich 100%ig dahinter stehen kann. Meine Alben des Jahres sind: 1. SVARTIDAUðI - Flesh Cathedral Das Album ist einfach unglaublich. Ich habe es bestimmt schon weit über 100 Mal gehört und ich kann immer noch nicht genug davon bekommen. Die Kompositionen sind fast schon genial und die Atmosphäre ist so gewaltig und bedrückend, dass es sich anfühlt als würde man langsam aber sicher erwürgt. Dieses Album verdient es, als "modern classic" bezeichnet zu werden. 2. WĘDRUJĄCY WIATR - Tam, Gdzie Miesiąc Opłakuje Świt Beides, Name der Band und Album-Titel sind wahre Zungenbrecher für Leute, die kein Polnisch können. Aber die Musik an sich überzeugt und die Sprachschwierigkeiten verlieren ihre Bedeutung. Die Songs sind voll von schöner Melancholie und faszinierenden Melodien. Die Atmosphäre auf dem Album ist so kalt und trostlos und gleichzeitig extrem nostalgisch und emotional. 3. CULT OF FIRE - Ascetic Meditation Of Death Eigentlich ist der Albumtitel in Sanksrit (Bezeichnung für Alt-Indisch; Anm. d. Verf.) geschrieben, aber ich denke der englische Titel genügt. Dies zweite Full-Length von CULT OF FIRE ist voll von Verehrung für Kali. Die Art, wie sie das tun, übertrifft alle armen Versuche irgendwie anders zu sein, nur damit man irgendwie anders ist. Sie haben es geschafft, ein konkretes Beispiel zu schaffen wie außergewöhnlich eine Band sein kann obwohl sie sich nicht komplett vom traditionellen Black Metal-Sound fortbewegt. Starke Songs, eine passende Produktion und ein traumhaftes Artwork.

Was wird 2014 für ALGHAZANTH bereithalten? Wird es eine Tour geben?

Gorath Moonthorn: Wir werden ein paar einzelne Gigs hier in Finnland spielen. Aber das war es erst mal. Es wäre großartig, wenn wir eine Tour machen könnten, aber das wird wohl erst mal nicht passieren.

Okay, das war es. Vielen Dank für deine Zeit. Die letzten Worte gehören dir.

Gorath Moonthorn: Vielen Dank für die Unterstützung. Möge 2014 das Jahr der tiefgründigen Erleuchtung für dich und die Leser sein.

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