Motor City Mayhem - Shitfaced And Outta Luck | |
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Review von baarikärpänen vom 02.06.2018 (5389 mal gelesen) | |
Letztens, als ich so aus Langeweile durch meine Vinyl-Sammlung "blätterte", kam ich irgendwann zu den Scheiben vom White Jazz-Label. Darunter natürlich die ersten Dreher der HELLACOPTERS. Prompt schoss mir die Frage durch den Kopf, warum zum Geier eigentlich keine neuen Bands in der Szene aufschlagen, die genau den Spirit dieser Scheiben aufgreifen. Vor allem die Alben, als Dregen noch mit an Bord war, bevor er die BACKYARD BABIES gründete, sind auch heute noch ein Arschtritt par excellence. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass besagte BACKYARD BABIES oder auch die Norweger GLUECIFER, ebenfalls auf White Jazz, in die gleiche Kerbe schlugen. Na ja, bis sie alle irgendwann dem Kommerz erlegen waren (von wegen "künstlerische Weiterentwicklung", pfffft) und soundmäßig eher den Rock-Opas der ROLLING STONES nahe standen. Aber das ist 'ne andere Geschichte ... Was soll ich sagen, ein paar Tage nach diesen Gedanken, flatterten mir über Umwege dann MOTOR CITY MAYHEM und ihr Erstling "Shitfaced And Outta Luck" auf den Tisch, bzw. in meinen Player. Und da war es wieder, dieses Gefühl, dass dir da einfach nur ein paar Jungs gehörig in den Allerwertesten treten wollen mit ihrem Rotzrock, ohne Rücksicht auf Verluste. Drei Fünftel von MOTOR CITY MAYHEM sind keine Unbekannten in der Szene. Dürfte einige geben, die den Namen SHOTGUN EXPRESS, ihrer ehemaligen Band, schon mal gehört haben. SHOTGUN EXPRESS haben nicht nur 2012 den deutschen Rock und Pop Preis abgeräumt, sondern waren u.a. mit GREAT WHITE auf Tour. Musikalisch zwar auch eher rotzig, aber doch mehr im bluesbeeinflussten Sleaze heimisch. Mit dem Abgang ihres Original-Sängers folgte letztendlich die Umbenennung in MOTOR CITY MAYHEM und auch gleichzeitig eine Neuorientierung im Sound. Weniger Blues, mehr Dreck, weniger Sleaze, mehr voll auf die Zwölf. Bleibt die Frage, ob man Dreck perfektionieren kann? Kann man! MOTOR CITY MAYHEM beweisen es mit "Shitfaced And Outta Luck". Die zehn Songs sind jeder für sich ein Schlammbad vom Feinsten, die Riffs fönen dich trocken, nur um dir kurz darauf mit 'nem ordentlichen Punch den Schlammpanzer vom Körper zu sprengen. Natürlich lassen sich die offensichtlichen Einflüsse wie MC5 oder THE STOOGES nicht verleugnen, aber die waren ja auch bei den HELLACOPTERS unüberhörbar. Was MOTOR CITY MAYHEM aber daraus machen, das sorgt für runtergefallene Kinnladen. Da macht es auch fast keinen Sinn, einzelne Songs rauszupicken. Trotzdem sei hier 'Psycho Ward' erwähnt, weil MOTOR CITY MAYHEM hier mal kurz Abstand vom Highspeed-Rotzrock nehmen und einen Song eingetütet haben, der durch seine eher dunkle Ausrichtung heraussticht, aber trotzdem prima ins Gesamtkonzept passt. Und dann wäre ja dann auch noch 'Eat The Rich'. Was für eine Granate! Wer da nicht abgeht, dem dürfte nicht mehr zu helfen sein. "Shitfaced And Outta Luck" ist ein Überhammer von einem Album geworden. Da musste man also über 20 Jahre warten, bis sich endlich jemand gefunden hat, um einen würdigen Nachfolger zu "Supershitty To The Max!" der HELLACOPTERS einzutrümmern. Aber das Warten hat sich mehr als gelohnt und MOTOR CITY MAYHEM haben noch mal nebenbei Stuttgart auf die Rotzrock-Weltkarte gepflastert. Und mir egal, ob ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehne, aber ich hatte bei jedem Durchlauf immer öfter den Gedanken, daß "Shitfaced And Outta Luck" genau das Album gewesen wäre, daß TURBONEGRO nach "Apocalypse Dudes" eigentlich hätten veröffentlichen müssen. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Hey C'mon 02. The Road Master 03. When We Were Kings 04. Bad Friends 05. Eat The Rich 06. Dead City 07. Bad Habit 08. Outlaws (...On The Run) 09. Psycho Ward 10. Burn In Hell | Band Website: www.facebook.com/motorcitymayhemband/ Medium: CD Spieldauer: 33:38 Minuten VÖ: 25.05.2018 |
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