Distressed - Nothing For No One | |
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Review von baarikärpänen vom 13.11.2023 (8110 mal gelesen) | |
Wenn man Petri Lindström als umtriebigen Musiker bezeichnet, dann kann man nur untertreiben. Er war nicht nur Teil von LYIJYKOMPPANIA, veröffentlichte nebenbei selbst Alben (ich warte immer noch auf einen vernünftigen Rerelease von "Hail To Sabbath", eine tiefe Verbeugung vor den Doom-Urvätern seines PETRI LINDSTRÖM PPROJECTS). Erst vor knapp vier Monaten hatten wir das Review seiner Metal-Truppe RAUTA auf unseren Seiten. Und schwupps, landeten vor ein paar Wochen die Songs seiner neuen Band DISTRESSED in meinem Postfach. Und schon wieder zeigt Lindström, dass er ohne Scheuklappen durch die Welt geht, denn mit reinrassigem Metal (RAUTA) oder Doom (LYIJYKOMPPANIA) hat diese Band eigentlich nur am Rande was zu tun. DISTRESSED aus Jyväskylä existieren bereits seit fünf Jahren und haben sich durchaus schon einen Namen in der hiesigen Grunge- und Stoner-Szene gemacht. Wobei das eigentlich viel zu kurz gegriffen ist, denn auch wenn DISTRESSED durchaus einen gewissen Bezug zu Grunge oder Stoner haben, gibt es im Sound der Band wesentlich mehr zu entdecken, was sich unschwer auf dem Debüt "Nothing For No One" heraushören lässt. Dabei sei gleich mal zu Beginn positiv erwähnt, dass der Verweis auf Grunge seine Berechtigung hat, aber wem es auch immer gedankt sei, weit entfernt ist von depressiven Jünglingen im Flanellhemd. Hier werden nämlich die Ärmel hochgekrempelt und man lässt die Muskeln spielen. Gilt vor allem für die harten Riffs von Petri Lindström und Jarno Törn und den Gesang von Jarno Virtanen. Gutes Beispiel dafür ist der Track 'Distressor' mit seiner auf Deutsch gesungenen Textzeile "Ich habe die Nase voll". Dabei beginnt "Nothing For No One" relativ allgemeinverträglich mit dem formidablen 'Neckbreaker', das gerade wegen seines wechselnden Tempos überzeugt. Bereits erwähntes 'Distressor' zeigt, warum DISTRESSED nicht einfach auf Grunge oder Stoner festzunageln sind. Das hat durchaus auch was von Sludge und hat für mich auch einen gewissen CROWBAR-Vibe (ohne Handbremse wohlgemerkt). Wem NIRVANA zu Beginn ihrer Karriere (also "Bleach") schon immer besser gefallen haben, der dürfte recht schnell mit 'Dirty' warm werden. Und auch die STONE TEMPLE PILOTS haben ihre Spuren im Sound von DISTRESSED hinterlassen. 'Standing Still' hätte auf deren "Core" eine gute Figur gemacht. Einen zunächst schwer verdaulichen Brocken haben DISTRESSED mit 'Machina' ans Ende ihres Debüts gepackt, den man öfter hören muss. Aber auch der entfaltet irgendwann eine fast schon hypnotische Wirkung. Was mir besonders gut an diesem Album gefällt, ist die Tatsache, dass DISTRESSED auf die offensichtlichen "Hits" verzichtet haben, sieht man vielleicht von 'Neckbreaker' oder 'Dirty' mal ab. Man darf sich schon die Zeit nehmen, um mit dem Material warm zu werden. Auch den Fakt, dass die Band Stoner und Grunge miteinander kombiniert, dazu auch noch Sludge in Teilen integriert und natürlich das ein oder andere SABBATH-Riff einbaut, hat was. Dazu passt die Produktion, die DISTRESSED selbst erledigt haben und die vor allem den Gitarren viel Raum gibt. Auch wenn Grunge an sich garantiert nicht mehr der "nächste heiße Scheiß" ist, auch wenn es nicht wenige gibt, die dem Genre die Schuld am Niedergang guter Rockmusik und Metal zu Beginn der 90er Jahre geben, kann "Nothing For No One" doch überzeugen. Liegt natürlich auch daran, dass DISTRESSED sich eben nicht nur auf Grunge konzentrieren, sondern ihre Musik auch mit anderen Stilen kombinieren und daraus etwas machen, was schon irgendwie eigenständig klingt. Das sämtliche Mitglieder der Band ihr Herzblut in das Album gesteckt haben, hört man. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Neckbreaker 02. Distressor 03. Hyped 04. By The God 05. Dirty 06. Standing Still 07. Separated 08. Nothing For No One 09. Burn Out 10. Machina | Band Website: www.facebook.com/distressed.band.finland Medium: CD Spieldauer: 36:24 Minuten VÖ: 17.11.2023 |
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