Grafi - Ektoplasma | |
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Review von Metal Guru vom 07.06.2020 (7449 mal gelesen) | |
GRAFI ist keine Band im traditionellen Sinne (eine amorphe Anzahl analoger, lebendiger, mehr oder weniger musikalischer Menschen, die in ein und demselben Raum oder - heutzutage hipp - per Video-Konferenz 'verlinkt' kollektiven Krach machen), sondern nur ein einziger Berliner, der allein im stillen Kämmerlein angeblich gegensätzliche/sich bekämpfende/unvereinbare Musikstile zusammenschraubt - DAS zumindest behauptet der Beipackzettel (siehe weiter unten). Während er (der B-Zettel, nicht GRAFI) diese Zusammenschraubung als "die natürlichste Sache der Welt" beschreibt, können oder wollen sich irgendwelche Puristen nicht vorstellen, dass genau DAS geht. Also, ich weiß nicht, was die natürlichste Sache der Welt für dich oder euch ist, für ihn oder sie sein soll, aber mir fällt spontan kein Grund ein, NICHT zusammenzuschrauben, was sich beziehungsweise wenn es sich gut anfühlt. "Ektoplasma" als GRAFIs drittes Album fährt gerade mal acht Lieder in noch nicht mal 'ner halben Stunde auf und geht damit bestenfalls als erweiterte EP durch - in MEINER Welt. Da mir aber sowohl GRAFIs Erstlingswerk "Geistermusik" (2017) als auch dessen Nachfolger "Unter Null" (2018) unbekannt sind, kann ich weder über deren Inhalt/Länge/Qualität noch über einen Vergleich mit "Ektoplasma" auch nur irgendetwas sagen. Der B-Zettel behauptet, Alben No. 1 und No. 2 führten direkt zum vorliegenden "wahnwitzigen wie morbiden Hybrid aus (Black) Metal, Horrorcore, Postrock, Rap und Trap". DAS halte ich persönlich für maßlos übertrieben ("wahnwitzig" - wie bitte?) beziehungsweise nicht weiter erwähnenswert ("morbide" - dass ich nicht lache!). Analog synthetisierte Bollerbässe, generell 'getunter' (durch Autotune und andere tonhöhenkorrigierende Effektprogramme gejagter) Gesang, hintergründiges Gewaber (= öffnende und schließende Filter), mit rudimentären Rhythmen trippig unterlegt, mögen für Deutschland andersartig/mutig/neu/progressiv/visionär sein. Für mich ist es nicht weniger (aber auch nicht mehr) als Musik, die mir nur bedingt gefällt. DAS liegt nicht zuletzt an den Texten, die ich größtenteils verstehe - leider! Nichts gegen deutsche Texte, aber Themen wie Ängste, Depressionen, Hoffnungen, Isolationen, Lieben, Nöte und Zwänge irgendeiner jungen Generation locken mich alten Sack nicht (mehr) hinter'm Ofen hervor ... Nein, GRAFIs "Ektoplasma" hat mit mainstreamigem Metal nichts zu tun - dazu fehlen schon mal der metaltypische Gesang, die metaltypischen Gitarren, das metaltypische Schlagzeug. Da steht zwar "Die Gitarren spielte der DER WEG EINER FREIHEIT-Sänger,-Gitarrist und -Mastermind Nikita Kamprad ein", aber ich kann ihn kaum hören, ist er wirklich SO wichtig? Und nein, diese durchaus denk- UND machbare Mixtur verschiedener Musikstile gefällt mir nicht wirklich. Kein Wunder: Von Trap, Rap, Postrock, Horrorcore und Metal mag ich bestenfalls eine Musikrichtung (YOU guess!). Aber ja, GRAFI scheint irgendeinen (geheimen, unbekannten, versteckten?) Nerv irgendeiner (anderen, jungen, neuen?) Generation zu treffen und sein "Ektoplasma" hat dementsprechend (s)eine Berechtigung. Mehr als sechs Tropfen kann und möchte ich dennoch nicht verkleckern - nicht heute, nicht hier ... Gesamtwertung: 6.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Ektoplasma (2:08) 02. Dolch Saga (3:01) 03. Neptun (2:58) 04. Mahlstrom (3:44) 05. Insomnia (3:55) 06. Dämmerung (2:21) 07. Nevada (3:37) 08. Palmen (4:34) | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 26:18 Minuten VÖ: 15.05.2020 |
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