Burzum - Fallen

Review von Vikingsgaard vom 17.03.2011 (6754 mal gelesen)
Burzum - Fallen Tja, wie geht man jetzt mit einer Band wie BURZUM und, vor allem, mit einem Menschen wie Varg Vikernes um? Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht! Klar, Literatur und Interviews mit und über den Norweger Vikernes gibt es quasi ohne Ende, nur, wie objektiv ist das ganze Geschreibsel?

Für die, die nicht so genau wissen, wer Varg Vikernes ist, hier eine kurze Zusammenfassung: Vikernes gründete die Black-Metal Band BURZUM 1991 als Ein-Mann-Projekt, 1993 Verhandlungen mit Earache Records, in denen er rassistische und rechtsextreme Parolen skandierte und Earache verweigerte die Zusammenarbeit. Im selben Jahr tötete er den MAYHEM-Gitarristen Øystein "Euronymous" Aarseth, angeblich aus Notwehr. 1994 Verhaftung und Verurteilung wegen Mordes und Brandstiftung (er soll 3 Kirchen niedergebrannt haben) zu 21 Jahren Haft. Vorzeitige Entlassung 2009 auf Bewährung, lebt jetzt offiziell in Telemark in der Nähe von Oslo.

Was macht nun so ein Mensch für Musik? Klar, Black Metal! Und genau hier sollte man einen dicken Strich ziehen und zwischen dem Menschen Vikernes und der Band BURZUM ganz klar unterscheiden. Während sich der eine Vikernes in diversen Interviews und Artikeln um Kopf und Kragen labert, macht der andere aus sehr wenig richtig viel und zelebriert einen minimalistisch-genialen Black-Metal, den man Anno 2011 so nicht erwartet. Keine Synths, keine Chöre, keine Effekte. Nur Gitarre, Bass, Drums und Gesang und das alles noch nicht mal im Highspeed-Blast, sondern eher paganistisch-gesetzt. Wer jetzt meint, dass wenigstens die norwegischen Texte einen politisch unkorrekten Stil pflegen, der irrt gewaltig! Vikernes singt inbrünstig von transzendentalen Phantasien über die nordische Mythologie, die man getrost auch AMON AMARTH zutrauen würde, wenn sie denn auch die Zeit gehabt hätten, sich mit der Edda so intensiv zu befassen wie der Norweger.

Fazit: 'Fallen' ist Black Metal und Varg Vikernes ist verhaltensgestört! Vermutlich drückt Vikernes mit der Musik von BURZUM das aus, wozu er verbal augenscheinlich nicht in der Lage ist. Und ich lehne mich jetzt wieder SEHR weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass ihm und uns vieles erspart geblieben wäre, wenn sich der Presserummel damals in Grenzen gehalten hätte. Aber na ja. Desweiteren schert sich heuer eh kein Aas mehr darum, wenn sich irgendwelche "Weltverbesserer" in einem "Heiligen Krieg" gegen irgendein (religöses) System verschwören und hier und da mal ein Bömbchen zünden. Bissl Schwund ist ja bekanntlich immer und Meinungsfreiheit das höchste Gut der Demokratie, was RAMMSTEIN, CANNIBAL CORPSE und Co. heute blind unterschreiben. Aber das ist meine subjektive Meinung und nicht die des Varg Vikernes und schon gar nicht die des Magazins. Wer mit "Fallen" irgendwelche politischen Ambitionen verbindet ist für mich ein Schwachkopf und sollte sehr gut nachdenken und recherchieren, bevor er sich zu dieser Thematik äußert!

i.d.S.

skål

P.S. Vielen Dank an dieser Stelle an Torsten Veit (Universität Greifswald) für die massive Hilfe beim Lesen und Verstehen der Texte!!!




Anm. d. Redaktion: Bereits im Vorfeld gab es Diskussionen in der Redaktion, ob die Burzum-Promo auf Bleeding4Metal behandelt werden sollte oder nicht. Abgesehen von der Tat als solcher sind gerade hierzulande die von Vikernes immer wieder geäußerten faschistischen Tendenzen augenscheinlich das noch größere Akzeptanz-Problem. Die Tatsache, dass gerade im Black Metal Bereich hier schon ganz andere kaputte Menschen eine Präsentation ihrer Musik gefunden haben, die neben zweifelhafter menschenfeindlicher Gesinnungen (jetzt speziell mal nicht der Faschismus, sondern Auswüchse sonstiger wirrer satanistischer und misantropher Asozialität) ebenfalls schon Verbindungen zu empathielosen Gewalttaten (Faust, Nödveidt) vorzuweisen haben, war in der Szene merkwürdigerweise nie als Problem diskutiert worden. Insofern wäre es nur inkonsequent gewesen, die inhaltlich vergleichsweise unbedenklichen Werke von Burzum zu zensieren. Davon abgesehen, dass die Rezension - wie immer - selbstverständlich eine subjektive Meinung darstellt, ist die Trennung zwischen der Kunst und dem Künstler deutlich geworden. Wir trauen unseren Lesern die geistige Reife zu, die Grenze zwischen Kunst und Kunst missbrauchender gefährlicher Ideologie selbst zu ziehen. Dazu gehört aber auch eine Auseinandersetzung mit der Thematik, und nicht nur gegenseitiges Schulterklopfen, wenn man einmal wieder brav den anerkannten Verhaltenskodex heruntergebetet hat. Eine ausführlichere Auseinandersetzung mit dem Thema findet ihr auch hier.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Fra Verdenstreet (From The World Tree)
02. Jeg faller (I Am Falling)
03. Valen (Fallen)
04. Vanvidd (Madness)
05. Enhver til Sitt (Each Man Gets What He Deserves)
06. Budstikken (The Message)
07. Til Hel og tilbake igjen (To Hel And Back Again)
Band Website: www.burzum.org
Medium: CD
Spieldauer: 48 Minuten
VÖ: 07.03.2011

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