Legendry - The Wizard And The Tower Keep

Review von baarikärpänen vom 31.10.2019 (7878 mal gelesen)
Legendry - The Wizard And The Tower Keep Oh lei, so manche Band macht es dem Rezensenten wirklich schwer. Da steht man wirklich wie der sprichwörtliche Ochse vorm Berg. Vor allem aber steht man vor der schier unlösbaren Aufgabe, das Gehörte einzuordnen, ohne den Damen und Herren Musikern vor den Karren zu fahren. Die denken sich ja was dabei, wenn sie die eigene Mucke verorten, ihr einen Stempel aufdrücken. Was soll man aber machen, wenn man deren Meinung nun überhaupt nicht teilt? Noch schlimmer, was macht man, wenn es für das Material bis jetzt noch gar keine Schublade gibt, wo man es reinstecken könnte? Bleibt ja letztendlich nur, die eigenen grauen Zellen anzustrengen und mal flugs eine neue Schublade zu erfinden. Vor eben jenes Problem stellen mich LEGENDRY mit ihrem dritten Album "The Wizard And The Tower Keep".

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Der Dreier wurde im Jahre 2015 in Pittsburgh gegründet und veröffentlichte bisher zwei Alben, "Mists Of Time" (2016) und "Dungeon Crawler" (2017). Ihre Musik bezeichnen die Herren als Epic Metal, verweisen aber gleich darauf, dass sie sich deutlich von den sonst üblichen Inspirationsquellen MANILLA ROAD oder CIRITH UNGOL unterscheiden. Danke dafür, denn so hat der Schreiber dieser Zeilen gleich mal ein Problem weniger. Mag sein, dass die Vorgänger als Epic Metal durchgingen, aber bei "The Wizard And The Tower Keep" ist das nicht der Fall (und wenn, dann wirklich nur ganz am Rande). Die Scheibe selbst ist ein Konzeptalbum, das auf dem gleichnamigen Kurzroman von Bandgründer Vidarr basiert, publiziert in der Anthologie "Fierce Tales: Savage Land". Aber was ist "The Wizard..." denn nun? Sagen wir mal so, wenn man was Episch-Metallisches finden will, dann vielleicht die Kauzigkeit des Materials. Ansonsten bedienen sich LEGENDRY bei so ziemlich allem, was Metal bis zum Jahre 1980 ausgemacht hat, gerne als Proto Metal bezeichnet. Aber eben auch 'ne ordentliche Schippe Krautrock und Classic Rock. Eröffnet wird "The Wizard..." vom akustischen 'The Bard's Tale', einer Lagerfeuer-Nummer mit Akustik-Klampfe und Mandoline, die Gott sei Dank nichts mit dem 'Bard's Song' der blinden Gardinen zu tun hat. 'Vindicator' hat ordentlich Geschwindigkeit und erinnert mich durchaus (von den Härtegraden) an JUDAS PRIEST vor "British Steel". Es folgt mit dem Titelsong der erste von vier Longtracks. Hier tauchen besagte Krautrock-Einflüsse zum ersten Mal auf inklusive durchaus passender Flötenmelodien. 'The Lost Road', laut Band eine Verbeugung vor MANILLA ROAD, mag zwar über acht Minuten aufweisen, aber ist ein echter Kracher geworden, der mit fast schon speedigen Passagen aufwartet, die Geschwindigkeit immer wieder wechselt und verblüfft. Ich höre hier wenig MANILLA ROAD, aber im ersten Teil early RUNNING WILD, wie sie wohl geklungen hätten, wenn sie um 1978 die Gäule hätten galoppieren lassen. Der zweite Teil des Songs wird dagegen zu einer spacigen Jam Session mit ordentlich Keyboard-Untermalung. Hut ab auch vor 'Sorcery's Bane', das sich anhört, als hätten sich BATHORY (epische Phase) und NEW MODEL ARMY (Geigenklänge wie auf "Thunder & Consolation)") zum Gedankenaustausch getroffen. Wer schon immer mal hören wollte, was dabei rauskommt, wenn sich die SCORPIONS mit Uli Jon Roth und MANOWAR vermischen, der sollte sich 'Behind The Summoner's Seal' geben. 'Earthwarrior' bildet das Ende dieser außergewöhnlichen Scheibe. Was LEGENDRY hier abliefern, ist nochmal feines Ohrenfutter, alle bisher aufgefahrenen Stile zusammengefasst und, gekonnt wohlgemerkt, gemischt. Dass die Produktion von "The Wizard..." alles andere als perfekt ist, das Cover eher so lala, und dass die Stimme von Vidarr keine Preise für den besten Gesang einsacken wird, geschenkt! Denn alles passt zu diesem tollen Album wie der Schaum zum gut gezapften Bier.

Sollte ich "The Wizard And The Tower Keep" jemandem beschreiben und dürfte dafür nur Festivals als Vergleich ranziehen, dann müsste ich wohl sagen, das Album passt zu 45% zum Hammer Of Doom, aber halt auch zu 55% aufs Freak Valley. Vor allem die ruhigen und ausladenden Instrumentalpassagen dürften so einige Besucher des letztgenannten Happenings zum Genuss der ein oder anderen Kräuterzigarette animieren. Sorry, LEGENDRY, Epic Metal kann ich das nicht nennen. Ich lege mich lieber fest und sage Kiffer-Metal. Und das mit dem allergrößten Respekt vor der gezeigten Leistung. Für mich eine der positiven Überraschungen 2019.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Bard's Tale
02. Vindicator
03. The Wizard And The Tower Keep
04. The Lost Road
05. Sorcery's Bane
06. Behind The Summoner's Seal
07. Earthwarrior
Band Website: www.facebook.com/legendryband
Medium: CD, LP
Spieldauer: 49:12 Minuten
VÖ: 01.11.2019

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