Gunash - All You Can Hit

Review von Stormrider vom 31.05.2022 (4965 mal gelesen)
Gunash - All You Can Hit Irgendwie ist "All You Can Hit" ein zwiespältiges Album. Zum einen können die Italiener mit ihrem Ansatz punkten, auf den seit Jahren grassierenden Konsumwahn des "So-viel-wie-Du-nur-in-Dich-reinstopfen-kannst" mit einer lyrisch beißenden Note zu antworten und den Albumtitel entsprechend umzuformen. Dazu haben sie mit Nick Oliveri und Derek Sherinian zwei mehr als namhafte Szeneveteranen als Gäste verpflichten können, die den Songs, an denen sie partizipieren, hörbar ihren Stempel aufdrücken. Daneben stehen aber dann auch die Songs, welche das italienische Trio ohne Gäste über die Ziellinie bringen muss, und hier klafft eine unüberhörbare Qualitätslücke. Während der Ex-KYUSS beziehungsweise QUEENS OF THE STONE AGE-Fronter mit seiner Reibeisenstimme eine leicht punkige Note einbringt und der Ex-DREAM THEATER-Tastenzauberer den Songs eine zusätzlich Prise Musikalität spendiert, bleiben die restlichen Songs vergleichsweise dünn auf der Brust. Während man sich bei 'Revenge' noch an die 90er-Grungephase erinnert fühlt und hier und da ein wenig mit Alternative Rock flirtet, folgt 'B.J. Quinn' dann lieber gleich gar keiner richtigen Struktur mehr. Bei 'The Sea Is Full Of Dreamscapes - The Kraken' werden insbesondere durch Sherinians Keys ein paar Prog-Versatzstücke eingestreut, die so gar nicht zu den "All You Can Hit" eröffnenden Tracks passen wollen und zeigen, dass insbesondere SOUNDGARDEN ihre Spuren in der musikalischen DNA der Band hinterlassen haben. Aber begeistert es? Mich nicht, und Musik soll Gefühle auslösen. Es müssen ja nicht immer die total euphorisierenden Gefühle sein. Es kann auch abschreckend, verstörend oder sonstwie geartet sein. Aber leider passiert in mir nichts, während ich die A-Seite höre. Und Musik, die keine Gefühle weckt, mit der tue ich mich zumindest persönlich extrem schwer. Das läuft alles vorbei und selbst wenn man sich darauf konzentrieren mag, es fehlt die Hook, die Melodie, die Disharmonie oder der Aha-Effekt, der die Aufmerksamkeit aufrechterhält. 'House Of Sand' klingt zum Start wie ne schlechte Demoaufnahme, die dann zum Glück noch etwas Fahrt aufnimmt und einen wieder aus der Lethargie reißt. Natürlich kann nicht jedes Album ein Klassiker (und sei es in der eigenen Musikhistorie) sein, aber Alben, die keine Gefühle wecken, vergisst man schneller wieder als man seinen All-You-Can-Eat-Hot-Dog-Stapel in sich reingeschlungen hat.

Etwas anders stellt es sich in der zweiten Albumhälfte, bei den Tracks mit den zwei genannten Gästen, dar. Nicht, dass sie nun ultimative Hits wären, aber sie haben einfach eine andere Qualität, und da sich die Gäste hauptsächlich auf der (im Promoflyer als solchen ausgegebenen) B-Seite tummeln, hat man das Gefühl, dass man zwischenzeitlich aus Versehen ein anderes Album im Player ausgewählt hat. Am Ende der knappen Dreiviertelstunde lässt man zumindest den Rezensenten fragend zurück. Denn ob man sich einen Gefallen tut, wenn man ohne fremde Hilfe so offensichtlich qualitativ abfällt, sei mal dahingestellt. Vielleicht fehlt mir aber auch nur der Zugang und es ist nicht meine Tasse Tee? Wer sich bei den genannten Referenzen zuhause fühlt, kann ja mal reinhören. In meinen Player wird sich das Album vermutlich nicht noch mal verirren.

Gesamtwertung: 5.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Revenge
02. B.J. Quinn
03. The Sea Is Full Of Dreamscapes - The Kraken
04. Emerald City
05. House Of Sun (A Bad Dream)
06. Winter Wind
07. Crimson Tentacles
08. The Graveyard Keeper
09. Predators
10. No More Promises
11. Predators (Original Version)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 43:33 Minuten
VÖ: 29.04.2022

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