Interview mit Hristo von Vrani Volosa

Ein Interview von Krümel vom 28.07.2011 (6988 mal gelesen)
Die Bulgaren VRANI VOLOSA haben mit ihrem Folk beeinflussten Pagan Album wirklich positiv überrascht. Ist "Heresy/Epec" doch ein unglaublich melodisches, eingängiges und überaus ehrliches Stück Musik! Grund genug, um Bandkopf Hristo ein bisschen auf den Zahn zu fühlen, um mehr über die in unseren Gefilden leider noch unbekannte Band zu erfahren

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Hi! Zunächst einmal: Gratulation zu eurem brillianten Werk "Heresy/Epec" und danke für diese Interviewmöglichkeit!

Hristo: Danke für die netten Worte, die ich sehr zu schätzen weiß!

Lass' uns zunächst über die Band selbst und den Background sprechen, da VRANI VOLOSA bisher (leider!) hier in Deutschland nicht sehr bekannt ist. Euer Heimatland ist Bulgarien, nicht wahr? Wie seid ihr zusammen gekommen, um Musik zu machen. Wer sind die Leute hinter VRANI VOLOSA?

Hristo: Ja, wir stammen aus Bulgarien; aus der Stadt Burgas, die an der Schwarzmeerküste liegt. VRANI VOLOSA bestehen jetzt aus 5 Mitgliedern, nämlich Kolyo und Petar – Gitarren, Dessislav - Drums, Alexander – Bass und mir, Hristo - Vocals. Mit diesem Lineup treten wir seit 2006 auf. Bis dahin waren wir eine 3-Mann Band mit einem Gast-Drummer sowie einem anderen Mann hinter dem Mikro - Atanas, der für die Vocals auf unserer ersten LP "Where The Heart Burns" verantwortlich war. Nachdem er die Band verlassen hatte, übernahm ich den Gesang und begann mit der Suche nach einem anderen Gitarristen, dem ich in einer Bar in meiner Heimatstadt Burgas begegnete. Dann trafen wir uns auf einer Party und spielten ein paar Songs von IRON MAIDEN und METALLICA auf Akustikgitarren. Ich lud ihn ein, mal bei einer Probe vorbeizuschauen. Ein paar Wochen später brachte er Dessislav mit und ein Jahr später übernahmen wir Petar von einer lokalen Band namens DAMAGE EXTREME.

Bulgarien ist kein "typisches" Land für den Metal. War oder ist es schwer für euch, diesen Musikstil zu spielen bzw. auch zu leben? Ist Metal in eurem Land akzeptiert?

Hristo: Nun, es gibt natürlich Metal Fans. Wir haben ein paar größere Festivals und einige bekannte Bands der Metal Szene treten im Land auf. Aber insgesamt ist Metal nicht sehr populär, was wohl an dem fehlenden Medieninteresse liegt. Das wäre aber für die Promotion von Bands und Musikstilen wichtig, um den Leuten diese einfach nahe zu bringen. Wir treten mit VRANI VOLOSA oft in kleinen Locations auf - in Clubs oder kleinen Hallen, doch ich muss sagen, die sind dann auch voll. Aber Bulgarien ist ein kleines Land, und wir können nicht jeden Tag oder jedes Wochenende an den gleichen Plätzen spielen. Die Fans würden irgendwann müde uns zu sehen, daher machen wir lange Pausen zwischen den Auftritten, um das Interesse wieder zu wecken. Jetzt, da wir einen Lizenzvertrag mit EINHEIT PRODUKTIONEN aus Deutschland haben, suchen wir nach Möglichkeiten unseren Fankreis außerhalb unseres Heimatlandes zu erweitern; Richtung Westeuropa, speziell Deutschland. Wir erhalten sehr große Unterstützung von unserem deutschen Label, so dass wir das deutsche Publikum sehr bald treffen werden.

"VRANI VOLOSA" stammt aus dem Altbulgarischen und kann mit "Schwarzes Haar" übersetzt werden, richtig? Hat es eine spezielle Bedeutung oder ist es einfach ein Name?

Hristo: Das ist korrekt, unser Name bedeutet "schwarzes Haar". Damals, als ich noch alles alleine für unseren ersten Song aufnahm, begann ich damit, Namen auf ein Blatt Papier zu schreiben, weil das Musikprojekt noch einen solchen brauchte. Am Schluss hatte ich um die 200 Vorschläge, von denen ich allerdings keinen mochte. Doch zur gleichen Zeit arbeitete ich an einem Lied, dessen Titel 'Vrani Volosa' lautete und beschloss, diesen für die Band zu nehmen. Den Song habe ich übrigens nie beendet. Schwarzes Haar ist irgendwie typisch für Bulgaren. Und diese Kombination besteht aus zwei Worten - ein Altbulgarisches (vran = Schwarz) und ein Slawisches (volosa = Haar). Das ist wichtig, denn damals im Jahre 681 als das bulgarische Königreich auf dem Balkan gegründet wurde, bildete es sich aus zwei Nationalitäten - die Altbulgaren und die Slawen. Diese Vereinigung wurde geschlossen, um gegen das byzantinische Reich bestehen zu können. Außerdem ist "vrani volosa" ein Wortspiel. Wenn Du die Betonung von "vrani volosA" in "vrani vOlosa" änderst, dann kann es mit "Raben des Volos" übersetzt werden (Volos ist ein anderer Name von Veles, ein slawischer Gott der Weisheit, Magie, Kunst, aber auch der Herden).

Wie ich in meinem Review schrieb, habe ich den Eindruck, dass ihr eure Musik auf eine sehr natürliche und ehrliche Weise präsentiert und, dass sie direkt aus euren Herzen kommt. Nun habe ich auf eurer MySpace Seite folgende Worte gefunden, die genau dazu passen: "Wir sind ehrlich zu uns selbst und spielen die Musik, die wir mögen!" Sind Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sehr wichtig in euren (Musiker) Leben? Warum?

Hristo: Genau! Weil VRANI VOLOSA niemals eine kommerzielle und Radio orientierte Band waren; niemand kann unsere musikalischen Absichten in irgendeiner Weise kontrollieren. Und das ist der Grund, warum unser zweites Album "Heresy" so schwierig mit der Debut LP "Where The Heart Burns" zu vergleichen ist. Ich bleibe dem treu, was aus meinem Kopf und meinem Herzen stammt und richte mich nicht nach dem, was Publikum und Medien von mir erwarten. Ich kann euch versichern, genauso wird es auch mit unserer dritten Scheibe sein, die vor kurzem fertig komponiert wurde. Ich denke, Ehrlichkeit in der Musik ist eine sehr wichtige Sache, solange ein Musiker als Künstler und nicht als ein Produkt für einen bestimmten Markt angesehen wird. Das kann man z. B. in der Musik der 70er spüren, speziell beim progressiven Rock, denke ich. Heutzutage sind Fans hauptsächlich von Bildern, Videos oder wie ein Band aussieht beeindruckt und erst dann, von dem was sie musiklisch repräsentieren. Wenn man fühlt, dass man Musik aufgrund der Schönheit und der Gefühle, die sie Dir bringt, machen möchte, dann tu es einfach!!!

Obwohl man eure Musik nicht wirklich in eine bestimmte Schublade einsortieren kann, habt ihr in der Vergangenheit Black Metal beeinflussten Pagan gespielt. Wohingegen heute der Stil auf dem aktuellen Release eher als auf Folk basierter Pagan Metal mit mystischen Dark-Rock Elementen beschrieben werden kann. Würdest Du dem zustimmen?

Hristo: Ja. Eigentlich denke ich nicht viel darüber nach, wie man unsere Musik bezeichnen kann, welchen Stil sie repräsentiert. Natürlich gibt es da eine gewisse Basis, ein musikalisches Erbe, das auf dem Fußboden des Hauses VRANI VOLOSA liegt. Ich denke, wir sind sehr reich, denn wir haben sehr viele Räume in diesem Haus und hoffen, dass sich all unsere zukünftigen Alben von ihrem Vorgänger unterscheiden werden. Rock Musik hatte auf mich als Komponist schon immer einen großen Einfluss - Bands wie PINK FLOYD, RUSH, YES, DEEP PURPLE, RAINBOW and LED ZEPPELIN sind vorsichtig in unserer Musik zitiert; sogar, wenn wir black metallisch verzerrte Gitarren verwenden.

Wenn man euer 2005 Debut Album "Where the heart burns" anhört, waren der Sound und auch das Songwriting ein wenig roh. Die neue Scheibe "Heresy/Epec" erscheint insgesamt dichter und klarer. War es damals in den Anfangstagen eure Absicht, einen rauen Sound zu kreieren.

Hristo: Ich bin eigentlich ein Sklave dessen, was aus meinem Kopf und meiner Gitarre kommt. Ich plane nie, wie ein Album klingen sollte. Ich komponiere einfach und sammle die Ideen, arrangiere sie und höre dann, was dabei rausgekommen ist, hehe. "Where The Heart Burns" ist ziemlich rau ausgefallen, sehr blackmetallisch, vielleicht weil ich 2003 tonnenweise ENSLAVED, PRIMORDIAL, TULUS und die alten ULVER hörte. Als ich für die Aufnahmen ins Studio ging, brachte ich deren CDs mit und der Soundengineer und ich haben die Gitarrenamps so getuned, dass ich einen ähnlichen Sound erreichte. Ich denke, der größte Unterschied (technisch gesehen) zwischen dem Sound der beiden Alben ist, dass ich einfach die Art mit der rechten Hand zu spielen verändert habe. Außerdem verwendete ich für das erste Album ganze Gitarrenakkorde wohingegen die zweite CD riff dominierter ist. Auch wurden die Arrangements der "Heresy"-Songs vereinfacht; man fühlt eine typische Rock 'n' Roll Struktur, während ich für "WTHB" längere Stücke haben wollte, mit hypnotischen, sich wiederholenden Parts (wie PINK FLOYD).

Wie ich finde, hat jedes Stück auf "Heresy" seine eigene Ausstrahlung, die Songs sind sehr variabel. Auch sind sie wegen ihrer mystischen Atmosphäre und den Lyrics ein wenig hypnotisierend. Verwendest Du absichtlich blumige Worte und singst z. B. über einen "archaic king" wie in 'Horizon'?

Hristo: Danke für die netten Worte, wie mir scheint hast Du Dir "Heresy" sehr genau angehört. Nun, 'Horizon' ist eine Geschichte über Fischer, übrigens ein Beruf, der typisch für die Gegend ist, aus der ich stamme. Das Stück handelt von der Hingabe der Fischer für diesen Job, für ihre Familien, für ihre Kameraden auf See (weißt Du, man darf keine Feinde auf einem Boot haben. Wenn Du welche hast, stirbt jemand!) und natürlich von der Ehrfurcht und dem Respekt gegenüber der See selbst. Tatsächlich ist "the archaic king" das Schwarze Meer (Pontus Euxinus im Altgriechischen) – alt, wundervoll, majestätisch und extrem gierig.

Ein Stück heißt 'We Are Not Alone In Our Universe'. Glaubst Du wirklich, dass es im Weltall noch andere Lebensformen gibt?

Hristo: Nun, ich weiß nicht? Dieser Song handelt von Traditionen. Der Text dreht sich um die Verbindung zwischen dem Alten und dem Neuen. Heutzutage leben wir in Stress und wir haben keine Zeit zurückzublicken, was früher einmal war, wie unsere Vorfahren lebten, welches ihr Glaube und ihre Werte waren.

Wie Du vorhin schon erwähntest, wirst Du von der Musik einiger Bands beeinflusst. Gibt es sonst noch berühmte Musiker oder musikalische Richtungen, die Dich beeinflussen oder die Inspiration für Deine Kompositionen sind?

Hristo: Ich höre eine Menge Musik, so dass ich tausende Namen nennen könnte. Aber am bedeutendsten für mich als Songwriter sind PINK FLOYD, RUSH, LED ZEPPELIN, METALLICA, IRON MAIDEN, PRIMORDIAL, ENSLAVED, AGALLOCH, ROTTING CHRIST, MOONSPELL; aus Osteuropa sind das NEGURA BUNGET, DRUDKH... es gibt tonnenweise großartige Musik auf der ganzen Welt.

Wie man lesen konnte, ist Alan von PRIMORDIAL sehr beeindruckt von eurer Musik und dem Album und hat dies auch öffentlich erwähnt. Ihr müsst ziemlich stolz auf so ein Lob sein, oder? imgright

Hristo: Ja, da ich ein ausgesprochener Fan von PRIMORDIAL bin, sind seine Worte nicht nur eine Belohnung für mich, sondern auch ein Ansporn, weiter und letztendlich genauso leidenschaftlich Musik für VRANI VOLOSA zu machen, wie Alan es für seine Band tut. Ich kenne ihn seit 2003, als ich ihm Fragen für ein Interview zuschickte, dann sandte ich ihm unser Demo und er brannte dies für einige Leute. Ich denke, das war der Beginn, dass die Leute auf unsere Musik aufmerksam wurden. Also ist und wird Alan immer eine wichtige Person in der Geschichte von VRANI VOLOSA sein.

Ok, danke nochmal für Deine Zeit. Die letzten Worte gehören traditionell dem Musiker...

Hristo: Ich möchte euch für das Interesse uns gegenüber und den Support danken. Wir werden bald auf Tour sein und vielleicht sieht man sich irgendwo, um ein paar Bierchen zusammen zu trinken!!

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