Interview mit AIUMEEN BASOA von Aiumeen Basoa

Ein Interview von Krümel vom 24.06.2010 (6111 mal gelesen)
Wer AIUMEEN BASOA und ihre gelungene Mischung aus Folk und Black Metal noch nicht kennt, sollte sich schleunigst ihr erstes vollwertiges Album "Iraganeko Bide Malkartsutik" anhören. Und lesen, was die Truppe aus dem Baskenland über die Mythen ihrer Heimat zu berichten haben.

Wenn man in den späten 90ern nicht gerade ein paar eurer Lieder mehr oder weniger "durch Zufall" durch Sampler oder die damalige Split-CD kennengelernt hat, so wissen leider die wenigsten in unseren deutschen Gefilden etwas von AIUMEEN BASOA. Stellt euch doch einmal kurz vor: wer seid ihr und wo kommt ihr her?

AIUMEEN BASOA: Die Geschichte AIUMEEN BASOAs begann 1994, als Beleak (Gitarre, Harsh vocals) and Egoitz (Bass), nachdem wir einige Jahre zusammen gespielt hatten, beschlossen unser vorheriges Projekt zu verlassen und eine neue Band zu gründen, um mit ihr was gänzlich anderes zu machen. Wir wollten unsere Wurzeln mit der Musik, die wir mögen, vermischen. Mikelot (Gitarre, Clean vocals) stieß zu uns und wir begannen mit dem Komponieren. Nach einigen Jahren mit wechselnden Mitgliedern, kamen schließlich Fory (Drums), Ibai (Akkordeon, Keyboard), Imanol (Violine) und Oihane (Female vocals) dazu, so dass wir ein stabiles Lineup hatten um weiterzumachen. Die meisten von uns sind aus Mutriku (Stadt in der Provinz Gipuzkoa), der Drummer stammt aus Ermua (Biscaya) und zwei sind aus Donostia (San Sebastian, Hauptstadt von Gipuzkoa).

Wie eben erwähnt, habt ihr Ende der 90er bisher nur eine Split-CD mit einigen Songs veröffentlicht. Wieso hat es soviele Jahre gedauert, bis endlich ein "richtiges" Full-length Album von euch erschien. Lag es wirklich nur an personellen Besetzungsproblemen?

AIUMEEN BASOA: Ja, so ist es. Seit der Veröffentlichung des Splitalbums "Triarchy of Vasconia-Iluntasunaren itzulera" (Baskisch, bedeutet "Die Rückkehr der Dunkelheit"), welches auch Stücke unserer baskischen Brüderbands ADHUR und ILBELTZ enthält, sind 10 Jahre vergangen. (Ich möchte euch gerne wissen lassen, dass diese beiden Bands noch aktiv sind. ILBELTZ haben gerade das erste Album herausgebracht, und ADHUR werden bald mit den Aufnahmen beginnen. Wir können sie euch nur empfehlen, weil sie großartig sind). Und wie Du sagtest, die Verzögerung kam wegen der Besetzungsprobleme zustande. Doch nach dieser Übergangsphase haben wir nun eine stabile und feste Band, mit der wir hart arbeiten, in der Hoffnung, dass unser erstes Full-length Album Akzeptanz findet. Das Label Erzsebet Records/Indar Productions (aus Donostia) hörte sich die Songs an und bot uns einen Deal an. Mit dem Release von "Iraganeko Bide Malkartsutik" wurde für uns ein Traum wahr.

Der Name AIUMEEN BASOA heißt soviel wie "Wald der Schreie". Welche Bedeutung hat das?

AIUMEEN BASOA: Die literarische Übersetzung wäre eher "Wald der Wehklagen". Da unsere Musik auf unserem Baskenland, mit seinen Wurzeln und mythologischen Figuren, und unseren heidnischen Wäldern basiert, sollte sich all dies in unserem Bandnamen und auch in den Lyrics widerspiegeln.

Und wie ist der Titel des Albums "Iraganeko Bide Malkartsutik" zu übersetzen?

AIUMEEN BASOA: Man könnte es mit "Durch den rauen Kurs der Vergangenheit" übersetzen. Wir blicken zurück in der Zeit, und wir konzentrieren uns auf die Vorfahren, die in der Geschichte und den Herzen aller Basken innewohnen.

Da alle Texte in Euskara (Baskisch) gehalten sind, dürften die wenigsten Hörer sie verstehen. Zwar erwähntet ihr bereits, dass es um baskische Mystik und Folklore geht, aber um welche Geschichten handelt es sich genau?

AIUMEEN BASOA: Die Geschichten reichen von der über einen uralten Baum mitten im tiefsten Wald, der uns von den Schlachten der Umgebung erzählt, bis hinzu den Erlebnissen, die ein "Jentil" (einer baskischen mythologischen Figur) in diesen Landen erlebt. Es gibt auch einen Song, der von "Akelarre" (diese Wort stammt von "aker-larre" = Feld der männlichen Ziege) handelt. Mutter Erde ist sehr wichtig für uns (wir nennen sie "amalurra"), genauso wie es unsere Mythologie ist. Und obwohl es stimmt, dass die wenigsten Hörer die Texte verstehen werden, wäre es für uns befremdlich, unsere Legenden in einer anderen Sprache als Baskisch zu erzählen.

Auf der CD findet man neben neuen Songs auch 'Aintzinako Guduen Oroimenak' und 'Arlekiña (Aiumeen Basoa)'. Wer diese Titel wie ich von früher kennt, merkt, dass sie neu eingespielt und arrangiert wurden. Ich finde, so passen sie einerseits zum aktuellen Material, aber andererseits haben sie trotzdem nichts von ihrem "alten" Charme eingebüßt. Wie seht ihr das selbst?

AIUMEEN BASOA: Wir haben uns dazu entschlossen, diese beiden Stücke mit auf die Scheibe zu packen, weil wir ihnen Gerechtigkeit zukommen lassen wollten. Wir haben sie immer wieder gespielt. Und da sie uns so wichtig sind, nahmen wir die günstige Gelegenheit wahr, sie neu zu arrangieren und mit einer besseren Produktion in einem Studio einzuspielen; denn "Triarchy" wurde in einem kleinen Heimstudio aufgenommen, was uns viel Probleme bereitete. Die Einschränkungen dieses Homerecordings sind der Grund, warum "Triarchy" so eigentümlich und underground-mäßig klingt.

Euer Stil ist eine Mischung aus Folk/Pagan und Black Metal. Würdet ihr das ebenso beschreiben? Oder seht ihr die Musik eher losgelöst von irgendwelchen stilistischen Spielarten? Ich denke da z. B. an die coolen Jazzparts in 'Akelarrearen Sua'...

AIUMEEN BASOA: Wir haben uns beim Komponieren nach dem gerichtet, was uns unsere Herzen übermittelt haben. Unsere musikalischen Einflüsse sind so weitreichend, und das spiegelt sich in den Stücken auf die ein oder andere Weise wider. Genauso wie die Texte variieren, so ist es mit der Musik; man wechselt innerhalb eines Momentes von einem bestimmten Gefühl zum anderen. Von einem schwarzen oder heavy Riff zu einem folkartigen, oder plötzlich zu einem Jazz Part (den Du in Deiner Frage angesprochen hast). Wir denken, dass Variation sehr wertvoll und wichtig ist, und das ist unser Weg uns mit AIUMEEN BASOA auszudrücken.

Soweit ich sehen konnte, erhaltet ihr für euer Werk nur beste Kritiken. Überraschen euch diese überaus positiven Reaktionen?

AIUMEEN BASOA: Unabhängig von der Überraschung sind wir so dankbar für dieses großartige Feedback und die Kritiken, die wir bisher bekamen. Es ist wirklich wundervoll zu realisieren, dass sich die Leute nach so langer Wartezeit an uns erinnern und außerdem auch dieses Werk positiv bewerten. Wenn wir Emails erhalten, in denen uns jemand erzählt, dass sich das Warten gelohnt hat... dann kriegen wir richtige Gänsehaut, denn solche Kommentare zeigen uns, dass es all die Mühe und das Leiden wert war.

Habt ihr vor, euer Material auch in absehbarer Zeit einmal einem Live-Publikum vorzustellen? Wenn ja, wann und wo?

AIUMEEN BASOA: Am 15. Mai spielten wir die Album Release Show in Donostia (San Sebastian) und seitdem sind wir öfter aufgetreten. Natürlich wollen wir das auch weiterhin tun. Momentan spielen wir in unserer näheren Umgebung. Wir können uns wirklich nicht über die Reaktionen des Publikums beschweren. Das Feedback war fantastisch, alle Veranstaltungsorte waren voll. Wir erhalten einige Angebote für Liveauftritte und wir tun unser Bestes, um sie anzunehmen. Doch wie man vielleicht verstehen kann, sind wir sieben Mitglieder, von denen jeder seinen Tagesjob hat (die meisten von uns... wir sind keine Vollzeitmusiker und wir verdienen nicht viel mit der Band), die natürlich viel Zeit in Anspruch nehmen, die wir lieber für die Musik aufwenden würden.

Wie sehen ansonsten die Zukunftspläne von AIUMEEN BASOA aus? Müssen die Fans lange auf ein Nachfolgealbum warten oder habt ihr da schon was in Arbeit?

AIUMEEN BASOA: Momentan ist es unser Ziel, soviele Liveshows wie möglich zu bestreiten. Aber ja, wir komponieren bereits neues Material. Nun... wir hoffen, dass es nicht weitere 10 Jahre dauert, bis das nächste Album veröffentlicht wird (he,he). Wir arbeiten hart, nicht nur um für gute Shows zu üben, sondern auch um neue Stücke zu schreiben. Das ist in unseren Augen die beste Möglichkeit, uns bei all den Menschen zu bedanken, die unsere Musik mögen.

Wie immer an dieser Stelle: vielen Dank für eure Zeit und das letzte Wort gehört den Musikern...

AIUMEEN BASOA: Wir wollen euch für das Interesse an diesem Interview mit uns bedanken. Und wir senden eine große Umarmung an all unsere deutschen Fans. Wir möchten jedem danken, der unsere Songs hört. All denen, die es bisher noch nicht getan haben, würden wir gerne sagen, dass wir sie in in altertümliche Welt entführen wollen; zu mythologischen Figuren, durch die dunklen Wälder unseres Landes... Und wer weiß, vielleicht können wir eines Tages ein Lied in Deutsch schreiben, da Oihane (unsere Sängerin) ein paar Jahre in eurem Land lebte und die Sprache lernte. Sie bewundert eure Kultur.

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