Sorrowful Land - Faded Anchors Of The Past

Review von Zephir vom 29.01.2023 (2681 mal gelesen)
Sorrowful Land - Faded Anchors Of The Past Maksim "Max" Molodtsov ist weder Greenhorn noch Inselspezialist: Er ist Mastermind der Gothic-Doomer EDENIAN, des Power Metal-Duos BLESSDIVINE, widmet sich mit RESOLUTION dem Thrash und mit MISTYFICA dem Symphonic Metal. Wie passend sich hier die Namensgebung stets an das jeweilige Genre schmiegen kann, zeigt der Ukrainer weiterhin mit seinem Ein-Mann-Projekt SORROWFUL LAND: Bereits seit 2014 huldigt er unter diesem Namen dem melodischen Death-Doom und bringt mit "Faded Anchors Of The Past" nunmehr den dritten Langspieler raus.

In der Annahme, dass die zwei vorangegangenen Alben von SORROWFUL LAND keine übermäßige Bekanntheit in unseren Längengraden erreicht haben, seien sie an dieser Stelle kurz genannt: Die erste vollgültige Platte erschien 2016 unter dem Titel "Of Ruins ...", der zweite, "I Remember", nur zwei Jahre später. Für dieses Werk holte Molodtsov allerhand Gastmusiker mit ins Boot, vor allem Vokalisten, obwohl er auf einem einzigen Track dieses Albums sehr wohl die Qualität der eigenen Stimme unter Beweis stellte. Gastmusiker zu engagieren mag aber zahlreiche andere Gründe haben: Vor allem bei Ein-Mann-Projekten wird selbstverständlich das Spektrum der Musik breiter, diverse Ideen leichter umsetzbar, zudem hat es auch noch niemandem geschadet, bekanntere Namen mit an Bord zu haben. So hören wir auch auf dem dritten Album von SORROWFUL LAND, "Faded Anchors Of The Past", wieder eine Reihe von Gastsängern.

Gleich der erste Track 'As Long As We Breathe' donnert so schwermütig und heavy aus den Boxen, wie man es von deathigem Doom eben erwartet. Die tief gutturalen Growls von Pierre Laube, dem einen oder anderen möglicherweise bekannt aus der deutschen Formation DOOMED, überformen schon den Opener zu einem kleinen Glanzstück des Genres, das es mit populäreren Kollegen durchaus aufnehmen kann. Über den an zweiter Stelle folgenden Titeltrack wird man sich hingegen streiten: Die cleanen Vocals des Gastsängers Henrik Ekholm wissen zwar zu gefallen, stellen jedoch einen unerwarteten Stilbruch dar und lassen das zunächst sanfte, teils mit sehr vorausschaubaren Harmonien unterlegte Gitarrengeschehen ein wenig seicht wirken. In der lyrischen Essenz ist es das nicht: Wie der Mastermind angibt, handelt es sich bei genau diesen Song um ein sehr persönliches Werk, das tief in der eigenen Biographie schürft und entsprechende Aufmerksamkeit verdient. Den Spagat zwischen doomiger Heavyness und volatiler Romantik schafft 'The Cold Gray Fog Of Dawn' meiner Ansicht nach allerdings besser: Der Kontrast zwischen depressivem Riffing und leisen Piano-Tönen verursacht Gänsehaut, das Wechselspiel der beiden Vokalisten Henrik Ekholm und Stefan Nordstrom überzeugt. Hier zeigen alle beteiligten Musiker nicht nur, dass sie ihr Handwerkszeug beherrschen, sondern legen noch eine Portion Emotionalität mit drauf.

Der Über-Zehn-Minüter 'Small Lost Moments', Lieblingstrack des Masterminds, spielt in seiner gesamten zähflüssigen Doom-Dauer mit dem Dialog zwischen der cleanen, einfühlsamen Stimme von Kaivan Saraei (dieser war bereits für SORROWFUL LANDs zweites Album im Einsatz) und dem Gutturalgesang von Miguel Santos - beide Musiker möglicherweise bekannt von der portugiesischen Gothic-Doom-Formation A DREAM OF POE. Was dieser unterschwellig schleppende, depressiv-monotone Koloss von einem Track sehr deutlich zum Ausdruck bringt, liegt in der hochmelodischen, dominierenden Leadstimme von Saraei: Es ist Molodtsovs Nähe zum symphonischen Power Metal, die der Flow der Gesangslinien eindeutig verrät. Unter diesem Gesichtspunkt vermag der Song voll zu überzeugen, wenngleich er Death-Doom-Puristen vermutlich zu melodiös erscheinen wird.

Ab den frünften Song, 'As I Behold Them Once Again', kriegen wir dann ausschließlich die Vocals von Max Molodtsov höchstselbst zu hören. Immer wieder von weichen, euphonischen Passagen durchbrochen, erinnern teilweise nur mehr die Growls daran, dass wir uns eigentlich im Death-Doom bewegen - vor allem gegen Ende setzt dieser Song stark auf gefällige Harmonie. Übrigens handelt es sich bei 'As I Behold Them Once Again' um die Neuaufnahme eines älteren Songs von 2016; auch das folgende 'Where The Sullen Waters Flow' gab es 2017 schon einmal als EP. Das in der Basis schwerfällige Gitarrengeschehen bleibt durch dominante Sologitarren und bewegte Drums dynamisch, bis 'The Night Is Darkening Around Me' das Feld erobert - eine Hommage an Emily Brontë. Wem die vorangegangenen Tracks zu komfortabel, zu entgegenkommend waren, der wird ab sofort zu sich selbst zurückfinden, denn nun verbleibt das musikalische Geschehen vollends in der Düsternis, um mit dem atmosphärischen Outro 'When The Oceans Calm' in Wellenrauschen und verlorenen Pianoklängen zu enden.

Abschließend ist es gar nicht so einfach, dieses in sich höchst wechselhafte Gezeitenbad, das an vielen Stellen über die Grenzen des Death-Doom deutlich hinausgeht, zu bewerten. Wer ausschließlich düsterschweren Doom mit Härtegrad Death erwartet, wird von der immer wieder durchscheinenden Emotionalität, von der ans Symphonische grenzenden Melodiösität ganz sicher irritiert sein. Wer seine Vorlieben in mehreren der genannten Sparten wiederfindet oder aus der einen einmal ausbrechen möchte, der sollte ein Ohr riskieren und "Faded Anchors Of The Past" eine Chance geben.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. As Long As We Breathe
02. Faded Anchors Of The Past
03. The Cold Gray Fog Of Dawn
04. Small Lost Moments
05. As I Behold Them Once Again
06. Where The Sullen Waters Flow
07. The Night Is Darkening Around Me
08. When Oceans Calm (Outro)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 01:00:47 Minuten
VÖ: 27.01.2023

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