Autumnblaze - Welkin Shores Burning | |
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Review von Zephir vom 15.12.2020 (6103 mal gelesen) | |
La mélancolie, c'est le bonheur d'être triste – Melancholie ist das Vergnügen, traurig zu sein. Das wusste schon Victor Hugo, und wer AUTUMNBLAZE kennt und hört, wird dem sicher zustimmen. Dabei hat sich die Band von Markus Baltes seit Gründung Mitte der 1990er Jahre durch viele Formen, Farben und Facetten der Melancholie bewegt: Was mit folkig-doomigen Stimmungen begann, arbeitete sich in Richtung Trip Rock weiter und verweilte zuletzt bei stimmungsvollem Alternative mit Singer-Songwriter-Einschlägen. Das letzte Release "Every Sun Is Fragile" erschien 2013, seitdem war es relativ ruhig um AUTUMNBLAZE, die 2018 immerhin die EP "Philia" herausbrachten. Die untypischen Klänge der hier veröffentlichten zwei Tracks - auf die ich nachher noch zu sprechen kommen werde - wurden nur mehr zu zweit komponiert und eingespielt, nämlich von Sänger Markus, der auch Bass und Gitarre kann, gemeinsam mit Drummer und Perkussionist Arisjel aka Christian Seibert. In dieser Besetzung ist man schließlich auch an die neue Platte gegangen, die den sehnsuchtsvollen Namen "Welkin Shores Burning" trägt und die beiden Tracks von "Philia" als Boni gleich mitliefert. Eines wird mit "Welkin Shores Burning" deutlich: Zumindest für den Moment haben AUTUMNBLAZE mit dem Metal abgeschlossen. Das war zwar bereits auf dem Vorgängerwerk erhörbar, doch ist das absolut unmetallische neue Opus in sich stimmiger, plastischer und überzeugender. Das Intro 'Welkin' baut den Blick zum brennenden Himmelsgewölbe im neofolkigen Stil auf, und dann beginnt der ganze Zauber mit 'Planets': traurig-verträumt, versonnen, verzaubert, irgendwo zwischen Alternative, Singer-Songwriter und Post Rock. Das ganze Album ist geprägt von sanften, mitunter wie hingehauchten, nachdenklichen Vocals und stark zurückgenommenen Drums; 'The Burning Sea' kommt gar völlig ohne Schlagwerk aus. Auch wenn dezenter Ohrwurmcharakter durchaus seinen Platz hat, wie in 'Leaders' oder 'Flamedoves', und auch wenn die Gitarre mal etwas stärker verzerrt erklingt, wie in 'Autumn Wings Behold', ist das gesamte Werk schwerelos wie eine Federwolke am Abendhimmel (diese Metapher passt einfach!), durchzogen von einer fragilen Transparenz, die man mitunter bei Musikern von den Britischen Inseln zu hören bekommt. Im Grunde klingt "Welkin Shores Burning" in meinen Ohren, um es auf den Punkt zu bringen, auf musikalischer Seite ziemlich britisch; in Sachen Lyrics trägt das Album mit seiner charakteristischen Bildsprache eindeutig die Marke, die wir von AUTUMNBLAZE schon immer kannten. Die beiden Bonustracks 'All Within' und 'My Swan' stammen, wie schon erwähnt, von der EP "Philia" und lockern das Album schlussendlich mit beschwingterer, radiotauglicherer Stimmung auf, die mich persönlich dann ehrlich gesagt ein bisschen überrascht. Das haben die Musiker nach eigenen Angaben zwischenzeitlich einfach gebraucht. Ohne Zweifel haben Markus und Arisjel hier ganz neue Wege beschritten, und ich möchte noch erwähnen, dass "Welkin Shores Burning" kein Corona-Album ist: Aufgenommen haben die beiden über die Sommermonate 2019, das Mixing und Mastering ist Anfang 2020 passiert. Zusammen mit dem Artwork von Friederike Myschik, das wahrhaft scheint, als habe die Künstlerin die Musik in ein Bild übersetzt, haben AUTUMNBLAZE eine völlig andere, aber überaus passende und stimmige Welt an völlig anderen Farben und Formen der Melancholie geschaffen. Alles auf "Welkin Shores Burning" schwebt, leuchtet, verglimmt, changiert - ich bin restlos überzeugt. Für Metalheads, die die gewohnten Pfade nicht verlassen wollen, ist das Album selbstredend nichts, aber allen Neugierigen möchte ich meinen Lieblingssong 'Planets' als Anspieltipp ans Herz legen. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Welkin 02. Planets 03. Explosions 04. One Breath 05. The Burning Sea 06. Leaders 07. Autumn Wings, Behold 08. Flamedoves 09. Shore 11. All Within (Bonus Track) 12. My Swan (Bonus Track) | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 40:46 Minuten VÖ: 27.11.2020 |
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