Shout It Out Loud IV

Take off: 05.04.2013 - Review (12120 mal gelesen)
Kaum zu glauben, doch es sind tatsächlich schon drei komplette Runden "Shout It Out Loud" ins Land gegangen, so dass es an einem Freitag, dem 5. April 2013, wirklich schon die vierte Auflage des mittlerweile etabliert zu nennenden Festivals zu bestaunen gibt. Einiges ist neu, angefangen bei der Halle - mit der "Glück Auf" Halle in Duisburg hat man immerhin schon die dritte Location gefunden. Meiner Meinung nach ist es auch die bislang beste Halle, denn neben genug Platz (die Halle bei Festival Nr. 3 platzte doch allgemein aus allen Nähten, war aber auch mehr Notlösung als alles andere) gibt es kurze Wege, einen Raucherbereich, akzeptables Catering und auch die Möglichkeit, die Halle ggfs. zwischenzeitlich einmal zu verlassen, was einfach enorm praktisch ist, um mal kurz irgendeine Erwerbung zum Wagen zu bringen. Parkplätze gibt es zum Glück vor der Halle auch reichlich und ansonsten auch in der nahen Umgebung am Rande Duisburgs. Große Beschränkungen zeitlicher bzw. lärmtechnischer Nstur scheint es nicht zu geben und von daher sind die Rahmenbedingungen schon mal ziemlich gut. Wie gesagt, eine weitere Neuerung ist der Tag, denn bislang fand das Tagesfestival immer an einem Samstag statt. Das ist jedoch dem heutigen Headliner geschuldet, denn TESLA wären anders nicht buchbar gewesen, da sie am Samstag in UK einen Gig spielen. Von daher ist es sicherlich durchaus ein guter Grund, der diese "Vorziehung" rechtfertigt.

Leider macht sich das auf die ein oder andere Weise dann doch bemerkbar. Zum einen - ich kann unsere Delegation nicht ausnehmen - ist der Freitag für die meisten Besucher ein Arbeitstag, was sich leider bei der Anreise bemerkbar macht und sicherlich dafür sorgt, dass die ersten Bands nur vor recht kleiner Kulisse spielen können, da bei 16.15 Uhr Anfangszeit nun mal viele noch nicht den Weg ins Ruhrgebiet finden konnten. Und zum anderen - ich nehme an, es hat denselben Ursprung - gibt es leider auch deutlich weniger Merchandiseanbieter als bei den bisherigen Veranstaltungen. Das Angebot ist daher recht überschaubar, doch immerhin qualitativ ordentlich. Sei's drum, es geht ja nicht nur um Merchandise, sondern auch und vor allem um Musik.

Den Anfang des Tages machen die erst recht kurzfristig noch ins Billing gerutschten OLDS'COOL aus Russland. Die Band spielt einen AOR zwischen 70er und 80ern, der wohl auf die Veranstalter so überzeugend wirkte, dass man sie noch schnell buchte. Da wir das Festival erst am frühen Abend erreichten, konnten wir die Band leider nicht sehen. Ausgehend von dem, was man bei YouTube auf dem offiziellen Kanal sehen kann, haben die Osteuropäer es jedoch echt drauf. Der Name ist Programm, aber im positiven Sinne. Auf jeden Fall war das sicherlich eine gute Verpflichtung, die bestimmt einen ordentlichen Gig hingelegt hat zur Eröffnung.

ADAM BOMB habe ich noch lebhaft in Erinnerung von einem Gig vor ein paar Jahren bei einem Festival. Damals hatte der ganze Gig - auf den ich mich im Vorfeld mit relativ hoher Erwartungshaltung gefreut hatte - einen ziemlich rauen Do-It-Yourself-Charme und konnte zumindest mich nicht allzu sehr überzeugen. Insgesamt war ADAM BOMB nett, aber leider auch nicht mehr. Meines Erachtens war es damals schon eine relativ deutliche Demonstration, warum ADAM BOMB nie wirklich im allgemeinen musikalischen Bewusstsein angekommen ist und eher im Underground geblieben ist. Leider gilt das auch - erwartungsgemäß - im Jahr 2013 ebenfalls noch. Der gute ADAM BOMB gibt sich redlich Mühe mit seiner Band, aber insgesamt ist das alles einfach "nur" ok, aber nicht mehr. Kein schlechter Auftritt, keine schlechte Musik - aber eben auch nicht viel mehr. Für die Position im Billing aber insgesamt ok, weswegen keiner wirklich böse drüber ist. Irgendwie passt der Mann ja schon an diese Stelle im Billing mit seiner Band.

BLACKRAIN haben mit "License To Thrill" ein wirklich gutes offizielles Debüt-Album rausgehauen (auch wenn es eigentlich sogar schon das zweite Album ist). Frankreich ist nicht gerade als Glam- oder Sleaze-Nation bekannt, aber die vier jungen Burschen machen vieles wieder wett, was die Landsleute nicht auf die Ketten kriegen. Und auch live können die Vier durchaus überzeugen! Das Material ist ziemlich stark, die Band hat Spaß am Auftritt, macht zudem optisch ordentlich was her und das Publikum spürt schnell, dass es hier etwas geboten bekommt. Dementsprechend gut fallen die Reaktionen aus und BLACKRAIN haben allen Grund, sich über den Gig zu freuen. Der recht schrille Gesang ist zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber nach kurzer Zeit kommt man doch gut damit zurecht und kann sich über eine klasse Band freuen. Den skandinavischen Genrevertretern kann man zwar noch nicht das Wasser reichen, doch: BLACKRAIN ist noch einiges mehr zuzutrauen!

Die folgende Band hat sich von Anfang an schon exzellent dargestellt. JETTBLACK haben bereits zwei tolle Studio-Alben hingelegt und damit einen Platz im Billing des "Shout It Out Loud" mehr als verdient. Die Briten sind ja ebenfalls nicht grade als Glam- oder Sleaze-Nation bekannt (sieht man mal von den alten TIGERTAILZ ab) und umso mehr ist die Leistung dieser Jungs bemerkenswert. Es ist erfreulich, dass die Veranstalter des "Shout It Out Loud" die Mannen von der Insel verpflichtet haben, denn das Material kann wirklich durchgehend was. Da es such auch um fähige Musiker handelt, kann das daher auch auf der Bühne ohne Probleme bestehen und gewinnt so nur dazu. JETTBLACK liefern einen feinen Live-Auftritt hin und zeigen deutlich, dass sie auch außerhalb vom Studio kräftig rocken können.

H.E.A.T. aus Schweden sind ebenfalls noch ziemlich jung, haben aber immerhin sogar schon drei Alben auf dem Buckel. Das jüngste Werk "Address The Nation" ist das erste Album mit dem neuen Sänger Erik Grönwall, der ja bekanntlich "Swedish Idol" gewonnen hat (muss man das eigentlich noch wirklich erwähnen?). Während hierzulande eigentlich undenkbar ist, dass ein Gewinner von "DSDS" bei einer schon halbwegs etablierten Rockband einsteigen könnte und damit auch noch Erfolg einherginge, ist das im deutlich rocklastigeren Schweden prinzipiell kein Problem. Der Junge mag zwar ein dürrer Rechen sein, aber singen kann er verdammt noch mal sehr gut. Ich kann zwar leider nicht sagen, dass ich die Band auch noch mit dem alten Sänger Kenny gesehen habe, aber ich schätze die ersten beiden Alben jedenfalls sehr. Trotzdem bin ich ziemlich sicher, dass Erik ihn von der Bühne rocken würde, denn der Junge hat nicht nur ein gutes Stageacting drauf, sondern trifft dabei auch richtig gut die Töne. Das beweist er gleich beim Opener 'Breaking The Silence'. H.E.A.T. legen insgesamt beim "Shout It Out Loud IV" einen verdammt guten Auftritt hin, der sich durch und durch gewaschen hat. Hier stimmt neben der Performance heute alles, denn auch die Set List ist toll und vereint so ziemlich das Wesentliche aus den drei Alben. Auch das Publikum merkt offenbar schnell, dass es hier vermutlich einen der besten Gigs der gesamten Festivalgeschichte des "Shout It Out Loud" zu sehen bekommt und feiert die Band entsprechend. H.E.A.T. sind ganz sicher eine Band, mit der man in der melodischen Rock-Szene rechnen muss. Den Jungs wäre jedoch auch zu wünschen, dass sie im Mainstream Anklang finden können, denn musikalisch habenR sie es einfach ebenso wie showtechnisch wirklich drauf. Von Anfang bis Ende ein schlichtweg exzellenter Auftritt - wahrscheinlich auch der beste Gig des Tages.

Die QUIREBOYS aus London sind dagegen eher Veteranen im Vergleich. Insgesamt sind Spike und seine Kumpanen jedenfalls eine logische Wahl, um auch mal das "Shout It Out Loud" zu beehren. Die Band hat seit den 80ern einen soliden Lauf hingelegt und macht dabei auch live auf dem heutigen Festival keine Ausnahme. Mit einem sicheren Gespür für das Wesentliche haben die Herren sich auf die Klassiker verlassen und quälen niemanden mit unbekanntem Material. Deswegen gibt das Debütalbum "A Bit Of What You Fancy" auch inhaltlich den Ton an. Das Publikum hat jedenfalls seinen Spaß und deswegen gibt es auch mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Die QUIREBOYS sind eben auch Profis und wissen, wie sie das Publikum für sich gewinnen können. Spike, der nun mal einen großen Teil der Band ausmacht, zieht daher alle Register und ist der Dreh- und Angelpunkt des Gigs. Der Mann mit dem charakteristischen Bandana weiß, was die Fans hören wollen und so ist es eigentlich selbstverständlich, den Auftritt mit dem Klassiker '7 O'Clock' zu beenden. Das Publikum des "Shout It Out Loud" hat sich die QUIREBOYS nicht ohne Grund immer wieder gewünscht und heute hat man gesehen, warum dieser Wunsch berechtigt war.

Was lange währt, wird endlich gut - nachdem die ganzen guten "Vorbands" das Publikum kräftig angeheizt haben, kommt zum Schluss der hochkarätige Headliner. TESLA rocken die "Glück-Auf-Halle" in Duisburg kräftig und haben das Publikum schnell auf ihrer Seite. Das kann man sicherlich sagen, denn die Herren Frank Hannon, Brian Wheat und Dave Rude üben sich auch immer wieder in markanten Posen mit ihren Klampfen. Sänger Jeff Keith wirkt dagegen doch deutlich zurückhaltender, manchmal sogar ein bisschen leblos - ob der Gute vielleicht ein paar zu viel gekippt hat? Man weiß es nicht, aber immerhin braucht er sich stimmlich jedenfalls nicht zu verstecken, denn die Songs intoniert er prima. Ok, sehen wir eben mal vom sehr spartanischen Stageacting ab, dann haben wir hier jedenfalls einen guten Gig, der am Ende des Tages zweifellos Spaß macht. Mit einem auch Performance-technisch komplett auf der Höhe befindlichen Mr. Keith wäre es zwar wohl noch besser gewesen, aber so oder so war das ein guter Headliner-Gig. Irgendwas ist ja schließlich immer, oder?

So bleibt es, wieder einmal ein Resümee zu ziehen. Insgesamt war das vierte "Shout It Out Loud" eine solide Auflage des Festivals, die viele Kritikpunkte des letzten Festivals berücksichtigte und versuchte, es schlichtweg besser zu machen. Die Theke war diesmal lang und gut besetzt, so dass die Wartezeiten angenehm kurz waren, die Preise waren ebenso wie die Versorgung mit Essen in Ordnung. Es gab einen großen Außenbereich, so dass auch alle Raucher - ebenso wie die geschonten Nichtraucher! - zu ihrem Recht kamen, zumal die Außentemperaturen angenehm waren, auch Nachts noch. Sitzplatztechnisch war mehr geboten als in Wetter (ok, da gab es ja nichts außer ein paar Bänken), aber weniger als in Mülheim an der Ruhr. Vom Innenraum her war jedenfalls platztechnisch mehr als genug geboten, und trotz Freitag waren die Besucherzahlen höher als bei der dritten Auflage (jedenfalls nach unserem Eindruck). Schade war das eingeschränkte Merchandise-Angebot, was aber vermutlich wirklich auch mit dem Freitag anstatt Samstag zusammenhing. Warten wir einmal ab, was die fünfte Auflage am 30. November 2013 bringen wird, die wurde nämlich bereits mit Flyern angekündigt. Gäste werden u.a. nochmals VAIN sein, zudem gibt es neben den bereits bekannten HOLLYWOOD BURNOUTS aus Deutschland zwei rare Bands mit LOVE/HATE und ENUFF Z'NUFF zu sehen. Weitere Bands werden noch bekanntgegeben, ebenso wie der Headliner. Seien wir also gespannt, was das Festival beim nächsten Mal bereit hält, denn bislang war auf jeder Auflage ein echtes Highlight dabei. Und offenbar hat das mit der Etablierung ja mittlerweile auch geklappt - weiter so!
Billing
ADAM BOMB - BLACKRAIN - JETTBLACK - H.E.A.T. - THE QUIREBOYS - TESLA

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Dave Rude war bei TESLA definitiv nicht dabei. Wer der Knabe an der zweiten Gitarre war, hab ich leider vergessen.
5/10   (09.09.2013 von Musizist)

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