Annisokay - Arms

Review von Opa Steve vom 17.08.2018 (5471 mal gelesen)
Annisokay - Arms Man muss nicht zwingend auf modernsten Plastik-Pop stehen, um das aktuelle Werk von ANNISOKAY völlig okay zu finden. Es reicht, sich ein wenig zu öffnen und von den meist sehr catchy Melodien unbemerkt "erwischen" zu lassen. Der gnadenlos durchproduzierte Alternative Metal lässt keine Lücke offen und man hat das Gefühl, dass sogar jede Silbe noch nachträglich synthetisiert wurde, um so ein Hochglanzwerk zu schaffen. Das macht das Dutzend Songs zwar etwas klinisch, aber irgendwie treffen die Jungs einen Nerv. Der mächtig aufgeblasene Sound steht den Songs sogar ziemlich gut. Und ich stelle für mich überraschend fest, dass ich diesen Pop-affinen Stil mit gigantischen Riffwänden tatsächlich besser finde, als das übliche verklemmte Metalcore-Gezucke. Zwar gibt es auch hier fette Screams mit tiefen Groove-Riffs, aber der Zuckerguss-Kontrast des Metalcores bleibt aus, da ANNISOKAY auf "Arms" die Melodien in den Mittelpunkt stellen und die Screamo-Parts nur als Akzent addieren. Außerdem haben sie songwriterisch durchaus was drauf. Sie fügen die elektronischen Sequenzerspielereien nahtlos in die fetten Riffs ein und schweißen zusammen, was einem in der Mischung ansonsten sofort um die Ohren fliegt. Schrubbel-Songs wie 'Humanophobia' gehören da eher zur Ausnahme, wenn sie teilweise stumpf nach vorne donnern. Die vielen Vocal-Effekte kaschieren ansonsten zwar noch eine Menge, aber man merkt schon, dass die Band einen oder mehrere recht taugliche Vokalisten an Bord hat. Die stilistische Bandbreite geht von EVANESCENCE'scher Romantik ('Innocence Was Here') bis zu aktuellem LACUNA COIL'schen Groove ('Coma Blue', 'Private Paradise'). Man darf dabei erwähnen, dass sich auch einige ziemliche Club/Disco-Arrangements auf "Arms" befinden wie z. B. das tanzbare 'Locked Out, Locked' oder 'Unaware', was irgendwie nach DSDS-Finale mit E-Gitarren klingt. Man merkt schon: Wo sich ansonsten Produzententeams richtig ins Zeug legen, um superflüssige Mainstreamsounds zu schaffen, schmeißt hier eine Band das Ergebnis in Eigenarbeit auf den Silberling, ohne die Metal-Verbundenheit auch nur länger als fünf Takte infrage zu stellen. Das muss man erst mal schaffen. Und das auch noch so, dass ich nicht die Nase rümpfe. Das ist mir glatt sieben Punkte wert. Für Plastik ist das hier ziemlich hochwertiges Plastik, da muss man nicht zwingend zur handgewebten Jute greifen.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Coma Blue
02. Unaware
03. Good Stories
04. Fully Automatic
05. Sea Of Trees
06. Innocence Was Here
07. Humanophobia
08. End Of The World
09. Escalators
10. Private Paradise
11. One Second
12. Locked Out, Locked
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 44:03 Minuten
VÖ: 16.08.2018

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten