Interview mit Teemu von Spiritus Mortis

Ein Interview von Dimebag vom 24.11.2016 (14647 mal gelesen)
Mit ihrem neuen Output "The Year Is One" haben SPIRITUS MORTIS das beste Doom-Album 2016 abgeliefert. Da liegt es natürlich nahe, die Band über die Hintergründe, den Entstehungsprozess und ihre weiteren Pläne zu befragen. Jussi (Gitarre), Kari (Gitarre), Sami (Vocals), Sepi (Drums) und Teemu (Bass) stellten sich gemeinsam den Fragen, die sie per Mail in Finnland erreichten.

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Glückwunsch vorab zu eurem Album "The Year Is One". Für mich das beste Doom-Album 2016, hat bei uns eine Wertung von 9,5/10 Punkten erhalten. Hier geht's zum Review!

Teemu: Vielen Dank für die netten Worte und dein hervorragendes Review! (Freibier für Teemu - der Autor )

Kari: Besten Dank!

Euer letztes Album "The God Behind The God" erschien bereits 2009. Gab es besondere Gründe, dass ihr sieben Jahre für die Fertigstellung von "The Year Is One" gebraucht habt?

Teemu: Normale Gründe, wie richtige Jobs, Familie und schlicht Faulheit ...

Sami: Begraben unter gesundheitlichen Problemen und den ganzen anderen Projekten.

Kari: Langsame Musik, langsame Aufnahmen ... Eigentlich waren die Drums, der Bass und Jussis Gitarren sehr schnell aufgenommen. In ein bis zwei Wochen meine ich. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass wir die Orgel und die singende Säge gleichzeitig aufnahmen. Dann war ich an der Reihe meine Gitarrenparts einzuspielen und das dauerte länger, weil ich mit meinem Gitarrenspiel nicht zufrieden war. Die komplette Aufnahme des Albums, mit Ausnahme der Vocals, lag in meiner Verantwortung. imgleft

Geht ihr im Zuge des Albums auf Tour und kann man euch in nächster Zeit auch in Deutschland sehen?

Teemu: Wir haben bisher einen Gig mit PENTAGRAM und SATAN gespielt, außerdem stehen noch zwei oder drei weitere Auftritte im März 2017 an. Hoffentlich werden es mehr, aber bisher ist das nicht wahrscheinlich. Live zu spielen ist das WICHTIGSTE für mich und unsere Europatour 2009 war eine tolle Erfahrung. Einige meiner Bandkollegen haben aber kein so großes Interesse am Touren ...

Sami: Ich bin wohl der Einzige in der Band, der lieber daheim bleibt, als auf Tour zu gehen. Aber WENN wir ein wirklich gutes Angebot für eine professionell organisierte Tour bekommen, würde ich ernsthaft darüber nachdenken.

Kari: Ich würde liebend gerne wieder mit SPIRITUS MORTIS auf Tour gehen. Ganz besonders nach Deutschland! Ich habe eine Menge großartige Erinnerungen von unserer "God Behind The God"-Tour 2009 an Deutschland. Ein Teil von mir ist dort geblieben, zusammen mit Hectors Kassette ... Bisher stehen aber nur ein paar Auftritte in Finnland an.

Wie läuft bei euch das Songwriting ab? Gibt es Hauptsongwriter oder lässt jeder seine Ideen einfließen?

Teemu: Jussi kommt häufig mit Riffs an und wir (Teemu, Sepi, Jussi, Kari) wiederholen diese unendlich lange, bis jemand ein weiteres Riff einfällt, dass zum ersten passt, das spielen wir dann wieder unendlich lange, bis wir zufrieden sind. Kari legt meistens schon komplette Songs vor, die wir ewig proben, um zu sehen, ob wir noch was daran verändern müssen.

Sami: Ich schreibe meine Lyrics und die Vocal-Arrangements anhand des fertigen Songs. Ein einfacher und effektiver Weg zu arbeiten. So habe ich es auch schon bei AZRAEL RISING und TÄHTIPORTTI gemacht.

Kari: Jeder kann seine Ideen einbringen, aber dann müssen sie es eh so machen, wie ich es sage. Haha. Ich mache nur Spaß. Wir haben viele Wege das Songwriting anzugehen. Manchmal jammen wir nur und nehmen einige Riffs auf, die wir später weiterverwenden. Es kommt aber auch vor, dass wir fast fertige Songs zusammen in der Gruppe vollenden. Bei den beiden Alben, die ich mit der Band aufgenommen habe, haben wir vor den Studioaufnahmen schon viel zusammen gespielt, um vor allem das richtige Tempo für die Songs zu finden. Manchmal machen ein oder zwei bpm einiges aus. Was die Texte angeht, da ist Sami der Chef.

Für Doom-Verhältnisse tretet ihr in einigen Songs ziemlich aufs Gas. War das von vorne herein beabsichtigt, oder kam das während des Songwritingprozesses?

Teemu: Persönlich bevorzuge ich es, wenn die Songs variieren, ein schneller Song, ein langsamer Song, einer im Mid-Tempo etc. Es wäre wirklich schwierig gewesen einen besseren Eröffnungstrack als 'The Man Of Steel' von "The God Behind The God" zu machen, weil er mit zwanzig Sekunden Blast Beat beginnt ...

Sami: Ich schätze die schnellen und groovigen Parts. Ich denke, das ist auch der wichtigste Grund, warum es mir schwer fällt, einige dieser "Funeral Doom"-Bands zu genießen. Die Jungs haben einfach kein Leben, hah hah. Außerdem besitzen alle Bands, die mich beeinflusst haben, schnelle Parts, z. B. TROUBLE, THE OBSESSED und IRON MAN.

Kari: Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber wenn ich einen Song komponiere, dann weiß ich vorab nie was dabei rauskommt. Es hängt alles von meiner Stimmung und den Riffs ab, dann komponiert sich der Song fast von alleine.

Jussi: Ich bevorzuge entweder langsam oder schnell (wobei "schneller SPIRITUS MORTIS-Song" nach einem Oxymoron klingt ...). Ich mag diesen "Mid-Tempo-Shit" nicht, es klingt, als würde man sich nicht trauen zu spielen.

Ihr legt auch großen Wert auf die Texte. Schreibt Sami diese alleine und woher kommt die Inspiration dafür?

Teemu: Ja, tut er.

Sami: Die Inspiration dafür kommt aus meinem Leben und die Art, wie ich die Welt sehe, sowie die gesamte Existenz. Meine Texte wirken zwar wie Fiktion oder Fantasie, aber hinter allem steckt etwas Wahrheit. Diese Dinge sind real für mich. Ich setze mich nicht hin und zwinge mich zum Schreiben, sondern ich warte auf Ideen, die auf natürlichem Wege zu mir kommen.

Da mir in letzter Zeit mehrere Bands in finnischer Sprache untergekommen sind (zum Beispiel: TIMO RAUTIAINEN JA TRIO NISKALAUKAUS, TEKSTI-TV 666), meine Frage: Könntet ihr euch vorstellen, Texte auf Finnisch zu schreiben?

Teemu: Aktuell nicht, aber sag niemals nie.

Kari: Bis zu diesem Interview habe ich noch nicht darüber nachgedacht.

Sami: Ich habe finnische Texte für KLV und TÄHTIPORTTI geschrieben, aber ich kann mir nicht vorstellen, finnische Lyrics für SPIRITUS MORTIS zu schreiben. Ich bin kein Fan von "Heavy" Bands mit finnischen Texten, wie TIMO RAUTIAINEN JA TRIO NISKALAUKAUS, KOTITEOLLISUUS, MOKOMA OR STAMINA. Natürlich gibt es auch einige gute Bands mit finnischen Texten, wie SIELUN VELJET, MUSTA PARAATI, NOITALINNA HURAA!, RADIOPUHELIMET, SIG und KASEVA, aber die haben mit Heavy Metal nichts zu tun. Für mich ist die Sprache des Heavy Metal auf jeden Fall Englisch.

Jussi: Ja, ich habe darüber nachgedacht. Es könnte interessant sein, Cover-Songs oder SPIRITUS MORTIS-Songs auf Finnisch zu machen.

Sami Hynninen hat ja in Deutschland unter dem Namen Albert Witchfinder besondere Bekanntheit als Sänger von REVEREND BIZARRE. Wie kam es damals 2009 zum Einstieg von ihm in die Band?

Teemu: Wir fragten ihn, nachdem Vesa (Lampi, Sänger von 1999-2007 - der Autor) seine Motivation verloren hatte. Zuerst hatten wir einige Sänger aus der Nähe ausprobiert, wegen der langen Entfernung von 300 Kilometern zwischen uns und ihm. Aber als die alle nicht funktionierten, dachten wir uns "Scheiß drauf, er ist der beste Sänger für die beste Band".

Kari: Etwas Schnaps, ein bisschen Gitarre und Songs von Jimi Hendrix. imgright

Wie kamt ihr auf die Idee Caspar David Friedrichs Gemälde "Das Eismeer" als Coverartwork zu verwenden? Es wird ja auch "Wrack der Hoffnung" genannt und steht für die Darstellung des entgültigen Scheiterns. Gibt es damit auch eine Verbindung zum Album?

Sami: Ich habe das Gemälde schon seit den frühen 2000er Jahren im Kopf. Es sollte eigentlich das Cover für das fünfte REVEREND BIZARRE-Album sein. Ich bin froh, dass es dies nicht wurde, denn es ist die perfekte visuelle Darstellung von "The Year Is One". Ich verbinde es sehr stark mit dem Weltbild des Albums, einer unverfälschten post-apokalyptischen Welt.

Ein Coverartwork wie dieses kommt ja auf einem Vinyl-Cover am besten zur Geltung. Was haltet ihr von der wieder gestiegenen Popularität von Vinyl?

Teemu: Ich habe ca. 1.000 LPs, also finde ich es natürlich sehr gut. Für mich ist es aber egal, ob die Musik auf CD oder Vinyl ist, solange sie in physischer Form vorliegt, nicht als MP3 oder anderen digitalen Formaten. Beim Hören schaue ich mir gerne die Albumcover an und lese die Lyrics.

Sami: Ich hatte in den Jahren von 1984 bis 1992 eine leichte Abneigung gegen Vinyl, als es noch das einzig mögliche Format war, mit dem ich Musik hören konnte. Als ich dann endlich einen CD-Player bekam, war Musikhören viel entspannter für mich. Natürlich habe ich die ganze Zeit Vinyl gekauft und veröffentlicht, aber ich gehöre zu der seltenen Spezies, die noch CDs mag. In den 90ern hatte niemand etwas gegen CDs. Es ist erst irgendwann nach 2005 in Mode gekommen, dieses Format herabzusetzen. Ich bin glücklich, meine Musik in beiden Formaten veröffentlichen zu können, im Hinblick auf die Darstellung des Covers liegt Vinyl vorne, für Mix und Mastering bevorzuge ich aber die CD. Ich glaube, nicht viele Menschen wissen, wie sehr das Vinylformat dir beim Prozess des Mixen und Mastern die Arbeit erschwert. Dazu noch bei der Auswahl der Reihenfolge der Songs und nicht zu vergessen, die Problematik, wenn du sehr lange Songs aufnehmen willst.

Kari: Ich bin sehr froh darüber, weil das Artwork durch Vinylcover besser wirken kann. Außerdem ist es viel angenehmer, dein eigenes Album als Vinyl in den Händen zu halten, wenn es fertig ist. Dagegen ist ein digitales Album nur Nullen und Einsen im Cyberspace. Das digitale Zeitalter kommt meinen Hörgewohnheiten aber auch entgegen, da es sehr einfach ist, bekannte neue und alte Musik durch Streaming-Dienste wiederzuentdecken. Das einzige Problem ist die geringe Entlohnung, welche die Künstler, ganz besonders die unbekannteren Bands, von den Diensten erhalten.

Welches Equipment favorisiert ihr bzw. ist essentiell für Aufnahmen im Studio oder bei Liveauftritten?

Teemu: Rickenbacker Bass. Er ist leichter und hat einen dünnen Hals. Da ich eher kleine Finger habe, kann ich damit längere Proben oder Gigs angenehmer spielen.

Sepi: 22" Zildjian K Custom Dark Ride, klingt wie ein Unfall.

Kari: Meine Live-Ausrüstung besteht einem Mesa Dual Rectifier und Delay mit Expression Pedal. Ich bin süchtig nach dieser Kombination. Außerdem habe ich in meinem Pedalbord für Liveauftritte einen Tuner, sowie ein Cry Baby WahWah-Pedal. Bei SPIRITUS MORTIS verwende ich die ESP-Gitarren EC-1000 und M-1000. Im Studio mag ich es, alles zu verwenden, was ich in die Finger bekomme. Meine persönliche Studioausstattung ist grundsätzlich wie bei einem Auftritt, dazu kommt noch ein Marshall 25/50. Ich mag es, wenn diese Sounds vermischt werden. Es hat so einen "amerikanischen und britischen" Sound. Mesa bietet viel Distortion, während Marshall die Präsenz steigert.

Jussi: Laney AOR 50 mit verschiedenen Einstellungen, mehr oder weniger Bass, Höhen, Mitten, was immer gebraucht wird. Live verwende ich einen anderen Sound, als bei Aufnahmen oder Proben, z. B. einen cleanen Kanal beim letzten Song des Albums. Klarer und massiver Sound, ich mag diese neumodischen Gitarrenwände-Sounds nicht, die alles überdecken. Klingt fett, aber lahm. Für die "Attacke" habe ich hausgemachte Distortion, für die "seltsamen" Sounds verwende ich ein Wah Wah-Pedal. Achte auf deine Gitarre, als wenn sie deine Freundin wäre, spiele sie jedoch wie eine billige Hure.

Müssen wir nun eigentlich weitere sieben Jahre auf das nächste Album warten? Was sind eure Vorhaben für die Zukunft?

Teemu: Neue Songs stehen erst nach einigen Veränderungen an ... Könnte also länger als sieben Jahre dauern ...

Kari: Ich kann nichts voraussagen. Es stehen erst noch einige Veränderungen an.

Jussi: Ich habe die nächsten zwei Jahre SPIRITUS MORTIS schon durchgeplant.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen. Habt ihr zum Abschluss noch ein paar Worte für unsere Leser?

Teemu: Vielen Dank! Pussy for Teemu!

Sami: Vielen Dank! Checkt unser Album an!

Kari: Vielen Dank!

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