Abominant - Napalm Reign

Review von EpicEric vom 06.08.2016 (7417 mal gelesen)
Abominant - Napalm Reign Die untenstehende Einleitung schrieb ich beim ersten Durchlauf des Albums. Viel Arbeit ist hineingeflossen, und deshalb wird die auch verwendet, obwohl sie mit dem Einsetzen von Song #3 keinen Sinn mehr ergab.

Krisenbesprechung im B4M-Headquarter; Eric hat letzten Monat nur einen Artikel abgeliefert und im Promopool ist keine Band mit STEEL im Namen, soll das Sommerloch nun ein weiteres Opfer fordern?! Nicht, wenn es nach Promoschreiber Steve geht, denn wenig später ließ sich Folgendes lesen:

ABOMINANT - "Napalm Reign"
Schön kauziger Heavy/Power/Thrash. Grundehrliche Riffs und ungezügelte Power klingen vom ersten Akkord an authentisch.


"Klingt ganz nett!", denke ich mir also, die Order ist getätigt und ABOMINANTs "Napalm Reign" landet wenig später im Player. Und kredenzt mir lupenreinen Death Metal. 'No Peace' ist von oben bis unten Gebolze, Riffs nur alibimäßig eingestreut, um nicht in Copyrightstreitigkeiten mit einem Rasenmäher verwickelt zu werden. Na gut, dann ist das jetzt eben so, machen wir halt mal wieder 'ne Death-Metal-Rezi! Tatsächlich gestaltet sich der Opener auch bei genauerem Hinsehen als ziemlich stumpf. Es gibt zwar 'nen Break, der Gurgler versucht, in verschiedenen Tonlagen zu gurgeln, aber das doch recht dröge 90's-Style-Durchbolzen will nicht so ganz zum Hörer durchdringen. 'Reborn Through Bloodshed' ist da strukturierter, aber plötzlich dämmert mir auch, wieso dieses beizeiten gar ansehnliche Gefetze nicht so ganz den Durchbruch zum Hörer schafft: der Sound will da nicht so ganz mitziehen. Die Gitarren haben ordentlich Gain, aber im unteren Hertzbereich bricht etwas der Boden weg, den man bei deathigerem Metal intuitiv erwartet.

Und jetzt kommt erst der Plottwist: Der Anheizsatz da oben ist gar keine Bauernfängerei und der Sound lediglich bemüht, nicht von Song zu Song 'ne 180°-Drehung darlegen zu müssen, weil "Napalm Reign" ein halbes Heavy/Power/Thrash Album ist! 'Ironclad', praktischerweise der Song, den das Label zum Reinlauschen bereitstellte, geht von SIX FEET UNDER frech zu Heavy Metal über. Ich habe gerade tatsächlich meine komplette Bibliothek nach einer Band zum Vergleichen durchforstet, aber bei all seiner Schmissigkeit und der willkommenen Abwechslung lässt der Song doch ein Maß an Charakter missen, das einen Vergleich mit einer Band, die sich durch klassischen Heavy Metal profiliert, gerechtfertigt hätte.

Uuund zurück in den Sumpf, der keiner ist, weil der Boden nicht matschig ist: 'Hordes Of Desolation' macht da weiter, wo wir vor 'Ironclad' aufgehört haben und offenbart, dass der Death-Metal-Anteil konsekutiv fetter wird. Der Song ist nämlich wesentlich ausgefeilter als seine Vorgänger und kann auch mich alten Grunzmuffel einigermaßen mit seinen Breaks und kleinen Finessen begeistern. Mehr Ballern bei 'Burning Hemispheres'.

Dann offenbart 'The Watchers' mit rotzigem Death'n'Roll eine weitere Facette ABOMINANTs. Und bisher die treffsicherste, der Gesangsstil ist abermals ein völlig anderer, die fetzigen Riffs und die donnernden Drumfills bauen ein sehr erdiges Fundament, auf dem die chordlastigen Hooklines stabil bauen können. Beim "Throw it at a wall and see what sticks!"-Prinzip zeigen die Motörthrone-ABOMINANT mit Abstand die höchste Klebefestigkeit.

Und dann Black Metal bei 'Truth Beyond Belief'?! "Napalm Reign" ist tatsächlich für so einige Überraschungen gut, der Sound will hier zwar wieder weniger mitziehen, aber der Song schwebt weit über den vom Opener gesetzten Erwartungen. Mehr Ballern bei 'As Evil Rears Its End'. Ruhiges Instrumental bei 'The Villains Veil'. Dann lässt das Intro von 'Out Of The Shadows' aufhorchen - das dann zwar auch zu Ballern wird, aber dafür zu ziemlich gutem, mit dominanten Riffs und intelligentem Kesselkloppen. EXCITER-Cover bei 'Scream In The Night'.

Ich bin es leid, einem Album, das nach mehreren Durchläufen enorm gewachsen ist, acht Punkte zu geben, damit es über dem inoffiziellen siebener-Durchschnitt schwebt. Ich bin mir fast sicher, dass derart befangene acht-Punkte-Wertungen den Löwenanteil meiner Bewertungen ausmachen, und das möchte ich nicht. Deshalb bleibt das hier unter uns: "Napalm Reign" ist ein acht-Punkte-Album. Die Songs gestalten sich mit fortschreitender Spielzeit zunehmend tiefer, intelligenter und spaßiger anzuhören. Hier sind etliche großartige Ansätze vergraben, von denen ich ~75% gerne auf Albumlänge mit angemessenem Sound hören würde. ABOMINANT ist eine Band, mit der man sich großartig befassen kann, ich empfehle jedem, hier seine eigene Meinung zu bilden, das Album hat's verdient!

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. No Peace
02. Reborn Through Bloodshed
03. Iron Clad
04. Hordes of Desolation
05. Burning Hemispheres
06. The Watchers
07. Truth Beyond Belief
08. As Evil Rears It's Head
09. The Villain's Veil
10. Out of the Shadows
11. Scream in the Night (Exciter cover)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 42 Minuten
VÖ: 29.07.2016

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