Devin Townsend - Terria | |
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Review von Opa Steve vom 00.00.0000 (11611 mal gelesen) | |
"Komm rein, genau hier. Setz dich.... Martini? Gerührt? Olive?". Ja, genau. Setzt euch hin und macht's euch bequem, denn Devin hat euch was zu sagen. Von sich und seiner Heimat Kanada. Und dazu benötigt er eure volle Aufmerksamkeit - wohl daher die freundliche Einladung. Terria dürfte eins der persönlichsten, außergewöhnlichsten, und dichtesten Alben der Metal-Geschichte werden. Metal? Keine Ahnung. "File under Metal" steht extra dick hinten auf dem Digipack. Als ob man einen Devin Townsend einfach so stilistisch festnageln könnte. Ja, es sind eine Menge Stromgitarren auf diesem Album, und Gene Hoglan haut ja auch nicht sonst für die Backstreet Boys in die Kessel. Trotzdem liefert dieses akustische Wechselbad der Gefühle neben allen Metal- Attributen ein fast anarchistisches Chaos: sanfte Entropie, Platz für Langsamkeit, jazziger Crossover, poppige Melodien. So, nun hab ich wohl 60% der Leser vergrault, und wir können loslegen :-) Terria ist eine der aufwendigsten Studioproduktionen, die mir in meinem Leben je untergekommen sind: typische Townsend- Hallfahnen auf allen Instrumenten, gigantische Overdubs bei Gitarren und den bestechend geilen Vocals, und, als würde das nicht reichen: noch grundsätzlich ein fetter Ambience-Teppich aus Keyboards, die die letzte Soundlücke vollkleistern. Selbst bei ruhigen Songs muß dieser Berufswahnsinnige mit krankhaftem Adrenalin-Überschuß mehr Noten in einem Takt unterbringen, als eine Speed-Metal-Truppe. Nach dem etwas merkwürdigen Intro "Olives" startet das megafette Riff von "Mountain". Erschlagend und mächtig, bis ein Mittelteil im verspielten Stil der Infinity-Scheibe dem Hörer wieder Zeit zum Atmen läßt. Noch gigantischer schleppt sich das darauffolgende "Earth day" aus den Boxen. Tolle Chöre und irre Harmonien wechseln sich mit Knüppelparts der Marke "Physicist" ab. Der repräsentativste Song für dieses Album dürfte "Deep Peace" sein. Eine Ballade, die streckenweise radiotauglich mit Akustikgitarren oder melodiösem Rockrefrain aufwartet. Selbst die Classic-Rock-Fans kommen bei herrlichen Echo-Parts und Gitarrenmelodien der Marke J.S. Bach auf ihre Kosten. Ein zeitloses Werk, welches die verschiedensten Fangruppen begeistern wird, je nachdem, welchen Part sie gerade daraus hören. Der Mittelteil der CD taucht tief ab in frühe 70er Gefilde. Hätte man damals Pink Floyd ein heutiges Studio gegeben, wäre wahrscheinlich Ähnliches herausgekommen. Ein wohlig entspannender Trip, unterlegt mit freejazzigen Experimenten und Samples. Die Retro-Atmosphäre wird durch herrliche Wah-Gitarren und Hammond-ähnliche Keys des ziemlich tanzbaren "The Fluke" noch mehr betont. Das psychedelische, trotz unglaublicher Bässe federleicht klingende "Tiny Tears" ist mit über 9 Minuten der längste (offizielle) Song der Scheibe und entspannt unglaublich. Nachdem wir mit "Stagnant", einer stilechten Feuerzeug-Rock- Ballade im Sinne des "Infinity"-Materials, in die Neuzeit zurückgeholt wurden, schließt die eigentliche CD ihre Tore, der Martini ist ausgetrunken und wir spüren nach einem Biß in die Olive den trockenen Geschmack in Form eines nicht näher betitelten, ziemlich kranken Rausschmeißers, bevor wir uns wieder allein im Zimmer befinden und uns fragen, was wir da gerade erlebt haben. "File under Metal" ist eine Notlösung. Was Devin Townsend da produziert hat, ist schubladenfreie Musik vom Allerfeinsten. Ein Kopfalbum, welches die ersten 4 Durchläufe abschreckt, aber dann unglaubliche Blüten entwickelt. Komplizierte Songs erfordern Aufmerksamkeit, und wie immer bei Devin muß man hinter dem nächsten Takt wieder einen Scherz, einen Schreck, oder sonstwas erleben. Je mehr man die Songs kennenlernt, umso mehr fesselt das Album. Der Hörspaß steigt exponentiell. Die Produktion ist aufwendig und perfekt. Devin schafft es, mit seinem 4. Soloalbum wieder eine völlig neue Richtung einzuschlagen, ohne seinen Wiedererkennungswert einzubüßen. Interessant ist, daß trotz aller stilistischen Änderungen alle Devin Townsend Fans meines Bekanntenkreises alle Alben gleichermaßen verehren, sei es das poppige "Infinity", das eingängige "Ocean Machine", das brachiale Physicist-Album, oder diesen unglaublich anspruchsvollen Rundumschlag "Terria". Dieses Album hätte die Höchstnote verdient, wenn sich Devin die wenigen, aber vorhandenen "Stadion-Rock"- Anteile erspart hätte. Hier noch ein paar Hinweise für die "Limited Edition" oder die noch rarere Tour-Edition: auf der 2. CD befindet sich noch ein Bonus-Track sowie ein Hidden-Track (der härteste Song der Scheibe überhaupt). Das wirkliche Bonusmaterial kann sich aber auch sehen lassen: neben 5 Live-Videos der älteren Songs gibt's noch sämtliche genialen Bilder des Booklets sowie eine Menge Audio-Kommentare von Devin zu Terria (natürlich mit allerlei Blödsinn ;-)). Insgesamt: eine verdammt runde Sache. Eine der besten Veröffentlichungen des Jahres 2001! Und alle Metalheads dürfen sich freuen, wenn Devin in diesem Jahr nach all dieser Ruhe gut erholt ist und wieder ein alles niederwalzendes Strapping Young Lad Album einprügeln wird! Yeah! Devin rules! Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
1.Olives 2.Mountain 3.Earth day 4.Deep peace 5.Canada 6.Down and under 7.The fluke 8.Nobody's here 9.Tiny Tears 10.Stagnant | Band Website: www.hevydevy.com Medium: CD Spieldauer: VÖ: 00.00.0000 |
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