Smalltalk über Thrash, japanische Märkte, Internet-Downloads und Selbstmord...
Carnal Forge arbeiten ihren Stil stetig aus. Auch das letzte Album, "Aren't you dead yet?", arbeitet mit einer perfekten Mischung aus Brutalität, skandinavisch-melodischen Leads, und unüberhörbaren Einflüssen des alten Bay Area Sounds. Ihr seid immun gegen neue Trends und Sounds. Kannst du mir etwas über den Songwriting-Prozess erzählen? Gibt es da exakte Vorgaben, diesen Old-School-Sound zu bekommen, oder passiert das einfach?
Jari Kuusisto:Wie du sagst sind Carnal Forge immun gegen Trends. Wir machen immer das, was sich für uns richtig anfühlt. Es gibt keine exakten Vorgaben, wie wir den Sound erreichen, den wir haben. Als wir CF starteten wollten wir die Musik machen, die wir selbst kaufen würden, wenn sie denn im Laden stände. CF ist wirklich ehrliche Musik, und wir machen sie zum Einen für uns selbst, und zum Anderen weil wir überzeugt sind, dass viele diese Art von Musik mögen werden.
Gibt es manchmal Parts die abgelehnt werden, weil sie nicht zum anderen Material passen?
Jari Kuusisto:Nein. Wir wissen genau, wie wir unsere Musik machen, und da ziehen wir alle am gleichen Strang.
Als ich das letzte Album besprach hat mich "Sacred Flame" überrascht. Die Riffs schienen manchmal sehr experimentell, und die Taktkombination mit manchen 6/4 ist komplex. Das ist ungewöhnlich, und eure Markenzeichen sind die schnell nach vorn thrashenden Riffs, die zum Bangen animieren. Ist "Sacred Flame" ein gewagtes Experiment oder nur Zufall?
Jari Kuusisto:Weder noch. Für uns ist dies ein typischer CF Song, der einfach nur etwas mehr Death Metal Anteile als sonst hat. Wir dachten, dass er recht gut zum Rest passt. Wenn wir die Songs schreiben ist es ein natürlicher Prozess, deswegen kann ich nicht mal sagen, ob das Zufall oder ein Experiment war. Der Song hat sich einfach so entwickelt, wie er am Besten für uns klang.
Wenn ihr eines Tages merken würdet, dass eure Fähigkeiten durch die stilistische Erwartung an Carnal Forge limitiert werden, was würdet ihr machen? Würdet ihr progressiveres Material für CF schreiben, oder würdet ihr stattdessen ein paar Sideprojects starten?
Jari Kuusisto:Carnal Forge werden immer Carnal Forge bleiben. Wir würden den Sound niemals ändern und immer noch CF nennen. Wenn die Hörerschaft nicht möchte, was wir tun, könnten wir es nicht ändern. Das Wichtigste für uns ist, dass wir das, was wir tun, auch mögen und genießen.
Was sind eure musikalischen Einflüsse, was hört ihr so privat?
Jari Kuusisto:Ich höre heute kaum noch Musik. Ich denke, wenn du immer selbst Musik machst, wird das Hören irgendwann ermüdend. Wenn ich was auflege, höre ich oft Bands wie Testament oder Slayer, also dürften diese meine Haupteinflüsse sein.
Eure Texte sind voller brutaler Visionen und frei von irgendwelchen Werten. Woher nehmt ihr diese (selbst)zerstörerischen Einflüsse her? Ist es echter Hass, oder einfach Textkunst?
Jari Kuusisto:Ich würde sagen zu 95% ist es einfach Textkunst. Wir denken, dass diese Art von Texten gut zu der Musik passt, die wir machen. Selbstverständlicher ist es einfacher, solche Texte zu schreiben, wenn man wirklich einen an der Klatsche hat - und das ist der Moment, wo die anderen 5% hinzukommen.
"If I died tonight it would be such a relief...", "My suicide", "If living is so much better than dying, then show me the way...", "Burn me alive, I do not care...", "I hope the blizzard will take us soon...". Das ist einiges direkter als die alten Ozzy und Priest Songs, weswegen diese Künstler angeklagt wurden, für manche Selbstmorde verantwortlich zu sein. Was würdet ihr jungen Leuten mit wirklich starken Problemen über eure Texte und euren Blick auf's Leben erzählen?
Jari Kuusisto:Wenn man Texte liest und denkt, dass darin eine Art Botschaft für dich drinsteckt, braucht man wohl echt Hilfe. CF bringen überhaupt keine Botschaften rüber - weder offen noch versteckt. Das ist einfach unsere Art von Kunst.
Auf eurer Website räumt ihr euren Fans viel Platz ein. Foren und Votings scheinen immer beliebter auf Band-Websites zu werden. Wie sind eure Erfahrungen mit dem öffentlichen Fankontakt?
Jari Kuusisto:Es klappt prima. Ich glaube, dass unsere Fans das Gefühl haben, dass sie auf unserer Seite alles sagen können, was sie wollen, und sie bekommen immer Antwort. Viele sind deswegen richtig überrascht, dass sie die Antwort direkt von der Band bekommen. Ich weiß nicht, wie oft sie uns das schon erzählt haben.
Habt ihr dadurch etwas über eure Fans und ihre Eigenarten lernen können, was euch überrascht?
Jari Kuusisto:Eigentlich nicht. Ich bin selbst Fan von vielen Bands, also hab ich glaub ich alles schon erlebt :)
Inwieweit würden die Meinungen der Fans Einfluss auf eure Entscheidungen und die Zukunft der Band haben?
Jari Kuusisto:Gar nicht. Wir machen, was wir möchten, und hoffen halt, dass es die Jungs und Mädels da draußen mögen. Selbstverständlich hören wir auf das, was sie sagen, aber am Schluss entscheiden wir, was das Beste für die Band ist.
Die letzten beiden Alben beinhalten Bonus Tracks in der japanischen Version. Was steckt hinter dieser Entscheidung?
Jari Kuusisto:Das ist etwas, was das japanische Label fordert. Sie möchten etwas Exklusives nur für den japanischen Markt. Frag mich nicht warum, das ist halt so.
Die aktuellen Diskussionen über CD-Preise und Gegenwert mindern die Bereitschaft der Fans, Geld auszugeben, mehr und mehr. Erwartet ihr von europäischen Fans, dass sie sich die längere (und deutlich teurere) Importversion besorgen, oder ist es OK für euch, wenn man die zusätzlichen Songs in den beliebten (aber illegalen) Internet-Tauschbörsen wie Kazaa/eDonkey saugt (was ja das Risiko der Gewöhnung mit sich bringt, immer mehr nur zu saugen anstatt originale CDs zu kaufen)?
Jari Kuusisto:Ich würde kein Album importieren, bloß um ein paar extra Songs zu bekommen, also warum sollten sie es? Ich weiß, dass viele Leute in der Musikindustrie die Downloads hassen und auch viel Geld dadurch verlieren, aber was haben sie auf der anderen Seite erwartet, wenn die Preise zu hoch sind? Das mag komisch für jemanden klingen, der selbst Geld verliert, wenn sich die Leute Carnal Forge Alben saugen, aber ich spiele nicht in der Band, um reich zu werden. Da könnte ich auch anfangen, Britney Spears Musik zu machen.
Ihr habt gerade eure erste DVD veröffentlicht. Liveshows sind mit drauf, auch eine japanische. Wäre dies nicht eine gute Gelegenheit gewesen, zumindest die Bonustracks von "The more you suffer" der weltweiten Hörerschaft vorzustellen, anstatt manche Songs in verschiedenen Versionen draufzunehmen?
Jari Kuusisto:Vielleicht hast du Recht, aber die Fans haben lange auf etwas Live-Material von uns gewartet. Also haben wir uns dazu entschlossen, eine reine Live-DVD zu machen.
Also habt ihr "Hit's you like a hammer" oder "Bulletproof god material" live nie gespielt?
Jari Kuusisto:Nein, haben wir nicht.
Leider wurde eure Tour mit Misery Index und Drowning abgesagt. Habt ihr neue Pläne für Europa, besonders Deutschland?
Jari Kuusisto:Wir beenden gerade im Moment eine Tour. Leider kann ich noch nicht mehr berichten. Alles wird auf unserer Seite so bald wie möglich bekanntgegeben.
Wäre ein Auftritt auf den deutschen Sommer-Festivals nicht eine gute Gelegenheit gewesen, das neue Material tausenden Headbangern vorzustellen?
Jari Kuusisto:Ja, wäre es. Wenn die Leute möchten, dass wir kommen, dann kommen wir. Aber die Misery Index Tour wurde in letzter Minute gecancelled, und auf dieser Tour wollten wir dies alles machen. Und jetzt sind alle Slots der Festivals bereits gefüllt. Daher versuchen wir, sobald wie möglich wieder auf Tour zu gehen.
Danke für das Interview!
Jari Kuusisto:Cheers |