Pink Floyd - Delicate Sound Of Thunder Remaster

Review von des vom 18.11.2017 (8476 mal gelesen)
Pink Floyd - Delicate Sound Of Thunder Remaster Die 1980er Jahre standen bei PINK FLOYD im Zeichen der Konflikte zwischen David Gilmour und Roger Waters. Das 1983er Album "The Final Cut" war quasi ein Soloprojekt von Roger Waters unter der Mitwirkung von Gilmour und Mason. Schon davor war "The Wall" sehr stark von Roger Waters geprägt. Schlussendlich kulminierte der Konflikt zwischen Gilmour und Waters im Ausstieg von Roger Waters. Es folgte ein Rechtsstreit der beiden, wer weiterhin den Namen PINK FLOYD verwenden darf; ein Rechtsstreit, der zu Gunsten von Gilmour endete. Als Gegenstück zu "The Final Cut" folgte das Gilmour-PINK FLOYD-Album "A Momentary Lapse Of Reason", das sich stilistisch wieder eher den flächigen Sounds von Platten a la "Wish You Were Here" annäherte. Kurz darauf folgte eine große Tournee (natürlich ohne Roger Waters), für die sich PINK FLOYD mit einer erklecklichen Anzahl von Gastmusikern verstärkten, die einen bombastischen Sound auf die Bühne brachten, und die 1988 an fünf Abenden im Nassau Coliseum, Long Island, New York mitgeschnitten und als Doppel-Live-Album "Delicate Sound Of Thunder" veröffentlicht wurde.

Im Zuge der Remasters aller PINK FLOYD-Alben wurde auch "Delicate Sound Of Thunder" von den Originalbändern remastert und nunmehr als Doppel-Vinyl (180g, wunderschön reproduziertes Artwork) wiederveröffentlicht. "Delicate Sound Of Thunder" war schon immer ein bombastisches Live-Album, das auch in der vorliegenden Form sehr gut klingt. Auch die Songs bringen einen guten Querschnitt durch die "mittlere" PINK FLOYD Ära, wobei die experimentelle Frühphase vollständig ausgespart wird. Mit "Shine On You Crazy Diamond (pt. 1-5) geht die Band auf Nummer sicher, und welcher Song würde sich auch besser als Eröffnungssong in ein PINK FLOYD Konzert eignen? Danach folgt ein Block aus dem damals aktuellen "A Momentary Lapse Of Reason"-Album mit dem leichtfüßigen 'Learning To Fly', auf das das düstere 'Yet Another Movie' folgt und das kurze 'Round And Round', das die erste LP-Seite beschließt und nicht viel mehr als ein Outro ist. Auch die zweite Seite der ersten Platte steht komplett im Zeichen von "A Momentary Lapse Of Reason": Das formidable 'Sorrow' mit seinem ausufernden, sphärischen Gitarrensolo nimmt die ersten 9 Minuten der Platte ein, während danach 'Dogs Of War' einen düsteren Kontrapunkt setzt, in dem Nick Mason bei seinem Einsatz die Felle erbeben lässt und Scott Page wie schon bei 'Shine On You Crazy Diamond' ein Sax-Solo liefert. Nach dem heftigen Schlag in die Magengrube, der 'Dogs Of War' darstellt, lassen PINK FLOYD die Zuhörer mit der Ballade 'On The Turning Away' verschnaufen.

LP Nummer 2 steht dagegen im Zeichen der Klassiker: böse Bassklänge von Guy Pratt leiten 'One Of These Days', das Instrumental vom '71er-Album "Meddle" ein, bis die Band mit voller Wucht einsetzt. Ein klasse Beginn der zweiten Platte! Mit 'Time' und 'Money' folgt ein kleiner "Dark Side Of The Moon"-Block, bei dem vor allem der 7/4-Takt Gehirnstürme verursacht, während 'Time' eher locker dahinswingt. 'Another Brick In The Wall Part II' ist mittlerweile zu Tode genudelt und funktioniert meines Erachtens aus dem "The Wall"-Kontext heraus gelöst nur mäßig, allerdings ist die Live-Version hier mit dem verlängerten Gitarrensolo durchaus hörenswert. Die abschließende Seite beginnt mit einem schönen 'Wish You Were Here', bevor David Gilmour mit 'Comfortably Numb' sein Paradesolo performt. Gesanglich wird er hier neben den Backgroundsängerinnen auch von Richard Wright unterstützt, der den Gesangspart von Roger Waters übernimmt. 'Comfortably Numb' ist in der Live-Version immer ein Hinhörer, der die Studioversion (die an und für sich auch schon gut ist) stets bei weitem übertrifft. Nach dieser emotionalen Achterbahnfahrt ist es gut, dass die Show mit einer fetzigen Nummer abgeschlossen wird. 'Run Like Hell' übernimmt diese Aufgabe und Bassist Guy Pratt darf sich mit David Gilmour gegenseitig die Textzeilen an den Kopf werfen.

Die 1980er waren anscheinend ein gutes Jahrzehnt für Livealben, die in keiner Sammlung fehlen dürfen. Am Metal Sektor sind es zum Beispiel IRON MAIDENs "Live After Death" oder "Live Evil" von BLACK SABBATH. An Rock-Alben fallen mir spontan immer die DIRE STRAITS mit "Alchemy" ein ("contains no overdubs of any kind") und eben "Delicate Sound Of Thunder", das man sich unbedingt ins Regal stellen soll. Und schön laut Hören kann auch nicht schaden!

des

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood blood
Trackliste Album-Info
LP 1:
01. Shine On You Crazy Diamond (Parts 1-5)
02. Learning To Fly
03. Yet Another Movie
04. Round And Around

05. Sorrow
06. The Dogs Of War
07. On The Turning Away

LP 2:
01. One Of These Days
02. Time
03. Money
04. Another Brick In The Wall (Part 2)

05. Wish You Were Here
06. Comfortably Numb
07. Run Like Hell
Band Website: www.pinkfloyd.com
Medium: Vinyl
Spieldauer: 104:00 Minuten
VÖ: 17.11.2017

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten