Vor dem Konzert in London am 12. März 2009 hatten wir die Gelegenheit, ein langes Interview mit TIGERTAILZ-Drummer Matt Blakout führen zu können. Neben vielen Fakten über Vergangenheit und Zukunft der legendären walisischen Glam Rocker ergaben sich dabei einige bemerkenswerte Einsichten in das Musikbusiness allgemein, anderen Bands und veles mehr.
Hallo Matt, zunächst, wie geht’s Dir?
Matt Blakout: Sehr gut, dankeschön.
Großartig – ich denke, es gibt eine Menge Themen, über die es sich zu reden lohnt. Wie steht’s mit dem Konzert heute Abend? Wie seid Ihr an den Support Slot bei HARDCORE SUPERSTAR geraten? Kennt Ihr die Band oder seid Ihr einfach auch Fans?
Matt Blakout: Wir haben mit Ihnen auf dem selben Festival in Schweden gespielt, das war das Sweden Rock 2006, glaube ich, einer unserer ersten Gigs, den wir damals wieder zusammen gespielt haben. Ich kann nicht behaupten, dass wir sie besonders gut kennen würden, aber ich habe ihren Auftritt dort wirklich genossen. Sie sind eine großartige Band mit einigen tollen Songs und auch wenn ihnen das vielleicht nicht bewusst ist, haben sie ein bisschen was Britisches, Punkiges an sich. Wir sind wirklich froh, dass wir dieses Konzert mit ihnen spielen und dachten uns einfach, es würde für beide Bands wirklich Sinn machen, da wir eine gemeinsame Fanbasis haben. Sie hatten nicht wirklich die Zeit, sich nach einer Vorgruppe umzuschauen, da sie sich u.a. in der Vorbereitung auf eine Tour mit IN FLAMES befanden, die ja nun kürzlich abgesagt worden ist. Wir dachten auch, dass es eine gute Idee sei, mal wieder in der Hauptstadt aufzutreten. Viele Leute haben uns gebeten, ein Konzert in London zu geben. HARDCORE SUPERSTAR sind dafür als Band einfach perfekt.
Die Kombination ist einfach perfekt, ja...
Matt Blakout: Ich denke auch – ich hoffe es zumindest (lacht).
Wenn ich an HARDCORE SUPERSTAR denke und all die anderen jüngeren Bands aus Skandinavien - was hältst Du von diesem, sagen wir, Trend? Ich meine, man hat z.B. Norwegen, was die ganzen Black Metal Bands ausspuckt, denken wir z.B. mal an DIMMU BORGIR. Schweden wiederum bringt all die jungen Glam- oder Sleaze Bands hervor. Finnland hat z.B. mit NIGHTWISH oder LORDI auch echte Größen am Start. Seit Ende der 80er ist unheimlich viel aus Skandinavien gekommen.
Matt Blakout: Ehrlich gesagt, ich habe keine wirkliche Ahnung, woran das liegt, dass diese ganze Bands aus diesen Ländern kommen. Als ich mir HARDCORE SUPERSTAR angeschaut habe, dachte ich mir, dass es vielleicht etwas damit zusammenhängt, dass Englisch nicht ihre Muttersprache ist und sie sich deswegen einfach mehr Mühe geben müssen. Sie sind jedenfalls brillant. Es ist traurig, dass CRASHDIET kein Bein auf den Boden bekommen, die haben wirklich die Seuche, keine Ahnung, was jetzt mit ihrem neuen Sänger ist. Das ist eine der Bands, der ich ich wirklich den Durchbruch zutrauen würde.
Zum ersten Mal live gesehen habe ich Euch 2005 in Hamburg. Ich glaube das war auch Deine erste Show mit TIGERTAILZ, richtig?
Matt Blakout: Mein Gott... das fühlt sich mittlerweile an, als ob es derart lange her sei. Ich bin immer wieder überrascht, mit wie vielen Leuten ich rede, die mir irgendwann sagen, dass sie bei diesem einen Konzert waren. Wir haben all diese Festivals in Schweden, Spanien und Italien gespielt und trotzdem kommen immer wieder Leute und sagen "Ich war damals bei dem Konzert in Hamburg." Das war eine bizarre Angelegenheit. Wir waren damals dabei, Fuß zu fassen und es war eine echte Lernkurve bezüglich der Jungs und den Leuten, mit denen wir es zu tun haben. Das hätte eine richtig gute Show werden können, aber leider wurde sie von derart vielen Umständen runtergezogen.
Ich weiß, aber nichtsdestotrotz war's in einer gewissen Weise auch brillant. Ich bin damals über 500 km angereist, nur um eure Show zu sehen, die ja ursprünglich nur ein Support Slot für BRIDES OF DESTRUCTION war. Als mein Kumpel und ich zu dem Club kamen, wussten wir noch nicht, dass der Headliner die Show gecancelt hatte. Kannst Du Dir vorstellen, bei der Anreise zu einem Konzert zu kommen, bei dem der Headliner kurzfristig absagt und Du hast das Gefühl, dass es das Beste wäre, was der ganzen Show überhaupt passieren konnte? (Matt bekommt einen Lachanfall) Letztlich wurde es dadurch ja eine TIGERTAILZ Headliner Show, das ist schon verdammt großartig, wenn Du die Anreise auf Dich nimmst, um eine Band live zu sehen, von der Du nie geglaubt hättest, sie überhaupt nochmal live sehen zu können.
Matt Blakout: Ja, das war meine erste Show mit TIGERTAILZ und ich habe echt einiges daraus gelernt, aus einer Menge Dinge, die genau so abliefen, wie sie nicht hätten laufen sollen. Der Gig war völlig durchgedreht, eine ziemlich verrückte Angelegenheit. Ich bin zwar froh, dass wir ihn gespielt haben, aber ich wünsche mir schon, dass er besser gewesen wäre. Irgendwo habe ich immer das Gefühl, dass man die Leute hängen lässt als Band, wenn ein Konzert nicht so läuft, wie man es gerne hätte. Das Konzert in Hamburg lief völlig schief bezüglich des Clubs, wo es stattfand und der Art und Weise, wie das ganze gehandhabt wurde. Wir mussten unser Set kürzen, weil die Band vor uns einfach nicht aufhörte zu spielen, es war also, gelinde gesagt, nicht besonders gut geführt. Sagen wir's mal so.
Richtig, und Euch ist während der Show sogar dieser völlig betrunkene Vollspaten auf die Bühne gefallen – das war in der Tat mehr als ein bisschen verrückt alles...
Matt Blakout: Ich kann nicht behaupten, dass ich nur schlechte Erinnerungen daran habe und mir wünschen würde, das wäre alles nicht geschehen. Und wenn es Dir z.B. gefallen hat, dann ist das natürlich gut für mich und auch wert, dass wir das Konzert gespielt haben.
Es war großartig, grade unter den Umständen, Euch endlich live zu sehen und natürlich auch Pepsi zu treffen. Die nächste TIGERTAILZ Show, die ich dann gesehen habe, war beim Gods Of Metal 2007, also lass uns ein wenig darüber sprechen.
Matt Blakout: Richtig, in Italien... das war eine großartige Show.
Ich nehme an, es war eine sehr spezielle Show, sowohl für die Band als auch für die Fans.
Matt Blakout: Ja, es war auf vielfältige Weise besonders. Es war natürlich eine große Sache für uns, zusammen mit MÖTLEY CRÜE aufzutreten, das war einfach fantastisch. Es war toll mit Nikki Sixx und MÖTLEY CRÜE auf dem Level zu tun zu haben – sie sind einfach grandios und echte Gentlemen, wenn man mit Ihnen zu schaffen hat. Mick Mars ist ein ausgesprochen liebenswerter Typ und Nikki Sixx erst, er ist sowieso ein Gott. Es sind absolute Filmstars sozusagen und trotzdem ganz wundervolle Menschen. Sie verdienen völlig, dort zu sein, wo sie sind und verdienen auch jeglichen Erfolg, den sie hatten und haben. Es war natürlich auch Pepsis letzte Show. Zu diesem Zeitpunkt war es immer unklar, ob er ein Konzert überhaupt spielen konnte. Im Falle des Gods Of Metal tat er es und leider war es auch das letzte, was er mit TIGERTAILZ gab. Es war unglaublich für ihn, das noch zu erleben und auch außergewöhnlich für uns, es mit ihm gemeinsam zu tun. Das war alles fantastisch, eine unglaubliche Show.
Als ich TIGERTAILZ 2005 mit Pepsi sah, war er ja in wirklich guter Verfassung. Dann sah ich ihn beim Gods Of Metal und dachte nur "Oh mein Gott..." Es war fürchterlich, ihn in diesem Zustand zu sehen, obwohl ich ja die Promofotos, die kurz vorher veröffentlicht worden waren, kannte. Als ich das Interview mit Kim letztes Jahr auf Eurer Internetseite las, konnte ich schmerzhaft nachempfinden, was er dort zu Pepsis Krankheit sagte. Er fürchtete ja von Anfang an, dass etwas Schlimmes mit Pepsi vorging, unabhängig davon, was die Ärzte sagten. Als ich damals die ganzen Sachen mit den Magenschmerzen las, hatte ich gleich den schlimmen Verdacht, der sich dann leider später als wahr herausstellte. Als der Auftritt beim Gods Of Metal bekannt gegeben wurde, meinte ich nur zu meinem Kumpel "Wir müssen uns diese Show unbedingt anschauen fahren, weil's leider wohl das letzte Konzert von TIGERTAILZ mit Pepsi werden könnte." Manchmal ist es einfach fürchterlich, wenn man Recht behält. Der Gig beim Gods Of Metal war einer dieser glücklicherweise seltenen Momente im Leben, wo man sich etwas erlebt und denkt "Es ist absolut wundervoll, aber es bricht mir grade das Herz zu wissen, dass ich das nie wieder erleben werde." Genau diese Gefühle konnte man damals auf Kims Gesicht ablesen.
Matt Blakout: Ich glaube, während unseres Auftritts regnete es ausnahmsweise mal grade nicht, wir hatten also Glück und es wurde ein großartiger Auftritt, ein fantastischer letzter Auftritt für Pepsi. Ich möchte nicht allzu viel darüber sprechen, aber Du hast Recht, wir wussten es nicht – er selbst wusste es nicht. Er konnte keine klare Antwort darauf bekommen, was wirklich mit ihm los war. Dabei verlor er immer mehr Gewicht und auch fast jeden Appetit, das zeigte sich natürlich auch an seinem Körper. Es war einfach nur tragisch. Der Grund, dass wir uns entschieden haben, weiterzumachen, war, dass er etliche großartige Songs geschrieben hat und wir auch für die Menschen weitermachen wollten, die er kannte. Das wäre auch sein Wunsch gewesen. Wobei für unsere Entscheidung nicht nur das, sondern auch seine Frau Shân Cothi und seine Mutter bedeutsam waren, Sie wollten beide wirklich, dass wir weitermachen.
Zu diesem Zeitpunkt stecktet Ihr ja grade in den Aufnahmen zum "Thrill Pistol" Album, welches drei Monate später dann veröffentlicht wurde. Was kannst Du mir über die Platte erzählen?
Matt Blakout: Die Aufnahmen zu "Thrill Pistol" waren wegen Pepsis Situation wirklich schwierig. Zum Zeitpunkt der Produktion war er im Krankenhaus und musste sich immer wieder selbst dort entlassen, um ins Studio zu kommen und seine Aufnahmen zu machen. Pepsi war der kreativste Mensch, dem ich in meinem ganzen Leben je begegnet bin. Er war wirklich in der Lage, das Gesamtbild wahrzunehmen, z.B. wenn er einen Song schrieb. Wenn wir im Studio waren und versuchten, die Teile eines Songs zusammenzufügen und der Produzent schon nicht mehr weiter wusste, machte Pepsi es einfach selbst. Er setzte sich bloss an dem Computer und tat es, war er einfach derart kreativ . Letztlich sorgte Pepsi dafür, dass das Album funktionierte. Wir hatten wenig Zeit, da Sanctuary, die Plattenfirma, ebenfalls ihre Probleme hatte. Sie waren von Universal aufgekauft worden, also mussten wir die Plattenaufnahmen unbedingt schnell hinter uns bringen, sonst hätten sie uns einfach den Saft abgedreht. Die Albumaufnahmen gaben Pepsi natürlich auch ein Ziel, auf das er hinarbeiten konnte. Es war tat wirklich gut, ihn funktionieren zu sehen und zu beobachten, wie er sich selbst zwang, zu funktionieren, um die Aufnahmen zu beenden. Auf verschiedene Weise war es letztlich großartig und das Album enthält auch einige tolle Songs, die wir heute Abend teils spielen werden. Im Nachhinein wünscht man sich natürlich immer, dass man einige Dinge anders gemacht hätte, aber wir sind damit zufrieden. Es war ein echter Sieg gewesen, es trotz all der Widrigkeiten fertigzustellen, wir hatten richtig Glück damit. Ich meine, wir steckten mitten in den Aufnahmen, als die Plattenfirma aufgekauft wurde und alle verloren ihren Job, sie machten einfach alles dicht dort. MOTÖRHEAD und einige andere große Bands waren damals ebenfalls bei diesem Label und Universal sagte einfach "Schluss, aus, vorbei, das war’s." Aber so läuft es eben die ganze Zeit. Letztlich wurde "Thrill Pistol" jedenfalls ein gutes Album.
Habt ihr es irgendwo auch aufgenommen, um Pepsi dieses Ziel zu geben? Den Eindruck hatte ich damals nämlich schon irgendwie, als ich die Ankündigung las.
Matt Blakout: Definitiv haben wir das, natürlich.
Würdest Du sagen, dass Ihr aufgrund der Umstände die Platte so schnell wie möglich – ich will jetzt nicht sagen überstürzt – rausbringen wolltet?
Matt Blakout: Ganz so war es nicht, aber ich weiß, wie Du das meinst. Natürlich arbeiteten wir gegen die Zeit, sowohl wegen der Plattenfirma als auch wegen Pepsis Krankheit. Wir wollten sicherstellen, dass er es schafft, aber wir haben ihn niemals gedrängt. Er hat sich stets selbst unter Druck gesetzt und wusste genau wie wir auch, dass wir die Produktion schnellstmöglich über die Bühne bringen mussten. Es war letztlich ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, der dazu führte, dass die Platte überhaupt zustande kam. Wir sind wirklich zufrieden, dass das Ergebnis am Ende für uns stimmte.
Warum habt Ihr Euch entschieden, "Wazbones '92" dem Album als Bonus-CD beizulegen? Diese Version der Platte ist übrigens superb, obwohl ich auch die bekannte Version schon mag.
Matt Blakout: Nun ja, das Album hatte schließlich nie eine richtige Veröffentlichung bekommen. Ursprünglich kam es in Japan mit Jay an der Gitarre raus. Dann wurde es mit einem anderen Gitarristen neu aufgenommen und veröffentlicht. Es war niemals richtig veröffentlicht und anständig beworben worden. Ich fand das Original immer besser, weil Jay dabei war. Sanctuary wollte dann das "Wazbones" Original-Album veröffentlichen, sie wollten ursprünglich nicht, dass wir eine neue Platte aufnehmen. Das war der Deal, den wir damals unterzeichneten. Wir sagten dann, dass, wenn wir eine neue Platte machen können, wir das ganze als Paket veröffentlichen werden und damit waren sie einverstanden. Es ist toll, dass das so kam – sie waren an sich nur daran interessiert, dier erste Version "Wazbones" zu veröffentlichen und wir schafften es, diese beiden Alben zusammen zu veröffentlichen.
Das ist interessant, bislang hatte ich das noch nie gehört.
Matt Blakout: Es ist wahrscheinlich allgemein nicht bekannt, aber genau so kam es, dass die beiden Platten zusammen erschienen sind. Wir übten ein bisschen Druck auf sie aus und sagten, dass wir es innerhalb des Budgets aufnehmen können und sie waren einverstanden. Glücklicherweise bekam John Richards, der Mann, der uns dort unter Vertrag nahm, es hin, Ihnen unser Konzept zu verkaufen und wir schafften es, das Paket zu veröffentlichen – ein sehr liebenswürdiger Typ übrigens, mit dem wir vielleicht in Zukunft wieder zusammenarbeiten könnten. Wir freuen uns sehr, dass wir beide Alben zusammen veröffentlichen konnten. Und ich finde auch nicht, dass diese Kombination im Laden besonders teuer war.
Es war ja eine wirklich schwierige Situation, unter der das Album entstanden ist, wie Du sagst, aber wart Ihr zufrieden mit der Promotion, die die Plattenfirma für "Thrill Pistol" gemacht hat? Also außer die Platte in die Läden zu schaffen, den reinen Vertrieb?
Matt Blakout: Sie hatten buchstäblich keinerlei Geld zur Verfügung. Unter den Umständen haben sie es jedoch recht ordentlich beworben. Dafür, dass sie kein Geld hatten, haben wir dennoch eine gute Promotion von Ihnen bekommen. Sie haben soviel getan, wie sie konnten, von daher waren wir ganz zufrieden. Zum Beispiel hatten wir eine halbe Seite Werbung im "Classic Rock" Magazin und auch in anderen Zeitschriften. Klar, man kann immer mehr machen und man möchte natürlich auch stets, dass mehr getan wird, aber ich denke, man muss auch berücksichtigen, wieso wir das alles machen und warum HARDCORE SUPERSTAR oder andere Bands es tun. Wir tun es nämlich nicht alle aus den gleichen Gründen. Deswegen sind wir in der Lage mit einigen großartigen Bands aufzutreten oder auf großen Festivals. Wenn wir eine Anfrage für ein Konzert oder Festival bekommen, fragen wir nämlich nicht als erstes, wie viel sie uns dafür zahlen werden. WIR sagen stattdessen "Wir sind liebend gerne bereit, das zu tun, aber es kostet uns diesen Betrag, um dorthin anzureisen und jenen Betrag für unsere Crew." und dann heißt es meistens "Ausgezeichnet, ihr seid dabei." anstatt "Ihr verlangt zu viel Geld." Wir allesamt tun das alles nur, weil wir es letztlich lieben, nicht aus irgendwelchen anderen Gründen.
Das ist eine interessante Frage, weil ich mich das schon immer mal gefragt habe, wenn ich mir z.B. die hohen Preise von einheimischen Coverbands zuhause anschaue. Denkst Du, man kann es sich leisten, Euch für einen Gig zu buchen?
Matt Blakout: Ich glaube nicht, dass wir weniger erschwinglich sein könnten. Letztlich tun wir das alles ja nur aus Spaß, wenn es hier ums Geld ginge, hätten wir schon vor langer Zeit aufgehört. Wir haben ja sogar schon darüber nachgedacht, alle Einnahmen aus der Band für die Pepsi Tate-Stiftung zu spenden. Grundsätzlich würden wir überall und jederzeit spielen, wenn es sich für uns rechnet. Wir müssen unsere Kosten abdecken und sind keine Band die sagt "Okay, wir treten auf, aber nur für mindestens 20 Riesen." Aus den Gründen machen wir das eben alles nicht. Auch wenn wir uns selbst damit vielleicht ein wenig Unrecht tun, so machen wir es meiner Meinung nach jedenfalls aus den richtigen Gründen.
Zumindest in bestimmten Kreisen geltet ihr als eine legendäre Band.
Matt Blakout: Ich weiß, was Du meinst. Wir sind keine professionelle Band im Sinne dessen, dass wir die Band benötigen, um unsere Rechnungen zu bezahlen und davon zu leben. Das denken vielleicht die meisten - die spielen einen Gig, also müssen sie dafür eine Stange Geld bekommen. Wir müssen das aber glücklicherweise nicht, das macht es vielleicht einfacher, mit uns zusammenzuarbeiten.
Dann nehme ich an, Ihr habt immer noch normale Jobs neben der Band?
Matt Blakout: Klar, wir machen andere Sachen, um die Miete zu bezahlen und so.
Ist das irgendwas im Musikbereich oder in einer völlig anderen Richtung?
Matt Blakout: Nein, nicht im Musikbusiness. Ich selbst arbeite in einer großen Marketing-Firma, vielleicht der größten Marketing-Firma im Vereinigten Königreich. Ich finde es großartig dort, aber wir haben alle unterschiedliche Jobs. Wie ich schon sagte, wenn wir versuchen würden, mit der Band Geld zu verdienen, hätten wir schon lange aufgehört. Den Gig heute spielen wir, weil wir es gerne wollten, nicht weil uns jemand die Summe X geboten hat. Wir wollten bloss ein Konzert in London spielen, weil es für uns einfach Sinn macht.
Okay, zurück zum Thema. Ich nehme an, die Erfahrungen mit Demolition Records und "Bezerk 2.0" waren nicht so gut, zumindest klang das immer so bislang.
Matt Blakout: Ich denke, das Verhältnis eines jeden Künstlers zu einem Label ist niemals ein gutes Verhältnis. Demolition hat uns einige Lektionen gelehrt. "Bezerk 2.0" ist ein sehr starkes Album gewesen und ich mag es wirklich sehr. Es hatte weit mehr Aufmerksamkeit verdient, als es letztlich bekam und wenn die richtigen Leute es gehört hätten, hätte es ein richtig großes Album werden können und wirklich gut laufen sollen. Im Endeffekt kennen wir nie die Politik, die hinter einem Label und den Leuten dort steht. Das ist eine echte Schande, da sie uns vieles versprochen haben, wenn wir bei ihnen unterschreiben. Es gab diverse Versprechungen und sie hatten zu der Zeit ja auch HANOI ROCKS oder TWISTED SISER unter Vertrag, aber es hat sich nie etwas davon gezeigt. Das ist wirklich jammerschade, aber dennoch verstehen wir uns weiterhin gut mit Demolition. Ich meine sogar, dass sie mittlerweile ebenfalls aufgekauft worden sind. Grundsätzlich sprechen wir mit jedem, der Interesse daran hat, etwas von uns zu veröffentlichen und deswegen sprechen wir auch immer noch mit ihnen. Das Problem bei der Sache ist einfach, dass Plattenfirmen Geld verdienen möchten und wir möchten Musik machen. Das ist wie mit zwei Magneten, die sich abstoßen, es funktioniert einfach nicht. Wir würden also durchaus noch mal etwas mit ihnen zusammen machen. Am Ende kommt es nur auf die Versprechungen an und das, was sie dann daraus machen. Ja, es ist eine Schande gewesen, wie es ablief. Aber wer weiß, vielleicht kommt eines Tages ein weiteres TIGERTAILZ Album bei Demolition raus, wenn sie es diesmal richtig angehen sollten.
Lass uns noch ein wenig über "Bezerk 2.0" als Album sprechen. Gab es einen besonderen Grund, die alten Songs darauf nochmals neu aufzunehmen?
Matt Blakout: Von "Wazbones"? Nun ja, ich denke damals wurde nicht besonders viel Mühe in diese Songs investiert. Damals ging die Band wohl nicht davon aus, dass diese Songs af "Wazbones" überhaupt erscheinen werden. Das "Bezerk 2.0" Album wollten wir einfach so stark wie möglich machen. Deshalb ist 'Dirty Needlez' darauf oder 'Make Me Bleed', nicht aus irgendeinem anderen Grund darüber hinaus. Selbst wenn man diese zwei, drei Songs von "Wazbones" weglassen würde, wäre es immer noch ein brillantes Album.
Die neuen Versionen sind in fast jeder Hinsicht besser als die Versionen auf "Wazbones".
Matt Blakout: Ja, die Produktion ist völlig anders. "Wazbones" wurde damals in Kalifornien aufgenommen und die Menge Geld, die in dieses Album geflossen ist, war lächerlich hoch. Es ist beschämend, dass es nie wirklich veröffentlicht wurde, da die Musikindustrie und alles andere sich derart änderten.
Du sprichst von Grunge...
Matt Blakout: ...der die Musik allgemein getötet hat, wie wir alle wissen, fürchterlich, ja. Es ist jedenfalls ein wirklich gutes Album geworden, wohl eines der besten von TIGERTAILZ, wenn nicht sogar das beste Album.
Was ist Dein Lieblingssong auf "Bezerk 2.0"?
Matt Blakout: 'For Hate'z Sake', den finde ich richtig gut.
Genau, ich finde, das ist tatsächlich der stärkste Song auf dem Album.
Matt Blakout: Es gibt einige richtig starke Songs darauf, z.B. 'TVOD', das hat einen großartigen Refrain, aber 'For Hate’z Sake' ist einfach toll. 'I Believe' ist ebenso eine fantastische Ballade. Ich liebe das Album einfach, es ist wirklich gut geworden. Manchmal höre ich es mir sogar an, das mache ich mit den anderen Alben eigentlich nie. Aber kürzlich ist mir dabei nochmals klar geworden, was für ein starkes Album es eigentlich geworden ist.
Habt Ihr 'For Hate’z Sake' live gespielt bis dato?
Matt Blakout: Ja, wir haben es bei Konzerten in Nottingham und London gespielt. Das ist ein derart toller Song, dass wir ihn öfter spielen sollten. Meistens leiden wir jedoch unter einem straffen Zeitplan, wir können also nicht alles unterbringen, weswegen es immer ein echter Kampf ist. Ich würde den Song liebend gerne wieder spielen, aber es ist eben eine Zeitfrage. 'Heaven' von "Bezerk" spielen wir z.B. auch nicht mehr, das ist nun schon so lange her. Wir versuchen, mit der Setlist so zeitgemäß wie möglich zu bleiben, obwohl natürlich viele Fans die alten Songs hören wollen. Es ist jedoch wichtig, voranzuschreiten. Ich denke, das ist ein Problem, an dem die meisten Bands leiden. Als Musiker kann man einfach nicht aufhören, Songs zu schreiben. Ich weiß, dass viele sagen, die Fans wollten nur 'Love Bomb Baby' hören, sie wollen einfach, dass wir es spielen. Aber wenn Bands nicht nach vorne schauen, können sie auch nicht weitermachen. Gut, KISS haben einen guten Lauf damit hingelegt, die zehn Jahre seit dem letzten Album "Psycho Circus" dieselben Songs zu spielen. Aber sie spielen jetzt auch keine Songs mehr davon, oder? Wobei, KISS können letztlich eh nichts falsch machen, meiner Meinung nach.
Was kannst Du mir über Eure Charity-Single, 'I Believe', erzählen?
Matt Blakout: Wir haben sie gemeinsam mit Bryn Terfel aufgenommen. Er ist ein großer walischer Opernstar, groß sowohl hinsichtlich seiner Statur als auch seiner Verkaufszahlen. Pepsis Frau Shân Cothi - ebenso ein Opern- und Musicalstar - wollte den Song gerne für die Pepsi Tate-Stiftung aufnehmen. Also gaben wandten wir uns für den männlichen Part an Bryn, taten unseren Teil an der Aufnahme, machten ein Video dazu und veröffentlichten den Song. Vermutlich wußten jedoch weder Bryns Welt noch die unsrige so recht, was sie mit dem Ergebnis anfangen sollten, in der Hinsicht war es wohl etwas seltsam. Der Song verkaufte sich ganz gut, soweit es die Downloadzahlen betrifft. Bryn hat ein ganzes Album mit verschiedenen Stargästen aufgenommen und der Song mit TIGERTAILZ verkaufte sich z.B. besser als der Song mit Ronan Keating. Das hat uns zumindest richtig gefreut. Bryn liebt die Aufnahme und findet sie fantastisch. Dabei muss man im Hinterkopf haben, dass der Kerl in keinster Weise mit Rockmusik in Verbindung steht oder ernsthaft etwas davon weiß, er kommt einfach aus einer völlig anderen, opernhaften Welt. Es war dementsprechend schon toll, dass er beteiligt war und den Song mit uns aufgenommen hat. Shân hat ab dem Frühjahr ihre eigene Talkshow im walisischen Fernsehen, wofür wir auch bereits eine Aufnahme hinter uns haben. Sie interviewt Bryn und wir spielen den Song komplett mit Orchester, vielleicht facht das nochmal das Interesse daran an. Es ist ein bißchen traurig, da wir natürlich wollten, dass der Song sich richtig gut macht und eine Menge Geld für die Stiftung einspielt. Eine Marketing-Firma ist ebenfalls beteiligt gewesen an der ganzen Angelegenheit, aber das ist wieder mal so ein Fall, wo sie uns Großes versprochen haben und letztlich nichts tun. Sie hatten uns z.B. einige Fernsehshows in Großbritannien versprochen und nichts davon fand statt. Das ist wie so oft, wenn man keine Kontrolle über bestimmte Medien hat für die Veröffentlichung und Promotion, werden die Dinge einfach unter den Teppich gekehrt. Letztlich ist es ein Song, den man sich anhören muss, ich glaube, dass viele Leute dann erkennen würden, dass es sich um einen großartigen Song handelt.
Obwohl es eine Neuaufnahme war, habt Ihr es trotzdem hinbekommen, dass Pepsis Bass von der Originalaufnahme drinbleibt, richtig?
Matt Blakout: Ja, wir haben die Bassspur von der Originalaufnahme genommen. Ein bisschen mussten wir noch hinzufügen, aber er spielt den Bass bei dem Song, es ist fantastisch, dass wir das hinbekriegt haben. Die bloße Tatsache allein würde er geliebt haben.
Was kannst Du mir generell zur Zukunft von TIGERTAILZ sagen?
Matt Blakout: Wir werden definitiv das neue Album machen, momentan schreiben wir dafür. Ich werde es aufnehmen und dann werden wir uns wahrscheinlich nach einem Vertrieb umschauen. Sofern nicht jemand mit einem richtig guten Deal kommt, werden wir es vermutlich selbst behalten und unabhängig veröffentlichen. Einen Vertrieb brauchen wir natürlich noch, aber kein echtes Label, weil sie doch meist nur alles versprechen und letztlich nichts davon halten. So dürften wir vermutlich zurecht kommen. Vielleicht verschenken wir es sogar. Wir haben kein Problem damit, wenn die Leute es runterladen können, wir möchten nur, dass sie die Musik hören. Vielleicht machen wir auch kein ganzes Album und stattdessen zunächst eine EP und dann später noch eine EP, bislang wissen wir es noch nicht - erst vier oder fünf richtig starke Songs veröffentlichen und dann später im Jahr vielleicht nochmals dasselbe. TIGERTAILZ hatten früher immer großartige EPs, was uns auch ein bißchen speziell machte. Derzeit denken wir einfach nur darüber nach und werden dann am Ende vielleicht irgendetwas in diese Richtung machen. Wirklich starkes Material, das wir auf jeden Fall aufnehmen werden und in irgendeiner Form und Weise veröffentlichen werden - das ist unser Ziel momentan. Ich denke nicht, dass es am Ende nur als Download veröffentlicht werden wird, sondern auch in irgendeiner physischen Form. Im Grund würden wir auch gerne unseren ganzen Back Catalogue online stellen, aber wir haben leider nicht die Rechte daran, die liegen bei anderen Leuten.
Zumindest "Wazbones" und "Bezerk" habt Ihr ja auch auf Eurer Internetseite zum Download.
Matt Blakout: Ja, aber eigentlich dürfen wir das mangels Rechten nicht. Letztlich haben wir die Alben einfach hochgeladen und es hat vielleicht keiner gemerkt bislang (lacht). Na ja, irgendetwas werden wir auf jeden Fall machen und schreiben grade dafür.
Gibt es irgendeine Chance, dass wir eines Tages unveröffentlichtes Material zu hören bekommen?
Matt Blakout: Im Prinzip sind wir grade dabei, welches aufzunehmen. Jay und Kim nehmen derzeit ebenso wie ich immer mal wieder ein paar Songs als Demo auf. Das sind alles vornehmlich Fragmente, jede Menge Songideen. Kim hat wahrscheinlich die meisten Sachen in der Schublade liegen, ich habe selbst schon einige davon gehört. Sie klingen fantastisch und es ist aufregend, neue Sachen zu machen.
Gibt es schon etwas, was reif für eine Veröffentlichung ist?
Matt Blakout: Wir haben derart viel Videomaterial, da wir einfach alles gefilmt haben. Pepsi pflegte nahezu alles zu filmen, sogar Aufnahmen davon, wie wir nach Hamburg reisen, den Gig dort und all dieses Zeug. Einfach alles, was wir gemacht haben, das Gods Of Metal... momentan sprechen wir mit Labels darüber. Aber es gibt einfach zu viel Zeug und irgendjemand muß danach schauen. Als er starb war Pepsi grade damit beschäftigt, Material zu schneiden, aber es ist einfach dermaßen viel, dass wir es jetzt auf eine andere Weise veröffentlichen werden. Wir werden deshalb eine neue Internetseite namens TIGERTAILZ TV machen und das ganze Zeug hochladen, wo die Fans es sich dann als Stream anschauen können, einfach alles. Es wird hochgeladen und die Leute können sich das Material dann jederzeit ansehen. Alles wird verfügbar sein und es wird komplett kostenlos sein, entgegen einer DVD-Veröffentlichung wird man also nichts dafür bezahlen müssen. Ich hasse es einfach, wenn's nur um's Geld geht. Sie stopfen oftmals einfach irgendwas auf eine DVD, damit die Leute es kaufen und sie ein weiteres Produkt veröffentlichen können. Wir dachten deshalb, es einfach zu veröffentlichen, so dass die Fans sich ansehen können, was immer sie möchten und wann immer sie möchten, wäre der beste Weg dafür.
Das sind wirklich großartige Neuigkeiten!
Matt Blakout: Manche werden jetzt natürlich sagen "Ja, aber was ist denn mit der Bild- und Tonqualität des Materials?" Ehrlich gesagt, all das, was wir gemacht haben, haben wir auf die Weise gefilmt, dass die Kamera einfach nur zuschaut. Der beste Teil ist aus meiner Sicht unser Auftritt in Italien. Es ist absolut roh und die Kamera wackelt wortwörtlich, aber es ist völlig rau und fantastisch, es hat einfach absolut Atmosphäre in sich. Es gibt zwar mehrere Kameras hinten im Publikum, aber dabei verliert es einfach an Seele und bringt nicht das rüber, worum es eigentlich geht. Wir mögen die Idee hinter dieser ganzen Sache. Die Leute, die unsere Website gemacht haben, werden auch diese Seite für uns machen.
Was ist eigentlich aus dem sogenannten "Bootleg Live Album" geworden, wo wir grade von Veröffentlichungen sprechen?
Matt Blakout: Wir haben es letztes Jahr aufgenommen und mischen es gerade ab, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist. Wenn man sich den Rohmix anhört gibt es natürlich immer etwas, was einen daran stört, wie z.B. kleinere Spiel- oder Technikfehler.
Habt Ihr es denn mittlerweile hinbekommen mit der Aufnahme? In einem Interview vom Hard Rock Hell Festival letztes Jahr habe ich gehört, dass es ein paar Probleme gab und die Abmischung Probleme bereiten würde.
Matt Blakout: Ja, wir haben es hingebogen bekommen. Fast jeder hatte die Aufnahme schon abgeschrieben, bis ich sagte "Hört zu, ich weiß, wie das klingen sollte - gebt es mir und ich bekomme das hin." Wir haben dann daran gearbeitet und es klingt wirklich hervorragend, wir sind sehr zufrieden damit. Auf irgendeine Weise werden wir es sicherlich veröffentlichen, ob nun als Download oder auch als CD. Erscheinen wird es auf alle Fälle. Es klingt grandios und enthält ein paar tolle Songs wie z.B. 'A Few Dollarz More', die die Fans schon lange nicht mehr gehört haben.
Magst Du Livealben im Allgemeinen?
Matt Blakout: Ich bin damit aufgewachsen, vor allem mit "Alive!" und "Alive II". Man kann ihnen nicht absprechen, dass es fantastische Alben sind. JOURNEY würde ich auch hinzufügen, "Live In Houston" und "Captured" sind wirklich klasse. Andererseits gibt es auch Alben wie Ace Frehleys "Greatest Hits Live". Jamie Oldaker, der Drummer, ist glaube ich am Tag vor dem Konzert zur Band gestoßen und das hört man auch. Aber generell mag ich Lievealben, ja.
Ich fand lustig, dass Du im Interview vom letzten Jahr auf Eurer Seite gemeint hast, Drum Solos seien nur ein Weg, um dem Rest der Band eine Verschnaufpause zu gönnen.
Matt Blakout: Das sind sie auf jeden Fall. Der Sänger muß irgendwann ja mal seiner Stimme ein wenig Erholung gönnen, also schickt man den Drummer vor. Ich bin sicher, wenn man Tommy Aldridge heißt oder Tommy Lee, dann sind es ein paar tolle Minuten als Star der Band. Bei TIGERTAILZ wird man das nie erleben, ich halte es auch für ein bisschen altmodisch. Bei Peter Criss oder Tommy Lee ist es eben ein Teil der Show, aber ich denke nicht, dass es ansonsten jemand sehen möchte. Wenn man nicht grade solche Soli spielt wie Tommy Aldridge, denke ich nicht, dass man als Band heutzutage damit davonkommt. Ich persönlich mag auch keine Gitarrensoli. Das klingt vielleicht schrecklich, aber bei "Alive II" überspringe ich z.B. immer 'Shock Me'. Live ist so etwas zwar toll, wenn Ace es spielt, aber nicht auf Platte. Dabei spiele ich sogar mittlerweile auch in einer Ace Frehley Tribute Band, der einzigen übrigens in Großbritannien, die von Ace selbst anerkannt ist.
Wo Du grade KISS erwähnst, denkst Du es wäre eine gute Idee für die Band, es nochmal mit den Originalmitgliedern zu versuchen?
Matt Blakout: Ich denke nicht, die meisten Leute stört es doch nicht mehr, sie sehen einfach jemanden in dem Make-Up auf der Bühne. Der Song ist wichtiger geworden als die Band selbst. Das hat sich ziemlich gewendet - für die Leute, die damit groß geworden sind, waren KISS und die Songs einfach ein Spektakel. Mittlerweile sind diese Leute alles älter geworden und der Song ist wichtiger als die Frage, wer ihn spielt. Das ist schon irgendwie ironisch. Ich muss gestehen, ich bin auch ein echter Fan von Eric Singer. Was Peter Criss betrifft, ich kann heute aus meiner Banderfahrung heraus verstehen, warum die anderen Bandmitglieder der Ansicht sind, dass er es nicht mehr verdient hat, dabei zu sein. Es gibt bestimmte Leute, die werden aufgrund ihres Talents und ihres Wesens zum Star geboren. Aber sie können nicht mit der Berühmtheit umgehen, die damit einhergeht. Nehmen wir z.B. mal Axl W. Rose. Er ist ein dermaßen kreativer Kerl, dass er vor lauter Kreativität nicht mehr mit dem ganzen Rest zurecht kommt. Nun ja, und dann gibt es Menschen, die es nicht verdient haben, dort zu sein. Sie sabotieren sich selbst. Solche Leute hat man in der Vergangenheit schon in jeder Band gesehen. Sie wissen nicht, was gut für sie ist und landen unvermeidlich am Ende außerhalb von allem. Ich denke, Peter Criss ist einer dieser Menschen. So traurig es ist.
Seit Du TIGERTAILZ beigetreten bist, hatte ich schon immer das Gefühl, dass Du ein Bindeglied zwischen der Band und den Fans darstellst, Du bist schon immer sehr nah an den Fans gewesen.
Matt Blakout: Ja, ich glaube nämlich, dass es wirklich wichtig ist, mit diesen Menschen in Verbindung zu bleiben. Ich würde gerne mehr tun, aber es ist einfach auch eine Frage der Zeit. Bei Facebook bin ich ebenso und versuche mit all den Leuten Schritt zu halten, die mit mir kommunizieren möchten. Auch wenn ich jeden Tag nur eine bestimmte Zeit zur Verfügung habe, sorge ich dennoch dafür, dass jede E-Mail beantwortet wird, jeder, der uns bei MySpace schreibt, auch eine Antwort bekommt und jeder, der uns als Freund haben möchte, auch als solcher bestätigt wird. Jeder bekommt einfach die Aufmerksamkeit, die er verdient hat. Wenn niemand zur Band kommen möchte, existiert diese auch nicht und im Endeffekt sind die Leute als unsere Anhänger und Unterstützer sogar wichtiger als die Band selbst. Ich verbringe schon eine Menge Zeit damit, ja.
Warst Du ein Fan der Band, bevor Du dazu gestoßen bist?
Matt Blakout: Das ist keine einfache Frage, wenn man bedenkt, dass ich die "alte" Band nie wirklich mochte. Das erste Album "Young & Crazy" war nie wirklich mein Ding. Es gibt Gründe, die ich nicht nennen möchte, warum ich es nicht mochte, aber auf alle Fälle war es nicht das, was ich mir damals so anhörte. Ich habe TIGERTAILZ noch mit dem Originalsänger Steevi Jamez gesehen. Als Kim Sänger wurde, wurde alles besser, der ganze Sound, sie fanden einfach mehr ihren eigenen Stil. "Wazbones" finde ich fantastisch. Als Kim damals vor der Veröffentlichung von "Bezerk" zur Band stieß - wir sind aus derselben Gegend - kame wir alle irgendwie ziemlich nah in Berührung. Mit Mikey, unserem Manager, wohnte ich damals sogar eine Zeit lang zusammen und wir wurden alle nach und nach Freunde. Es war schon seltsam, ich spielte Fußball, zuerst mit Jay und dann mit Pepsi und machte alles mögliche zusammen mit Kim. Mit ihm spielte ich zunächst in einer KISS Coverband. Ich kenne sie alle schon sehr lange. Mit Jay habe ich auch irgendwann mal in einer Band gespielt vor vielen Jahren, glaube ich. In einem gewissen Umfang war ich sozusagen schon ein Fan, ich wußte immer, was in ihrer Welt vor sich ging, so nah standen wir uns schon. Ich hatte immer Respekt vor dem, was sie taten.
Was kannst Du mir über die geplatzte Tour mit Vince Neil im Dezember erzählen? Ich hatte Karten für das Konzert in London und die Absage nur ein paar Tage vor dem Start der Tour war natürlich sehr frustrierend.
Matt Blakout: Vince meinte zu mir, er wäre definitiv gerne hergekommen. Die UK-Termine haben sich sogar ziemlich gut verkauft, aber ein paar der Festlandtermine liefen wohl nicht so gut, das war der Grund für die Absage. Natürlich gab es Verträge mit den Promotern, aber letztlich stand nun mal sein Name oben an der Halle angeschlagen. Das war wirklich traurig, wir hätten die beiden Konzerte wirklich wahnsinnig gern gespielt. Mir ist bewußt, dass es ziemlich unangenehm war für eine Menge Leute. Das wäre wirklich toll geworden, Vince sollte eine erstklassige Band mitbringen, u.a. mit Dana Strum und Jeff Blando, die hätte ich selbst gerne einmal getroffen. Weißt Du übrigens, welches mein Lieblings-Album von MÖTLEY CRÜE ist? Das selbstbetitelte "Mötley Crüe" Album mit John Corabi.
Das würden wohl die wenigsten Leute sagen.
Matt Blakout: Die Produktion ist hervorragend und Tommy Lee hat einen Wahnsinnssound bei seinen Drums, vermutlich hatte er damals eine Menge Einfluß innerhalb der Band. John Corabi ist einfach außergewöhnlich. Es ist ein fantastisches Album und klingt sehr zeitgemäß. Möglicherweise ist es so, dass Du Deine Fans befremdest, wenn Du als Künstler neue Wege einschlägst. Sie mochten Dich bislang für das, was Du warst und verstehen dann nicht, was aus Dir geworden ist, das ist schon schwierig. Wenn man plötzlich von einer Band, die Millionen Platten verkauft einen solchen Absturz hinsichtlich der Verkaufszahlen durchmacht, ist klar, dass irgendjemand gehen muss. Unglücklicherweise war das damals der Sänger.
Die Platte ist durchaus unterbewertet, aber aus kommerziellen Gesichtspunkten ist schon klar, dass sie es wieder mit dem alten Schema versuchen mussten.
Matt Blakout: Die Fans wollten es, die Plattenfirma wollte es so und vor allem wollten Sie Vince wieder in der Band sehen. Er hatte ja so seine Streitigkeiten mit Tommy Lee damals. Jetzt ist das natürlich alles vergessen und sie lieben sich allesamt (lacht).
Ich finde es interessant, dass Du sagst, Vince hätte diese Tour gerne gemacht. Mich hat es ziemlich erstaunt, dass MÖTLEY CRÜE für den Sommer vier Headlinerkonzerte in Deutschland angesetzt haben. Vor ein paar Jahren habe ich sie bei Rock am Ring gesehen und der Großteil des Publikums wußte noch nicht mal, wen sie da vor sich auf der Bühne hatten. Das war unglaublich peinlich.
Matt Blakout: Sie spielen auch bei Download dieses Jahr und sind ziemlich weit unten auf dem Spielplan. Etwas, was wir in den letzten Jahre lernen mußten war, dass England ein seltsamer Ort ist. Auf dem Festland haben wir bei Festivals mit 60.000 Leuten gespielt, beim Gods Of Metal und all diesen Orten. Das könnten wir in Großbritannien nicht tun. Hier ist diese Musikrichtung derart im Untergrund und hat bei weitem nicht mehr dieselbe Anziehungskraft wie früher. Ich weiß nicht, wo all die Leute und Fans hin sind, aber es gibt sie offenbar nicht mehr. Wahrscheinlich ändern sich einfach die Zeiten. Es gibt neue Bands, manche sind sogar ebenfalls aus Wales, BULLET FOR MY VALENTINE z.B., diese Art Bands steht richtig gut da, oder auch LOST PROPHETS. Ich nehme an, sie kommen bei jüngerem Publikum einfach besser an.
Wie denkst Du stehen die Chancen, dass Ihr in absehbarer Zeit mal wieder nach Deutschland kommt? Immerhin spielt Ihr Mitte Juni mit Y & T in Paris.
Matt Blakout: Wir würden liebend gerne öfter in Deutschland und dem Festland allgemein spielen. Italien und Spanien sind wahrscheinlich unsere größten Märkte. In Kolumbien z.B. haben wir eine große Fanbasis, momentan befinden wir uns in Verhandlungen für ein Festival dort, sie sind deswegen an uns herangetreten. Wir freuen uns auch sehr, dass wir in den USA beim Rock Gone Wild Festival auftreten werden. Das wurde uns angeboten und wir werden es auch machen, möglicherweise auch noch ein paar mehr Shows in den Staaten. Dort sind wir übrigens noch nie aufgetreten.
Das erste Rocklahoma Festival musstet Ihr damals wegen Pepsis Gesundheitszustand absagen, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.
Matt Blakout: Wir waren nie offiziell dafür bestätigt. Sie fragten uns an und wir meinten "Wir sind gerne bereit, das zu tun, aber unser Bassist ist sehr krank." Zudem hatten sie auch sehr spät erst das Angebot gemacht. Nailz sagte zu, dass er den Auftritt mit uns spielen würde und dann gab es einen leichten Einbruch der Kommunikation, als es darum ging, was sie uns tatsächlich anboten. Es machte keinen wirklichen Sinn, da sie einerseits wollten, dass wir auftreten und andererseits nicht klar war, wie wir in die Staaten kommen sollten. Wir waren angekündigt, ja, aber wir waren niemals bestätigt. Es kam nie an den Punkt, an dem wir sagen konnten, dass wir es auf jeden Fall machen. Sie schickten uns keine Verträge, an den Punkt kam es gar nicht erst. Das zeigt auch, wie unprofessionell es letztlich war, uns anzukündigen. Wenn alles zu einem solchen Zeitpunkt verlautbart würde, könnte man glauben, dass wir morgen eine Welttournee starten. Viele dieser Dinge kommen nicht zustande wegen der Logistik oder Themen wie Geld und Zeit. Wenn ich sage, wir befinden uns in Gesprächen, dann würden wir eine Million Termine weltweit spielen. Manchmal laufen diese Dinge eben nicht gerade, wir tun unseren Teil dazu, was uns angeboten wird, aber dann ist es nunmal an ihnen, es zum Laufen zu bringen.
Ich freue mich jedenfalls auf eine tolle Show heute Abend. Hast Du noch ein paar letzte Worte für Eure deutschen Fans?
Matt Blakout: Natürlich! Wir würden ausgesprochen gerne nach Deutschland kommen und dort spielen. Es ist eine Schande, dass es mittlerweile so kompliziert geworden ist mit all diesen damit verbundenen Schwierigkeiten. Unsere deutschen Fans müssen die Band wirklich wieder einmal sehen. Schreibt deshalb bitte E-Mails an alle Festivals in Deutschland und die Promoter, dass TIGERTAILZ unbedingt in Deutschland spielen müssen. Wir kommen jederzeit gerne zu Euch!
Vielen Dank für das Interview, es war mir ein Vergnügen und ich wünsche Dir alles Gute für die Show gleich.
Matt Blakout: Danke, ich hoffe, es wird Dir gefallen. |