Interview mit John Ricci von Exciter

Ein Interview von des vom 01.01.2011 (6233 mal gelesen)
Mit "Death Machine" haben EXCITER ein old-schooliges Thrash Album veröffentlicht - dass dieser Old-School-Sound aber gar nicht beabsichtigt war, erzählt uns Gitarrist und Songwriter John Ricci.

Hallo John, gratuliere zum neuen Album "Death Machine". Wie sind die Reaktionen darauf?

John Ricci: Bisher sind die Reaktionen phantastisch. Die Platte hat einen viel einfacheren Zugang als "Thrash Speed Burn" zuletzt. Ich wollte arschtretende Songs schreiben, zu denen das Publikum moshen und headbangen kann und die aber trotzdem den EXCITER Wurzeln gerecht werden. Wenn die Musik zu progressiv ist, kann es manchmal vorkommen, dass man die Aufmerksamkeit des Publikums verliert, aber EXCITER standen immer für intensive High-Energy-Musik; je gerader es vorwärts geht, umso besser die Show, die man liefern klann.

Mit "Death Machine" verfolgt ihr ein loses Konzept. Worum geht es dabei?

John Ricci: Es geht um sadistische Folterungen und die kranken Individuen, die solche Taten setzen. Ich meine, es gibt so viele Themen, über die man nur schreiben kann, wenn man Heavy Metal spielt. Ich mag es, aggressive Texte zu schreiben, die zur Musik passen. Ich mag es nicht, über irgendwelche lauwarmen Themen zu schreiben, weil die keinen Platz im Heavy Metal haben sollen. Die üblichen Themen im Metal sind Krieg, Zertsörung, Tod, Satan, was immer! Hehe.

"Death Machine" ist nun auch schon Euer zwölftes oder dreizehntes Album. Was auffällt, ist, dass die Platte voller Energie und Power steckt. Wie kann man diesen Energielevel und den Zoen über all die Jahre aufrecht erhalten?

John Ricci: Ich glaube, es ist die ganze über die Jahre aufgestaute Frustration, es nie ganz nach oben geschafft zu haben. Soweit es mich angeht, denke ich, dass EXCITER das gleiche Potential haben wie alle anderen Bands aus der Speed und Thrash Ära und es verdient hätten, dass ihre Karriere gefördert würde und nicht nur einen Underground- oder Kultstatus haben sollten, aber bei uns hat es immer am Management gekrankt und auch am mangelnden Interesse der Major-Plattenfirmen, uns auf einen höheren Status zu treiben. All diese Sorge steckt in mir und ich übertrage dies auf meine Gitarre, wenn ich schnelle und laute Metal Riffs schreibe, was ja im wesentlichen die Basis von EXCITER ist.

Dein Gitarrenspeil ist wirklich entfesselt. Wo nimmst Du die ganzen Inspirationen für diese effektiven Riffs und kraftvollen Soli her?

John Ricci: Ich schreibe Riffs, die Haken haben und die die Leute wiedererkennen, speziell live bei Konzerten. Bei einem EXCITER Konzert erlebt man es, dass die Crowd mit jedem Song mitsingt. Das ist es, was man will: dass das Publikum mitmacht! Ich bin eher ein Gefühls-Gitarrist und nicht sehr technisch und definitiv kein Shredder. Ich bin kein selbst-bezogener Gitarrist, sondern spiele für das Publikum. Meiner Meinung nach ist Lead Gitarre zu spielen ein emotionales Ding. Jedes Solo, das ich spiele, ist improvisiert. Ich kenne die Grenzen meines Spiels und deshalb versuche ich nicht, jemanden zu beeindrucken (speziell die Musiker in der Crowd). Ich spiele nur, was ich fühle. Manchmal fühle ich mich ein wenig wie ein Hacker, aber am Ende zählt nur, dass man eine großartige Show für die Audience hinlegt. Als ich begann, Gitarre zu spielen - in den 1960ern - habe ich mit meiner ersten Band Cover-Songs gespielt, aber ich war nie in der Lage, die Soli anderer Gitarristen zu kopieren, darum entschied ich mich dazu, meinen eigenen Stil zu entwickeln. Mein Stil ist wie ein Madman, der außer Kontrolle ist und bereit zu killen!!! Hehe!

Ihr hattet viele Line-Up Wechsel. Wie stabil ist Eure Besetzung im Moment?

John Ricci: So weit so gut. Die meiste Zeit kommen wie vier gut zurecht. Unser Sänger Kenny ist bei uns seit 2006. Clammy, unser Bassist, seit 2004 und Rik unser Drummer spielt bei uns seit 1996. Das wichtigste in einer Band ist, dass sich die Mitglieder mögen, ansonsten funktioniert es nicht.

Wie haben diese Line-Up Wechsel Euren Stil beeinflusst?

John Ricci: Der einzige Unterschied, der die Musik beeinflusst hat, ist, dass ich ich die Vocal-Parts, die ich schreibe, an den Sänger anpasse. Als Jacques Belanger in der Band war, habe ich Melodien und Texte geschrieben, die zu seiner eher melodischen Stimme passen, während Kenny eher der Screamer ist, also schreibe ich dazu passende Texte. Die Musik war immer die gleiche, weil ich die gesamte Musik schreibe. In den 80ern wurden die Riffs von allen dreien geschrieben und die Lyrics hauptsächlich von Dan Beehler und einige von Allen Johnson.

In den späten 1980ern hattet ihr einen melodischerern Stil - aber niemand von der aktuellen Besetzung war zu jener Zeit dabei. Diese melodischen Zeiten sind vorbei, oder?

John Ricci: Ja, zwischen 1985 und 1990 war ich nicht in der Band und ich wurde durch einen sehr guten melodiösen Gitarristen ersetzt (Brian McPhee). Er hat die Band mit seinem Spiel in eine melodischere Richtung gelenkt (worum es aber bei EXCITER nicht geht). Aber diese Zeiten sind offensichtlich vorbei.

Ich mag den Old-schoolishen Sound von "Death Machine", sehr authentisch, aber etwas ungewöhnlich für die heutige Zeit, mit ungetriggerten Drums. Warum habt Ihr Euch für diesen Sound entschieden?

John Ricci: Unser Sound ist nicht beabsichtigt, wir versuchen immer einen polierteren Sound zu bekommen, aber es passiert nie, egal, in welchem Studio wir sind. Diesmal wollten wir übrigens Drum-Triggers verwenden, aber konnten in unserer Stadt kein Musikgeschäft finden, das Drum Triggers verleiht. Dann versuchten wir Software mit verschiedenen Drum Sounds, aber wir hatten technische Probleme, also haben wir es wieder nach der alten Schule gemacht. Einige Journalisten wie Du bevorzugen den Garagen-Sound, aber andere wiederum meinen, dass wir der Zeit hinterher hinken und mit besseren Produktionen mehr Erfolg hätten.

Ihr habt für "Death Machine" erstmals die Instrumente getrennt aufgenommen?

John Ricci: Bei den vorhergehenden Alben haben wir Gitarre, Bass und Schlagzeug live "off the floor" aufgenommen, nur mit einigen Schallwänden getrennt, und haben anschließend zusätzliche Gitarrenparts und Gesang hinzugefügt. Aber dieses Mal haben wir jedes Instrument zu einem anderen Zeitpunkt aufgenommen. Die Band war nie gemeinsam im Studio, wir haben alle Parts an verschiedenen Tagen aufgenommen. Wir dachten, dass wir dadurch einen schärfere Abgrenzung zwischen den Instrumenten bekommen, aber wie gewöhnlich klingt es gleich wie auf allen unseren anderen Alben.

Die meisten Songs sind ziemlich geradeaus, nur 'Power And Damnation' ist ein wenig BLACK SABBATHig. Willst Du dem Zuhörer damit eine Pause gönnen?

John Ricci: Wie Du bemerken wirst, hat beinahe jedes EXCITER Album einen langsamen SABBATHy Song. Nach allem ist BLACK SABBATH einer meiner größten Einflüsse - gib die Schuld Tony Iommi, hehe. Wir wollen dem Zuhörer nicht wirklich eine Pause geben; ich denke vielmehr, das gibt dem Album mehr Struktur.

Die Band ist nach einem JUDAS PRIEST Song benannt. Wenn ich mir den Titelsong 'Death Machine' anhöre, fühle ich mich in der Gesangsmelodie der Strophe immer an PRIESTS 'Rapid Fire' erinnert. War das eine Inspiration?

John Ricci: Nein, ich habe nie an 'Rapid Fire' gedacht, als ich mit dem Riff zu 'Death Machine' ankam. Aber generell bin ich immer von PRIEST inspiriert, sie sind die Metal Gods! Aber ich versuche nicht, sie zu kopieren.

Ihr kommt aus Kanada; wie würdest Du kanadischen Whiskey im Vergleich zu amerikanischen bewerten?

John Ricci: Ich trinke nicht viel, aber ich mag Jack Daniels. Ich bin kein Experte bei den verschiedenen Whiskey Sorten. Sie schmecken mir alle, amerikanischer oder kanadischer.

Danke fürs Interview! Ein paar letzte Worte?

John Ricci: EXCITER will continue its legacy for years to come and keep pounding metal!!!

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