Interview mit Max Cavalera von Soulfly

Ein Interview von Eddieson vom 19.10.2012 (10572 mal gelesen)
Kurz vor der Show in Bielefeld nahm sich Max Cavalera etwas Zeit und lud mich in seinen Tourbus ein, um dort etwas mit mir über "Enslaved", seine Tour-Erlebnisse und Zukunftspläne zu plaudern

Hallo, Max! Wie geht es dir?

Max Cavalera: Danke, mir geht es super!

Bist du mit dem bisherigen Verlauf der Tour zufrieden?

Max Cavalera: Ja, die Tour läuft super, das ist unglaublich. Die Shows sind super. Wir freuen uns auf heute Abend. Das wird bestimmt wieder super.

Hast du ein Lieblingsland hier in Europa, in dem du spielst?

Max Cavalera: Ich mag Europa, da gibt es kein spezielles Land. Ich mag das Touren sowieso. Deutschland macht Spaß. Metal ist hier sehr groß und viele Leute wissen das. Die Shows hier sind super und darauf freue ich mich.

Was assoziierst du mit Deutschland?

Max Cavalera: Die Fans hier sind fanatisch. Sie lieben Metal. Wir haben hier einige Festivals gespielt, wie das With Full Force und Wacken. Ich mag aber die kleineren Headline-Shows lieber als die großen Festivals. Bei den kleineren Shows hat man mehr Kontakt zum Publikum, man ist näher dran. Die sind gewaltig.

Kannst du was auf deutsch sagen?

Max Cavalera: (Überlegt) "Scheissen". Das ist aber ein böses Wort. Dann kenne ich noch "Wie geht's?" Das war es aber auch schon.

Du bist ein Typ, der viel auf Tour ist und das schon seit Jahren. Hat sich das Publikum in dieser Zeit verändert? Vielleicht vom Alter oder das Verhalten im Pit?

Max Cavalera: Oh ja, das Publikum ist aggressiver geworden. Es gibt viel Slamdancing, Circlepits und es wird viel gemosht. Das ist spannend. Du hast natürlich auch Leute, die hinten stehen und einfach die Show sehen wollen. Ich find das super. Sogar die Holländer, die jetzt nicht unbedingt bekannt für Circlepits und solche Sachen sind, machen das jetzt. Wir haben gestern dort gespielt und es gab einen riesigen Circlepit. Es ist auf jeden Fall aggressiver geworden, was die Shows auch etwas besser und spannender macht.

Was machst während einer solch großen Tour? Schaust du dir die Städte an, in denen ihr gerade spielt?

Max Cavalera: Wenn ich kann und die Chance dazu habe, dann mache ich das gerne. Heute ging das leider nicht, wir sind erst sehr spät hier angekommen und ich musste eine Menge Interviews machen, außerdem habe ich mit der südamerikanischen Presse telefoniert, deswegen hatte ich also heute nicht viel Zeit. Aber wenn ich die Möglichkeit habe, mache ich das. Morgen spielen wir in Berlin, das möchten wir uns etwas umsehen.

Das ist ja auch eine schöne Stadt.

Max Cavalera: Ja, wir wollen versuchen etwas Sightseeing zu machen.

Kommen wir zum "Enslaved" Album. Es ist sehr dunkel und brutal, fast schon Death Metal. Was war der Haupteinfluss, ein solches Album zu schreiben. Es ist wohl das brutalste Album in der SOULFLY-Discography.

Max Cavalera: Ja, das ist das Extremste bisher. Es war meine Idee in diese Richtung zu gehen. Ich höre auch privat lieber aggressivere Musik. Ich höre gern neuere Bands, wie IMPENDING DOOM, CARNIFAX und WORMROT. Das sind Killer-Bands, die haben genau diese Aggression, auf die ich stehe. Wir wollten was Neues für SOULFLY machen. Wir haben mit "Dark Ages" und "Omen" zwei Alben gemacht, die nah am Thrash Metal sind, was wir aber bisher nicht gemacht haben, ist eine Platte, die nah an Death Metal ist. Das war neu für uns. Zum Glück habe ich mit Dave einen Drummer gefunden, der Doublebass und solche Sachen voll drauf hat. Mit ihm in der Band kann ich ein solches Album, wie "Enslaved" machen. Es war cool das Album aufzunehmen, es gab eine Menge Energie im Studio.

Wieso hast du dich dafür entschieden ein ganzes Album über Versklavung zu schreiben? imgleft

Max Cavalera: Das ist schon eine ältere Idee. Die Idee stammt schon aus dem Jahre 1998. Noch vor dem ersten SOULFLY-Album. Da hatte ich schon die Idee ein Album über Sklaverei zu machen. Das ist eine hartes Thema, passt also gut zum Metal. Die Zeit war gekommen, dass ich ein Thema brauchte, und da fiel mir ein, dass ich diese Sklaverei-Idee hatte, also nannte ich das Album "Enslaved". Die Songs sind passend zum Thema, das Album wird eingeleitet durch das Intro 'Resistance'. Das zusammen mit dem maskierten Typen auf dem Cover ergibt ein komplettes Paket. Das fand ich cool. Die Idee ist also schon etwas älter.

Du bist ein Typ, der gerne mit anderen Musikern zusammenarbeitet. Ich habe in einem älteren Interview gelesen, dass du gerne mal mit Ozzy Osbourne was machen würdet. Gibt es da schon konkretere Pläne?

Max Cavalera: Bis jetzt nicht. Das steht immer noch auf meiner Wunschliste. Vielleicht wird es eines Tages passieren. Ich habe oft mit Ozzy gespielt, war Vorband in Israel, in Europa und Amerika. Ich kenne ihn persönlich, er ist ein toller Typ. Wir respektieren uns gegenseitig. Ich sehe ihn als großen Einfluss, er hat viel erlebt und viel durchgemacht aber er hat auch immer weiter seine Musik gemacht und das übt einen großen Einfluss auf mich aus auch weiter Musik zu machen.

Du bist schon fast dein ganzes Leben auf Tour. Erzähl mir dein beieindruckenstes Erlebnis, sowohl in positiver, als auch in negativer Hinsicht.

Max Cavalera: Das beeindruckendste Erlebnis war eine SOULFLY-Show in Sao Paolo, Brasilien dieses Jahr. Das hatte ich nicht erwartet, die Fans waren absolut fanatisch. Es war wie damals bei den BEATLES, ich fühlte mich wie John Lennon. Da waren Leute draußen, die versucht haben in meine Umkleidekabine zu kommen. So was hatte ich nicht erwartet. Als SOULFLY entstand, konnten und wollten die Brasilianer die Band nicht akzeptieren, wegen SEPULTURA. Es hat 15 Jahre gedauert bis sie uns akzeptiert haben, und jetzt haben sie es und diese Show bedeutete mir sehr viel. Es war eine großartige Show mit einem großartigen Publikum. Als ich die Bühne verlassen habe, fühlte ich mich als hätte ich eine Mission abgeschlossen, etwas war erfüllt. Endlich wurde SOULFLY in meinem Heimatland akzeptiert. Das war fantastisch!

Und dein negativstes Erlebnis?

Max Cavalera: Das war das erste Mal, als SOULFLY nach Brasilien kam [lacht]. Das war furchtbar. Die Shows wurden boykottiert, es gab regelrechte Kampagnen gegen SOULFLY, also waren natürlich nicht viele Leute bei den Shows. Das war hart für mich. Ich war stolz in Brasilien zu sein, meinem Heimatland, aber gleichzeitig war ich sauer, dass der Boykott überhaupt zustande kam. Das ist das Leben und das geht weiter. Ich wusste, dass sich das irgendwann ändern wird und das hat es ja auch, es hat halt nur 15 Jahre gedauert.

Würdest du dich selber als ein Workaholic bezeichnen?

Max Cavalera: Ich denke schon. Ich arbeite viel, aber Musik ist für mich nicht wirklich Arbeit. Ich genieße es, Musik zu machen und sehe das nicht unbedingt als Arbeit. Interviews geben, Fotoshooting und alles, was mit der Musik zusammenhängt, früh aufstehen, um das Schiff oder das Flugzeug zu bekommen, das ist Arbeit. Songs schreiben und mit der Gitarre jammen, das ist Spaß.

Es ist so, als wenn jemand sein Hobby zum Beruf macht?

Max Cavalera: Ja, genau!

Was machst, wenn du nicht gerade auf Tour bist, Songs schreibst oder an anderen Projekten arbeitest? Kannst du dich entspannen?

Max Cavalera: Ja, das kann ich ein bisschen. Phoenix, Arizona, ist eine sehr kleine Stadt, nicht so groß wie New York oder Los Angeles. Es ist viel ruhiger und beschaulicher da. Es ist eine schöne Stadt umgeben von Bergen. Ich mag es, dort spazieren zu gehen und zu wandern. Hoch in die Berge und von dort aus auf die Stadt runterschauen, das ist fantastisch. Ich genieße auch die Zeit mit meinen Kindern und Enkeln. Ich habe mittlerweile Enkelkinder. Wenn die bei uns sind, schlagen wir uns die Nacht um die Ohren und schauen Filme. Oder wir gehen in unserem Pool schwimmen. Ich genieße dann halt die Zeit mit meiner Familie.

Wenn du die Chance hast einen berühmten Menschen zu treffen, der nicht mehr lebt. Wer würde das sein?

Max Cavalera: Ich würde gerne Bob Marley treffen. Ich bin ein großer Fan. Er war großartiger Musiker und eine tolle Person. Er hatte viel in sich, nicht nur die Musik, er hätte bestimmt, noch was zu sagen und es wäre cool ihn mal zu treffen.

Was sind deine Pläne für die Zeit nach der Tour. Ist vielleicht ein neues CAVALERA CONSPIRACY Album geplant?

Max Cavalera: Erst mal machen wir noch die Tour, wir gehen noch nach Asien und Südamerika. Danach fange ich an, an einem Projekt mit Greg von THE DILLINGER ESCAPE PLAN zu arbeiten. Das wird nächstes Jahr erscheinen. Im Januar wollen wir versuchen einige Sachen aufzunehmen. Das wird erst mal die meiste Zeit im nächsten Jahr in Anspruch nehmen. Und vielleicht irgendwann nehme ich dann die Arbeit für das nächste, das Dritte CAVALERA CONSPIRACY Album auf, mal schauen.

Was ist momentan dein Lieblingsalbum?

Max Cavalera: (Überlegt) Ich mag sehr das neue Album von CARNIFAX "Hell Choose Me". Das ist ein brutales Ding.

Sind das die auf Victory Records?

Max Cavalera: Oh, das Label weiß ich nicht. Ich hab es auf meinem IPhone und das zeigt mir das Label nicht an. Aber das ist ein Killer-Album!

Okay, vielen Dank für das Interview. Dir gehören die letzten Worte.

Max Cavalera: (Auf deutsch) Danke schön! (lacht)

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