Thränenkind - King Apathy | |
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Review von Zephir vom 26.05.2016 (8529 mal gelesen) | |
Manch ein Post-Black-Metaller kannte THRÄNENKIND über die Split "Wiedersehen – unsere Hoffnung", die gemeinsam mit HERETOIR über Pest Productions veröffentlicht wurde. Das war 2010. Man verglich die in ihren ersten Jahren noch als Duo agierende bayerische Band folgerichtig mit den Augsburger Kollegen, ebenso mit Formationen wie LANTLÔS oder ALCEST. Das liegt eine Weile zurück, und zwischenzeitlich hat sich einiges getan. Nicht nur, dass das elegante schlanke Bandlogo, einstmals ganz im Stile der Post-BM-Bewegung, typographisch konkretisiert wurde. Mit dieser rein optischen Entgrenzung von den atmosphärisch-verträumten Vertretern der Sparte ging eine Entwicklung in Richtung Crustpunk und Hardcore einher, die möglicherweise seit der Gründung 2007 immer schon irgendwo latent in der Musik oder auch in den Ideen von THRÄNENKIND angelegt war: THRÄNENKIND wollten immer gegen den Strom schwimmen, stießen mit ihrer Eigenbezeichnung als "vegan straight-edge Metal" die ach so true-en Harteier vor den Kopf und bewiesen mit ihrem Debütalbum "The Elk" (2013), dass sie bei aller melancholischen Lebens- und Selbstreflexion durchaus auch harsche, widrige Töne anzuschlagen in der Lage sind. Eine Steigerung dieser Entwicklung findet sich nunmehr auf dem zweiten Lodgplayer "King Apathy", veröffentlicht bei den Leipziger Lifeforce Records. Erzählte "The Elk" eine traurige Geschichte, spricht "King Apathy" nun eine ebenso traurige, dabei aber zornige, wütend-frustrierte Wahrheit aus. Sicher wähnen wir uns an vielen Stellen nach wie vor im Post Black, der mit einsam träumenden akustischen Gitarrentönen aufwartet, um schließlich mit ambientösem Tremolo-Riffing und Doublebass-Feuer (Drums: Emanuel) davonzuschwimmen. Opener 'Desperation' ist so ein Kandidat, ebenso 'Urban Giants', dessen melancholische, rhythmische Gitarrenriffs hier und da noch AGALLOCH-Anleihen erkennen lassen. Von den für Bands wie HERETOIR bis dato typischen Background-Vocals hat man sich aber offenbar verabschiedet. Vocalist Nils bewegt sich nach wie vor im Feld von Black und Hardcore, wie wir es auch bei HARAKIRI FOR THE SKY finden. Auch das zwischenzeitliche melodische Riffing der Gitarristen Max und Florian erinnert an die Österreicher, wie im Titeltrack 'King Apathy' oder in 'The Blood On Our Hands'. Diese Vergleiche sind aber nur behelfsmäßiges Vehikel für jene, die THRÄNENKIND noch nicht kennen. Denn THRÄNENKIND klingen, wenngleich sich der Stil seit "The Elk" noch einmal leicht gewandelt (oder besser gesagt: präzisiert?) hat, deutlich nach THRÄNENKIND. Die Unverkennbarkeit ist sicher auch dem lyrischen Gehalt von sozialkritischer Aktualität geschuldet, der sich, wie soll es anders sein, in den mal melancholisch-depressiven, mal zornig-aggressiven Kompositionen wiederfindet. Paradebeispiel ist der Track 'Ghosts', zu dem ein berührendes Video produziert wurde, das in interdisziplinärer Verarbeitung die Kritik am rohen Umgang des Menschen mit Umwelt und Natur veranschaulicht. (Achtung, irgendwann Pipi in den Augen.) Hier spricht das Gewissen der Menschheit, an das gleichsam eindringlich appelliert wird. Mastermind Matthias (Bass) meint es bitterernst mit den Ideen von umweltbewusstem Anarchismus, von linker Achtsamkeit und grünem Ganzheitsgefühl. Auch das urban-ästhetische Artwork strotzt nur so vor Zweifel an der Urbanisierung. Und gerade weil THRÄNENKIND es ernst meinen, dringt immer wieder tiefer Schmerz aus dem desparaten Gebrüll von Sänger Nils, post-zivilisatorische Einsamkeit aus den eingesprochenen Passagen (so in 'Urban Giants', 'Vanishing Youth' und 'Homeruiner') und eine unausweichliche Eindringlichkeit aus den mal post-punkigen, mal Metal-gewitternden Drums: Wir sind dabei, uns zu ruinieren. Aber noch ist es nicht zu Ende. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Desperation 02. King Apathy 03. Ghosts 04. Urban Giants 05. The Blood On Our Hands 06. Drifter 07. What We Believe In 08 .Smokestacks And Concrete Walls 09. Vanishing Youth 10. Homeruiner | Band Website: www.facebook.com/thraenenkind Medium: CD Spieldauer: VÖ: 13.05.2016 |
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