Wintergarden - The New Victorian | |
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Review von Zephir vom 20.07.2014 (5506 mal gelesen) | |
Steampunk's dead? Ist wohl Definitionssache. Ich bin immer wieder überrascht, wie hartnäckig auch gut eineinhalb Jahrzehnte nach der letzten Jahrhundertwende noch mit sogenannten neo-viktorianischen Gothic-Schablonen gezeichnet wird, deren Rahmen deutlich sicht- und hörbar auch über dem musikhistorisch betrachtet sehr jungen Duo WINTERGARDEN liegt. Jung, weil die musikalischen Arbeiten der beiden erst 2011 begannen. Und die beiden, das sind die dänische Sängerin Miriam Gardner und ihr Ehemann Blake Gardner, Gitarrist und Produzent des Quasi-Familienprojektes WINTERGARDEN. (Der Name klingt aber sehr viel heimeliger als die Musik.) Aufgenommen ist die erste Platte "The New Victorian" im hauseigenen Tonstudio in Dänemark, die Werbetrommel gerührt wird vor allem über das Internet. Der Track 'Breathe', der das Album mit dem Titel entsprechenden Sounds eröffnet, erschien bereits im Dezember 2013 als Single; man annonciert, ihn bereits im Radio rauf und runter dudeln zu lassen. Stichwort Radio: Die Musik ist ziemlich radiotauglich. Musikalisch scheinen WINTERGARDEN sich an lange vergangenen Sternstunden von Bands wie LACUNA COIL orientiert zu haben, ausgerechnet jene, die die Verfasserin dieser Rezension noch nie wirklich gemocht hat. Man arbeitet viel mit Synthies, was der Sache eine nicht zu leugnende Gothic-Poprock-Schlagseite verleiht. Das Rad wird hier nicht neu erfunden, stattdessen wird es mit dem lauen Wasser der alten Mühlen immer wieder neu zum Rotieren angetrieben. 'Take It' erinnert mich im Refrain an irgendeinen 90er-Hit, nur mag mir partout nicht einfallen an welchen. Liedtitel wie 'Cinderella' oder 'Scarlet Letter' sind dermaßen ärgerlich einfallslos, dass auch Miriam Gardners rauchig-dunkle Vocals, die - das muss man schon sagen - wirklich unerwartet druckvoll und kräftig kommen, nichts rausreißen können. 'American Pop' soll wohl den Besagten ironisch aufs Korn nehmen, arbeitet aber mit desselben typischen Melodiephrasen und hebt sich damit im Übrigen nicht wesentlich vom Rest des Albums ab. 'Your Rhapsody', eine weitere titelmäßige Plattitüde, mimt ein wenig den US-balladesken Softie-Ausreißer, aber nicht genug, um wirklich hervorzustechen. Hätte man die Form nicht wenigstens adäquat rhapsodisch halten können? So wie "The New Victorian" begonnen hat, so entlässt es den Hörer auch wieder mit dem Rausschmeißer 'Fade', bei dem Mrs. Gardner ihre Stimme so anstrengend sirenenhaft erhebt, dass ich persönlich letztendlich für den Schlussakkord danke. Fazit: Es gibt Musik, die ist einfach Unterhaltung, und was unterhält, ist Geschmackssache. Ein wenig mehr Ideenreichtum hätte ich unter dem Titel "The New Victorian" ("new" heißt immerhin "neu") aber schon erwartet. Gesamtwertung: 5.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Breathe 02. Take It 03. Cinderella 04. Iconoclast 05. The Release 06. Can You Wait 07. Come Alive 08. American Pop 09. Scarlet Letter 10. Log On 11. Your Rhapsody 12. Fade | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 53:21 Minuten VÖ: 23.06.2014 |
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