Soulfly - Totem | |
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Review von Damage Case vom 04.08.2022 (5395 mal gelesen) | |
Es mag wenige Künstler in der Metal-Szene geben, die auf ihrem zwölften Bandalbum für ihre eigenen Fans im Vorfeld noch so unvorhersehbar sind, wie es Max Cavalera mit seiner Hauptspielwiese SOULFLY ist. Ganz davon abgesehen, dass die einzige Konstante in seinen mehr als 25 Studioalben in über 35 Jahren als professioneller Musiker stets darin bestand, Lärm und Extreme frei von Denk- und Handelsverboten auszuloten ohne, dass dabei unsinniger Krach herauskäme. Wenn man den Werdegang Cavaleras seit SEPULTURAs bahnbrechender Alben "Chaos A.D." (1993) und "Roots" (1996) verfolgt, beide in den USA mit Gold für mindestens 500.000 verkaufte Exemplare ausgezeichnet, sowie den Bogen über seinen NAILBOMB-Soloausflug "Point Blank" (1994) und mindestens die ersten vier SOULFLY-Alben bis "The Prophecy" (2004) spannt, zeichnet sich das Bild eines der wichtigsten und prägendsten Wegbereiters des Nu Metals. Und scheinbar in dem Moment, als ihm das selbst bewusst wurde, da die Gästelisten seiner Alben eine deutliche Sprache sprachen (Musiker von KORN, LIMP BIZKIT, DEFTONES, MACHINE HEAD, FEAR FACTORY, ILL NINO, SLIPKNOT und vielen Weiteren), legte er einen stilistischen Schwenk der Extraklasse aufs Parkett. Thrash, Death, Noise, Hardcore - alles willkommen im Hause des in den USA lebenden Brasilianers. Insbesondere die letzten beiden Alben "Archangel" (2015) und "Ritual" (2018) stechen qualitativ hervor. Treten sie so riffbetont und groovig Hintern wie schon seit bald 25 Jahren nicht mehr. Heuer erscheint "Totem" und bevor die ersten Vorabtracks veröffentlicht wurden, hatte man also wie immer keinen Schimmer, wohin sich die Dampfwalze bewegen würde. "Ich wollte eine Platte machen, die mit Geistertieren, Wäldern und Umweltthemen zu tun hat", sagt Max im Promo-Info. "Ich war schon immer von der Natur fasziniert. Ich bin so viel gereist, dass ich einige erstaunliche Orte gesehen habe." Das macht das Album nicht zu einem Album für Hexen und Baumumarmer, aber die Mystik, die diese Themen innehaben, fangen SOULFLY mit ihren Texten und Instrumenten mit brachialer Gewalt ein - man denke auch nur mal an "Roots" und die damaligen Aufnahmen mitten im Regenwald, teilweise lautstark begleitet vom indigenen Xavante-Stamm. Der Titelsong, 'Ancestors', und das fast zehn Minuten lange 'Spirit Animal' sollen hier als Beispiel dienen, gerade weil hier auch beispielhaft der extrem geil passende Hall, der auf Maxes Stimme liegt, klasse zur Geltung kommt. Dass diesmal unter anderen Arthur Rizk und John Powers von den Epic-Metallern ETERNAL CHAMPION sowie John Tardy (OBITUARY) in den Songs mitwirken, spricht ebenfalls Bände. Einen halben Punkt Abzug gibt es, weil das Cover diesmal nicht von Eliran Kantor stammt und nicht ansatzweise gegen die Frontbebilderungen der beiden Vorgänger anstinken kann. Der Abzug wird aber sofort wieder kassiert, da das Album mit 40 Minuten absolut straff, abwechslungsreich und kurzweilig gehalten wurde. Fazit: Die Zeit, in der man SOULFLY eigentlich nur als zeitliche Überbrückung bis zu einer SEPULTURA-Reunion tolerierte, sind schon lange vorbei. Und kommen auch mit dem gelungenen und vielschichtigen "Totem" nicht wieder, denn beide Bands befinden sich in ihren aktuellen Besetzungen auf Höhenflügen, denen eine gemeinsame Rückkehr wahrscheinlich nicht guttun würde - davon abgesehen, dass Max Cavalera zu viel Credibility besitzt, als dass er sie für eine mehr als lukrative (temporäre) Wiedervereinigung einbüßen könnte. Die bandgewordene Zwei-Staaten-Lösung der Metal-Szene funktioniert seit exakt 25 Jahren blendend und liefert hüben wie drüben in schöner Regelmäßigkeit beste Unterhaltung. True story. Drei Anspieltipps: 'Scouring The Vile', gemeinsam mit John Tardy eingebrüllt, groovt wie Hölle oder 2004. Das geile Riffing von 'The Damage Done' wird von einem Old-School-Einschlag verfolgt, der ganz tief in die 1980er führt. 'Spirit Animal' ist ein Epos, der längste nicht instrumentale Song in SOULFLYs Geschichte und einfach ein akustisches Erlebnis mit unvorhersehbarem Ende. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Superstition 02. Scouring The Vile 03. Filth Upon Filth 04. Rot In Pain 05. The Damage Done 06. Totem 07. Ancestors 08. Ecstasy Of Gold 09. Xii 2:34 10. Spirit Animal | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 40:05 Minuten VÖ: 05.08.2022 |
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