Stass - Songs Of Flesh And Decay

Review von Damage Case vom 27.01.2021 (6510 mal gelesen)
Stass - Songs Of Flesh And Decay Rogga Johansson und Felix Stass. Der eine ist die fleischgewordene Death Metal-Outputmaschine (alleine 2020 zeichnete er für elf Albumveröffentlichungen verantwortlich), von dessen mittlerweile fünfhundert Projekten nur noch die wenigsten wirklich spannend sind (genannt seien hier PAGANIZER und DOWN AMONG THE DEAD MEN und die verblichenen THE GROTESQUERY). Der andere ist Frontmann von CREMATORY, einer der umstrittensten deutschen Bands, deren Schlagzeuger Markus Jüllich in der Vergangenheit mehr als einmal durch mehr oder weniger peinliche Aktionen mediale Semiberühmtheit erlangt hat. Was bedeutet das nun für die nach Sänger Felix benannte Combo STASS, die 2021 bereits ihr zweites Album veröffentlicht?

Das Offensichtliche zuerst: Der Vorgänger "The Darkside" (2017) hatte noch ein anderes Logo, 2020 erscheinen STASS optisch deutlich oldschooliger, wozu auch das wirklich gelungene Artwork von Juanjo Castellano beiträgt. Selbstredend zeugen Songtitel wie 'The Skeletons Are Ready', 'Skin That Peels Away' oder 'Sound Of Terror' weder von raffiniertem Englisch noch von in Songtexte gegossener Weisheit. Allerdings ist Felix kein Native Speaker und es geht hier um Death Metal. Wer seine Musik mit sozialkritischen Meistertexten garniert haben möchte, sollte sich eher RUSH oder zumindest RAGE AGAINST THE MACHINE anhören. Death Metal war von Beginn an, bevor es "technischer" und frickeliger wurde, stumpfer Spaß. Zu diesem Spaß trägt Felix mit seinem Organ definit bei. Wo sich der Schreiber dieser Zeilen CREMATORY keine fünf Sekunden am Stück anhören kann, und auch dem Vorgänger "The Darkside" wegen dessen noch zu offensichtlich nach CREMATORY tönendem Gesang und Songwriting nicht wohlgesonnen war, funktioniert dieselbe Stimme im 2021er Kontext deutlich besser. In 'Beneath A Darkened Moon' klingt Felix beinahe wie ein junger Nick Holmes (PARADISE LOST). Auch die Songs kommen direkt auf den Punkt, Melodien und Refrains erzeugen ohne Schnörkel Groove, ohne dass "Songs Of Flesh And Decay" nach Reißbrett klingt. Das hier ist einfach ein Album von ein paar Jugend-Anhängern der ersten Gehversuche des Stockholmer HM-2-Death-Metals (CARNAGE, NIHILIST, ENTOMBED, DISMEMBER) - alle Gothic-Anleihen des Vorgängers sind komplett verschwunden. Das dürfte aber auch daran liegen, dass bis auf Felix die komplette Band aus Schweden besteht (unter anderen auch PAGANIZER-Gitarrist Kjetil Lynghaug, was man durchaus heraushört) und das Songwriting auf Album Nummer zwei garantiert nicht erneut komplett auf des Sängers Mist gewachsen ist.

Fazit: STASS erfinden das Rad nicht neu. Nicht eine einzige Speiche. Und aus Roggas Sicht ist das hier nur ein weiterer seiner fünfhunderttausend Releases. Der große Gewinner ist jedoch der namensgebende Sänger, der dem Metalfan über die knapp fünfunddreißig Minuten Spielzeit einmal in ganz anderem Sound- und Stimmgewand begegnet und direkt gefällt. Man hört ihm den Spaß an, seiner alten Death Metal-Jugend noch mal gehörig zu huldigen.

Drei Anspieltipps: Der Opener 'Dreams Of Rotting Flesh' ist ein überraschendes Hackbrett, mit dem man ob des Vorgängeralbums nicht gerechnet hatte. Das mit coolen Leads gerotzte 'I Work At Night' ist eine wahre Hymne für alle im Drei-Schicht-Betrieb beschäftigten Metaller. 'As The Seasons Bleach Your Bones' groovt außerordentlich locker, fast schon rockig, daher.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Dreams Of Rotting Flesh
02. Forest Of Bony Finger
03. Beneath A Darkened Moon
04. I Work At Night
05. Sounds Of Terror
06. Fear Of The Living Dead
07. As The Seasons Bleach Your Bones
08. Skin That Peels Away
09. The Skeletons Are Ready
10. Hatchet Lover
11. The Revenge Of The Bog (Sounds Of Terror II)
Band Website: www.facebook.com/stassband/
Medium: CD
Spieldauer: 34:33 Minuten
VÖ: 15.01.2021

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